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anfgciioininpii worden waren, so lulttcni liei Rererlnnnig der Slaassverliältnissc des ganzon
Schädels diese Fehler noch vei'doppelt, Averden miissen.
Der Weg der direeten Aufualinie in halber (irösse mit unserem Aplauat war demnach
zu verlassen, niid wir wandten uns an verschiedene Tecliniker mit der Frage, oh
andere Linsen correctere llesnltate liefern wimlen. Wir erhielten aber stets die Antwort,
dass der einzig sichere Weg, zinn Ziele zu gelangen, Aufnahme des Schädels in starker
Verkleinerrnig und nachherige Vergrösserung sein würde. Nach Prof. Abbe' s Ansieht sollte
eine Aufnahme bei zehnfacher Verkleinerung nottelst einer Linse von 150—200 mm lirennweite
praktisch fehlerfreie liilder liefern. Nachherigc Vergrösserung des kleinen Bildes kann
natürlich, da dassellie jetzt in einer Ebene liegt, an dem Verhältniss der Dimensionen
nichts mehr ändern, sofern das benützte Objectiv correct zeichnet. Nach den Angaben,
welche wir von (hn' Firma C. Zeiss in Jena in freundlichster Weise erhielten, muss das
zu diesem Zweck verwandte Glas entvverler Aplauat, Triplet oder Anastigmat sein; eine
gewolinliche, einfache Linse darf dagegen nicht benützt werden.
Da unser Aplanat. wie oben gesagt, 450 mm Brennweite besitzt, mithin die Forderung
Pi'of. xVbbe's noch um das Doppelte übertriiit, so eignete sicli dasselbe vortrefflich
zur Aufnalime der Schädel in zelinfacher Verldeinerung.
Bevor wir a1jer diese Procedur weiter verfolgen, müssen wir zuerst einige Worte
über die Aufstellung des zu photographierenden Schädels sagen. Wir benützten liiezu
wiederum den Rieger'schen Apparat und orientierten, wie zur Aufnahme der oben bescliriebenen
Curven, alle Schädel strenge nach der Frankfurter Horizontalen.
Bevor wir einen Schädel aufstellten, wurde er zuerst sorgfältig gereinigt, und dann
verstärkten wir sämmtliche Knochencontouren mittelst einer feinen Reissfeder mit Tusche.
Der Unterkiefer wurde mit einer stark klebenden Wachsmasse dem Schädel angefügt, indem
wir uns Mülie gabeir, ihn in seine natürliche Lage zu bringen. Der fehlende Knorpel
in der (ielenkpfanne wurde durch ein Wachskissen ersetzt und die Zäluie fest aufeinander'
gepresst. Die Schneidezähne des Unterkiefers berührten, wenn die Praemolarcn
und Molaren der Ijeiden Kiefer ihre richtige gegenseitige Stellung eingenommen hatten,
stets mit ihrer Vordertiäche die Rückseite der oberen. Selbst in Lehrbüchern der meirsclilichen
Anatomie sieht man indesseir zuweilen Schädelbilder wiedergegeberr, bei welcliert die
Kanten der Schneidezältne der beiden Kiefer aufeinander gestellt sind, obschon dies niclit
die normale Lage. ist.
Die schwere ruirde Marniorplatte des Rieger'sclien Apparates, welche in ihrer
Witte den auf dem Kraniostaten fixierten Scliädel trägt, wurde auf einen Drehstuhl gestellt,
nm sie vertical auf bequeme Weise heben und seidten zu köniren; deini es ist nothwciidig,
um correcte Bilder zu erhalten, dass der Mittelpunkt des Schädels mit d(>m Centrum
der Linse des Photographenap|m,rates zusammenfalle, damit niclit etwa der Schädel zu viel
von oben oder unten aufgenommen werde. Um die Marmorplatte genau wagi'echt zu
stellen, wurden durch das Sitzbrett des Dndistidiles, auf welchem die Platte airfrulite, von
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rillten drei hölzerne Sclnvauben durchgebohrt. Die Platte lag nur auf den S])itzen dieser
(Ivei Scliraiiben auf, und durch Drehung derselben konnte ihr leicht jode beliebige Stellung
„egebeii werden. Mit Hilfe einer Wasserwage wurde die horizontale Lage gefunden.
Grosse Sdiwierigkeit bereitete uns die Beleuchtung des aufzunehmenden Schädels.
f)a wir in unserer Wolnnnig rnn- einseitiges Fensterlicht ziar Verfügrmg hatten, so wäre
olriic künstliche Mittel die eine Schädelhälfte beleuchtet, die andere im Schatten gewesen.
Mit Hilfe einer Anzahl von Spiegeln gelang es uns indessen bald, eine ziemlich gleichniässige
Belichtung Ireider Seiten zu erzielen. Wem ein photographisches Atelier zur
Verfügung steht, wird auf einfacdiere Weise zum Ziele kommen. Bei der Aufnahme von
vorne sorgten wir noch speciell dafür, durch schräg stehende Spiegel Licht in die Augenhöhlen
zu werfen, damit diese nicht zu schwarz auf dem Bilde erscheinen und noch einige
Details der sie umgrenzenden Knochen erkennen lassen. Als Hintergrund wurde ein mit
weissem Papier überzogener Schirm verwandt.
Nachdem alle diese Vorbereitungen getroffen waren, schritten wir zur Aufnahme
der Schädel, woljei zunächst darauf zu achten war, dass die photographische Kamm-r
genau wagrecht und ihre Milchglasplatte genau senkrecht stand, was mittelst Wasserwage
und Senkblei erreicht wurde.
Um exact zehnfache Verkleinerung zu erhalten, wurde die Verticalstange des
Parallelographen, welche einen Millimeter-Maassstab trägt, bei der Aufnahme des Schädels
uir Profil in die mediane Sagittalebene, bei der Aufnahme en Face iu die Mitte zwischen
dem vordersten und hintersten Punkte des Schädels, also ungefähr in die Gegend der Obrüffnuug
gestellt nnd der Drehstuhl, auf dem die Platte mit dem Schädel ruhte, so lange
vor- oder rückwärts gescholten, bis ein Decimeter des Maassstabes auf der Milchglasplatte
des Apparates auf einen Ceirtimeter reducieii erschien. Ein Schädel, zehnmal verkleinert,
wird natürlicher Weise sehr klein, kaum 2 cm lang und hoch, und die exacto Einstellung
m die genaue Sagittal- oder Frontallage konnte daher nur mit Hilfe einer starken Lupe
vorgenommen werden. P.ei der Asymmetrie der meisten Schädel behält übrigens die Frontalstclhmg
immer etwas einigermaassen willkürliches; wir suchten, wenn nicht besondere
Ih'ünde, anders vorzugehen, vorlagen, zu erreichen, dass die ]\[astoidfortsätze und die Jochiwgpu
auf beiden Seiten der Scliädel kapsei gleich weit vorsprangen.
Weitere Schwierigkeiten bereitete die Vergrösserung der kleinen Negative. Da wir
lialbe Schädelgrösse zur Darstellung wählen wollten, so musste eine fünfmalige Vergrösser-
""S vorgenommen wenlen. Nun zeigte sicdi zunächst, dass eine mathematisch"exacte
Vergrösserung von der Firma H. Riffarth & Co., welche unsere Bilder zu reproducieren
ubnnioirniien hatte, ni(dit ausgeführt werden koinite, .la sie für enie solche Präcisionsarbeit
nicht ciiigovichtet war. und zweitens ergab sich, dass bei einer so starken Vergrösser-
»ng unsere liilder, Aveh-he auf gewöhnlichen Schlenssuer'schen Gelatine-Emulsionsplatten
waveu aufgenommen worden, an Schärfe bedeutende Einbusse erlitten, indem das grobe
-^oni dieser Platten mit vergrüssert wurde un<l die Contouren unscharf erscheinen Uess.
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