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Die Aiigeiihöhlen süid hei beiden Formen ziemlich äliulicli; nur hängt beim
Australier der obere, stark knochig(> Band meist wie ein Vorhang über, nnd dadurch wird
der Orbitalindex im männlichen (leschlechte herabgedrückt. Turner (p, 38) giebt für
beide Gesclilechter einen mittleren Index von 84 an (Männer 81.4, Frauen 90), während
wir fiir die Tamilen beider Geschlechter 86.7 nnd 86.8 erhalten hatten (p. 320); noch
niedrigere Zahlen tinden wir bei Flower und de (^latrefages und llamy.
Als mittleren Nasalinde.v fanden wir bei den Tamil-Männern 53.7 (p. 320), Turner
(23. h [1. 38) bei den Austi'aliern männlichen Geschlechtes 53.47, bei den Frauen 53,2,
also ganz nbereinstinunende Zahlen; höhere Zifl'ern geben Flowor und d(> CJuatrefages
und llamy.
Die Zahnentwicklung unserer Taudl-Männer war eine recht kräftige, indem die
Dentallängo des Oberkiefers 43,3 mm, die des Unterkiefers 46.3 mm maass (p. 322). Noch
mächtiger ist sie heim Australier, wo die Dentallänge im Oberkiefer nach Flower (6)
45.9 mm erreicht (siehe ¡i. 255 dieses Werkes).
Zusammenfassend kann nmn sagen, dass di(> Üebereinstimmung zwischen den
Di-avidern Indiens, als deren Vertreter wir die Tamilen der ceylonesischen Ost- und Nordkü.
ste bearbeitet haben, mit den Australiern eine so grosse ist, dass an einer Verwandtschaft
und nrspriinglichem Zusammenhang der beiden Gruppen nicht gezweifelt werden
kann. Nur liat sich der Australier in manchen Reziehungen eigenartig weiter entwickelt;
namentlich ist bei ihm Alles derber und gröber geworden, als es hei seinen indischen
Verwandten ist. Die Knochenentwicklung hat sich in's Ungeheure gesteigert, und alle
scharfen Kanten haben sich aufgewulstet; der Superciliarschirjn hat eine geradezu imposante
Ausbildung erhalten, wie es in Indien nur ausnahmsweise der Fall ist (siehe oben p. 316):
der Kiefer springt etwas kräftiger vor vmd bewehrt sich mit einer lieihe mächtiger Zähne.
Alier es sind dies lauter Mei'kmale. welche leicht als selbstständige Weiterbilduirgen von
solchen, welche auch dem tarnilischen Schädel zukommen, erkannt wei'den können und
nicht gegen eine ^'erwandtschaft der Australier mit den Dravidern sprechen.
Der Gedanke, dass die Australier mit den Dravidas zusammenhängen könnten, ist
nicht neu: wir können fiir uns nur die Durchführung des Vergleiches in Anspruch nehmen.
Vielleiclit ist es indessen nicht ohne Interesse, zu bemerken, dass wir die Üebereinstimmung
unserer tamilischen Schädel mit australischen erkannten, ohne noch von der Literatur
Kenntniss gehabt zu halDen.
Zu verschiedenen Malen wurden von Autoren Aehjiliclikeiten zwisclien Indern und
Austrahern liervorgehoben, so zum Beispiel von Pickering (citiert nach Pruner-ISey),
P r u n e r - B e y (14. pp. 487 und 488) und Huxley, welcher 1869. Jiachdem er ehiige
dravidische Kulis indischer Dampfer gesehen liatte, schrie!) (11. p. 92): „Any one wlio
lias ever seen an australian native will be struck with the resemblance between the two."
Auch de Quatrefages und Hamy und Andere vertreten die Ansicht einer Verwandtschaft
indischer und australischer Formen.
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Zur Stütze dieser auf anatomische Thatsachen gegründeten Vei'wandtschaftsbeziehungen
konnnt nun nocli die Linguistik hinzu. Es kann hier nicht der Oi't sein, allei' der
Spracldbrscher Erwähnung zu thun, welche in den Bau der dravidischen und australischen
Idiome eingedrungen sind; es sei hier nur hervorgehoben, dass, nach den Mittheilungen
Hale's (10) zu schliessen, die Verwandtschaft der beiden Sprachen eine vollkommen feststehende
Thatsache geworden ist. Es ist diese üebereinstimmung in der Sprache inn so
wichtiger, als die Australier ein vollkommen isoliertes Land bewohnen und nicht etwa v(m
dravidisch sprechen<leii Völkern umgeben sind, von denen sie die Sprache hätten annehmen
können, ähnlich wie die Weddas das Singhalesische ihrer Nachbarn acceptiert haben.
So weisen also Anatomie und Linguistik übereinstimmend für die Herkunft der
Australier nach Südindien Inn, und wir lernen auf diese Weise eine sehr alte Wanderung
dravidischei' Stänniie kennen. Welchen Wog dieselbe genommen, ist nicht leicht zu sagen;
doch wird man wohl annehmen dürfen, dass bei der Mangelhaftigkeit der Fahrzeuge dieser
alten Dravider das offene Meer vermieden worden ist. Verinuthlich gieng die Wanderrnig
über Land bis zur Südspitze von Malaka nnd von da über die noch heute relativ schmalen
nnd in früherer Zeit jedenfalls noch schmaleren Meerarme von Insel zu Insel, bis Australien
in der Gegend des Golfes von Carpentaria erreicht wurde, nach welchem Orte die Traditionen
der Australier als Invasionspforte hinzudeuten scheinen (siehe Haie, 10, p. 444);
od(>r aber sie fuhren längs der Küsten des bengalischen Busens und dann längs der grossen
Inselkette gegen Australien hin. Es ist eine noch offene und der Forschung würdige Frage,
oh zwischen Vorderindien nnd Australien noch Beste dravidischer Stämme sich finden,
welclie die Etappen dieser Wanderung bezeichnen könnten.
Ueber die Zeit dieser Wanderung sind wir natürlich vollkommen im Dunkeln.
Die Vermuthung von Haie (10, pp. 445), dass vielleicht die arische Invasion Indiens den
Anstoss zur Auswanderung dravidischer Stämme gegeben haben könnte, scheint uns durchaus
verfehlt. Wir werden vielmehr an bedeutend frühere Perioden zu denken haben;
denn für die Umprägung der Dravider in die trotz der nahen Verwandtschaft so ungemein
typische und eigenartige Australier-Form müssen wir jedenfalls eine viel grössere Spanne
Zeit in Anspruch nehmen.
In einem Vortrage, welchen einer von uns 1887 in Berlin hielt (18. p. 217) wurde
betont, dass uns bei Vergleichung von Photographieen von Weddas und Australiern eine
grosse Aehnlichkeit der beiden Formen aufgefallen sei. Es wurde jedoch hinzugesetzt,
dass, da gegen eine solche Verwandtschaft schon bedeutende Stimmen sich erhoben hätten,
noch abgewartet werden müsse, ob die Untersuchung unseres Schädel- und Skelettmaterials
diese äussere Aehnlichkeit bestätigen werde.
Diese nmnnehr abgeschlossene Arbeit hat in der That ergeben, dass Weddas und
.Australier nicht in eine Gruppe vereinigt werden dürfen, sondern dass die weddaischen
Stämme als tiefere Vorfahrenfornien der Dravido-Australier angesehen werden müssen. Unsere
zweite anthropologische B(>ise nach Ceylon im Jahre 1890 hat uns ferner gelehrt, dass
SAEASIN, Ceylon III. 46
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