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schwor, als -wirklicli siclicros Material zu gewinnwi niid anderevseits nichts so leicht, als
schlcclit bestiiiiintos in Masse zu erhalten.
Uns sclieint, dass eine genaue Kcnntnisä des Volkes, dessen Schädelbau festgestellt
werden soll, l)eim Sanunehi d':s Jlaterials unbedingt nothwendig ist, und wir scli)st sind
uns selir wohl bewusst, dass wir im Grunde nur für die Weddas diese Bedingung wirklich
erfüllt haben, während wir für die anderen Varietäten uns theilweiso auch auf mehr
oder minder zufällige Fände angewiesen sehen.
P)ci den Weddas giengen wir so vor, dass wir zuerst den Leuten durch Geschenke,
durch Erkundigungeir aller Art und durch Aufnahme von Photographieen ein gewisses Zutrauen
einzufiössen uns bemühten. Daun wandten wir uns an einen der älteren Männer
mit der Frage, ol) er uns nicht Gräber von Weddas zeigen könne. In der Regel wurde
unserem Wunsche bald entsprochen, und meist begleitete uns ein ganzer Trupp von
Weddas an die Begräbnissstellen.
liier angekommen, bemühten wir uns zunächst, von jedem Verstorbenen die Personalien
aufzunehmen. Name, Gesclilecht, Alter, Herkunft und. Abstammung zu erfahren,
was auch meist ohne Schwierigkeit gelang. Hatten wir die überleitenden Verwandten
noch nicht photographiert, so wurde dies, wenn möglich, nachgeholt, und so konnten wir
den betreffenden Todten meist genau genug bestimmen, um mit annähernder Siclierheit
zu wissen, ob er relativ reinen oder stark gemischten Blutes gewesen.
Es sei noch bemerkt, dass die Aussagen der Weddas über das Geschlecht der Begrabenen
sich .stets als zuverlässig erwiesen, was schon dadurch controllierbar war, dass
die Frauen-Skelette fast immer durch ein mitgegebenes Glasperlen-Halsbändchen ausgezeichnet
waren.
Nur ))ei den tamilisierten Küsten-Weddas stiessen wir mit unserem Begehr zuweilen
auf Schwierigkeiten, so dass gelegentlich ein Einzelner durcli besondere Geschenke dazu
bewogen werden musste, hinter dem Piücken der Anderen die Gräber uns zu zeigen. Es
wurden dann zu diesem Zwecke die heissesten Mittagsstunden gewählt, während denen
sonst Alles schlief und uns Niemand an der Arbeit störte.
Die Gräber, deren genaue Beschreibung in einem späteren Abschnitte gegeben
Averden soll, Hessen wir durch unsere tamilischen Kulis öffnen; aber sobald sie auf das
Skelett stiessen, giengen wir selber an die Arbeit, um ja nicht durch einen unvorsichtigen
Spatenstich etwas verletzen zu lassen und namentlich aucli, um keine Zähne und möglichst
wenige von den kleinen Knöcheichen der Hand und des Fusses zu veiiieren.
Eine sehr beträchtliclie Schwierigkeit, weiche sicli in den Tropen dein Sammeln
einer grösseren Zahl von Schädeln und Skeletten entgegenstellt, ist das ausserordentlich
rasche Verwittern derselben im Boden. Am brauchbarsten uud schönsten erwiesen sicli
solche, die etwa ein Jah)-, höchstens zweie, in der Erde gelegen hatten. Da die Weddas
ihre Todten nicht tief begraben, dringen nänilicli die Wurzeln der überi'eichen Vegetation
bald durch alle Oeftnungcn in's Innere des Schädels ein und sprengoji ihn scliliesslich
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auseinander. Wir haben Schädel gesehen, die nur drei bis vier Jalu'e im Boden gelegen
hatten uud die denlioch von dichtem Wurzelwerk niclit nur umgeben, sondern sogar ganz
a u s g e f ü l l t waren, und ähnlich dringen die Wurzelfäden dvu-cli alle Poren in's Innei-e der
W i r b e l k i i i ' p e r und übrigen Knochen ein.
Uebei'dies scheint auch die Humussäure ausserordentlich rasch"auflösend auf den Kalk
dci' Knochen zu wirken. An den platten Schädelknochen bilden sicli zuerst von aussen
uud von innen Grubeii, welche dann gegen einander durchbrechen, so dass der ganze Knochen
ein siebartiges Aussehen gewinnt; endlich wird der Knochen papierartig dünn, die Löcher
vergrössern sich zu zolllangen Fenstern, und schliesslich bleiben nur noch die härtesten Tlieilo,
wie z. B. die Felsenbeine, intact. Nach acht bis zehn Jahren Liegens in der Erde werden
nur noch Knochentrümmer übrig sein, die für jede Untersuchung unbrauchbar sind.
Es sei neljenbei bemerkt, dass diese rasche Zerstörung der Knochen im Tropenboden
natürlich ganz ungemein die Bildung von Fossilien erschwert. Nur unter ganz
ausnahmsweisen Bedingungen, wie z. B. im Innern von Höhlen, wo die Vegetation fehlt,
iuFluss- und Seeablagerungen oder in Lössbildungen, werden sich in den Tropen Knochen
erhalten können und wird man unter Umständen hoffen dürfen, alte Menschenreste
/u finden. Da die Vorfahren - Formen der heutigen Menschen mehr als wahrscheinlich
tropische Waldgegenden bewohnt haben, wird es unter den eben angedeuteten Verhältnissen
vielleicht noch lange dauern, bis eine sichere Spur von ihnen zu Tage wird gefördert
werden.
Um zu unseren Weddas zurückzukehren, so haben wir in der oben geschilderten
Weise auf unseren beiden Reisen nach Ceylon 21 Wedda-Gräbei- geöffnet uud dabei 12
mehr oder minder vollständige Skelette und ausserdem noch 9 Schädel (darunter 2 Calvarien
ohne Gesichtstheil) gesammelt. Ausser diesen von uns selber ausgegrabenen und
möglichst genau bestimmten 21 Schädeln, welche die Grundlage und Prüfsteine unserer
Saimnhmg bilden, sind uns noch überdies von Singhalesen und Weddas an Ort und Stelle
8 weitere ganze Schädel und 2 Calvarien zugetragen worden, welche ebenfalls der Herkunft
nach, theilweise sogar dem Namen nach, bestimmbar waren.
Ferner wurden uns noch nach Europa vom früheren Wedda-Missionar, Revd. Somauader
in Batticaloa 3 ganze Schädel und eine Hirnkapsel nachgesandt, deren genauere
Herkunft uns zwar unbekannt Ijliel), welche aller durchweg ihrem Baue nach als selir
typische Wedda-Schädel sich erwiesen. Endlich hat uns unser Freund Jayewardane,
Eatamahatmaya des ö.stHchen Bintenne-Gebietes, 7 weitere Schädel, nach Namen uncí
Herkunft genau bezeichnet, zugeschickt, so dass sich nunmehr unser Wedda-Material auf
3 ' ganze Schädel und 5 t\alvarien beläuft. Zu 12 Schädeln besitzen wir, wie oben schon
«nviihnt, auch die ülirigen Skelettknochen.
Während unserer ersten Reise in die Wedda-Gebiete hat uns Herr C. W. Rosset
'begleitet, den wir in Ceylon zu verschiedenen technischen Zwecken, namentlich zur Aufnahme
von Photographieen engagiert hatten. Ohne unser Wissen hatte derselbe mit dem • 1' I
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