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F l o w e r . 18) eigen sind. Schon Davis (13, p. 132) hat angemerkt, dass die Wedda-
Schädel zuweilen so sclimal wie die von Neu-Caledouieni seien.
Die höcdiste Indexziffer unter den Wedda-Männern des Inneren war die leise in
die liesoceplialio hinübergreifende von 75.9 bei einem Manne (Nr. XVl), welclier aucli in
anderen Merkmalen, wie sich später lierausstellen wird, sich aberrant verhält.
Sonderbar ist die Abweichung bei den viei- Kiisten-Mänuern, welche einen niittloven
Längenbreiten-Tndex von 76.5 zeigen, also darchschnittlich mesocephal erscheinen. Nim
Einer von den Vieren ist dolieho-, die drei Anderen mesocephal (77.1, 78.2, 78.4); dodi
glaiiben wir, dass, wenn grössere Reihen von Küsten-Schädeln zur Verfügung ständen, der
index beträchtlich sinken würde.
Die Frage nach der Ursache dieser vom AVedda des Innern abweichenden Schädclform
an der Küste hat uns viel zu schaffen gemaclit. Zunächst denkt man naturgemäss
an tamilische Einwirkung: allein, wie wir später sehen werden, sind die heute au der
Ostküste von Ceylon lebenden Tamilen sehr stark dolichocephal; indessen wäre es nidit
undenkbar, dass früher mesocephale Dravidier, an denen es in Indien nicht zu felilen
scheint — siehe z. B. die Serie von Schädeln aus dem Madura-District (Präsidentschaft
Madras) in F lower ' s Katalog, 16, p. 108 f l ' .—di e ceylonesische Küste inne gehabt hätteu,
Die hin und wieder, und, wie es scheint, au der Küste etwas häufiger als im liiuern
auftretende Kräuselung des Haares (siehe Taff. XIV und XVI) könnte den Gedanken an eine
frühere Besiedehnig der Ostküste durch wollhaarige Kurzköpfe, wie sie die andamanischcn
Inseln bewohnen, nahe legen; doch .sind dafür sonst so gar keine weiteren Anhajtspunkte
vorhanden, und das Fehlen aller ulotrichen Formen in Vorder-Indien fällt dagegen so scliwer
i n ' s Gewicht, dass diese Verinuthung nicht aufrecht zu halten ist (vergl. auch p. 97).
Noch unwahrscheinlicher will uns eine Lösung dieser Schwierigkeit durch die Annahme
einer früheren Besiedelung mit Malayen vorkommen, da nichts in den Zügen der
Küsten-AVeddas an diese östlichen Formen erinnert.
Es bleil)t dalier, wenn man überhaupt eine fremde Form zur Erklärung beiziclien
will, nur noch übrig, an die Indo-Araber zu denken, welche die Ostküste bei liatticaloa
reichlich bevölkern, und es mag zu Gunsten dieser Ansiclit eine Notiz aus unserem
Tagebuche angeführt werden. Von den Weddas des Dorfes Nasiendiwu an den Laganai
des Nattur-Fhisses, in der Nähe der Wendelos-Bai, das wir am 20. März 1885 besuchten,
haben wir angemerkt, die Nasenbildung mehrerer Mitglieder die.ses Dorfes lasse auf iudoarabische
Einwirkung schliessen, und gerade Leuten dieser Ansiedelung gehören die beiden
am stärksten rnesocephalen, männlichen Schädel unserer Sammliuig (XXI imd XXII) an.
Nun besitzen wir freilich keine indo-arabisclien Schädel, um einen Anfschhiss in
dieser Frage zu erhalten; ein einziger ist bei Davi s (13, Nr. 317, p. 134), und dieser ist
dolichocephal (70). Das hat nun freilich nicht viel zu bedeuten, da, wie oben bemerkt
(p. 161), die Frauen der Indo-Araber meist Eingeborene, namentlich Tairiilen, sind.
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Auf imsercn Tafeln XLVl und XLVII haben wir vier Indo-Araber der Ostküste
wiedergegeben, von denen die beiden Ersteren, den Bildern nach zu schliessen, brachyoder
mesocephal, die beiden Letzteren dagegen dolichocephal erscheinen, was eine Folge
von Aufnahme tamilischen Blutes sein könnte. An nicht dolichoceplialen, west-asiatisclien
Varietäten, mit denen die ludo-Araljer ursprünglich zusammenhängen könnten, ist, wie die
Kataloge von Flower, Davis etc. zeigen, kein Mangel, und so kann wohl zunächst die
Hypothese, dass die Mesocephalie manclier Küsten-Weddas von dieser Seite herkomme,
als eine offene Frage stellen bleiben. Etwas bestimmtes über den geschlechtlichen Verkelir
von Indo-Arabern und Küsten-Weddamädchen Iiaben wir nicht erfahren können;
niisere Fragen in dieser Richtung in eben dem Dorfe, wo wir eine gewisse physische
Aehnlichkeit wahrzunehmen glaubten, wurden negativ beantwortet; dies ist nun freilich
kein Ueweis, und es wäre dankenswerth, weun Jemand etwas genaueres eruieren würde.
Endlich ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass freie Varia1)ilität die häufige Mesocephalie
der Küstenformen bedingt haben könnte; denn warum sollte nicht eine individuell
auftret(>nde Abweichung von der ursprünglichen Schädelform sich erblich festsetzen und
weiter verbreiten können?
Es sei hier gleich bemerkt, was wir später noch weiter betonen werden, dass wir
keine,swegs der Ansicht sind, dass alle dolichoceplialen oder brachycephalen Schädelformen
auf je eine gemeinsame Wurzel zurückfülirbar seien, sondern wir glauben, dass die Erscheinungen,
welche die verschiedene Schädelform bedingen, nämlicli das Wachsthum des
Geliinis entweder in die Länge oder in die Breite, zu verschiedenen Malen sich erblich
fixiert haben, so dass Dolicho- und Brachycephalie nähere Verwandtschaft oder Entfernung
zwischen verschiedenen Varietäten zwar anzeigen können, aber nicht nothwendig müssen.
Wir gehen nun zum Verhältniss von Schädellänge und Breite bei den Wedda-
Frauen über. Als Gesammtmittcl der grossten Schädellänge, welche hier fast ausnahmslos
von der Stirnmitte (Metopion) ausgeht, fanden wir bei 11 Frauen 174.4, der Schädelbreite
124 und des Längenbreiten-Index 71.2. Darnach ist die Verhähnisszahl der beiden
Diameter bei den Frauen der der Männer, wo wir 71.6 erhalten hatten, sehr ähnlich. Beide
iJnrclimesser sind bei den Frauen absolut kleiner als bei den Männern (174.4 gegen 179.2,
124 gegen 128.2). Sciion hei der Beschreibung der Curven hatten wir ja gesehen, dasi
der weibliche Schädel allseitig vom männliidien umschlossen wurde.
Auch bei den Frauen sind die Schädel der inneren Gebiete durchschnittlich länger
und .sclmiider als die der Küste. Der Längenbreiten-Index von 4 Frauen des Inneren beklagt
'59.1. und alle vier Schädel sind stark dolichocephal; derjenige von 4 Küsten-Frauen
steigt auf 73. und unter diesen befindet sich neben zwei stark dolichocephalen Schädeln
(•'f y lind 69.6) und einem massig dolichocephalen (73.5) wiederum ein hochinesocephaler
">it liem Index 79.8 (Nr. XXX).
Zu diesen besprochenen 21 männlichen und 11 weiblichen Schädeln kommen nun,
Ilm unsere Zahl 42 v(dl zu machen, noch die 3 ausgeschiedenen Jugendformen, deren
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