eine Wunde würden ßinde und Blätter gelegt, ao haben wir hiei- einen singhalesischen
Brauch vor uns, wie obige Stelle aus Knox beweist. Den noch unbeeinflussten Naturweddas
fehlt die Kenntniss chirurgischer flandlungen zu Heilzwecken.
Ueber die Kenntniss des Geldes seitens der Woddas werden wir uns unten anssiirechon
(siehe Abschnitt: Handel , das Geld).
Charakter.
Der Naturwedda ist mit seiner Lebenslage vollkommei^ zufrieden; er empfindet
kein Bedürfniss nach höherem Lebensgennss; er sieht auf die Cnltur-Inder mit Vorachtuug
hinab und fühlt sich glücklich und frei. „Sie leben in grosser Freiheit sehr glücklich,"
( v a n Goens.) „Die Rasse sieht die Luxurien der Singhalesen und die Künste der Europäer
und zieht dennoch die wilde Unabhängigkeit ihrer Wildnisse und die dürftige Sul)-
sistenz durch die Jagd vor" (Percival). „Verfeinerte Lebensweise -würde ihnen unerträglich
sein'- (Davy). .,Wenn in den Lärm der Städte oder die Einschränkungen der Gesellschaft
gebracht, brechen sie aus, sobald als möglich, nach ihren geliebten Einöden und
(lefährten, ein hartes Waldlelien dem Ueberflusse vorziehend. Ich versuchte hart, einen
Waisenknaben dazu zu bringen, sein Waldheini zu verlassen und mit mir zur Missioiisstatioii
zu kommen, mn gerrährt und erzogen und so für eine nützliche Anstellung brauchl)ar zu
werden; ab(M- er war tau!) meinen Bitten gegenüber. Er sagte: ....Wenn ich hungrig bin,
kaue ich Rinden und grabe Wurzeln: werni icli friere, zünde ich ein Feuer an nnd wäi'uic
mich; ich lirauche keine Bücher, noch Kenntnisse, noch Geld. Gieb mir nur eine Axt mid
ich l)in zufrieden."" (Gillings). ..Der in Kandy gefangene Wedda meinte, seine Leute lebten
vollständig glücklich in ihren Wäldern und fühlten weder Neid, noch Gram über das besser(^
Kleid und die Wohnungen der Singhalesen. Seine Lente würden sehr nnglückhch sein, weuu
mau sie aus ihrer Lage herauszieheil würde." (Greene in Lamprey' s Bericht). ..Ihr Charakter
ist durchaus glücklich; sie ziehen ihi- Wandei'leben der luxuriösesten Einschränkung
vor" (Baker). .,Ihr Charakter ist erliaben din'ch das allgemeine Gefühl der Zufriedenheit
mit ihrer Lebenslage und der Uelierlegenheit über ihre civilisierteu Nacld)arn. Ihr wildes
Waldleben tauschen si(> gegen kein anderes aus" (IIartshorne). Von ihrem unb(isiegbaren
Widersti'eben gegen Alles, was iln- freies Leben ändern kömite, spricht Descliamps.
Auf ihre persönliche Fr(Mheit sind sie äussei'st <'ifersiichtig. und die Nöthiguug dei'
englisclien Hegierung. ihr freies Leben zu lassen rnid sich anzusiedehi. ei'füllt. sie uiit
Schmerz. Die ganz wenigen Familien, welclic si(dr noch ¡11 ilircuu ursprünglich(>u /ustaude
in den Felsklüften des Dani- und Degala hei'umti'eiljen, vei-acht<Mi ihre Genossen, die sich
zunL Cnlturle1)en haben nöthigen lassen. Die Naturweddas vom Danigala lassen keinen der
Angesiedelten zu sicli herauf und drohen. Denjenigen niederzuschiessen, welcher sie lioleii
will; und die in Kolonggala am Fusse jenes l-'elsstockes Angesiedelten wagen es nicht, auf
den P)(>rg zu g(dien. Wii- selbst haben uns sehr darinn benniht. J ^ i n e n von den Wedda,s
in Kolonggala dazu zu hi'ingen. uns zu einer Höhle, dei' Danigalaweddas hinaufzufiihi'(Mi;
r)3:i
aher Keinej' wagte es; imd als eine Familie dei' Danigala-VVeddas zu unserem Jvagw-platze
herunterkam, und wir sie baten, uns nach ihrer Llöhle zu führen und Geschenke unbegrenzt
versprachen, es wurde luis iiicht willfahrt. Einer der .1883 in Kolonggala angesiedelten
Danigalaweddas war von Neuem weggelaufen (.1885) und le))t(> nun mit zwei Anderen auf
dem Danigala in eiiier Hütte, in der Nähe einer Höhle. Die Drei wohnen dort zuweilen
zusammen, zuweilen lebt Jeder für sich alleui. Von Zeit zu Zeit kommt der Betreffende
wieder zur Ausiedehuig herunter, und so war dies auch dazumal der Fall, als wir 1885
in Kolonggala uns aufhielten. Er sah ans wi(! geistesgestört, sein Blick war starr, der
Ausdruck seines Gesichtes zeugte von Vej-bitterung und Granr; er machte, wie es schien,
seinen angesiedelten Genossiui und dem. singhalesischen Aufseher bittere Vorwürfe, indem
er die Worte midisam ausstiess, ja seiiii' Zuliörer geradezu anbrüllte; er drohte ihnen mit
seiner Axt und seinen Pfeilen und rief, er werde Jeden niederschiesseji, dei' zu seiner Höhle
komme. Seine Zuliörer verhielten sich schweigend und ruhig, fast als wäreji sie sich eines
Unrechtes bewusst. Daraufhin l(>gte sich nach einiger Zeit der Sturm in seinem Gemüthe,
wir trateji ihm in freundlicher Weise näher, und er beantwortete mehrere von unseren
Fragen. Die llölile, in welcher er wohnte, nannte er (ialkabala, was wir mit Steinschale
übersetzen; er sagte, er schlafe oft allein im AValde beim Feuer; er ,war also vereinsamt,
ohne Weib und so auch ohne Familie.
Culturweddas hat es schon seit Jahrlnniderten gegeben, wie oben schon bemerkt
(Seite 491). Von ihren frei bleibenden Stammesgenossen sind sie stets so heftig gctad(dt
worden, wie wir es an einem ganz neuen Beispiele zu beobachten Gelegenheit hatten;
denn na<di de But t s „betrachten die Waldweddas, wie diese wilden Thiere genannt wx'rden,
ihre Dorfbrüder mit Gefühlen von Feindschaft und Ekel." Nach B e n n e t t werden die Naturweddas
von den Culturweddas sehr gefürchtet. Von jeher also erschien der Schritt zu
höherer Cultur durch Ansiedelung deii im Urzustände verharrenden Stammesgenossen so
verwerflich, wie liei uns Fahnenflucht.
Solche Naturweddas, welche selbst schon seit mehreren Jahren angesiedelt suid und
den Anordnungen ihres singhalesischen Widane gehorchen müssen , thun dies noch lange
Zeit hiiulurch ungern nnd können ihre ursprüngliche Unabhängigkeit nicht vergossen. Bei
unserem zweiten Besuch in Kolonggala 1890 hatten wir einige Weddas zu unserem, seitab
von der Niederlassung gelegenen. Lagerplatze iK^stellt, um Photographien aufzunehmen, l-^s
kamen nun aber eine grössere Anzahl herbei, als wir des Aliends noidi erledigen konnten,
und so sahen wir uns genöthigt. den Rest wiederum w^gzuschickini und von Neuem für
den kommenden Morgen zu bestellen. Da warf sicli Einer derselben (Figur 7. Tafel VI)
|)latt auf den Boden hin nnd erklärte mit lauten, heftigen Worten, dass er nicht wietler
tortgehen wolle, da er nun einmal hieher befohlen sei. Ei- ergriff auch seine Axt und
schwang sie drohend gegen unseren singhalesiscdien Dolmetscher, als dieser ihn zum Aufstehen
nöthigen wollte. Als die Anderen dann schon weggegangen waren, lag er immer
noidi auf dem Boden, schrie und gesticulierte die ganze Zeit, wurde aber doch endlich