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dazu gcbraclit. sicli ruhig zu verlialtcn, und vorscliwand dann, als es dunkel wurde. Des
audercii Tages kam er wieder her, und wir machten ihn nun durch freundliche mid ruhige
Hehandlung ganz zutraulich; aber in 1)efchlendem Tone muss man mit diesen Leuten nicht
umgehen; sie lassen sicli nicht etwa militärisch behandeln.
Als wir in AVewatte den Aeltesten der versammelten Weddas, der ihr Sprecher und
von der Regierung zu ihrem Widane erhoben war, aufforderten, uns auch Frauen zum Photographieren
herzubringen, weigerte er sich zuerst dessen, und erst nach rigoroser Wegschickung
unserer singhalesischen Kiilis willfahrte er unserem Wunsclie (siehe auch oben
Seite 462). Als einem Anderen, welcher sich mit seiner Axt auf der Schulter auf den
rhotographierstuld gesetzt hatte, der Eine von uns diese wegnehmen wollte, da schlug er
so heftig mit derselben um sich, dass wir es für das Beste hielten, ihn schleunigst wegzuschicken.
Später änderte er seine Laune, wie wir unten noch besprechen werden.
Diese Abneigung iler Naturweddas. sich befehlen zu lassen, kannte aucdi der holländische
Gouverneur van (ioens, indem er sich bei Besprechung der etwaigen Unterwerfung
der Weddas unter die holländische Regierung folgendermaassen äussert; „Man
muss wohl liesorgen, dass keine rohen oder hastigen Menschen über sie gestellt werden,
da sie weder gescholten noch gesclüagen sein wollen."
Der in Kandy wegen Todtschlags gefangen gehaltene Wedda äusserte nach Lamprey
beständig mitleiihn'regende Bitten, zu seiner Fi'au und seinen Kindern zurückgehen
zu dürfen und aus dem Gefängniss, wo so viel Hitze und Glast sei. nach einem Platze
gebracht zu werden, w<j er unter dem Schatten von Bäumen liegen könne. Es sei dann
der Gouverneur, Lord Torrington. so human gewesen, ihn nach kurzer Einkerkerung zu
entlassen (Hartshorne).
Mit der Freiheit der Weddas ist es heute so viel als zu Ende; die letzten noch
iniabhiingigen Reste halten sich, wie schon mehrmals erwähnt, ängstlich versteckt auf schwer
zugänglichen Felshügi.'ln. Sie vermeiden es, mit Singhalesen oder Europäern in regelmässige
Beridirung zu komu^en und ziehen sich vor dem Herannahen derselben zurück. Darin liegt
aber noch ein ursprimglicher Zug des Naturweddacharaktei's, es ist die* Fremdenscheu.
Der ächte Wedda hat ein intensives P^reiheitsgefühl und gegenüber seinen Cuiturnachbaiii
nur einen Wunscli. nämlich unbehelligt von ihnen gelassen zu werden. Ursprimglich streifte
die T'nmilie auf ihrem Jagdgrunde umher, ohne mit aiidera Familien viel Beziehungen zu
haben, mit fremden Menschen hatte sie gar keine. Dies wiu'de natürlich anders, als die
Singhalesen begainien. von allen Seiten schrittweise in das W(Hldagel)ict einzudringen inid
Verkehrswege durch dasselbe zu forcieren. Von diesen wai' Einer von grosser Wichtigkeit
für die Stadt Kandy; er lief mitten durch das flerz des Wod(hilandes, nändich
von Kandy über Alutnuwara nach Battikaloa. Ausserdem zog sich, wie wir durch
vaii (ioens (33. pag. 206) erfahren, schon im 17. .Jahrhundert noch ein anderei'
duicli das Gebiet <ler Weddas. Fr führte südlich von liadulla über Passei'a (diesei'
Ausgangspunkt ist von uns als sehr wahrscheinlich erschlossen) längs dem Kataragama-
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ganga nach Kataragama und von hier nach Yale an die Südostküste. Hier befan<len sich
Salzpfannen, wie noch heutzutage (siehe oben Seite 15); mit Hilfe dieses Passes versorgte
sich das Reich von Kandy mit diesem unentbehrlichen Stoft'e. Die Salzpfainjon an der
Nordwestküste bei Putlam waren dazumal in holländisclien Jiändeji. (jegen Norden zu
folgte dann der Verkehrsweg zwischen Alutnuwara und Battikaloa, welcher den Handel
zwischen den Singhalesen des Gebirges und den Tamilen der Ostküste vermittelte und
damals noch nicht vollkommen ofi'en war, indem, wie auf Seite 479 geschildert, die Weddas
per Schub die Reisenden hindurchbeförderten. Es scheint auch der Weg von I'assera
gegen I'allegama zu schon begangen gewesen zu sein; nach van Goens führt er „durch
schweres Buschwerk, welches von den Weddas bewacht wird, ohne deren Erlaubniss die
Durcln'eise Niemandem gestattet wird." Bei solchem Eindringen in das Weddagebiet. einerseits
durch Verkehrswege, andererseits vom Umkreis desselben aus durcli singhalesische
und tamilische Bauern mussten viele Jagdgebietsverletzungen sich ereignen, infolge deren es
zuweilen zu kleinen Conflicten gekommen zu sein scheint. So erzählt Knox, es seien
singhalesische Händler angegriffen worden; man halie dann in Kandy l)eim König Klage
geführt; es seien darauf einige Weddas gefangen und hingerichtet worden, wonach solche
Vorfälle sich nicht mehr ereignet hätten. Wolf erzählt ähnliches von den Bewohnern
der Wälder im Norden der Insel; doch ist es nicht wahrscheinlich, dass dort noch
dazumal, also Ende des 18. Jahrhunderts, Weddas gelel)t haben. Immerliin sind gelegentliche
Reiliereien schon von vornherein als wahrscheiiüich anzunehmen, ja sie waren
selbstverständlich, da die Weddas in ilii'em ursprünglichen Besitzrechte geschädigt wurden.
Gleichwohl ist es auffallend, wie selten solche Vorfälle sich ereigneteji, welche auch nie
zum Krieg, ja nicht einmal zu grösseren Gefechten führten. Dies erklärt sich aus einer
schon oben angedeuteten Seite des Weddacharakters, aus seiner instinctiven Scheu
v o r Fremden. Schon in den ältesten singhalesischen Bericliten des Alaliawansa
wird von den "Weddas, welche dort als Yakas aufgefasst und also mit Dämonen identi-
Hciert werden, gesagt, sie könnten sich unsichtbar machen. ..Die wilderen, s(.)genanntcn
llambaweddas (siehe über diesen Ausdrudi das Seite 376 und 407 Bemerkte) zeigen sich
nie'- (Knox). „Sie entfliehen, sobald sie Einen sehen, der nicht von ihrer Art ist" (Ribeyro).
„Sie verstedven sich soi'gfältig vor den Augen eines jeden Fremden. Viele Holländer
]'esidierten Jahre lang auf der Insel und waren so ferne davon, weldie gesehen zu
haben, dass sie auf die diesbezüglichen Berichte ebenso bliditen, wie wir Europäer auf Erzählungen
von l''een und Hexen; mau sieht die wilden Weddas seltener als die furchtsaiusten
Thiere" (Percival). ..Die Furchtsamkeit von gefangenen AVeddas ist so gross,
(hiss von ihnen wenig Infoi'mation erhalten werden kann." (Cordiner). ..Einige dieser
Weddas sind so fin-chtsam wie die Antilopen" (Wallace). „Sie scheinen eher furclitsam
zu sein, und bei Herrn Stott's erstem Be.5uche war einige Mühe nöthig, sie herankommen
zu machen, sodass es sdieinen möchte, sie seien friiher gerade so sehr in Furcht vor
Anderen, als .\ndei'e vor ihnen gewesen'- (Growther). „An Charakter waren sie früher