I y
H | . : ! ; Í Ii
• :!
• ¡ • n i l
1 I• í''i )• 1 ^
•«f
I:1 i iü?
i i - 1
_jm
p. 2i)l, liioguiig der Oberschenkel (Weddas uinl Negritos, p. 292) und Platyknemie der
Tihta. p. 295.
Nocli ist zu l)enierkeii. dass von all' den genannten Formen die Rnscldente am
meisten eigenartige und von den Anderen abweichende Charaktere besitzen; die starke
lUnizelbildnng im Gesieht, welclie Virchow für ein Prodnct kümmerlicher Ernährung ansehen
inOciite (26. p. 33), die mächtige, locale Fettentwicklung (Steatijpygie), der von
F r i t s c h (9, p. 397) behauptete, mangelnde Grüssenunterschied zwischen Mann und Frau,
sind lauter Eigenschaften, welche die anderen Stännno nicht aufweisen.
Abgesehen aher von solchcn Einzelheiten, welche einer besonderen Erklärung bedürfen,
k()nnen wir nach iler geschilderten Uebereinstimmung in einer so grossen Zahl von
wichtigen, anatomisclien Merkmalen zwischen den niederen wollh a a r ige n Varietäten und
den cymotrichen Urstämmen Vorderindiens, vom vergleichend anatomischen Standpunkte
ans entschieden nicht verkennen, dass, trotz den abweichenden Haarverhältnissen, ein gewisses
engeres verwandtschaftliches Band alle die genannten Varietäten umschliesst. Wir
glauben, daraus den Schluss ziehen zu dürfen, dass die beiden grossen Familien der Cymot
r i c h e n und Ulotrichen nach einer gemeinsanren Wurzel hiji convergiei'en, welche uns
zur Stunde noch unbekannt ist.
Wenn diese Anschauung richtig ist, so wäre, glauben wir, ein bedeutsames Resultat
gewonnen, weil sich daraus die Hoffnung ergäbe, die ganze Menschheit aus einer Quelle
lierleiten zu küimen.
Die genannten, kleinwüchsige]! Stämme, die weddaischen, cymotrichen Formen
^'orderindiens und die ulotrichen Negritos, Andamanesen u. s. w. fassen wir unter dem
I Namen der Primärvarietäten des ^lenschen zusammen, indem wir annehmen, dass von
diesen W^n'zeln aus die beiden grossen Familien der cymotrichen und der ulotrichen Menschen
ihren Ursprung genommen haben. Dabei denken wir uns, dass in den beiden Linien die
Capacität der Schädelcapsel sich selbstständig vergrössert habe. Diese Ännalime hat um
so weniger Scliwierigkeiten, als ja schon bei den Priniärvarietäten, wie wir zum Beispiel
bei den Weddas gezeigt haben, die Grösse des Schädelraumes erhehlichen Schwankungen
unterworfen sein kann. Dass solche Oscillationen nicht gegen die niedere Stellung dieser
^'arietäten verwerthet werden dürfen, ist klar, da es bei der Schätzung der Hölie eines
Stammes lediglich auf den Durchschnitt ankommen kann.
Was nun drittens die mongoloiden, lissotriclien Formen angeht, so ist es fraglich,
ob noch Primärvarietäten, welche in ihrer Capacität und ihrem Skelettbau auf der
Stufe der anderen genannten stehen, existieren. WahrscheinHch ist es, dass niedere
malayische Stämme in iiinterindien oder auf den grossen Sunda-lnseln heute noch solche
repräsentieren, oder dass sie doch früher in diesen Gegenden vorhanden gewesen sind.
•Weniger wahrscheinlich will uns bedünken-, dass die lissotrichen Formen sich irgendwo
von den heute noch existierenden cymotrichen könnten abgezweigt haben.
_ 3 6 7
Unserer Ansicht nach hat man drei grosse Stämme des Menschen zu unterscheiden,
welclie wesentlich durch die Art der Behaarung charakterisiert sind, einen ulotriclien,
einen cymotrichen und einen lissotriclien. Alle (h'ei gehen unserer Meinung nach auf
Priniärvarietäten zurück, welche in ihrem Skelettbau eine grosse Uebereinstimmung zeigen,
wie wir oben für die ulo- und cymotrichen auseinander gesetzt haben und für die lissotrichen
vermutheil. In allen drei Stämmen vergrösserte sich die Capacität selbstständig
und bildeten sich durch erliliches Fixieren von Dolicho- und Braciiycephalie, Lepto- und
Chamaeprosopie, von helleren und dunkleren Nuancen in der Farhe von Haut und 1 Laar etc.,
eine grosse Zahl von Unter^arietäten aus. Durch Vermischung einzelner Varietäten aus
den drei verschiedenen Stämmen entstanden jene schwierigen anthropologisciien Probleme,
wie sie namentlich Melanesien und Mikronesien bieten, wo ulotriche Formen mit lissotrichen,
malayischen und selbst cymotrichen, dravido - australischen in Contact geriethen.
Für den Anatomen sind diese durch Mischung höherer Formen liervorgegangenen Stämme
weit weniger interessant als die Primärvarietäten, welche unserer Meinung nach die reinsten
Typen repräsentieren. Dass wir nacli mehrfachen anderen Versuchen darauf gekommen
sind, flem Haare für die Beurtheihuig von Verw^andtschaftsbeziehungen der menschlichen
Varietäten eine so hervorragende Bedeutung zuzuschreiben, wird gewiss Niemanden verwundern,
der sich daran erinnert, dass man in der Zoologie allgemein zur Charakterisierung
nahe v erwandter Säugethier- und Vogelspecies oder Varietäten Pelz und Gefieder in erster
Linie zu Hilfe nimmt.
Für den nälieren genetisclieii Zusainmenhang aller ulotrichen, cymotrichen und
lissotrichen Formen darf vielleicht auch die Verschiedenlieit des Charakters sämmtlicher
den drei Gruppen angehöriger Völker in's Feld geführt werden. Die cymotriche Linie
zeichnet sich in allen ihren Gliedern durch einen gewissen Ernst der Lebensauffassung
aas, eine Anlage, die sich schon liei den weddaischen Stämmen uiid ihren nächsten Descendenten,
den dravido-australischen. in eminentem Maasse findet, während den Ulotrichen,
vom Andamanesen und Buschmann an, aufwärts zu den höclisten Negern, eine ungemein
grosse, oft an's Ivindische grenzende tieiterkeit und Lebenslust eigen sind und die Lissot
r i c h e n , vielleiclit die am schwersten einheitlich zu charakterisierende Gruppe, eine gewisse
Heftigkeit in ihrer Art liesitzen.
Fast würde es uns gelüsten, den Versuch zu machen, einen hypothetischen Stammbaum
des Mensclien-Geschlechtes zu entwerfen; aber wir wollen uns durcli das von unserem
verelirten Lehi'er und Freunde. L. l iüt imeyer (17. p. 5) beobachtete „Knistern und Krachen
von bereits abgestorbenem Blatt- und Astwerk heim Betreten dieser so hastig aufgeschossenen
Wälder von Stammbäumen'' warnen lassen, diesen noch voreiligen Schritt
nicht zu thun.
P)evor wdr endlich die Frage nach der gemeinsamen Wurzel, welcher die Primärvarietäten
zustreben, discutieren, wollen wir noch mit wenigen Worten des Verhältnisses
der beiden Geschlechter, des männlichen und weiblichen, zu einander gedenken. Wie man