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IMoiiatcn an Wasser gebricht, so sehen die Reisfelder wälireiid dos grössten Tlicdes des
Jalires fiisch gri'm aus, wie grüner Sammet, Sie stellen in den Boden gearlioitete rfainien
dar, welche stufenweise übereinander angelegt sind, und in welche das Wasser eines Haches
sorgsam hinoiiigeleitet wird. Dieses tliesst dann von einer oltercn Pfanne in die nächst
untere und so weiter. Uni die Keisfelder heruni ziehen sich Palmen- und Fruchtbaumkranze.
Das Natur land des feuchten Südwestens prangt in reichster Vegetation besonders
am Fnsse des Geliirges, wie z. B. bei Ambepusse. Hier sind Hügel und Tliäler
mit prächtigem, tropischem Forste bedeckt, die Vegetation ist erstaunlich reich wie nirgends
im trockenen Theile; die Baumhäupter sind von Schlingpflanzen so dicht übersponnen,
dass man nirgends den Boden sieht, wenn man nacli dem Walde blickt: die Baumkronen
triefen förmlich von Lianen an den schäumenden Bächen: die Luft ist äusserst feucht.
An den grösseren Flüssen treten schöne B amb u s g e b ü s c h e auf mit ihren polierten gelben
Schäften (Baml)usa vulgaris, Wendl.).
Wo immer im feuchte)! Gebiete und im Gebirge bis etwa dreitausend Fuss Höhe
sie sich hat festsetzen können, hat die australische Lantana mixta, L., sich ausgebreitet
und überzieht jetzt weite Strecken, besonders auf dem Plateau von Kandy und südwärts
gegen Gampola hinauf, wo früher Kaffeeplantagen gestanden hatten. Längs Strassen, Eisenbahnen,
um Culturorte, überaU hat sich der stets mit orangebraunrothen oder rothvioletten
Blüthendolden bedeckte Strauch durch seine Beeren gierig fressende Vögel, besonders die
Pycnonotiden (cf. Legge, 14, pag. XVIII), hinverbreitet und charakterisiert jetzt die
Landschaft.
Mit grösserer Freude begrüssen wir einen anderen kleinen Eindringling aus Brasilien,
die Mimosa pudica, L. Sie bildet jetzt allenthalben längs den Wegen und Strassen
zarte liasen, welche augenl)lickHch zu verschwinden scheinen, sobald der Fuss darüber
hinstreift. Seltener als dieser Leguminose begegnet man dem ebenfalls mit beweglichen
Blattfiedern begabten, unserem Sauerklee (Oxalis) verwandten Kraute Biophytum sensit
i v u m , I)C., (Geraniaceae): seine Bewegungen gehen aber viel träger vorsieh als bei der
Mimosa pudica.
Der Unterschied zwischen dem trockenen und feuchten Gebiete zeigt sich nicht
allein in der Pflanzenweh, sondern auch in den Farben der untergehenden Sonne.
Die ausserordentlich kurze Dämmerung in den Tropen ist eine für den hu Innern von Ceylon
Peisenden schwer zu tragende Ersclieinung; denn da er sich auf seinen Streiftouren in der
Regel inmitten von Wald befindet oder doch meist von holiem Baumkranze umgeben wird,
scheint die Sonne ganz imvermittelt Abends um sechs Uhr dunkler Nacht zu weichen,
eine Dämmenuig ist kaum spürbar. Ueberrascht die Nacht auf dem Marsche, so muss
nun sofort zu den Feuerbränden gegriffen werden. Auf freien Flächen des trockenen Gebietes
leuchten die Farben der untergeilenden Sonne hart und grell. Etwas anders ist
dies nun im feucliten Tlieile während der weitaus grössten Zeit des Jahres. Wenn hier
die Sonne hinter die nächsten Baumgruppen hinab.sinkt, so hüllt sich der westliche Himmel
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in ein andauerndes Orange; es sieht aus wie etwa eiiio wässerige Lösung von Ürangefärbe,
durch welche starkes, .liffuses Licht fällt. Von dieser gelbrothen Wand heben sich
die Baumkronen, Ijesonders die eleganten Palmenhäupter, ganz scharf und schwarz ab.
Dieses Phänomen dauert etwa eine Stunde. Zuletzt, nach Erlöschen dieses Al^endgoldes
leuchtet der ferne Westen noch wie rothes bengalisches Feuer.
Nach Untergang der Sonne sclmamert das Zodiakallicht in gcheinmissvollem
(danze aus dem westlichen Himmel deutlich hervor.
Wir treten nun an eine kurze Schilderung des Gebirgsstockes. Wir bitten den
Leser, zu diesem Behiife die beigegebene Karte etwas zu Rathe zu ziehen.
Um uns im Gewirr der Gipfel, Höhenrücken und Thäler einigerniaassen zurecht
zu Huden, wollen wir zunäclist einige der hauptsächlichsten Gebirgsstöcke rasch iii's Auge
fassen. Wir unterscheiden 1. den Pedurustock im Herzen des Centraigebirges mit der
höchsten Spitze der Insel, dem 8300' hohen, kuppelförmigen Pedurutalagala. 2. Südwestlich
davon ziehen sich drei ungefähr parallel laufende Gebirgsrücken hin, deren fernster
in dem 7300'hohen Adamspik gipfeh; sie alle zusammen mögen heissen der Adamspiks
t o c k . 3. Südlich vom Peduru erhebt sich der Totapel lastock mit dem 7700' hohen
TotapeUa. 4. Südöstlich vom Peduru steigt der Namunas tock auf mit dem bis zu 6700'
sich ei-hebenden Namunakulikanda. 5. Nördlich von den Rücken des Adamspikstockes,
nordwestlich vom Peduru laufen zwei aus der Ebene mälig emporsteigende Bergrücken
nürdhch von der Stelle zusammen, wo das Dorf Ambagamuwa liegt; sie umschliessen
die in ihrem oberen Theile Dolosbage genannte Thalsenkung (dieser Name findet sich
auf der Karte nicht angegeben): wir nennen deshalb diese Gebirgsabtheilung den Dolosb
a g e s t o c k . ü. Nördhch vom Peduru, jenseits des Mahaweliganga, haben wir als vorgelagertes
Massiv den Dumbarastock zu unterscheiden mit der die „Knuckles" genannten
höchsten Erhebung von 6000'. Sie stellt einen Gebirgsrücken mit einigen besonders heivorragenden
Spitzen dar, welche von den dortigen Pflanzern mit den Knötchen der geliallten
Faust (knuckles) verglichen wurden. 7. Westlich vom Dumbarastock erhebt sich
als kleinerer, aber gesondert dastehender Riicken der Matalestock.
Das Centraigebirge entlässt die I l a u p t f l ü s s e der Insel, und wir werden nun deren
Quellgebiete leicht erkennen. Den grössten Theil des Gebirges entwässert der Mahawelig
a n g a : er nimmt seinen Ursprung in der Dimbul a genannten Thalsenkuiig zwischen dem
I'eduru und dem nächsten Rücken des Adamspikstockes. (Der Name Dimbula findet sich
auf der Karte nicht eingetragen.) Er fliesst zunächst nordwärts bei Gampola und Peradeniya
vorbei, umströmt, indem er östliche Richtung nimmt, in einem Bogen die Stadt
Kandy und braust dann das Gebirge hinab, einer Thalsenkung zwischen dem Peduru- und
Dumbarastock folgend. Am östlichen Fusse des Gebirges angekommen, biegt er zuerst
nordwärts um, dann strömt er nordostwärts und ergiesst sich mit zwei grossen Armen ins
Meer, deren einei' in die Bai von Koddiyar einmündet, wälirend der andere als Weruk
a l a r u sich direct nach der Ostküste wendet. Auf der Höhe des Felshügels Gunnersqaoin