m
sich clurcli ihre Giösse aus. Als Ganzes ist die Sclimetterlingsfanna von Ceylon, wie die
Vogelwelt, reicher und farbenprächtiger als die Unserige; doch erreicht die Eine so wenige
wie die Andere, brasilianischen Glanz. Sehr gemein sind solche Arten, welche unseren
Weisslingen, Citronenfaltern, Bräunlingen, Bläulingen und Füchsen gleichen; Andere vertreten
unsere Schillerfalter, Distelfalter, Adniiräle, Sclwalbenschwänze und Segler. Ganz
häuKg flattern allenthalben auf den Strassen, oft schwarmweise, solche, welche auf schwarzbraunem,
netzartig angeordnetem Grunde grünliche oder bläuliche Flecke zeigen (Gattung
Ti r uma l a ) ; sie erscheinen dadurch merkwürdig, dass die Männchen auf der Unterseite
der Unterfiügel eine kleine mit Gemchstoff angefüllte Tasche tragen, eine sogenannte üuftschuppe.
Mit diesen gemischt fliegen auf den Strassen schwarze Schmetterlinge von der
Grosse unseres Schwalbenschwanzes umher, deren Oberflügel mit weissen und deren Unter-
Hügel mit prächtig scharlachrothen Flecken geziert sind (Gattung Mene l a i de s ) ; Andere
sind sammtschwarz mit malachitgrünen Flecken (Ze t ide s ) ; wieder Andere haben ein gairz
grünes Kleid; besonders fällt ein grasgrüner Schmetterling auf mit einem zinnoberrotheii
Fleckchen auf jedem Vorderflügel, welchen wir beispielsweise im östlichen Niederland im
Mai antrafen (Dophl a e v e l i n a , StolL). Im stillen Hochwald des trockenen Niederlandes
erfreuen regelmässig zwei überaus grosse und schöne Arten, welche langsam schweren
Fluges zwischen den Baumstämmen hindurchflattern, sodass man sie auf den ersten Blick
für Fledermäuse halten möchte; der eine ( I l i a d e s p a r i n d a ) hat im Männchen sammtschwarze
Oberflügel, jeder mit einem blassblauen Streifen, die Unterfiügel sind wasserblau
mit runden schwarzen Flecken und mit schwarzen Eändern; das Weibchen hat mehr brämrliche
Farbe, u n d ' a n der Basis jeden Vorderflügels trägt es einen rothen Fleck. Wenn
die schwer-fliegenden Thiere an einer Wasserlache sitzen, kann man öfters drei Exemplare
auf einmal mit dem Netz erhaschen. Die andere Art, welche mit der vorigen die Gleichförmigkeit
des Hochwaldes farbig, unterbricht und die hier herrschende Ruhe belebt, Orn
i t h o p t e r a d a r s i u s , Gray, hat rein schwarze Oberflügel und die Unterflügel leuchtend
gelb mit schwarzen Adern und Eändern. Auch bei dieser Art ist das Weibchen bescheidener
gefärbt. Einmal waren wir so glücklich, die merkwürdige K a i l im a im Walde des Ostlichen
Niederlandes zu fangen, welclie bekanntlich, wenn sie mit zusammengefalteten
Flügeln an einem Aestchen sitzt, ganz und gar nach Farbe und Geäder ein Baumblatt
mitsammt dem Stiele vortäuscht. W^allace ( 2 i , pag. 130 ff.) hat die hochinteressante
Form nach einer Art von Sumatra vortrefflich beschrieben und abgebildet; auf der Oberseite
ist die Grundfarbe des ceylonesischen Thieres blau, die Spitzen der Vorderflügel
sind schwarz.
Von Hyme n o p t e r e n sind die B i e n e n für den Eingeborenen, besonders für den
Wedda, welcher auf ihren Honig als Nahrungsmittel, wie wir unten sehen werden, nothwendig
angewiesen ist, von grösster Wichtigkeit; es giebt verschiedene, einen angenelmi
mit bitterlichem Beigeschmack gewürzten Honig erzeugende Formen; einige darunter, besonders
die sogenannte Bambara oder Felsenbiene kann gereizt dem Menschen äusserst
gefährlich werden. Andere, welche ihre Walsen an Baum- und Strauchäste hängen, sin<l
kleiner und stechen weniger empfindlich; mit einem unter die Wabe gelialtenen Feuerbran.
le treibt man sie leicht weg. An vielen Häusern bohrt die Iflauscliwarze Zimmermannshuinmel
( X y l o c o p a t e n u i s c a p a , Westw.) wie mit dem Drehbohrer gearbeitete
runde Löcher in die Dachsparren. Von Ame i s e n hat sich uns hauptsächlicli eingeprägt,
dass einige Arten äusserst empfludlich stechen.
Unter den K ä f e r n zeichnen sich viele durch prächtige Metallfarben aus, darunter
besonders grosse Buprestiden, häufig solche mit In-aunen Flügeln und metallgrünem Brustschild
oder ganz metallgrün ( S t e r n o c e r a ) , dann grosse kupferfarl^ene Schnellkäfer
(Camp s o s t e r n u s ) . In Palmenhainen bekommt man häufig den ßhinoceroskäfer (Or y c t e s
rhinoc e ros ) zu sehen, und zuweilen spaziert auf dem Boden der Veranda ein schwarzer
Käfer umher, welcher genau wie eine grosse Ameise aussieht, ein Cicindelid (Tr i condyla).
Durch ganz ausserordentlich verdickte Hinterschenkel fällt die Gattung S a g r a auf.
Ebenso wie die Käfer, strahlen viele Wa n z e n in prächtigem Metallgianze; auch
unter diesen haben gewisse Formen mächtig verdickte Schenkel; Andere ahmen in Form
und Farbe Stückchen abgefallener Baumrinde nach. Auffallend schmerzhaft ist der Stich
einer gelb und schwarz gefleckten, ziemlich grossen, w a h r s c h e i n l i c h zu den Ha r p a c t o r e n
gehörigen Wanzenart, v/elche im Buschwalde lebt und, auf die Haut gelangt, gleich zusticht.
Wie ein elektrischer Schlag fährt es Einem dann durch die Glieder, doch hält
der Schmerz nur einige Minuten an; die getrofl'ene Stelle blutet ein Avenig nach und
schw-illt an. Zuweilen stosst man mitten im Buschwalde, l)esonders im trockensten Gebiete,
auf eine Stelle, von welcher schon weither ein lautes Zirpcoucert entgegentönt: Es
hat hier eine Colonie grosser Ci c a d e n ihren Wohnort aufgeschlagen, merkwürdigerwei se
ganz isolierte, bestimmte Stellen des Buschwerkes bevölkernd. Der von diesen Insecten
hervorgebrachte Lärm war oft Alles übertäubend, so an einigen Orten im Walde um den
Ambarateich (östliches Niedeiiand) im April.
Wenn diese Einleitung nicht ausschliesslich den Zweck verfolgte, gleichsam wie
aus der Vogelperspective einen Begriff vom Thierreichthuin Ceylons dem nicht in Einzelheiten
eingeweihten Leser zu geben, wenn war vielmehr in der Lage wären, eine wissenschaftliche
Charakteristik der verschiedenen Ordnungen zu entwerfen, so würden wir
jetzt die Freude haben, von den Or t h o p t e r e n eine besonders vortreffliche bieten zu
können, und zwar aus der Haird unseres Verwandten und Freundes C. B r u n n e r v o n
Wa t t e nwy l , welcher die Freundlichkeit hatte, die ihm von uns übergebene kleine Sammlung
mit einer allgemeinen Schilderung der ceylonesischen Orthopterenfauna zu beantworten.
Wir müssen uns indessen versagen, das Manuscript an dieser Stelle abzudrucken,
da die vorliegende, ganz in Bausch und Bogen gehaltene Einleitung eine solche Abhandlung
zu enthalten, unmöglich errathen lassen kann. Wir erlauben uns deshalb, nur einige
besonders bedeutsame Sätze aus dieser hier mitzutheilen.