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wir uns niclit crinueni; es ist der Bettel nach Geld noch nicht bei ihnen entstanden;
dagegen deuteten sie immer auf ihren leeren Bauch, wenn sie weit hergekommen waren,
worauf wir ilnien dann gleich für's Erste Eeis abkochen Hessen. Als Ablohnung schenkten
wir je ein Määsschen Beis, eine Handvoll Salz, einige Tabaksblätter und ein Stück Tuch,
welches besonders die Frauen immer Yerlangten. Gaben wir dem Einen, welcher für die
Ge.sellschaft den Sprecher machte, eine Silbermünze, so nahm er seine Axt und that so, als
wollte er die Münze spalten; dann sah er nach uns auf und sagte, er könne sie nicht
zertheilen, wir sollten den Anderen auch welche schenken (siehe auch Seite 519). Legten
wir dann Jedem noch zum Uebrigen ein kleines Silbermünzchen hin. so wurde nie noch
mein- davon verlangt. In Mahaoya sagte uns der alte Wedda Sella, nachdem wir ihm ein
Bupiestück gegeben hatten, er könne das ja niclit essen, er wolle es aber sein Leben
lang aufbewahren: dann bat er um Beis. Die Leute von Wewatte kannten das Geld schon
besser und zeigten sich begieriger (hirnach; das Erste, was sie verlangten, war aber docli
immer etwas zu essen. Sie beklagten sich bei uns, ihr singhalesischer Vorgesetzter nehme
ihnen das Geld all, welches sie von Europäern geschenkt bekommen hätten. Dies konnte
der Singhalese jedenfalls leicht durch Drohungen mit der englischen Begierung erríúclien.
Dcschamps Aussage: Geld kennt die Mehrzahl der Weddas heute sehr wohl, sie
weisen es nicht zurück, sondern verlangen es sogar, bezieht sich auf die von ihm untersuchten
Wewatteweddas. Er fügt bei: „Ein Bankbillet refüsierten sie mit Verachtung.-
Wenn Stevens berichtet: Geld hat nicht den leisesten Werth für sie, so ist dies
auch für die Nilgala weddas, welche er vor sich hatte, nicht ganz richtig; auch Diese
nehmen es vielmehr an, wenn sie es geschenkt bekommen. Auch geht er in seiner
Aensserung: Vom Handel haben sie keine Idee, selbst für die Nilgalaweddas zu weit.
Bai ley sagt schon einige zwanzig Jahre vorher von den Weddas dieses Districtes: Geld
verachten sie nicht, wie Tennent glaubt, sie verstehen auch das Wort Bupie. Dagegen
ist Tennent's Bemerkung richtig: Silber nehmen sie ohne offene Erregung entgegen.
Wir halten es für sehr wohl möglich, dass noch auf den Höhen des Danigala,
Degala, Omuna und anderer Felshügel zwischen dem Maduruoya und Mahaweliganga Naturweddas
lelien, welche noch nie Münzen gesehen haben und sie, falls sie von denselben
zu sehen bekommen, nur als Schmuckgegenstände schätzen. Von den Weddas des Omuna
berichtet Kriekenbeek: Sie gaben uns etwas Honigwabe; von einer dafür gegebenen
Bupie kannten sie offenbar nicht den Gebrauch, und Hoffmeister sagt von den ihm vorgeführten
Naturweddas: Geld wurde vertheilt, aber sie kannten es nicht; es brauchte viel
Bcdens, um sie verstehen zu machen, dass Kupfer von geringei'em Werthe sei, als Silber.
Unserer Vermuthung, dass in den von den Weddas geformten „WachskäschiMi"
eine Art Tauschgeld sich herausgebildet haben könnte, haben wir oben (Seite 447) Ausdruck
gegeben.
Í Í!
I ir II.
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Eingriffe der umgebenden Culturvölker in das Leben der Weddas.
B e s t e u e r u n g der Weddas. Unter der singhalesischen Herrschaft wurden jene
Weddas, welche in Folge des Umstandes, dass sie an den Grenzen ihrer Districte lebten,
mit den Singhalesen iu Berührung kamen, zur Entriditung eines kleinen Tributes herangezogen,
welcher in einer bestimmten Quantität Honig, Wachs, Trockenfieisch und Elfenbein
bestand. Wenn Joinville, wie wir oben (Seite 535) gesehen haben, berichtet, dass
die Weddas einmal im Jahre zwei Gesandte zum König nach Kandy mit Honig und
anderen kleinen Geschenken scliickten, so haben wir in diesen Abgesandten nicht Verti'eter
aller Weddas überhaupt zu sehen, sondern nur die eines bestimmten, nicht näher l)ezeichneten
Clans oder einer Warge (siehe oben Seite 478). So berichtet denn Percival
jedenfalls mit Recht, dass die Weddas des Innern, das heisst, wie er sicli ausdrückt, Djejenigen,
welche an den Grenzen der Berg- und Seeprovinzen (nämlich im östlichen Niederlande)
leben, weder die singhalesische, noch die holländische und britische Regierung
durch Tributabgalie anerkannt haben.
Die in der Umgegend von Alutnuwara, einer zur Zeit der singhalesischen Herrschaft
wichtigen Stadt im Bintennedistrict, am Ost-Fusse des Centraigebirges, lebenden
Naturweddas verhielten sich nach Percival in der Entrichtung des ihnen auferlegten
Tributes folgendermaassen: Sie hängten die in Honig und Trockenfieisch bestehende Abgabe
heimhch an einen Baum, worauf dieselbe von den in der dortigen Gegend lebenden
Culturweddas abgenommen und dem singhalesischen Steuereinnehmer in Alutnuwara überbracht
wurde. Letztere sahen die Naturweddas sehr selten und hielten es für gefährlich,'
mit ihnen zusammenzutreffen. Der singhalesische Steuerbeamte ferner hatte nie persönlichen
Verkehr mit jenen Naturweddas und hätte auch den Tribut nicht eintreiben können, wenn
derselbe nicht freiwillig auf die beschriebene Art entrichtet worden wäre; aber kein Beispiel
sei bekannt geworden, dass sie es unterlassen hätten. Wie sich die Naturweddas bei
ihrem Tauschhandel selber nicht zeigten (siehe oben Seite 555), so also auch nicht bei
der Entrichtung ihres Tributes; es lässt sich im Geheimhandel und in der geheimen Steuerentrichtung
eine Analogie erkennen.
Heutzutage werden die Weddas von der englischen Regierung besteuert, wenigstens
diejenigen, welche Tschenacultur betreiben. In Mudagala in der Nähe des Omuna erfiihren
wir, dass sie drei Bupies im Jahr eine Jeder für ihre Tschena zu zahlen hätten, was ihnen
S(dir schwer falle, wie sie uns klagten. Die Weddas im Districte von Tamankaduwa, östlich
vom Mahaweliganga, müssen Jeder im Jahre anderthalb Bupies entrichten. In Kaluwangkeni
an der Küste berichtete man ans, es sei Einer in Battikaloa in's Gefängniss gesperrt worden,
weil er die Steuer nicht habe bezahlen können. Wenn wir nun aber bedenken, dass viele
Weddas gegen ihren eigenen Willen von der englischen Regierung gezwungen werden, ihr
freies Ilöhlenleben aufzugeben und Tschenacultur zu treiben, so muss die Einforderung
jener Steuer als hart und ungerecht erscheinen, Dazu kommt noch der weitere Uebelstand.
SA RA S IN, Ceylon III.