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Flocken; sie zeiclmet sich wie die vorige durch einen hinten sehr breiten Kopf aus und
hat einen unheimlich starren, äusserst drohenden Blick; die Eingeborenen fürchten sie
sehr. Bis in's Hochland hinauf geht die kleine, wie es scheint, weniger gefährliche Giftschlange
A n c i s t r o d o n h y p n a l e , Merr.; sie findet sich auch sonst überall auf der Insel,
Sehr gefährlich ist der abwechselnd mit Weiss und Schwarz zierlich geringelte Bung a rus
c e y l o n i c u s , Günth., welcher unter Steinen und im Boden leljt. Man möchte gleich das
hübsche Thierchen, welches wie eine weiss und schwarz geringelte Ivorallenschlange aussieht,
anfassen und mit ihm spielen; denn auch sein Ivopf ist klein und keineswegs verbreitert,
wie bei vielen anderen Giftschlangen; man würde aber eine solche Unvorsichtigkeit
schwer bereuen müssen. Ebenso harmlos erscheint die B r i l l e n s c h l a n g e (Naia
t r i p u d i a n s , Merr.), wenn sie, herbeige1)racht, ruhig daliegt, ohne ihr Nackenschild auszubreiten;
in diesem Falle täuscht sie ganz und gar eine unschädliche Natter vor; und
doch hat man es hier mit einer äusserst aggressiven und gefährlichen Bestie zu thun:
der Eine von uns gerieth einst, getäuscht durch ihr harmloses Aussehen, in ernste Gefalii.
Es sieht drohend aus, wenn sich die Schlange, auf ihren zusammengerollten Schwanz
gestützt, aufrecht erhebt und mit ausgebreitetem Halsschild, züngelnd, den Herankonnnenden
in's Auge fasst.
Von den Eingeliorenen werden Hauskatzen als Schutzmittel gegen Schlangen angesehen.
Wo Ivatzen sind, sagte man uns im Piasthaus von Wewatte (östliches Niederland),
kommen keine Schlangen hin.
Unter den vielen ungiftigen Schlangen beginnen wir l^illig mit der Riesens
c h l a n g e (Python mo l u ru s , L.), mit welcher wir in der Nähe des Nikaweretiya-Teiches
(nordwestlich von Kandy) ein kleines Al^enteuer zu bestehen hatten. Wir waren schon
einige Zeit in der Nähe des genannten See's im dichten Buschwerk herumgestrichen, um
Affen zu erlegen, deren Embryonen wir sammeln wollten. Bei dieser Gelegenheit stiesseii
wir auf einen kuppeiförmig al)gerundeten Gneissfelsen, wie sie im Niederland von Ceylon so
häufig vorkommen; er war einige zwanzig Fuss hoch und bot uns eine bequeme Gelegenheit
etwas auszuruhen. Oben angekommen, bemerkten wir, dass der Felsen an einer Stelle,
etwa in der Mitte seiner Höhe, ein kleines Becken bildete, welches mit ßegenwasser angefüllt
war. Da dessen Oberfläche Wasserlinsen in geschlossener Decke überzogen, lief der
Eine von uns hin, um nach kleinen Wasserthieren zu suchen. Da Ijemerkte er, zwischen den
Linseir wenig liervorragend, ein Geschöpf, welches er zuerst für eine Ivröte zu halten geneigt
war. Als er sich, kurzsichtig wie er war, bis auf etwa anderthalb Fuss dem fremdartigen
Gegenstand genähert hatte, trat aus demsellien plötzlich eine zweigespitzte Zunge
hervor, und er gab sich als der Kopf eines Python zu erkennen, welcher hier, im Wasser
unter dichten Wasserlinsen wohl verborgen, auf Beute lauerte. Der Betreffende prallte
erschrocken zurück, und mit einem Schusse zerschmetterten wir den Kopf des Thieres.
Nun gerieth der kleine Tümpel in ungeheure Bewegung; das W^asser wallte über den
Felsen hinab, und der bunte, fast schenkeldicke Leib der Schlange kam mehrmals zinii
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Vorschein Auf einen zweiten Schuss hin Hessen die Bewegungen nach, und wir zogen
das nun verendete und nur noch wenig sich bewegende Thier aus dem Tümpel heraus
auf den Felsen hin. Prächtig erschien die braune, mit dunkeln Ringen wie ein Pantherfell
aeschmückte und mit blauem Schimmer überstrahlte Haut des riesigen Thieres; seine
L&nge betrug 372 Ceiitnneter oder c. zwölf und ein halb Fus s ; der stärkste Umfang rles
nüchternen Thieres mass 33 Centimcter. Da das Herz, trotzdem dass der Kopf völlig
zerschmettert war, noch nicht stillstand, spritzte das dunkle Blut in rythmischen Strahlen
aus den geöffneten Schlagadern des Halses hervor und rieselte reichlich über den grauen
Felsen hinunter. Dann hoben wir das noch leise sich bewegende Thier mit einiger Mühe
auf und wickelten es dem starken indischen Kuli, welcher uns begleitete, um den Nacken;
dieser bheb, wenn es sich wieder leise zu bewegen anfing, jeweilen stehen, sah sich nach
uns um und lächelte verlegen, trug aber geduldig, wenn auch mit Mühe, die bunte La s t
nach unserem Lager. Dass wir seine aussergewöhnliche Leistung entsprechend belohnten,
war sellistverständlich. Einen geeigneteren Ort als den klaren Wassertümpel auf freiem
Felsen hätte die Schlange gar nicht wählen können, um ein kleines Wild, wie z. B. einen
Hasen, eine Meminna oder einen Affen zu erbeuten; zugleich lag sie wonnig im kühlen
Wasser und durch die Decke der Wasserlinsen wohl geschützt vor den glühenden Strahlen
der Sonne.
Weiter erwähnen wir von ungiftigen Schlangen als eines besonders zierlichen
Wesens der grasgrünen P e i t s c h e n s c h l a n g e (Dryophi s my c t e r i z a n s , Daud.) mit rüsselförmig
verlängerter Schnauze; sie ist ein sehr bissiges Geschöpf; deshalb Ijinden ihr die
Eingeborenen, welche sie herbeibringen, immer das grosse Maul mittelst eines darum gewickelten
und festgeknüpften Läppchens zu; löst man dieses los, so beisst die vorher
ruhig daliegende Schlange gleich heftig nach der Hand.
Sehr gemein sind im Boden des feuchten Gebietes die seltsamen wühlenden Ur -
o p e l t i d e n mit den Gattungen Ur o p e l t i s und R h i n o p h i s , grösstentheils endemische Formen
Ceylons, mit schräg abgestutztem und von hornigem Schilde iDedecktem Schwanzende.
Ty phl o piden leisen ebenfalls in Menge unter der Erde.
Einige Formen sind, wie Eingangs schon hervorgehoben, streng localisiert, scheinen
sogar auf gewisse Gebirgsthäler beschränkt zu sein, was für ein hohes Alter solcher Thäler
sprechen könnte, da möglicherweise in ihrem Schoosse jene Arten entstanden sein dürften.
Als Beispiele erwähnen wir der in den Thälern Dimbula und Dikoya selten gefundenen,
unter Steinen lebenden grossen As p i d u r a c o p i i , Günther. Sie könnte freilich aus anderen
Districten, wie z. B. aus Nuwaraeliya, durch die kleinere und, wo sie vorkommt, äusserst
gemeine As p i d u r a t r a c h y p r o c t a , Cope, verdrängt worden sein. Ebenfalls localisiert
scheint ferner die höchst merkwürdige und seltene Ur o p e l t i s g r a n d i s , Kelaart, zu sein;
wir selbst haben sie nie bekommen; desgleichen die kleine Nashorneidechse Ce r a t o p h o r a
a s pe r a , Günther.