90 Slitfnafjine unorganifdjer Stoffe.
eine fold;e Sage ßat, baß jebeS ßößer fteßenbe S latt mit einem feiner bafilären Sappen über
eine fonfane ©teile beS nnd^ft tiefem SlatteS jit liegen fornmt. $ n ganz äßnlicßer SBeife
fotttmen bie ©d;rottörner »om zweiten auf baS brüte S la tt unb fo fort nad; abwärts, bis bie=
feiben enbtieß tnapp neben bent ©tengel bie ©rbe erreid;en. 3Ran wirb beim SCnblicfe biefer
beti ©tengel in einer ©eßraubenlinte umlreifenben ©d;rotfönter an jenes ©piel erinnert,
bei bem man eine Keine Engel bitrdj einen fdjraubig gebreßten Eaital auf eine mit fleinen,
numerierten (Srübdjett »erfeßene glatte ßinabMertt läßt. ©ie Regentropfen, welcße auf biefe
biftelartigen pflanzen fallen, »erfolgen natiirlid; benfelben Sßeg, melden bie ©cßrotförner
eütfdjtagen, nur ift beim RieberfaHen ber Sßaffertropfen noeß ber Umftanb ju berüdfieß*
tigen, baß nießt allein baS oberfte S tatt, fonbern alle Blätter, welcße ber ©tengel trägt, zur
Aufnaßme »oit Regen geeignet finb, unb baß infolgebeffen bie fallenben ©ropfen »01t S tatt
§u S ta tt, bitrd; neue p flü ffe »erftärl't, immer größer unb größer werben.
©twaS abweießenb non biefer SBafferleitttng, wie fie beim ©afflor unb ber nidenben
Alfrebie oorfornmt, ift jene, welche man an ber Rtarienbiflel (Silybum Marianum) unb
ber ©fetsbiftel (Onopordon), bann an ber auf ©. 89 abgebitbeten EönigSferze (Yerbas-
cum phlomoides) beobachtet. ©ie obern, ben ©tengel mit zwei Sappen ßalb umfaffenben
S lätter finb gerabe fo aufgerichtet wie bei bem ©afflor unb bei ber nidenben Alfrebie unb
leiten baS SBaffer and) genau in berfetben SBeife nad; abwärts; aber bie S lätter in ber
SRittelßöße beS ©tengetS finb nur bis ju etwa zwei ©rittein ihrer Sänge aufgerichtet,
baS oberfte ©rittet mitfamt ber ©piße ift nad; außen ßin abfdjüfftg unb abwärts gebogen.'
SBaS non ben Regentropfen auf biefeS äußere ©rittel fällt, wirb bat;er in zentrifugaler
Richtung abfließen unb tropft and; tßatfäcßlicß non ber ©piße beS SlatteS ab. Run aber
finb bei allen biefen ©ewäd;feit bie S lätter befto fitrjer, je weiter fie nad; oben ju am
©tengel entfpringen, fo baß fid; ber allgemeine Umriß ber ißflanje mit einer feß laufen
ipprantibe »ergteießen läßt. infolge biefeS SerßältniffeS tropft baS SBaffer non ben aus* unb
abwärts gebogenen ©pißen ßößer fteßenber S lätter auf eine ©teile eines tiefer fteßenben
SlatteS, welcße bereits gegen ben ©tengel git abbad;t unb baS SBaffer zentripetal leitet. Stuf
biefe SBeife gelangt fcßließlicß bod; baS ganze eine folcße ?ßflange treffenbe Regenwaffer in bie
itäcßfte Umgebung ber fßfaßlwurzel unb fornmt fo ben non biefer auSgeßenben ©augwurjelu
ju gute. Sei ber Rtarienbiftel (Silybum Marianum) ift ber Raub ber ©tengelblätter feßr
ftarf gewedt, unb bureß biefe Stellung entfiel;en an jeber ©eite brei bis nier igoßlfeßlen,
bitreh weld;e bei heftigen Regengüffen ein ©eit beS auffallenben SBafferS aud; feitließ ab=
fließt. Aber aud; biefeS feitlich nom Slattranbe abträufetnbe SBaffer fornmt auf bie zentrü
petal teitenben ©eile tiefer fteßenber S lätter unb nereinigt ftch fo wieber mit ben auf anbre
Art in bie ©iefe gelangenben fleinen SBafferftrömen.
pflanzen mit zweizeilig geteilten S lättern, bie baS Regenwaffer zentripetal ableiten,
finb giemlich feiten. ®aS auffadenbfte Seifpiet für biefe ©ntppe ift wol;t bie japanifeße
T ricyrtes pilosa, bereit Saubblätter infolge eigentümlid;er Serfd;iebttng fidh an ben auS=
gewad;fenett ©tengein fel;r regelmäßig übereinanber in zwei Reißen ftelleu. $ebeS S la tt
umfaßt beit ©tengel mit zwei Sappen, ift aber an ber Safts etwas feßräg geftellt, fo baß
einer biefer Sappen ßößer, ber anbre tiefer zu fteßen fornmt. Aueß fcßlteßt fid; ber ßößer
fteßenbe Sappen bid;t an beit ©tengel an, wäßrenb ber anbre, tiefer fteßenbe eine Abfluß*
rinne barftellt, welcße genau über ber fonfaoeit $läd;e beS näd;ft tiefer fteßenben SlatteS
ber anbern ©eite rnünbet. p t t t Regen auf biefe Pflanze, fo fließt baS »oit einem S latte
auf gefangene SBaffer bttrd; bie breite Abflußrinne auf baS näcßft tiefere S la tt ber zweiten
©eite, »oit biefent entwidelt fid; wieber ein etwas »erftärfter SBafferftrom, ber auf eilt S la tt
ber erften ©eite herabfällt, uttb eS bilbet fid; ßier eine eigentümliche EaSfabe aus, weld;e »oit
S la tt zu S tatt, jeßt zu biefer, bann zu jener ©eite, im gidzad bid;t am ©tengel zur ©iefe geßt.
Sttleiluttg be§ SRegettnrnfferS. 91
©S wäre unrichtig, fieß »orjufteHen, baß bie im »orßergeßenben gefdjilberten ©inrid;*
tungen auSfdßließüd; bie ißnett beigelegte Sebeutung ßaben. p r mand;e pflanze ift eS
Ziemlich gleichgültig, nad; weld;er ©eite baS Regenwaffer »oit ben Slättern abtropft, ©o
*• f8 - für aIIe iene Sumpfpflanzen, weld;e im ©eßlamme unter SBaffer wurzeln, ba in biefen
fallen baS SBaffer beim Abtropfen bod; nur in ber SBaffertuaffe beS ©eid;eS ober ©ttmpfeS
aufgeßt unb nießt zu einer beftiinmten ©teile, wo fieß bie ©aitgwurzeltt finben, ßingefüßrt
werben fönnte. Sei bent pofeßbiffe, ber ©d;ilflilie, bem Spfeilfraute (Alisma, Butomus,
S a g itta n a ) ift baßer atteß ein Pttfammenßang zwifeßen ber Richtung unb p rm ber Saub=
blätter unb ber Sage ber ©augwitrzeln nießt zu erlernten.
©agegen ift bei ben roßrartigen ©ewäcßfen (Arundo, P hragm ites, P h alaris) eine
©inrießtung getroffen, welcße augenfcßeinlicß ben ^wed ßat, zu »erßinbern, baß baS Regem
waffer zwifeßen ^alm unb S la tt fieß anfammelt. SBie bei ©räfern überßaupt, ift aueß bei
ben genannten Roßrarten ber ^altn mit Enoten »erfeßeit, unb »on jebetn Enoten geßt ein
Saubbfatt aus, weleßeS ben £atm mit feinem untern ©eile wie eine Rößre ober wie bie
Rtefferfcßeibe bie Elinge umfaßt, wäßrenb ber obere ©eil beS SlatteS flädßenförmig, banb=
artig ober ßoßlfeßlenförmig ausgebreitet ift unb weit »oin <galme abfteßt. ^ebeS S ta tt faitit
wte eine SBinbfaßne um ben ^ alm ßerumgebreßt werben, ©ort, wo ber feßeibenförmige in nebelt
abfteßenben ©eil unter einem fiumpfen SBinfel übergeßt, fießt man bießt an ber Sem
gungSfteße am Raube beS SlatteS zwei beutlicße ©inbrüde, welcße fid; als Ableitungsrinnen
bar ft eilen, unb über wetdje aueß ein ©eit beS als Regen auf bie Stattflächen beS RößridßteS
ßerabfallenben SB aff er S abfließt. ÜberbieS ift aber ßier nod; ein feßr zierüeßer ©eßußwatl in
©cftalt einer Seifte ober eines aufrecht fteßenben trodnen ^äutcßenS (ber fogenannteit Li-
gula) angebraeßt. ©tefeS ^äuteßen, weleßeS gewiffermaßen ber rößrenförmigen Sfattfd;eibe
aufgefeßt ift, liegt fo, wie bie Slattfd;eibe felbft, bem ^alme fitapp an. Eomtnt nun Regem
waffer zu biefer ©tede ßerabgefloffen, fo flaut eS fid; au bem trodnen ^äuteßen als an
einem »ortreffließen ©eßußwalle unb fließt red;tS unb lintS bureß bie erwäßnten Rinnen
ab. ©o wirb »erßinbert, baß fid; baS Regenwaffer in bem Raume zwifeßen £alm unb
Sfattfcßeibe anfammelt, wo es nicßtS weniger als »orteilßaft, ja »ielmeßr eittfißieben nad;-
teilig fein würbe. Sei manchen Roßrarten ift biefer AbleitungSapparat noeß wefentlid;
babitrcß »eroollftänbigt, baß fieß am ©aitnte beS <gäittcßenS ^ aare finben, welcße neben ber
Rinne ßerabßängen unb bie wie ein $ocßt, bureß ben baS SBaffer in eine beftimmte Saßn
geleitet wirb, wirlfam finb.
Aud; bei »ielen ©olbenpftanzen (j. S . A ngelica, Heracleum) gelangt baS SBaffer
bitrd; bie rinnenförmigen Sübungen an ben Slattfläd;en unb Stattrippen nießt in bie aus*
geweitete, oft blafenförmig aufgetriebene, ben ©tengel teilweife umßülfenbe Slattfd;eibe,
fonbern flaut fieß an einem SBafte, welcßer »on beit zufawmenrteigenben ©nbeit ber Slatt=
feßeibe gebilbet wirb, unb tropft »on bort in bie ©iefe ßinab. ©aS SBaffer, weleßeS man
feßr regelmäßig aueß in ben Slattfcßeiben ber ©olbenpftanzen angefammett finbet, fommt
ü°if ben blütentragenben ©tengein, bereit jeber an feiner SafiS »on einer fold;ett Statt*
feßeibe umwallt ift, ßerab. Sei mandßen Aroibeett, bereit S lätter im jugenblicßen ^uftanbe
bem ©tengel eng anliegen, ift ber Slattftiet gewiffermaßen ein Abbrud beS betreffenben
ftielrunbett ©tengelteite», unb aueß bann, wenn baS S latt feilte »olle ©Iröße erreicht ßat,
erfeßeiut ber Slattftiel noeß als eilte rittnige ^oßlfeßle, obfcßoit »oit bent auf bie große itatß
außen geneigte Stattfläcße fallenben Regen fein ©ropfett bureß biefe Rittite zuut ©tamtne
ßingeleitet wirb, ©s ift aber aud; »ermieben, baß baS wenige SBaffer, weleßeS als Regen
bireft in ben obern ©eil ber ßoßtfeßtenförmigen, großen Slattftiete fällt, bis zum ©tamme
gelangt. Sei ber aud; als ©etorationSpftanze fo ßäuftg fultioierten prächtigen brafilifdßeit
SIroibee, bie unter bem Ranten Philodendron pertnsum befannt ift, finbet fid; j. S . eine