S treptocarpus (f. Slbbttburtg auf ©. 581, $ig. 17—20) ftnb bie beibert Keimblätter im
©amen non berfelben $orm itnb ©röße; and) ltadjbem fie bie ©amenfcßale oertaffen fabelt,
gleichen fie fid) nod) üoüftänbig; fpäter aber bleibt bag eine im äßadjgtume gttrüd unb ftirbt
ab, w ä ß ren b bag gweite fid^ außergew öhnlich o e rg rö ß e rt unb gu einem bem
B oben au flie g e n b e n g rü n e n S a u b b la tte non 22 cm S än g e unb 12 cm B re ite
augw ädjft! ©eltfamerroeife entroicfeln mehrere Slrten biefer ©attung, mie g. B. S trep to carpus
polyanthus, gar leine meitern grünen B lätter, fonbern begnügen fiel) mit ber
Slugbilbttng beg einen Keimblatteg gu einem riefigen, bem Boben auflagernben Saubblatte,
mit bem fpäter ber ©proßblattftamm nerbunben erfeßeint unb fief) aug beffen bider SRitteF
rippe alg Blütenftiel erhebt.
©aß bie Keimblätter, welche ergrünen, gleich anbern grünen ©erneben auch bie $äßig=
feit haben, im ©onnenlicßte aug Räßrgafen unb Söaffer mit Hilfe ber aufgefaugten Räßr=
folge organifeße ©toffe gu ergeugen, fteßt außer $rage. ©ewößnlich erfc^eint bag ©ßloro=
pßtjll erft, naeßbem bie Keimblätter aug ber ©antenljülle ßeroorgefommen ftnb unb fteß im
Sonnenlichte auggebreitet haben. SRandjtnal aber bilbet eg fid) fdjon gur $eit aug, toenn bie
Keimblätter noch im ©amen fteden unb in ©unfet gefüllt ftnb, mie g. B. bei ben Kiefern
unb $idjteit, ben Stt;ornen unb einigen ©cßotengewächfen, ben Riemenblumen, ber SRiftet unb
bem in Sapatt ßetmifeßen Hütfenfrücßtier Sophora (Styphnolobiiim). ©ie ergrünten unb
auggebreiteten Keimblätter geigen alle ©tgentümlichfeiten beg Saubeg; bie Oberhaut ift mit
Spaltöffnungen oerfeßen, unb im grünen ©ernebe taffen fid) häufig auch ^aliffabengelleit
unb ©djwammparendjtjin unterfeßeiben. SRancße ißflattgen, gumat jene, bie fpäter unten
itbifeße Knoden ober fnollenartige SBurgeln augbilben, g. B. mehrere Ranunfein, ©ifenfjut,
Sercßenfporn, E ra n th is, Leontice, Butt htm, Smyrnium perfoliatnm, Chaerophyllum
bulbosum, fommen im erften Saßre, nadjbem fie gefeimt Ijaben, über bie Bilbttng grüner
Keimblätter nidjt tjinaug, unb erft im näcßften ^ya^re entwidetn fiel) aug ber Knofpe beg
Keimlingeg bie grünen ©proßblätter. Biete fßflangen entfalten bagegen naßegu gleidjgeitig
mit ben Keimblättern auch grüne ©proßblätter, aber bie Keimblätter funftionieren mit biefeit
gufamnten alg Sattb unb erhalten fiel) mitunter big gur Seit ber Blüte, ja felbft ber $rudjt=
reife frifcß unb grün. Betfpiele hierfür ftnb gaßtreieße rafcßwücßftge, einjährige Unfräuter
auf unfern Reibern unb in unfern ©emüfegärten (g. B. F um aria officinalis, Scandix
P ecten Yeneris, A rnoseris pusilla, U rtica urens, Adonis aestivalis). Sin einjährigen,
fiüj fcßnell entroidelnben S tangen erreichen bie Keimblätter mitunter einen Umfang, welcher
jenem ber grünen ©proßblätter wenig nad^gibt. ©o merben g. B. bie Keimblätter beg
Kürbig über 1 dem lang unb 4 —5 cm breit. ©g ift gu erwarten, baß folcße ergrünte
Keimblätter, welche mit ben grünen Blättern ber ©proffe in betreff ber ^unftion ootlftäm
big übereinftimmen, auch S^tabe fo wie biefe gegen äußere fdjäblicße ©inftüffe gefdjüßt fein
werben, unb in ber ©hat finbet man an ihnen mehrere ber ©djtißeinricßungett wieber,
welche bei früherer ©elegentjeit ausführlicher gefchilbert würben.
©ie Keimblätter oieter Slfperifolieen ftnb mit fteifen Borften befeßt lg. B. Borago,
Caccinia, Anchusa, Myosotis, f. SIbbilbung auf ©. 581, gig. 8), jette ber Rofen ftnb mit
©rüfenßaaren gewimpert (f. SIbbilbung auf ©. 581, $ig. 10), unb jene mehrerer Reffeltt
tragen auf ihrer obern ©eite Brennborften. ©aß bie Keimblätter gegen bie Racßteile, welche
burch beit SBärmeoertuft in hellen Rächten eintreten fönnten, fid) felbft unb audh bie gwifeßett
iljnen geborgenen jungen ©proßblätter burch Sufammenfalten unb bttrdj bie Sinnahme ber
oertifalen Sage fcßüßeit, würbe bereits ©. 323 u. 324 heroorgeljobett.
Rieberblätter, RiitteWätter. Hochblätter.
Söenn früher bie ©proßblätter in Rieberblätter, SRittelblätter unb Hochblätter unter=
fdjiebett würben, fo fodte bamit nicht gefagt fein, baß biefe breierlei Blattbitbungen auch
wirflicß an allen ©proffen gur ©ntwidelung fommen. 2Bag gunäcßft bie R ie b e rb lä tte r
anlangt, fo finben fid) biefe nur an augbauernben, mehrjährigen ©ewächfen auggebilbet.
©en einjährigen ißflangen fehlen biefetben. ©chon bie Knofpe, welche am ©cßeitel beg
Keimblattftammeg einer einjährigen ißftange entfteht, beginnt fogteieß mit grünen SRitteF
blättern, welche alg Sattb funftionieren, unb auch an ben Knofpen, welche fpäter am ©proß=
btattftamme angelegt werben, ift oon Rieberblättern feine ©pur gu feiten. 2öag fann wohl
bie Urfacße biefeg ©egenfaßeg gwifeßen einjährigen unb augbauernben ©ewädjfett fein?
®ie einjährigen ©ewäcßfe bebürfen augenfeßeintid) feiner Rieberblätter. fyür fie ift eg oon
SBicßtigfeit, innerhalb ber furg bemeffenen Seit eineg ©ommerg g rü ß te unb ©amen aug=
gubilben, unb fie müffen bie ßiergu nötigen Bauftoffe mit Hilfe grüner Saubblätter felbft
ergeugen. ©in ©eil ber Bauftoffe wirb gur Slugbilbuttg ber Keimlinge im ©amen oerwenbet,
ein attbrer ©eit gur Herftedung oon gut gefüllten Raljrunggfpeidjertt, weldje ben Keimlingen
beigegeben ftnb. ®ie ©amen löfen ftd) ab unb werben oerbreitet; bie SRutterpflange,
welche fie in großer Saßt ergeugt hat/ oerborrt unb ftirbt gang ab. ©ie hat feine Knofpen
angelegt, welche tebenbig bleiben, um im näcßften Sabre wettergufproffen, unb eg ift fomit
auch überftüffig, für bie ©rnährung, bie ©rhattung unb ben ©d)uß folcßer Knofpen Bor=
forge gu treffen. Slnberg bei ben augbauernben ©ewädjfett. ©ie oon biefett angelegten
Knofpen müffen mit ber nötigen Referoenahrung oerfehen unb für bie ©auer ber Ruhe,
für bie Seit beg Sßinterfcßlafeg unb ber ©ommerrutje gegen größt unb Hiße gefiebert, oor
bem ©rfrieren, Berfengen unb Bertrodnen unb auch ßegen bie Slttgriffe ber ©iere fo gut
wie möglich gefiebert fein. Hiermit ift aber auch bie Stuf gäbe, welche ben Rieb er b lät=
fe rn g u fom m t, angegeben, ©ie funftionieren einerfeitg alg R ef eroefto ffb eh ä lte r unb
R a ß ru n g g fp e tc ß e r unb anberfeitg alg feßüßenbe H ü lle beg oon ihnen ü b erb ed ten ,
m it ben S lttlagen oon S R itte tb lä tte rn ober H o ch b lättern o erfeh en e n , ttoöß fehr
fu rg en © p ro ß b la ttftam m e g . S u r ©rfüdung biefer Slttfgabett bebarf eg aüerbingg feiner
grünen Blattfpreiten unb überhaupt feineg grünen ©ewebeg; eg genügt ßiergu ber djtoro=
pßpMofe ©cheibenteil beg Blatteg, unb fo erflärt eg ftd), baß bie Rieberblätter an allen
©proffett nur alg bleiche, fcßalen= ober feßuppenförmige, ber grünen ©preite entbehrenbe
©ebilbe erfi^einen. ©djon bie erfte Knofpe beg ipflangenftodeg, welche am ©djeitel beg
Keimblattftammeg entfteht, ift bei ben meiften augbauernben ©ewädjfett mit fchuppenför=
migen, bleichen Rieberblättern oerfehen unb gwar nicht nur an Holgpflattgen, wie g. B. an
ber auf ©. 566, $ig. 5 tt. 6, abgebilbeten ©idhe, fonbern auch an gang flehten, frautartigen
©ewädjfett, wie att bem SRofdjugfraute (Adoxa Moschatellina), bei weldjem über bett
Keimblättern atn ©proßblattftamme guerft flehte, fdjuppenförtnige, djlorophplllofe Rieber=
blätter, bann grüne, laubförmige SRittelblätter unb barüber enblidj Hochblätter folgen.
Sludj alle fpäter angelegten ©proffe, beziehentlich) Knofpen ber augbauernben ^flangen be=
ginnen gu unterft mit Rieberblättern, welchen bie grüne ©preite alg etwag für fie Über=
flitffigeg gänglid) fehlt.
©ie R ie b e rb lä tte r, weldje an bett u n te rirb ifc h e n © p ro ffe n , gum al an ber
Z w ieb e l, bem Rhigottte unb ber © to d fito fp e , entwidelt ftnb, weichen, entfpredjenb
bett oerfdjiebenen SSachgtutngoerhältniffen biefer breierlei ©proßgebilbe, nicht unerljeb=
lieh ooneinanber ab. Unter S ^ ie b e l (bulbus) oerfteßt man einett unterirbifeßen, aufrechten
©proß, beffen feßr furger, aber bider ©tamm (gwiebelfucßen) mit oerßältnigmäßig großen,
bidjt übereinanber liegenbett, fid; bedettben, feßuppettförmigen Rieberblättern befeßt ift. ©ie