©etbftüerftänblid) t>cfct>ränft fid) bie Jjerbftli^e Verfärbung beg fommergrünen Saitbeg
nid;t nur auf bie genannten Bäume unb <Sträud;er, fonbern erftredt fid) auch auf aug=
bauernbe niebere ©tauben unb Kräuter. git ben SBatblanbfchaften treten aber nur bie
ntafftgen formen ber großem ^otjgetüäcljfe tjernor, unb nur feiten bitbet hart auch bag
niebere ©eftäube einen d)arafteriftifd)eit gng uu ^erbftlid;en Bilbe. Stnberg geftaltet fid)
bie ©ad)e bort, too l;od;ftämmige Bäume noEftänbig festen, unb reo gerabe bie aug niebern
©eraädjfeit gebitbeten Beftäube bie bebeutenbfte Volle fpieleit, fo namentlich int ©ebiete
ber arftifdjen glora unb oorneljmlid) auf ben Vorgebirgen, raeldje über bie Baumgrenze
raeit emporragen. Unter bicfeit le^tern aber bürfte in betreff beg ^erbftlid)cn garbeit=
raed)fclg ber ijßflanjeitbede fattm ein anbreg mit ben mitteleuropäifchen Sllpen roetteifern
tonnen, gngbefonbere finb eg jene burd) bie grofje Vxannigfaltigfeit ihrer glora unb ben
Veidjtum an Beftänbeit aug ©ricineen auggezeidmeten Seite ber gentralalpeit, in raeldjen
©djidjten non ©clpefer unb Statt abraed)feln ober aneinaitber grenzen, roo bag Ijier ge=
fdjitberte ©djaufpiel mit einer ipradjt norüberjieljt, non raeldjer fid) bie fommerlid)eit Be=
fud;er unb Beraunberer ber Sllpenraelt faum eine annäljernbe Vorftellung §u ntadjen im
ftanbe finb. S e r Beginn beg ©d)attfpieleg ift fdpuer feftjuftelten unb änbert fid) non gafjr
ju gal)r je nad) ben gerabe l)errfd)enbeit Verl)ättniffen ber SBärme unb f5:eud;tig£eit. Söettn
bereite gegen (Sttbe Sluguft Veufdjnee mehrere Sage auf beit ©el)ängeit über ber Votsgrenje
liegen bleibt, fo tritt bie Verfärbung fdjoit um biefe 3 d t ein; tnenn aber, mag ber f)äu=
figere gaE ift, erft um bie Vtitte beg ©eptemberg ein Sßetterfturj bag Vodigelnrge tu einen
meinen ©djneemantel fteibet, in ber jroeiten Vätfte biefeg SEonateg ber Vettfdptee tnieber
abfc^milgt unb fiel) bann raodjeitlang ein fpiegetttarer ^iutntel über bent Vod)gelürge roölbt,
fo ift and) ber Ijerbfttic^e garbenraecfjfel um fo niel länger l)inauggefd;oben. Unten in ben
Sljalgrünben, weld)e inegen beg tiefem ©tanbeg ber ©oittte auf toeite ©treden fd)on int
©djatten liegen, bleibt ber Vobett uitunterbrodjen raeifj bereift, raälirettb oben auf ben füb=
lid; abbadjenben Vergegljöljen mit bem erften ©onnenblide aud; bie nächtlid)en Veife fdjraiiu
ben unb tagüber utilbe Stifte über bie ©eljänge tneljen. ©dpteelmhner fotnie ©dpoärnte
ber über bie Sllpeitpäffe jieljenben, l;ier zu furjer Vaft tneilenbeit Sßanbernögel finb ge=
fd;äftig, bie Veeren non bem in großer gal)l bie V^lbeit iiber§iel;enben ttiebertt ©traud)=
raerte abzupideit; bie galtet* aber, toeldfe im ©ommer um bie grofjen Sllpenblumen fo
gefdjäftig tnaren, finb oerfdjraunben; Vier unb ba erheben ficV nod) einzelne bleidje ©tabiofeit
unb bie bunfeln Stljren beg fpät btütjenben norraegifdjen Vul)rfrauteg, alleg übrige ift aber
fdjon in grud)t übergegangen, unb ber Vtütenreigen ift abgefd)loffeit. Unb bennod) ntadjeit bie
©eljättge je^t ben (Siitbntcf fontmerlicher glitten, bie mit ungezählten Vlüten gefdpniidt finb.
S ag fontmergrüne Sattb ber ttiebertt ©tauben unb Kräuter ttitb ittgbefonbere ber oerzraergten,
bufdjigen unb teppidjbilbenben ©träud)er, aug raeldjem bie Slugraanberung ber ©toffe in
bie Ijolzigett graeige unb in bie unterirbifcfien ©tengelbilbungeit erfolgt, geminnt eben mäh-
renb biefer furzen 3 eit rote, niolette unb gelbe garbentöne, raeldje ben lebhafteren Blüten=
färben an ©d;mel§ unb Seudjtfraft nicht nacfjftehen. Situ auffaEenbften treten bie fommer=
grünen Veibelbeergeraädjfe unb eine Slrt ber Bärentrauben heroor. SBährenb bie Blätter ber
SEoogbeere (Vacciniiim uliginosum) einen violetten garbentoit annehmen, fleibeit fid) bie
Veibelbeeren in tiefeg Vot unb bie Sllpenbärentraube (A rctostaphylos alpina) in raeithin
fid)tbaren ©djarlach. S ie h^bftlid) gefärbten Blätter biefer lefctern Pflanze zeigett itber=
haupt bag fchönfte Vot, bag an irgeub einem Saubraerfe im ^erbfte beobachtet rairb, ttod)
niel feuriger alg feueg ber norbatnertfanifdjen Veben unb beg Offtgbaunteg, unb raenn bag
Saub biefer Bärentraube auf einem Berggrate non ben fdjief einfaEenben ©onnenftrahlen
burdjleuchtet rairb, fo glaubt ber tiefer unten fteljenbe Beobadjter ©trontianflammen aug
bent Bobeit heroorzüngeln zu fefiett. Sind; bie Blätter zahlreid^cr nicht holziger ©eraädife,
fo namentlid) ber alpinen ©eranien unb beg Sllpenhabichtgfrauteg, färben fid) trar bem
SBelfett am ©aunte unb längg ber Veroen ober auch über bie ganze gläche mit 2lntl)o=
fpan unb nehmen fid) non fern wie rote, niolette unb fd)edige Blüten aug. S ie 2llpen=
tneiben bagegen, zumal bie teppid)bilbeitbe Salix retusa unb bag niebere Bufdiraerf ber
Salix h astata unb S. arbuscula foroie attd) bie rotfrüd)tige 3 raergntifpel (Sorbus Oha-
maemespilus), erfd)eiiten golbiggelb. S ie ledern befäumen ingbefonbere bag Vinnfal ber
Duellbäche, unb raenn man non erhöhtem ©tanbpunfte in bie SWulben unb Sfare hinab=
fleht, burd) raeld)e bie ©etnäffer in geraunbenem Saufe unb unterbrochen burd) fleine £ag=
faben ihren 2Beg nerfolgen, erfennt man bie 2ßeiben= unb 3raergtnifpelgebüfd)e alg golbige,
gefchlängelte Sinien unb Bänber, welche in bie bunflere Umgebung eingezeichnet finb.
3raifd)en bag niebere ©eftrüppe ber Veibelbeeren unb Vtoogbeeren, norzüglich aber graifchen
bag nieberliegenbe ©eäfte ber Sllpenbärentraube finb allerraärtg and) raeifje unb graue glei^^
ten, zumal bie Venntierflechte unb bie iglänbifd)e g le ite , eingefprengt, unb einzelne felfige
Vitden unb ©rate finb fo augfdjliefdid) noit biefen ©ebilben überzogen, ba§ fie fd)on non
fern alg raeife glede unb ©treifen auf rotem, molettem ttitb gelbem ©ruitbe erfd)einen.
S ag garbenfpiel in ber Sllpenregion rairb noch baburcfj raefentlich gehoben, baf eg an
breiten gläd)eit mit bunfeln Söneit nicht fehlt. S ie 3«hl ber immergrünen ©eroäd)fe ift
bort eine nerhältnigmäfig grofe, unb ingbefonbere erhalten mehrere jener Strten, roeld)e
beftanbbilbenb auftreten, il)r gritneg Saub unter ber lange baiternben rainterlichen ©<hnee=
bede big in bie Vegetationgperiobe beg näd)ften gahreg. S ie Beftänbe aug Segföhren
(Pinns ltumilis, Muglius unb Pumilio), bie ©eftrüppe ber Sllpenrofen (Rhododendron
liirsutum unb ferrugineum), bie ©ruppen ber fd)roarzfritd)tigen Vattfchbeere (Empetrum
nigrum) unb bie fchintmernben Seppid)e aug ber immergrünen Bärentraube (A rctostaphylos
uva ursi) bringen mit ihren bunfeigrünen garben eine geraiffe Vul)e in bag bunte
©erairr. 3lud) bie Seppid)e ber Azalea procumbens, raeld)e ficf) int Verbfte burch Ballung
ber @hloropl)t)llförper in ben grünen gellen ber Blätter braungrün färben, mäßigen bie
Buntheit beg Bilbeg in harmontfd)er Sßeife.
S ag reizenbe ©d)aufpiel ber Verfärbung beg fommergrünen Saubeg in ber alpinen
Vegion erftredt fid) in ber Vegel nur auf 14 Sage. Bleibt bann bag Hochgebirge nod)
furze geit fchneefrei, fo löfen fid) alle bie roten, nioletten unb gelben Blätter non ben
groeigeit unb graeiglein. Söag in ben Blättern an uerraenbbaren Stoffen itod) norhanben
raar, ift in biefer geit in bie überrainternben ©tammbilbungen geraanbert; bag abgefaEene
Saub rairb braun unb gefdpoärzt, unb halb breitet fid) eine bid;te, bleibeitbe ©d)iteelage über
bag Vorgebirge aug. S ie Eäutiue, Vulben unb Vtulben, auf raelchen furz uorl)er nod)
feuriges Vot unb EjedeS ©elb zroif^en ben bunfeln Segföl)reit unb Sllpeitrofeit aufjfammte,
heben fid) jejst mit blenbenbem SBeifj nont rainterlichen Vuuittel ab.
3, tonlii'itiiE jttitftE bn btx JPmtöUmg mtii JUiuttemtg bn
S n tja tt: Sttmung. — SB arme = unb Sitfjtentroictetung. — ©ärung.
Vtmttng.
(Sine ber merfraürbigften (Srfd)cimtngen bei ber Söanblttng ber ©toffe in ben Pflanzen
ift unb bleibt, bafj jebe Slrt fid) felbft SVufter unb Vorbilb ift, baff bie Verbinbungen,
raeld)e bie oerfd)iebeneit Slrten erzeugen, in ben aufeinanber folgeitben ©enerationeit immer
bie gleichen bleiben, unb baff aug berfelben ©rbe, bemfelben Sßaffer unb berfelben Suft,