eineg ungeteilten S3Iatte§ ober bie ©tiefe einzelner Blattabfdjnitte bie Nolle oon hänfen
übernehmen. ©aS erftere fief)t man fehr fd)ön an ben zahlreichen Slrten ber ftapujiner=
freffe (Tropaeolum) unb an bem ranfenben Söwenmaufe (A ntirrhinum cirrhosum), baS
le^tere an oielen Slrten ber ©attung ©rbraudj (F um aria), an ben ranfenben SBalbreben
(Clematis) unb an ber einzigen Siane unfrer Slfpen, ber Sllpenrebe (A tragene alpina),
oon welcher auf ©. 651 eine Slbbilbung eingefchaltet ift. Sluch an ben ^annenpflanzen
(Nepenthes) ift ein S eil beS BlattftieleS in eine Nanfe umgewanbelt, unb burdj biefen
werben bie bannen an bem ©egweige ber ftüfcenben Pflanze aufgehängt (ogl. ©. 123 unb
Slbbilbung, ©. 124). SBenn bie SNittelrippe eines SaubblatteS fich über baS grüne ©ewebe
ber ©preite nodj weit hinaus als gaben fortfefet, welcher fefte ©tüfeen ergreift unb um=
fchlingt unb ben ganzen ipflanzenftod an biefeiben anfnüpft, fo wirb biefeS ©ebilbe B la tG
rip p e n ra n fe (cirrhus costalis) genannt. Cs gehören hierher bie feitfamen fübamerifa=
nifd)en SNutifien (z. 35. M utisia ilicifolia, h astata, subspinosa, decurrens), bie inbifdjen
F la g ellaria In d ica unb Gloriosa superba unb mehrere an fteife £alme unb Blätter be=
nadjbarter ©räfer fich anljeftenbe üaiferfronen (F ritilla ria cirrhosa, v erticillata unb
E uthenica). Sind) bie B la ttr a n f e (cirrhus foliaris) wirb als SNütelrippe einer Blatt=
fpreite ober eines SeitblättchenS gebeutet, hoch ift hier oon bem grünen ©ewebe ber be=
treffenben ©preite gar nidjtS zur Cntwidelung gefommen, unb man fieljt nur bie SJtitteb
rippen unb zwar als gäben auSgebilbet, weldje, fobalb fie mit einem ©tabe in Berührung
fommen, fid; frümmen unb anhängen. SDiefe gornt ber Nanfe ift bie häufigfte oon allen
unb finbet fich namentlich an ben Schmetterlingsblütlern in großer Niannigfaltigfeit. Bis*
weilen ift bie ganze Blattfpreite in eine einzige Nanfe metamorphofiert, wie bei ber Sinfem
platterbfe (L athyrus A phaca); gewöhnlich finb aber nur au ©teile beS CnbblättchenS unb
ber oorbern Seilblättchen ber gefieberten Blätter Nanfen entftanben, wie baS befonberS an
ben SBidert, Crbfen unb Sinfen (Yicia, Pisum, Ervum) zu feljen ift. Cs oerbient hier er=
wähnt zu werben, baff in bem SJiajfe, als baS grüne ©ewebe ber Blattfpreite infolge ber
Nanfenbübung rebuziert erfdjeint, bie SluSbehnung beS grünen ©ewebeS an ben unterften
Seilblättchen, Blattftielen unb Nebenblättern zunimmt, mit anbern «Sorten, bah bort, wo
an ©teile ber oorbern Seilblättchen Nanfen auftreten, baS unterfte ^Saar oon S eilblättdln
unb bie Nebenblätter grofse grüne glädjen bilben. Sin oielen P atterbfen finb bann fogar
bie Blattftiele unb bie ©tengel mit grünen blattartigen Seiften unb glügeln befefet.
SllS ©tammranfe (cirrhus capreolus) bezeichnet mau jebe Nanfe, welche auf ein ©ten=
gelgebilbe zurüdgeführt werben fann, unb unterfd;eibet inSbefonbere noch N fira n fe (cirrhus
rameaneus) unb B lü te n ftie lra n f e (cirrhus peduncularis), je nadjbem bie Nanfe als 3Ne=
tamorphofe eines blütentragenben ober eines SaubfproffeS gebeutet wirb. BlütenfHelranfen
finbet man inSbefonbere an bem SBeinftode unb ben CiffuSarten, an Passiflora cirrhi-
flora, an mehreren Slrten ber ©attungen P aullinia unb Cardiospermum, SCftranfen an
F um aria claviculata unb an zahlreichen fürbiSartigeit ©ewächfen. ©iefe Nanfen, für
welche bie in ber Slbbilbung auf ©. 653 bargeftellte Serjania gram atophora als Beifpiel
gelten mag, entfpringen gewöhnlich nidjt aus ber Sldjfel eines SaubblatteS, fonbern finb oer=
fchoben, neben ober unter baS ©tüfeblatt gerüdt, ja häufig ben ©tü^btättern gegenübergeftellt.
33et ben reben= unb fürbiSartigen ©ewächfen tritt biefe B e g e b u n g befonberS auffalienö
heroor, unb in früherer 3eit hut man barum biefe Nanfen auch nidjt für ©taminranfeit
gelten laffen wollen, fonbern für Blattranfen erflärt. ©Chliefilich wäre hier auch noch ber
SB u rzelran fe (cirrhus radicalis) zu gebenfen, welthe aus wirtlichen am SNittelftamme
entfpringenben SBurzeln heroorgeljt, fidj aber in betreff ihrer SBirffamfeit ganz fo wie
eine Nanfe benimmt unb inSbefonbere an flimmenben zartftengeligen Bärlappgewäcfjfen
beobadjtet wirb.
©iefe für bie fpefulatioe ©eftaltlehre unb auch für bie befcfjreibenbe Botanif wert=
oolle Unterfcheibung ber mannigfachen Nanfenformen hut für bie fragen, welche in biefent
Suche befprochen werben, nur nebenfächlidien Sßert. ©ie gibt feinen SCuffchtufj über bie
Bebeutung, weldje ben oerfcfjiebenen formen mit Nüdfidjt auf bie ©tanborte ber flimmern
ben Pflanzen zufommt, unb fie bietet nicht ben geringften StnfjattSpunft, um fich oorfteHen
Zu fönnen, wie ber ©tarnm burch bie oon ihm auSgeljenben Nanfen an bie ©tü^e gefettet
S lflrn n fe rt ber Serjania gramatophora. SSgl. S c jt, ©. 652.
wirb. Unb gerabe in biefer Beziehung finb bie ranfenben ©tämme überaus merfwürbig unb
Zeigen Berfdnebenheiten, welche eine eingehenbere ©djüberung oerlangen. gum Beljufe biefer
©djüberung fteflen wir bie ranfenben ©tämme in brei ©ruppen zufammen, nämlich in
foldje mit Ningetranfen, mit fdjwiitgenben Nanfen unb mit lid)tf<heuen Nanfen.
©ie ©tämme mit N in g e lra n fe n finb inSbefonbere geeignet, zwifdieit oieloerzweigten,
aufrechten ©tauben in bicht oerwachfenen Reefen, in jungen SBalbanflügen unb niebern ©e=
holzen emporzuflimmen. ©in S eil berfeiben, fo namentlich oerfdjiebene Slrten beS Crb=
raudjeS unb ber Hapitzitterfreffe (F um aria unb Tropaeolum), finb einjährig unb fommen
über baS niebere ©eftrüppe unb ©eftäube nidjt oiel hinaus; anbre, wie z- B. bie Söalbreben