2113 eine weitere ijierljer gehörige ©rfdteinung ift auch baS p erio b ifd je g a lte n
ober © djliefjen ber © ra S b lä tte r hervorguheben. @3 ift längft aufgefallen, bajj ge=
wiffe ©räfer ein feljr verfdnebeneS dluSfeljen gewähren, je nacfibem man fie an einem
tauigen dKorgen ober im dJüttagSfonnenfcheine gu ©efidjt befommt. 2lm SDiorgen finb iljre
langen, linealen S lätter an ber obern ©eite rinnenförmig ober gang flad) ausgebreitet;
fobalb mit bent höljern ©tanbe ber ©onne bie geudjtigfeit ber Suft abnimmt, falten fie
fidj ber Sänge nach gufammen, unb erft nad) Untergang ber ©onne breiten fie fidj wieber
aus unb werben fbad^ ober rinnenförmig. SDiefeS Spiel bann fidj an ©ommertagen, wenn
fidj in ber ddittagSgeit ein ©cwitter einftellt, bem bann ein fonniger dlachmütag folgt,
and) gweimal innerhalb 24 ©tunben wieberholen. SSie fehr baSfelbe non ben geud)tig'
feitSüer£)ältniffen ber Suft abhängig ift, ergibt fidj fd)on barauS, bafj ©tödfe foldjer ©räfer,
bie in köpfen lultioiert werben, leicht gum Öffnen unb ©chliefjen i^rer S lätter gebraut
werben tonnen, wenn man fie abwedjfelub mit döaffer befpri^t unb in feuchte Suft ftedt
unb bann wieber auf furge geit trodner Suft auSfe£t. Ungemein rafd) unb auf feljr
intereffante Söeife erfolgt bas galten an beit b lättern ber verfä)iebenen Slrten beS S erg=
g rafe3 (Sesleria). ®ie Slrten biefer ©attung ftnb oorgüglidj in ben Sllpen, ben Karpathen
unb im S alfan gu iQaufe, erfdjeinen bort immer gefellig unb übergiehen in ber Serg= unb
•godjgebirgSregion oft weite ©treden mit gefdjloffener ©raSnarbe. ©ine dtrt (Sesleria
coerulea) ift aud) im nörblidjen ©uropa, bttrd) ginnlanb, ©Sweben unb ©nglanb, uer=
breitet. ®aS ©djliejjen ber Blätter biefer Serggräfer erinnert lebhaft an baSjenige ber
gliegenfaUe (Dionaea muscipula), weldjeS bei früherer ©elegenbjeit ausführlicher beiiam
beit würbe. ©3.ift nämlich ein förmliches gufammenflappen ber beiben Statthälften. SUjitticfj
fo wie bei bem P latte ber gliegenfaUe bleibt and) bei bem SerggraSblatte bie dJütted
rippe in ihrer Sage unoeränbert, wie bort legen fid) aud) £)ier bie beiben Hälften nicht
platt aufeinanber, fonbern rieten fid) nur fteil auf unb laffen gwifdjen fidj einen fdjmalen,
tiefrinnigen, unten etwas auSgeweiteten -Sgohlraunt frei (f. Slbbilbung, ©. 315, gig. 2).
Söährenb baS offene S ta tt feine obere, an Spaltöffnungen reidje ©eite bem igimmet git=
wenbet, erfdjeinen bie glädjen ber aufgerichteten beiben Hälften an bem gufammengefalte^
ten, gefdjloffenen S latte ben einfadenben ©onnenftrahlen paradel, unb baS gefaltete Serg=
graSblatt ift bann bem reitenben S latte einer ©djwertlilie gu oergleidjen. g n bem burdj
baS gufammenfalten entftanbenen <gol)lraume aber finb bie ©paltöffnungen unb baS baran
grengenbe grüne ©ewebe fowohl gegen bie ©onnenftrahlen als auch gegen ben birelten 2ln=
prall beS SöinbeS treffüdj gefdjüht ®ie Igaut ber diüdfeite, weldje an bem gufammem
gefalteten S latte ben SlnregungSmitteln ber Serbitnftung auSgefejd ift, entbehrt ber ©palt=
Öffnungen unb ift audj mit einer berben Eutifula uerfe^en.
©ang äljnlicfi wie an ben Serggräfern beobachtet man baS gufammenfalten längs ber
üDüttelrippe an ben S lättern beS auf fonnigen ©ebirgSwiefen in ben ©ubeten unb Karpathen
oorlomtnenben platthalmigen igaferS (Avena planiculmis), beS gufammengebrüdten IgaferS
(Avena compressa) unb nodj mehrerer anbrer mit biefen oerwanbter Igaferarten. ©twaS
abweidjenb bagegen vodgieht fidj bie galtung ober baS ©(fliehen an ben S lättern ber um=
fangreidjen Abteilung ber © d jw ittg e lg rä fe r (P estuca). SBäljrenb nämlich bei ben Serg=
gräfern bie gange obere ©eite beS offenen SlatteS nur eine eingige fladje dünne bilbet
unb bie galtung nur längs ber ddittelrippe ftattfinbet, beobachtet man an ber obern ©eite
ber ©chwingetgraSblätter mehrere paradele dünnen; baS grüne ©ewebe ift burdj biefe
dünnen in mehrere oorfpringenbe düefen geteilt, bie einen überaus merlwürbigen S au
geigen. 2ln jeber düefe bann man bie Safts, welche einen Steil ber diüdfeite beS gangen
SlatteS bilbet, bann bie gegenüberüegenbe ©djeitelfante, welche ber Oberfeite beS gangen
SlatteS angehört, unb enblidj bie beiben Seitenflächen, welche bie Söfdjungen ober
©infaffungen ber gwifdjen ben düefen oerlaufenben dünnen barfteden, unterfdjeiben (f. 2lb=
bilbungen, ©. 317 unb 318). ®ie ^auptmaffe jeber düefe wirb aus grünem ©ewebe gebilbet.
®ie gu bemfelben gehörenben ©paltöffnungen münben aber nur au ben Söfdjungen gegen
bie dünne gu. SBeber bie ©djeüeWanten ber düefen noch bie düidfeite beS SlatteS geigen je=
malS eine Spaltöffnung. S ie ©djeitelfante ift chlorophpdloS unb geigt unter ben £aut=
gedeu faft immer einen Seleg non langgeftredten geilen mit feften, elaftifdjen döanbungen;
baSfelbe gilt oon ber diüdfeite beS SlatteS, b. h- ber Safts ber düefen, welche aus einer
ober mehreren Sagen cljforophpdlofer, mit berben SBänben oerfeljener geden gebilbet wirb.
S u f a m m e n f a l t e n ber © r a i b l f i t t e r : 1. Duerjcßnitt burd) ein geöffnetes S tatt be§ bunnbtätterigen SerggrafeS (Sesleria
ten u ifolia). — 2. Querfdjnitt burd) ein gefd)Ioffene§ S tatt berfelben «Pftanje; 40mat nergrößert. - 3. S tü d au§ ber SOlitte eines
geöffneten $Btatte§ berfelben tpftanje; 300mat »ergrößert. SBgt. SEejt, ©. 314 u. 319.
$ aS ©djUe^en beS SlatteS ift hiß* nidht fo einfadj wie bei ben Serggräfern. ®ort wirb
beim gufammenfalten beS SlatteS nur eine eingige tiefe, unten auSgeweitete dünne gebilbet;
bei ben ©djwtngelgräfern verengern fich bagegen infolge beS ©chlie^enS, begiehentließ be»
SlufbiegenS ber rechten unb luden Slatthälfte bie fämtlichen fletnen dünnen, welche gwifdjen
ben düefen eingefchaltet finb, unb gwar biejenigett, welche längs ber mittelften düefe oer=
laufen, am meiften, jene, welche in ber dlähe ber-gufatttwenfdjliefjenbeh Slattränber liegen,
am weuigften (f. 2Ibbilbitug, ©. 318, gig. 2). ®a bie ©paltöffnungen an ben Söfchungen
ber düefen liegen, wirb begreiflicherweife bitrch baS ©djtiejjen unb bie bamit ^anb in §anb
gehenbe dtäljentng ber gegenüberliegenben Söfchungen jeber dünne bie Sranfpiration aufs
äuherfte befchräntt.
gm einzelnen finbet man bei ben oerfchiebenen ©chwingelgräfern uodj_ bie manntg=
faltigften Slbweidjungen fowoljl in ber galjl unb gorm ber düefen als audj in betreff ber