Söenn int f^rühlinge bie fd)ott aus öem Bobett I;ert)orgefommenen unb blühettben ©dptee^
glöddjen non einem grofte überrafd)t werben, fo finfen bie Blütenftengel unb bie £anb=
blätter wie oermelft tun, wäfjrenb bie Blüten ättherlid) feine Beränberung geigen. Söer
baS fief)t, möd)te glauben, bah bie grünen ©tengel unb ^Blätter ©d)abett gelitten, bie
Blüten bagegen oI;ite Bad)teil bie Kataftropl)e überftanben hätten. Slber gerabe baS Um=
gefeljrte ift ber $ad. ©ie ©tengel unb Blätter rieten fidf bei mieberfefirenber Söärme
wieber ftraff empor ttnb mad)fett weiter, ber SÖIütenftanb in ben Sinteren ber Blüten aber
ift oerborben; aud) bie ^rudjtfnoten, ©riffel unb Barben ftnb fo oeränbert, baff fie weifen
unb oerfdwumpfen, ttnb eS fommt fetbftoerftänblid) bann auch nicht zur SlttSbilbttng non
reifen ©amen. @S würbe aud) beobachtet, bah fid) ber Blütenftaub in ben 2lntl;eren
bann am beften auSbilbet, wenn bie betreffenben Blütenfnofpen non ben ©onitenftrafp
len gut burdjwärmt werben, ttnb wenn fich bie zur Blüte fommenbe ?ßflange an einem
offenen, freien, beit ©onuenftra^len zugänglichen ©tanborte befinbet. Sind) bie Blätter
ber Blumenfronen entwideln fid) an folgen ©tanborten weit beffer als an fchattig=fühlen
ipiä^ett, fie werben größer, zeigen oiel lebhaftere färben unb werben barum auch oott
^nfeften häufiger aufgefudjt als jette, weldjett nur wenig ßid)t unb Söärme zufomntt.
©erabe an offenen, nicht begatteten ©tanborten ift nun aber bie ©efaltr twrhanbeit, bah
bie Blüten unb Blütenfnofpeit bie Söärme, weldje fie tagüber gewonnen haben, über
Bad)t bttrch ©tral)lung wieber oerlieren, ja bah infolge beS ftarfen SöärmeoerlttfteS bie
SluSbtlbitng beS BlütenftaubeS in ben noch gefchloffenett Sinteren beeinträchtigt wirb,
unb baf enblid) and) bie Kronenblätter in ihrem 3öad)Stume unb ihrer gmnftioit geftört
werben. Um baS zu oernteiben, fittb in oielett fällen bie Blütenfnofpen unb auch bie
geöffneten Blüten Imngenb, glodenförmig unb röhrenförmig, ober aber eS wölben fid)
Blätter in ©eftalt eiltet H^uteS, einer Kapuze ober eines ©d)irmeS über bie ©taubgefäfje
ttnb gritd)tfitoten, woburd) bann bie genannten innent ©eile ber Blüte wie in einer Bifche
ober 2luSl)öhluttg geborgen ftnb. $ n biefett oerborgetten Söinfeln fittb fie gegen 2Bärme=
oerluft oerhältniSmähig gut gefdmht, unb eS fittbet wenigftenS eine SlttSftrahlung ber Söärme
gegen ben Bad)tl)iminel oott ben 2lntl)eren unb Barben felbft nicht ftatt. Bur bie füllen,
weld)e fich über bie ©taitbgefähe unb ©tempel als fd)üheubeS ©ad) attSfpantten, oerlieren
wäl)rettb ber Bad)t einen groben ©eil ber untertageS gewonnenen Söärme; biefe werben
aber babttrd) nicht fo fehr gefäl)rbet, fie hüben bereits ihre normale ©röfe erreicht unb be=
bürfen ber Söärme nicht zum weitern SöadjStume, attd) fittb fie häufig mit luftgefüllten Haar=
bilbungett befleibet, mit trocfnem, häutigem ©attme umgeben ober gattg in trodne, pergamenP
artige ober papierartige ©d)uppen umgewanbelt, in welchem galle fie infolge beS Söärme=
oerlufteS feinen weitern ©chaben erleiben fönnen. ®ie Stift in ben überljängenben ©lodern
blunten ift felbft am ^Borgen oor Sonnenaufgang nod) um 1—2 ©rab wärmer als bie
©emperatur ber ttntgebenbett Suft, fie erhält fid) hier, wie unter einer ©turzglode abgefperrt,
Ziemlich ttitoeränbert bie Bacht hinburch, was jebenfallS ben bort geborgenen wärmebebürf-
tigen 2lntl)ereit ttnb Barben fel)r zu ftatten fommt.
$ u oielett fällen nehmen bie Blütenfnofpen unb jungen Blüten nur periobifd) eine
geftürgte Sage an, nämlich uttr bann, wenn eine falte Bad)t zu erwarten ift. BefottberS
attffaUettb fittb in biefer Beziehung mehrere ®oIbenpflanzen, namentlich bie @id)elbolbe
(F alcaria E ivini) ttnb bie Brteit ber ©attungen Biberned (z. B. Pimpinella magna
unb saxifraga) ttnb 9Böl)re (z. B. Daucus C arota ttnb maximus). Kaum ift bte ©onne
hinabgefttnfen, fo beugen fich au allen biefett Slrten bie ©tettgel, weld)e junge Blütenbod
ben tragen, halenförmig um, fo bah bie Blütenfnofpen, meld)e tagüber ber ©onne zu=
gewenbet waren, jetzt gegen bie ©rbe fel)en unb bie fein zerfpalteneit Hüllblätter fid) wie
ein ©djirm über ber nidenben ©olbe ausbreiten, ©iefe fein gefpalteneit Höllen ftral)len
itt ber Bad)t Söärme attS, ohne Bad)teil zu erleiben, bie unter ihnen befinblid)ett Blütem
fnofpett bagegen fittb in ber gefcfnlbertett Söeife gegen bie für fie oerberblidte nächtliche
S trahlung gefchü^t, unb es bleibt ihnen bie am ©age aufgenommene Söärme wenn and) nid)t
oodftänbig, fo hoch gröhtenteüS erhalten. Btit beut ttäd)ften ©onnenattfgange heben fid) bie
jungen ©olben rafch empor; bie hafeitförtttigett ©tiefe ber ©otben rid)ten fid) ftraff auf, unb
bie Blütenfnofpen fittb wieber ber ©onne anSgefeht, wie baS an ber hier eingefchatteten 3lb=
bilbttttg ber genteinen 9Böl)re (Daucus Carota), gfg. 1 unb 2, zu fehett ift. ©päter, wenn
einmal bie Befrttd)tuttg ftattgefunben hat ttnb bie jungen $rüd)te fich attSbilben, ift bie
Botwenbigfeit, bie ©taitbgefähe ttnb' Barben gegen SluSftrahlung zu fd)ü|en, nicht mehr
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ü ß eriob ifd jeS D îicïen b toerb en ber SSIüten u n b tB Iü ten jtä n b e: 1. ®ie ®otbe ber SKötjre in ber $ag(M im g. —
2. ®tefetbe ®olbe in ber 32atf)tffeIIung. — 3. ®te SMüte be§ ©tiefmiittevctjcnS in ber SagfteHung. — 4 . ®icfetbe Slüte in bet
3M)tfteIIung.
oorl)anben, ttnb eS unterbleibt bann auch baS periobifche Bidenbwerbett ber ©olben mit
l)ereinbred)enbem Slbenbe. Bl)ttlid) wie bie genannten ©olbenpflanzett oerhalten fich and)
bie jungen Btütenföpfd)en mehrerer ©fabiofett (z. B. Scabiosa lucida ttnb Columbaria)
unb attdl) bie einzelnen Blüten beS ©tiefmütterd)enS (Viola tricolor), meid) festere in ihrer
Sage bei ®ag unb Bad)t in ber obigen Slbbilbttng, $ig. 3 unb 4, neben bett ©olben ber
SBöljre bargeftedt ftnb. Bei znl)lreid)en Korbblütlern, Sippenblittlern unb 3öegerid)en (z. B.
Leontodon h astilis, M entha silvestris, P lantago media, recu rv ata unb maritima)
ftnöet feine fo regelmähige periobifche Bewegung ftatt, ba fiel)t man bie Köpfd)en unb Sll)ren
immer überhängenb, wenn bie Blüten noch la Knofpen ftnb, unb fie oerbleibett in biefer Sage,
infolange eS für fie oon Borteil ift. Crft fpäter, wenn ber nädjtliche Söärmeoerluft ben 2lntl)e=
reu unb Barben feinen 9iad)teil mehr bringen fattn, ober wenn fid) anbre ©chutjmittel in=
zwifchen auSgebilbet haben, rid)ten fid) bie 3ld)fen ber Blütenftänbe ftraff empor. Bei oielett
Korbblütlern neigen nad) ©onnenuntergang bie Hüllblätter beS Köpfd)enS ober bie ranb=
ftänbigeit, zungenförmigen Blüten, bei anbertt Familien bie Kelchblätter unb Kronenblätter