nicht gerabegu notmenbig ift. Sind) jene Organe, melhe man fo häufig alg „oerfümmert"
begeidjnet, finb für bag Seben ber Pflange nicht bebeutunggtog, merben oietmeßr gerabe
in biefer nur fdjeinbar oertümmerten gorrn gur SBohlfahrt beg (Sangen auggebilbet unb
fönnten ohne Bad)teil nicht entbehrt merben. SBären fie entbehrlich, fo mürben fie and)
fehlen. ©ie Pflange baut nichts ÜberflüffigeS unb Sroedtofeg, unb fein £ a a r, ja feine 3eUe
roirb für nid)tg unb mieber nidflg auggebifbet. ©g ift gefährlich unb mißlich, fasen/
bieg ober jeneg ©ebilbe fei ofjne SBert unb Bußen unb habe fid) nur afg Beft eineg Dr=
ganeg erhalten, bag an ber ©tammart oor langer Seit umfangreicher entroideft unb ba=
mafg auch unumgänglich notmenbig mar. Sßenn mir ben Borteil irgenb eineg ©ebilbeg nicht
fogleid; erlennen, fo finb mir begmegen noch nicht berechtigt, gu fagen, eg fei biefeg ©ebilbe
in feiner befonbern gorrn für bie Pftange mertfog ober inbifferent. Birgenbg hat oietleiht
ber ©pruch „dies diem docet“ mehr Berechtigung afg gerabe in ben frag en nad) ber
Bebeutung ber ©eftalten. Söie niete ©ebilbe, metche nor einem ©egennium noch rätfelt;aft
raaren, finb heute afg unentbehrliche ©lieber einer ßette non Einrichtungen auf bag ge=
nauefte befannt unb in allen ©ingelheiten aufgeffärt, unb eg gilt ihre ©rfenntnis afg um
urnftößlidjer Sel)rfaß in ber 2öiffenfd)aft. ©ie ©trömung unfrer Seif geht ja oorgügüd)
bahin, bie ©eftalten nicht nur afg ftumme Bätfel ber Statur gu betrachten unb gu betreib en ,
fonbern fie in ihrem SBerte alg ©eile eineg lebenbigen SBefeng gu erfaffen, unb fo graeifle
id) nicht, baß auch bie oerfdflebenen ©eftalten beg Btütenbobeng in ihrer Bebeutung für
bie eingetnen Slrten über furg ober lang ihre Sluglegung unb Slufflärung finben merben.
©ine ©igentümlichfeit, roeld)e ben Btütenboben nor allen anbern ©tammgebitben aug=
geichnet, unb bereit hier noch gum ©chtuffe gebacht merben foU, ift bag b eg ren g te 2öad)g=
tum begfelben. Solange ber Blütenboben an feiner Peripherie Hochblätter bitbet, mächft
er noch immer etroag in bie Sänge, menn bag SangenroahStum auch ein unbebeutenbeg
ift; nach Stugbilbung beg oberften Hochblattes aber merben bie Teilungen in beit Sellen
beg ©cheitetg eingefteUt, unb bie Berlängeruttg ber Slcßfe hat bort nicht nur geitraeitig, fon=
bern ein für allemal it)r ©nbe erreicht, ©iefe ©tmtfahe ift infofern non Sßichtigfeit, roeit
burch fie einer ber menigen Unterfchiebe, melche man gmifchen ©tamm unb B latt feftgefteHt
hat, eine roefentlidfe Befchränfung erfährt. SIber auch mit Biidfid)t auf bie 3lrd)iteftonil
beg'gangen pflangenftodeg hat bag begrengte Bkd;gtum beg Blütenbobeng eine befonbere
Bebeutung. $ a g ©tammftüd, roetdjeg ben Btütenboben bitbet, trennt fich nämlich unb
gmar gemöhnlid) mitfamt bem Blütenftiefe unb nicht feiten fogar mit ber gangen ©pinbet
beg Blütenftanbeg non bem barunterfteßenben Saubblattftamme, fobalb bie nom Blüten*
hoben auggehenben Btattgebilbe ihre gunltion erfüllt haben, ober, mit anbern P o rten , eg
löfen fich bie Blüten* unb gruäflftiele ab, fobalb bie Blumenblätter nerraelft, bie Pollen*
behälter entleert, bie Früchte auggereift finb, melcher Borgang an bag SIblöfen jener Saub*
blätter erinnert, roeld)e nicht mehr im ftanbe finb, bie ihnen gufommenben Aufgaben gu
erfüllen. mie nach bem Saubfalle an ben Urfprunggftätten ber eingetnen abgetrenn*
ten Blätter eine Barbe entließt ober ein oertrodneter ©tummet gurüdbleibt, bilbet fich auch
an ber ©teile, mo fid) ein ©tüd beg £ocf)biattftammeg abgetrennt hat, ein Barbengetoebe
aug, unb an biefer © teile mächft ber © tam m n iem atg m eiter. ©nbigt ber b e tra g
tete ©proff mit einer eingetnen Blüte ober einem gangen Blütenftanbe, fo fann fich t>er*
felbe nah bem 31b fallen ber ^rüd)te nicht mehr gerablinig oertängern, fein ©pißenroahstum
ift ein für allemal abgefhtoffen. ©agegen fönnen aug ben Sthfeln tiefer ftehenber Saubbtätter
©eitentriebe 1)eroorgehen unb über bie oernarbte ©teile ßinaugroachfen, mag n atü rlih ben
© ppug ber B ergm eig u n g unb bie 2Xrchiteftonif beg gangen © tam m eg roefentticß
b ee in flu ß t, ©iefer Einfluß tritt ingbefonbere bei ben fcotgpftangen, gumal bei ßohgeroadp
fenen ©träucßern unb Bäumen, auffallenb ßeroor. Anbern nämlih ber oernarbte ©ipfel
eine» Steige» bitrh gmei nahe unterhalb ber Barbe entfpringenbe ©eitengmeige überragt
roirb, entftef)t eine mehr ober roeniger regelmäßige gmeiginfige ©abet, unb menn fid) an
ben Stnlen biefer ©abel ber eben gefhitberte Borgang roieberholt, fo ergibt fid) eine feßr
gierlihe gönn ber Bergmeigung, bie felbft an ben ältern äfften noch gu erfennen ift unb
bem ©traudje ober Baume ein gang eigentümticheg ©epräge oerleiht. Sßäßrenb ber jäßr*
ließe ^ößenguroachS an ben in folher Söeife oergmeigten ^olgpflangen nur ein geringer ift,
get)t bie Svrone betreiben auffallenb in bie Breite, unb bie ältern blatttofen Säfte haben ge=
möhnlih bag ätnfeßen eineg ©eroeit)eg ober eineg oerfhränften, nad) oben gu fich oerbrei*
ternben ©itterroerfeg, mie bag in auffaltenber Söeife an bem ©ffigbaume (Uhus typhina)
unb an mehreren fgculugarten (g. B. Aesculus flava unb discolor) gu fel)en ift. Sin bem
Dleanber (Nerium Oleander) unb häufig auh an ber SBiftel (Yiscum album; f. Slb*
bitbung auf ©. 190) mirb ber oernarbte ©heitet beg £auptfproffeg oon brei mirtelig ge*
ftellten ©eitenfproffen überholt, rooburd) mieber eine eigentümliche Slbänberung biefer Bem
groeigunggform oeranlaßt mirb.
©er in n e re B a u beg £ o h b la ttftam m e g , gumal bie Stnorbnung beg mehanifhen
©eroebeg, entfpriht immer ben Siufgaben, melhe bem ©räger oon Blüten unb grüd)ten
naturgemäß gufommen. ^ ßanbelt eg fich barum, baß bie Blütenteile unb bie aug ihnen
heroorgehenben grüeßte in aufrehter Sage erhalten merben, fo finb bie ©tiele unb auh
bie betreffenbe ©pinbet biegunggfeft gebaut, ©ie ©tiele unb ©pinbeln hängenber Blüten
unb ingbefonbere hängenber fhmerer grüdjte finb bagegen gugfeft gemäht unb in beiben
gälten mit entfprehenb gelagertem unb oerftärftem mehanifhen ©eroebe auggeftattet. £äu*
fig mirb berfelbe Baftcplinber, melher gur S ßit beg Öffneng ber Blumen bie Biegungg*
feftigfeit beg aufrehten Btütenflieleg ßerguftellen hatte, fpäter auf Sugfeftigfeit in Slnfpruh
genommen, menn nämlih aug ber aufrehten Blüte eine hängenbe grueßt ßeroorgegangen
id- _ ^ 1Icß bag Umgefeßrte fommt oor, unb nicht feiten merben aug hängenden gugfefteit
Blütenftielen aufrechte, fel)r biegunggfefte, bei bem Slugftreuen ber ©amen beteiligte grud)t=
ftiele. ^ Ubrigeng fpielt bei alten biefen Sageänberungen auh ©urgeggeng beg an ber pe=
ripherie ber Blütenftiefe auggebitbeten parend)pmatifd)en ©eroebeg eine heroorrageube Slolle.
4 * ( f ö t f t a l t i m
Sn^att:pufantmen^ang be§ äußern unb innertt Saue§ mit ber gunttion. — ^Definition ber ÜBurjer.—
33Iertroürbige £eben§erfcfjeinungen ber Sßurjetn.
Sufammeuhaug beg äußern ttnb inner« Battce «tit ber gunftion.
gebeg ©amenforn roirb oon feiten ber SButterpflange mit fo oiel S)M)f, gett, Suder
unb anbern ©toffen auggeftattet, alg gur felbftänbigen meitern ©ntmidetung begfelben
notmenbig ift. ©er Mmenbe ©ame atmet, er oerfieht fth mit Sßaffer, bringt baburd)
bie in feinen Sellen aufgefpeiherten Stoffe in gluß, oermehrt bie Saht feiner Sellen unb
nimmt an Umfang gu. Bei allen biefen Borgängen finb bie Bäl)rftoffe beg Jteimbetteg
nur menig ober gar nid)t beteiligt, eg ift aber bag uäd)fle Siel ber Bautl)ätigfeit im
feimenben ©amen, Organe auggubitben, melhe n ah Berbraud) ber oon ber SButterpflange
mitgegebenen Bährftoffe auh jene beg ^eimbetteg gu heben unb auggunußen im ftanbe
finb, unb bie aug ben aufgenommenen Bäl)rgafen unb Bäßrfalgen neue Bauftoffe gu
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