Anlagen t>on S lättern, unb eS macht jo ben ©tnbrud, bah nadj unb uadj alle gellen beS
innem Keiles, nadftbent fte norgefdjoben würben, an bie Steife fommen unb gruppen;
weife gu 2luSgaugSpunften non Slättern werben. Verfolgt man baS ©ewebe eines unter
ber ©profjfphe auf bie eben gefdjüberte 2lrt entftanbenen SlatteS nach abwärts, fo fndjt
man gang nergeblidj nah einer ©teile, wo baSfelbe aufhört, unb wo baS ©ewebe beS
©tammeS anfängt, unb man glaubt fidj auf ©runb foldjer SeobachtungSrefuttate bered);
tigt, angunehmen, baff ber gange © tam m eigentlich nichts aitbreS fei a ls ein
S e rb a n b non ü b e re iita ttb e r fteljeitben b l ä t t e r n , beren bafilare Keile miteinanber new
warfen bleiben, wäljrenb bie peripheren Keile ftch nad) SeöttrfniS mehr ober weniger ab;
heben unb auSlaben. ©egen biefe Sluffaffung fc^eint aüerbingS ber Umftanb gu fprecfjen,
ba§ aut Umfange eines wahfettben ©proffeS nid)t nur S lätter, fonbern auch ©eitenfproffe
hernortreten, woraus man folgern Eann, bah nicht baS gange ©ewebe gur Silbung non
S lättern nerwenbet wirb, fonbern bah ein Keil übrigbleibt, aus bem bie Slnlagen non
©eitenftäinmen hernorgehen, unb bah bißfer nid)t gu blättern werbenbe Keil es fei, welcher
baS ©ewebe beS ^auptftammeS barftellt. ©S hat ftdj aud) ergeben, bah an bem wach;
fenbeit ©profjfegel bie Slnlagen non blättern aus gellen entfpringen, bie ber Peripherie
näljer liegen als jene, auS weihen ftch bie Slnlagen non ©eitenftämmen auSbilben. Siefe
nerfdjiebette ©ntwidelung würbe beim auch als SlnhaltSpunft gur Unterfdjeibung non S tatt
unb ©tamnt benupt unb baS periphere ©ewebe als ©runblage ber Blätter, baS barunter=
Uegenbe ©ewebe als ©runblage ber ©tammgebilbe erflärt. Kie äufferfte gettenfhiht beS
wachfenben Hegels, weldje man Kermatogen nannte, hübet niemals ben SluSgangSpunft
für ©eitenftämme, wohl aber mitunter ben SluSgangSpunft non S lättern; non bem bar=
unter befinblichen ©ewebe, weldjeS periblent genannt würbe, werben bie gwei bis brei
äuhern gellenlagen am häitfigften gu blättern. Slber aus ber gweiten bis nierten geüeit;
läge beS periblemS gehen aud) häufig ©eitenftämme hernor, unb man fieht, bah eS ftch
eigentlich bod) wieber nur um eine gang unbebeutenbe Serfdjiebung ber UrfprungSfleUen
hanbelt, bah eilte fharfe ©renge gwifdjen jenem ©ewebe, welches bie ©runblage ber Blätter,
unb jenem, welches bie ©runblage ber ©eitenftämme hübet, nid)t norljanbeit ift, unb bah
ein entwicfelungSgefd)id)tlidjer Unterfchieb non S la tt unb ©tamm in ber Khat nicpt beftel)t.
Ker ©tamm geigt bie ©efäjjbünbel rings um feine Slchfe, ber äuherlich bem ©tamme
oft fel)r ähnliche Slattftiel bagegen in einem Halbbogen ober in einer ©bene gruppiert.
Slber auch baS gilt nicht burhgeljenbS. Sticht nur jene Slattftiete, welche fd)ilbförmige
©preiten tragen, fonbern auch folclje, weldje in ©preiten mit fieberförmig ober hanb=
förmig angeorbneten ©trängen übergehen, wie g. S . jene non Solanum jasminoides,
A n am irta Coculus, Menispermum Carolinianum unb mehreren anbern SJtenifpermeen,
geigen ringförmig angeorbnete ©efähbiinbel unb einen förmlichen £olgrütg, fo bah fte in
ihrem innern Siufbaue non ©tämmen nicht u n te rg e b e n werben tonnen. Slud) alle anbern
Unterfdjiebe non S ta tt unb ©tamm, weldje gu nerfdjiebeuen geiten unb non nerfdjiebenen
^orfehern angegeben würben, paffen wohl auf einen Keil, oft fogar auf einen feijr groben
Keil ber pflangen, aber teiber nicht auf alle. SllS bie relatin heften UnterfdjeibitngSmerf;
male werben angegeben, bah t>aS S ta tt ein begrengteS SBachStum geigt, unb bah auS
bemfelben unnermittett feine neuen S lätter heroorwadjfeit, wäljrenb ber ©tamm ein um
begrengteS SÖadjStuin befifct unb unter feiner fortwachfenben ©pi^e feitlich S lätter anlegt.
3 h fage aber ausbrücftidj bie relatin heften ilnterfdjeibungSmerfmale, beim es fommen
©ebilbe nor, welche fich auch in ben Sahnten biefer Kefinüioit nicht eingwängen laffeit.
Kie als Kurgtriebe auSgebilbeten Phpüoflabien ber ©milaceen, unb gwar nicht nur bie
btütentragenben, fonbern auch bie btütenlofen, geigen immer begrengteS SßachStum, unb
anberfeitS gibt eS Pflaitgen, auS beren Slättern wieber S lätter Ijernorwahfen. Sin ben
Slattfpreiten ber in ©ärteit gur Überfleibung non Sauben unb ©palieren häufig gegogenen
amerifanifdjen ©chtingpflange Aristolochia Sipho entftehen guweilen an ber untern ©eite
unb gwar norgüglidj an jenen ©teilen, wo bie feinem ©tränge ber ©preite garte 3lnafto=
mofen bilben, grüne norfpringenbe Seiften unb Säppdjen, welche wohl nur als S ta tt;
gebilbe gebeutet werben fönnen. ©S liegt h ^ r ein 3aü üor/ nio thatfääjlih Slättchen
nonS tättern bireft entfpringen, unb eS beftetjt nur ber ünterfdjieb, bah bie UrfprungSfteHen
ber Slättchen nidjt in geometrifdjer Seiljenfolge georbnet finb.
Sßeitn man bie Sefultate ber hier nur flüdjtig berührten entwicfelungSgef(Sichtlichen
unb morphotogifdjen Utüerfudjungen überbüeft, fo wirb man gu bem ©eftänbniffe gebrängt,
bah e3 fetjr fh^ißrig ift, bttrdjgretfenbe Unterfdjiebe non S ta tt unb ©tamm angugeben, unb
bah fluch hie eingangs erwähnte Sluffaffung, wonadj ber ©tamm fein felbftänbigeS ©lieb beS
PflangenftocfeS bitbet, nidjt eigentlich wiberlegt ift. Kie eingige Khatfache, welche gegen
biefe Sluffaffung fpridjt, ift noh baS Sorfommen non ©tämmen ohne S lätter, beifpielSweife
jener, weldje aus bem ©amen ber Ouscnta heroorwadjfen. Slber aud) Ine? fönntemanein;
wenben, bah biefer ©tamm bei feiner weitern ©ntwicfelung unter ber fortwachfenben ©pi£e
fleine Slättdjen auSbitbe, unb bah fein ©ewebe nichts weiter fei als ber Serbanb ber bafi=
taren Keile biefer Slättdjen. SBie in fo nieten ähnlichen fällen, läuft baS ©ange fhtiehlidj
auf einen unfrudjtbaren SBortftreit tjüiauS, bei weldjem jeber im Siebte ift. KaS ©im
fadjfte ift wollt, jebe S lhfe beS P fla n g e n fto d e S , weldje a itS g ew a b fe n ftctS a ls
K rä g e r g eom etrifd j g e o rb n eter S lä t te r e r f h e in t, a ls © tam m a u fg u fa ffe n unb
non ben ©pefulationen, ob biefer ©tamm nur als Serbanb ber bafilaren Keile ber S lätter
ober als ein felbftänbigeS, ben S tättern gegenfäfüidjeS ©ebÜbe gu gelten habe, abgufeljen.
9)iag man übrigens waS immer für eine tljeoretifhe SorfteHung über biefe Segiehum
gen haben, bei ©bübentng ber ©tammgebilbe wirb man nicht nur bie ©eftatt, fonbern
auch bie gunftion ber non bem betreffenben ©tammteite getragenen S lätter als mafj;
gebenbften $aftor gu berüdftchtigen haben, gumat bann, wenn ber eigentümtihe S au eines
©tammteileS aus ben iljm gufomtnenben befonbertt Slufgaben erflärt werben foü.
©S gibt feinen Pflartgenftod, an weldjem ber ©tamm non ber SafiS bis hinauf gum
©djeitel gang gleidjmähig auSgebitbet wäre; man fann nielmetjr immer aufeinanber folgenbe
©todwerfe unterfheiben, beren jebeS entfpredjenb ber bort gu leiftenben Slrbeü eingerichtet
ift. SBie in ben ©ebäuben ber SJtenfdjen bie unterirbifhen Stauern, weihe als ©runbfefte
beS ©angen, gugleih als fhü^enbe, fihere Umwaüitng unb in ber Sieget auch noh atg
©infaffttng füljler ©elaffe gur Slufbewahrung non ©peifen unb ©etränfen bienen, eine
gang aitbre S au art geigen als bie oberften ©todwerfe, weldje non ben Stenfhen bewohnt
werben, unb wo fidj Kühe, ©hlafräume, luftige, fonnige ©tuben unb ©änge befinben,
ebenfo geigen ftch an einem unb bemfelben Pflangenftode nerfhiebene Saupläne realifiert,
je nadjbem ber betreffenbe ©tammteil Keimblätter, Sieberblätter, Stittelblätter ober |wh=
blätter trägt, beren gatnftion fo ungemein reih an Stbwehfelung ift. ©S erfheint barunt
als baS S atürlihfte, wenn wir audj bie ©tämme in Keimblattftämme, Sieberblattftämme,
SDiittelblattftämme unb ^odjbtattftämme einteilen.
Über ben K eim b lattftam m (fundamentum) ift nicht niel gu fagen. KaS Söenige,
was non Qntereffe ift, würbe bereits bei Sefprehnng ber Keimblätter angegeben. Sachbent
er bie Keimblätter aus itjren fü llen gegogen unb fth gerabe geftredt hat, erfährt er faum
nennenswerte Seränberungeit unb ift nur nodj infofern non Sebeutung, als fth auf
feinem ©heitet bie Knofpe beS erften ©proffeS auSbübet unb bie non ber KeimlingSwurgel
aufgefäugte Saljtung burh feine Sermütelung in biefe Knofpe geleitet wirb.
Ker S ie b e rb la ttftam m (subex) ift in feiner erften Stnlage meiftenS fo furg, bah
feine S lätter biefjt übereinanber gu liegen fommen unb bie obern non ben untern gang ober
CPfCanjenlefcen. I.