Tßätigfeit ber in bemfelben eingefenften Söurgeln fo befcßränft, baß ber Söafferoerlitft,
weldjen bie oberirbifd)en Saubblätter burd) bie Tranfpiration erleiben, nicht meßr erfe^t
werben fann. Tie Blätter weifen, oertrodnen, werben braun ober fd)warg, feßen wie oer=
bräunt unb oerfoßlt aug, unb nad) ber beit ©ärtnern geläufigen Slugbntdgweife finb fie
„erfroren" unb gwar erfroren bei einer Temperatur über bem ©efrierpunfte, mag bann
anf Stecßnung einer „befonbern ©mpfinblicßfeit" biefer Pflangen gebracht wirb. ©g ift aber
unridjtig, hier non Erfrieren gu fprecßen:; tßatfädjlid) finb biefe SpfCangen infolge ber M ite
beg Bobeng unb beg baburcß befcßränften ZuftrömenS non Slüffigfeit gu beit tranfpirierem
ben Saubblättern oertrodnet. ^ n ©egenben, welche jährlich eine lang barternbe Mlteperiobe
burcßmacßen muffen, finb bemnacß bie Pflangen bei herannahenbem Söinter infolge ber Stb=
fühlung beg ©rbreicßeg, in beut fie wurgeln, ber ©efaßr beg Bertrodneng ihrer Blätter
gerabe fo auggefejst toie bie Saubßölger in ben (Satingag Brafüieng, wenn bort bie f|iße
Trodenperiobe beginnt, ©te entlebigen fid) auch gerabe fo wie biefe ißreS Blätterfdjmucfeg,
weil fie nicht mehr im ftanbe fein mürben, ben SBafferoertuft ber Saubblätter gu erfeßen.
Söenn bann bie Temperatur ber Suft unter Stull finit, gfroft eintritt unb SBaffer in ber
Pflange gu ©iS erftarrt, fo wirb baburcß ber Saubfall woßl befchleunigt, teilweife ift er
aber fcßon oor Beginn beg SrofteS erfolgt, unb and) bort, wo bie Blätter nod) an ben
Zweigen haften, ift bie SIblöfung berfelben bttrch bie Befcßränfung ber Tranfpiration be=
reitg eingeleitet unb oorbereitet. ©g foIX hiermit nicht gefagt fein, baß bie Pflangen bag
^erannaßen beg SBinterS oorauSfeßen, unb baß bie Borbereitung gum Saubfade bag ©r=
gebnig einer folcßen fingen BorauSficßt fei; oielmehr läßt fid) bie ©rfcßeinung ungezwungen
burd) bie Sinnahme erflären, baß in einem Mima, weicheg eine längere Unterbrechung ber
Tranfpiration beg Saubeg notwenbtg macht, gerabe jene Pflangenftöde am beften geheißen,
fid) erhalten unb verbreiten, beren ©igenart eg mit fich bringt, baß auf eine periobe energi=
fcßer Slrbeit eine periobe längerer Stuße folgt. T er lefete ©runb biefer unbewußt gwed=
mäßigen periobigität ift freilich hiermit noch nicht erflärt. Terfelbe ift ebenfo rätfelßaft wie
überhaupt jebe regelmäßige, an beftimmte Zeitabfd)nitte gebnnbene SBieberfeßr oon SebenS=
oorgängeti unb SebenSerfcßeinungen, bie burch bie ©unft ober Ungunft äußerer Berßältraffe
gwar befchleunigt ober oerlangfamt, aber nicht aufgehalten werben fann unb bie fich auch
ohne bircften äußern Slnftoß oodgießt ober bod) gu ooügießen fucßt.
3>n betreff ber Befchleunigung, beziehentlich Bergögerung beg SaubfalleS ift eg oon
hohem Sntereffe, gu fehen, wie fich eine unb biefelbe Pflangenart unter oerfdjieberten be=
günftigenben ober ßemmenben äußern ©inflüffen verhält, unb wie fich in jebem ©ebiete
unb an jebem ©tanborte gewiffermaßeit eine Slugwahl ber für bie gegebenen Berßältniffe
am beften geeigneten ©töcfe vollzogen hat. Zun<*d)ft ift ßeroorgußeben, baß unter fonft
gleichen Berhältniffen bag Saub an jenen ©teilen fid) länger grün unb länger an ben
Zweigen erhält, wo Boben unb Suft eine größere $eud)tigfeit aufweifen. S a fdjatügen,
feuchten SBalbfcßlucßten finb nicht nur bie garne, fonbern auch bie Blätter ber Birfen,
Buchen unb ©fpen noch 9?ün, wenn nebenan auf ben fonnigen £>ügeln bag verfärbte Saub
ber genannten Bäume auf bie oerborrten SBebel ber Slblerfarne herabfällt.
T ie a u ffa lle n b fte © rfcßeinung ift a b e r, baß eine unb biefelbe S irt in haßen
© ebirgglagen viel frü h e r fid) e n tla u b t alg im T ß a le unb in ber S tieberitng. SBenn
man berüdficßtigt, baß in ben Sllpen bie Särcßenbäume unb bie igeibelbeergebüfd)e an ber
obern ©renge ber SBälber ißre jungen grünen Stabeln unb Blätter um beiläufig einen SJfonat
fpäter ßeroorf(hieben alg in ben Tßälern, beren ©oß!e etwa eine ©eet)öl)e oon 600 m auf-
weift, fo möchte mau erwarten, baß biefer ftarfen Bergögerung im Beginne ber ©ntwidelung
auch eine auggiebige Berfpätung beg Slbfcßlitffeg ber SaßreSarbeit enffprecßen, unb baß ber
Saubfall an ber obern SBalbgrenge auch um einen SJtonat ßinauggefchoben fein würbe. Stber
weit gefehlt. Tiefelbe Särdjenart, welche ßod) oben am Bergabßange um einen SJtonat fpäter
grün geworben ift, wirb bort im ßerbfte um einen SOtonat früher gelb, unb wenn bie §eibel=
beergebiifd)e in ber TßalfoI)le noch mit bunfelgri'tnen Blättern gefd)müdt finb, leuchten bie
©ebüfd)e berfelben Slrt aug ben Sichtungen ber Sßalbftreifen an ber obern «golggrenge fd)on
in tiefen P u rp u r gehüllt ing Tßal herab. Sßre Blätter ßaben ficß oben bereitg oerfärbt unb
löfen fich welfenb oon ben Zweigen ab. Tie ©rflärung biefer ©rfcheinung ergibt fid) nad)
bem oben SJtitgeteilten oon felbft. S« jenen ßoßen ©ebirgglagen, wo bie ßochftämmigen
Bäume ißre obere ©renge fiuben, ift ber Boben fcßon ©nbe Sluguft nicht feiten mit Steif be=
bedt; in ber erften ßälfte beg ©eptemberg fällt regelmäßig fcßon 9teufd)nee, unb wenn
berfelbe an ben fonnigen ©teilen aucß wieber abfcßmifgt, fo wirb bod) burch bag ©hnee=
waffer ber Boben tüchtig abgefüßlt; bie Sänge ber Tage nimmt gubem rafd) ab, unb bie
©onnenftraßlen oermögen bie Söärme, welche in ben länger geworbenen Bäd)ten burch
©traßlung oerloreu geht, nicht meßr gu erfeßen. ©o finft bie Temperatur ber ©rbfrume,
in welcher bie ^flangen wurgeln, in jenen $ößen rafch ßerab, unb bie näcßfte f^ülge baoon
ift bie Slrbeitgeinftellung ber ©augwurgetn, bie weitere ^olge bag Berfärben, SBelfen unb
Slbfallen ber Saubblätter, welche ben Tranfpirationgoerluft nicht meßr gu beden im ftanbe
finb. ©g tonnen ficß bemgufolge au ber obern Baumgrenze nur foldje Särcßenbäume unb
nur fold)e ^eibelbeergebüfd)e erßalten, welcße barauf eingerichtet finb, ißre jährliche Slrbeit
einen SDtonat fpäter gu beginnen unb einen SDtonat früßer eingufteüen alg biejettigen, welcße
1400 m tiefer fid) angefiebelt ßaben.
Übrigeng gilt bag alleg felbftoerftänblid) nicht nur oon ben alg Beifpielen gewählten
Särcßen unb ^eibelbeeren, fonbern oon allen anbern ^flangen, beren Berbreitunggbegirf
fich oon ber Bieberung big hinauf gur <golggrenge an ben ©eßängen beg §od)gebirgeg
erftredt. ©g gilt weiterhin aber auch für biejenigen ^flangen, welche eine weite ßori=
gontale Berbreitung geigen, bie alfo beifpielgweife oon ber Stieberung am Storbfuße ber
Sllpen big ßinab nacß Unteritalien unb felbft noch weiter fübticß jenfeit beg SDtittelmeereg
wilb wacßfenb ober futtioiert angetroffen werben. Söenn man im ^erbfte mit ben ©cßraal-
ben fitbwärtg gießt, fo wirb man bie Buchen unb Stüftern, welcße ficß am Storbfuße ber
Sllpen bei «Bien Slnfang Dttober oerfärben, auf ben Bergen SJtabeirag nicht einmal Slnfang
Stooember oerfärbt finben, unb man tarnt bie Platanen über bem ftfjon burd) nächtliche Steife
ertälteten Boben im norbtirolifcßen Snntßale bei Snngbrud mit entblätterten gweigen, an
ben milben Ufern beg ©arbafeeg am ©übfuße ber Sllpen gwar noch belaubt, aber bocß
fcßon mit oergilbenben Blättern unb in ‘Palermo noch mit grünem buntein Saitbe gefcßmüdt
feßen. S a, in ©ried)enlanb erßält fid) bie P latane in einzelnen ©pemplaren ben gangen
«Sinter über grün, unb eg ift infofern auch feine Sabel, wenn piiniug oon immergrünen
P latanen ergäßlt. Sind) bie Zentifolien, welcße norbwärtg ber Sllpen mit Beginn beg
«Sinters ißr Saub oerliereit, bleiben in Süßen unb felbft in Stom ben gangen SBinter
über grün, ©benfo ift ber ^lieber, ber im Storben gu ben fontmergrünen Pflangen gäßlt,
in P oti am ©dpoargen SJieere ben gangen SSinter ßinburcß grün belaubt. S a ben Dafen
beg norbafrifanifcßen Sßüftengebieteg beßält fogar ber pfirftcßbaum oon ber einen Bege=
tationgperiobe big gur anbern fein Saub frifd) unb grün, unb wäßrenb bie Blüten biefeg
Baumeg im mittlern unb füblicßen ©uropa an Zweigen ficß entfalten, welche im £erbfte
beg oorßergegangenen Saßreg ißr Saub oerloreu ßaben, fotumeu in ben genannten Dafen
bie Blüten gwifcßen ben noch grünen Blättern ber früßern BegetationSperiobe ßeroor. Taß
eg and) babei wieber auf bie Temperatur unb Seucßtigfeit beg ©rbreid)eg anfommt, unb
baß jene Platanen unb pfirficßbäume ißr Saub am fpäteften abwerfen, beren SÖurgeln
and) im ©pätßerbfte unb Söinter in einem feuchten unb relatio warmen Boben eingebettet
finb, barf alg woßlbegrünbet angenommen werben, ©inen ber beften Belege bafitr, baß