geigt gang anbre Sßer^ättniffe. S a« (Srbreid) ift ba niemals einer ^oc^grabigen Oiirre
auSgefefct, ja, attffaHenberroeife trifft man bie 3ttefjr§afjl ber Knollen^ nnb ßroiebelgeraädtfß
int ©rttnbe ber mittelenropciifcfjen Saubraälber in loderer, humusreicher, ftetS etraag feuchter
@rbe. 2lit folgen Orten gebeten befanntlidj bie ©<hneegIödE<hen nnb ©etbfterne, bie graeü
blätterige dtteergraiebet, ber Sürfenbujtb, ber Starongftab, ber ©ärenlaud; nnb bie oerfdjiebe^
nenSlrten ber £ol;lwurg (G alanthus nivalis, Gagea lutea nnb G. minima, Scilla bifolia,
Lilium M artagon, Arum maculatum, Allium ursinum, Oorydalis fabacea, C. solida,
0. cava) in gangen ©eftänben nnb im üppigften nnb fräftigflen SöachStume, nnb, mag be^
fonberg bemerfenSraert ift, ifjre ©litten gäf;len gu ben erften beg 3al;reg, il;r grüneg Saub
entfaltet fid; geitig im grüljUnge nnb ift ffo n im ßochfommer nergilbt nnb oerraelft,
obfdjon eg gu biefer Seit, rate gefagt, an ber nötigen g en |tig feit nicht fehlen mürbe.
2ltt($ biefeg eigentümliche ©orfommen forbert eine ©egrünbung, nnb man rairb nicht
fet;tgel;en, raenn man bie ©orliebe nnfrer im erften g rü p n g e blüljenben SraiebeG nnb
Knoltenpftangen für ben ©runb ber Saubraälber in folgenber SBeife erflärt. Oag ©rbreid;,
non ben im £>erbfte abgefallenen bürren ©tättern ber Sanbljölger bebedt nnb non ben ©aum=
fronen überwölbt, ftral;lt oerfjättnigmä&ig raenig SBärme aug, and; ber groft bringt bort
int SBinter nur in geringe Stefe ein, fo ba£ bie Knollen nnb Sraiebeln ber ©efal;r beg
©rfriereng raeit roeniger auggefefct ftnb alg im offenen Sanbe. SBag aber bag ©tül;en im
erften grüljlinge nnb bag frühzeitige ©ergüben ber grünen ©lätter anlangt, fo Ijat bag
feinen ©runb barin, bafi bag für bie Sl;ätigfeit ber grünen ^Blätter nötige Sicht nur auf
fo lange in ben SBalbgrünb einbringeu fann, alg bie fronen ber SBalbbäutne nod; nicht
belaubt finb. ©pater, raenn fid) bie Stoeige in ben höd)ften SBipfeln mit grünem Haube
gefdpnüdt haben, bilbet fich oben ein fdjattenbeg Oad; aug, nnb nur hier nnb ba ftiet;lt
fid; burd; bie Süden biefeg £aubbad;eg ein ©onuenftral;t, roeld;er bag feud;tfüf;le ©rbreid;
beg Söalbgruitbeg trifft. Oiefeg fpörlidje Sicht genügt aber nid;t mel;r ben grünen, über
bie (Srbe norgefd;obenen ©lättern ber Sroiebelpftangen gu ber il;nen obliegenben Arbeit,
nnb fie müffeu bal;er it;re St;ätigfeit fd;on abfchlie^en, el;e fid; bag bid;te Saubbad; ber
©aumfronen auggebilbet hat. g ü r bie ©d;maro£er ttttb ©erraefunggpflangen reicht biefeg
fpärlid;e Sicht oollftänbig aug, nnb eg ift bemerfengmert, ba£ nun im ©ommer an ©teile
ber grünen Blätter oon Knoüen= unb 3 TOiebelpflaitzen, welche fchoit im Sitni oergitbten nnb
eingegogen l;aben, bag chtorophpMofe DI;nblatt, ber gichtenfparget unb eine Ungahl non
bleichen ©d;raäntmen aug bem tiefen £umug in bag Stifter beg SBalbgruubeg emportaud;en.
Übcrftdjt bet* formen beg Mtttclblattftawmcg.
Oer d lH ttetb ta ttftam m (stirp s1) rairb babitrch d;arafterifiert, bafi bie non il;m aug=
labenbeit ©lätter mit grünen ©preiten nerfel;en, fomit alg Saub auggebilbet ftnb. dJtan
fömtte biefen ©tammteil and; Saubblattftamm nennen, unb eg mürbe babitrch fein raefent=
lid;fteg 2Jterfmal fd;on in ber ©egeidptuitg gum Slugbrttde gebrad;t fein; aber ba and; bie
1 Stt Betreff ber Terminologie Befte^t unter ben S3otani!ern nur teitroeifc bie wünfdjenSwerte Üöer=
einftimmung. Tie ädern 23otanifer geßrautfpeu ben 2lu3bruct stirps als gieicPebeutenb mit ipftanje
(planta); fpäter nafjm man ben 3tamen stirps für ©tamm im weitern ©inne in Stnfpructj. SSon Sinne
mürbe bie San3e §auptac£)fe ber Stütenpftanjen caudex genannt unb uon berfetBen ber abwärts wadpenbe
Seit, bie SBurjet (radix), unb ber aufwärts wadpenbe Teil, ber ©tamm (stirps), unterfdfieben. £>n neuerer
3eit würbe ber Stame caudex im ©egenfap ju ber Sinn^fc^en Terminologie für ben ipalrnenftrunt in
2tnwenbung geßradjt. $d) bejeießne ben ©tamm be§ ißflanjenftocteS mit bem ■’Hamen cormus unb unter=
fd;eibe oon bemfelßen 1) ben Peimblattftamm (fundamentum), 2) ben SHieberblattftamm (subex), 3) ben
SJJittelbtattftamm (stirps), 4) ben §odj&lattfiamm (thalamus).
formen be§ SDtittelßlattftammeS. 615
Keimblätter häufig gu Saubblättern augraad;fen, fo empfiehlt eg fid;, gur Sermeibung oon
23erroec^fetungen bem tarnen 3Jtittelblattftamm ben 23orgug gu geben. Kein S eit beg
ißflangenftodeg fällt fo fel;r in bie Slugen raie ber 3Jättelblattftamm. Oie in ber @rbe ge=
borgenen 9tl;igome, Knollen, unb anbern formen beg Dlieberblattftammeg ent=
gieren fid; ebenfo raie bie Söurgeln bem 33lide; bie ©litten, raeld)e ber ^od;blattftamm trägt,
finb rafd; oergänglid;e ©ebilbe, nur bie belaubten 9Jtittelblattftämme treten raä|renb ber
gangen ©egetaüonggeit alg bie ttmfangreid;ften Seite ber ipffangeuftöde I;eroor, unb raenn
mir itt ©d;rift unb ©üb bie ißftartgenroelt mag immer für eineg ©ebieteg in il;reu cf)araf=
teriftifchen 3ügen barguftellen fitzen, hatten wir ung faft augfc^lie^lid; an bie belaubten
Seite ber ©räfer, ©tauben, ©träudjer unb ©äume, raeldje, in ber ntannigfad;ften SBeife
gruppiert, ben SBiefenteppid;, bag ©ufd;raerf unb ©eftrüppe, ben Siieberraalb unb ^od;raalb
gufantmenfe^en. Oer ©auftit beg ©tittelblattftammeg ift barttm fogufagen and; ber ©auftil
beg gangen ipflaugenftodeg.
Oiefer eigentümliche ©auftil unb bie baoott abhängige ?j3h9fiog^omxe ber gangen ißftange
ift gunädjfl oon ber ©rö^e, oon ber S än g e unb O id e ber 9 Jtitte lb la ttftäm m e ab=
hängig, unb eg ift felbftoerftänblid;, ba^ in biefer ©egielmng gang analoge ©erl;ältniffe
i]3ta^ greifen raie bei ben fri'd;er befprod;enen üüeberbtattftämmen. ©ur finb f)ia bie
©egenfä^e in ben ©röfsenoerl;ättniffen bei raeitent auffallenber. ©egenfäfje raie jene grai=
fd;en fähigen beblätterten ©tämmen, bie faum 1 cm lang raerben, einerfeitg unb ben
©aumriefen ^orbanteritag unb 9teut;ollanbg auberfeitg t;aben nicht il>reggteid;en in ber
gangen ipftangeuraelt. 2ltt jenen ©eroäd)fen, raeldhe im Saufe eineg eingigen feinten,
raad;fen, btül;en unb frud;ten unb nad; bem Slugftreueu ber ©amen abfterben, an jenen
fitrglebigeu ipflangett, raetd;e man einjährig genannt ijat, erreicht ber mit Saub befe^te
3)tittelblattftamm nur feiten einen bebeutenben Ourd;uteffer. 2tn maud;en fleinen ©d;o=
tengeraäd;fen, raie g. ©. an bem raenigbtütigeu ^irtentäfd;el (Capsella panciflora) foraie
an bem raiitgigeit Kleinlinge (Oentnnculus minimus), beträgt ber Ourdpneffer beg ©tam=
meg mandpital faum x/2 mm- ®fe größten Slbmeffungen bagegeu finbet man unter ben
einjährigen ipflangen au Ricinus communis, oon raeld;em utandje ©tämme einen Ouer=
bitrdmteffer oon 7 cm, unb an ben im Himalaja I;eimifchen ©alfantinen (Impatiens tricornis
unb glanduligera), bie mitunter einen Querburdpueffer beg 9)tittetblattftammeg oon 4 cm
erreichen, ©ei biefen einjährigen ©eraäd;fen geht mit ben ©lättern and; ber fie tragenbe
©tamm alljährlich gu ©runbe. 2lnberg bei ben ipflangen, bereu ©tod fid; burd) mehr alg
eine ©egetationgperiobe lebenb erhält, unb raeld;e mehrjährig genannt raerben. SBenn biefe
il;r Saub abgeraorfeu hüben, fo fterben fie nicht notraenbig ab, fonbern geftatten fich häufig
gu Srägern jener belaubten ©proffe, raetd;e aug ihren Knofpen heroorfomtiten, unb erlatt=
gen bann aud; einen Umfang, raeld;er mit ber nun gu tragenben Saft im rid;tigen ©erl;ält=
ttiffe ftet;t. Sind; bie © truftur fotd;er 2Jtittelblattftämme rairb bann eine anbre. Oie ©tämme
ber einjährigen ©eraädjfe foraie and; jette ber neuen ©proffe mehrjähriger ipflartgen I;<tben
eine grüne faftreid;e diinbe mit einer eigentümlich auggebitbeten Dbert;aut. SBir nennen
einen fold;ett ©tamut fratttartig (stirps herbacea) ober gebraud;en für benfelbett tool;l and;
ben dlanteu ©tenget (caulis). Sltt ben gutn ^3iebeftale geraorbenen entblätterten ©tämmen
met;rjäl;riger ipflattgen bagegett erfd;eiut an ©teile ber faftreid;eit grünen diinbe eine oer=
troefnete Krufte, eine ©orfe, unb im Ämtern bilbett fid; fort unb fort dllaffett ooit §otg
aug, raeld;e fid; auf bie fd;ott int erften $al;re gebitbeten ©iittbel aug ^olggellen unb ^otg=
gefäjjett anlagern unb fo ben Umfang beg ©tammeg oergrö^ern. dRatt nennt einen foldjeu
©tamm bann holgig (stirps lignea). ^olgige ©tämme, raeld;e $af;rhunberte Ipttburdh fid;
fort unb fort in biefer SBeife oerbidett, erreichen mitunter ben Umfang oon 50 m; ja, ber
Umfang einer mepifanifd;ett Konifere (Taxodium mucronatum) ift fogar mit 51,88 m