2* t e S k t t g r i r i l t e .
Qn^alt: Definition unb ©inteilung ber Slätter. — Keimblätter. — 9tieber£>tätter, SDtittetfitätter, £oc§*
Blätter. ________
Definition unb Einteilung bet* Slätter»
„©efdßrieben ftel;t: 3™ In fan g war baS SBort. igier ftod’ id; fd;on! 2Ber hilft wir
weiter fort? 3 $ tcmn baS Söort fo 4>od^ unmöglich fd;ä|en, id; muß es anberS üb er feien,
wenn ich oout ©eifte red;t erleuchtet bin. ©efcßriebeit fteßt: 3 'it Anfang war ber S inn.
Sebeute woßl bie erfte geile, baff ©eine geber fich nicht übereile! 3ft eS ber S in n , ber
alles wirft nnb fd;afft? ©S foHte fteßn: 3 m Anfang war bie $raft. ©öd) auch, ittbern
id; MefeS nieberfdhreibe, fcßon warnt mich was, baff id; babei nicht bleibe/" l n biefett
(Sprudh, welchen ©oetße bent bibelüberfeßenben, bie Sebeutung ber SBorte abwägenben $auft
in ben 91unb legt, wirb ber laturforfcßer itnwillfürlid) erinnert, wenn er eS oerfucßt,
SBorte zu erflären, welche ber SollSmunb feit unbenlticßen feiten mit gewiffeit SorfteKund
gen oerbinbet, bie fpäter in bie Sprache ber SBiffenfdhaft ©ingang fanben unb liier, ein=
mal eingebürgert, allmählich and) für ©inge in Inwenbung gebraut würben, weld;e ber
urfprünglichen, lanbläuftgen SSorfteHung nicht meßr entfpracßen. 2öer in ber gewöhnlichen
UmgangSfpracße bie Söorte S ta tt, Stamm unb SBurget gebraucht, ahnt wohl nid;t, weld;e
©chwierigfeiten es macht, lurg unb bünbig 31t fagen, was bie Sotanifer unter biefett Se=
Zeichnungen begreifen, niebergufdireiben, was bie 9Jiänner ber SBiffenfcßaft unter einem
S latte, einem ©tarnme unb einer SBurgel oerfteßen; er al;nt and) nicht, baß über bie grage,
ob gewiffe ©ebilbe ber fßflange als S lätter aufgefaßt unb benannt werben follen ober
nicht, wieberßolt heftiger ©treit unter ben ©cßriftgeleßrten entbrannte, unb baß bie pole=
mifchen ©cßriften gerabe über biefe $rage forgfältig gefammelt einen Sanb füllen würben,
weit umfangreicher als ber oorliegenbe, in welchem ich eS oerfudje, baS fieben ber gangen
^Pflanzenwelt zu fcßilbern.
SBenn ein Sotanifer beS 16. unb 17. 3ah;rhunbertS bei ber Sefcßreibung oon ipftangen
baS SBort S ta tt gebrauste, fo gefdjaß baS auSfcßließlich im ©iune ber Sprache beS SolfeS,
er oerftanb unter S la tt ein flächenförmig auSgebreiteteS ©ebilbe, wie eS an ben f e ig e n
ber Säume mit grüner $arbe als Saubblatt, mit roten, blauen unb anbern färb en ge=
cßntüdt als Stumenblatt erfcßeint. ©rft im 18. 3«hthunbert unb zwar nicht gurn wenig=
ften unter bent ©influffe ber ©oetßefcßen SJtetamorpiiofentehre (f. ©. 10) wanbten bie
Sotanifer baS SBort S la tt aud; auf bie biden, fleifdjigen S a a te n ber l i e b e l n , auf bie
©puppen ber überwinternben ßnofpen, auf mandje ©ornen unb 9ianfen, auf ©taubfäben
unb ©eile ber gäudjtgeßärtfe an. ©er Seweggrünbe hierzu waren breierlei. gunäcßft ber
SBunfcß, bie ungemein mannigfaltigen ©Meinungen überftcßtlicß gufammengufaffen, baS
©treben, ein einfaches allgemeines latu rg efel ju finben, welkem fich bie ©eftalten ber
unzähligen einzelnen Sebewefen unterorbnen, weiterhin bie Inalogie in betreff ber @nt=
ftehung, bie tßatfäcßlich ßunbertfättig beobachtete Übereinftimmung ber jüngften guftänbe
fpäter fo abweicßenb flöß auSgeftaltenber ©ebilbe unb enblicß auch noch ber Im ftanb, baff
mitunter attS ben ©ornen, dtanfen, Staubgefäßen unb 3rud)tgel;äufen, burch abnorme
äußere ©inflüffe, namentlich burch ben ©influß non sDiilben, Slattläufen unb anberm ©e=
tiere, wirtlich grüne S lätter werben. 9Jtan bacßte fich nun eine U rfo rm ober ®runb=
fo rm beS S la tte S , wobei fetbftoerftänblid; bie am ßäufigften zur lnfid;t fomntenbe ©e=
ftalt beS grünen SaubblatteS maßgebeub war, unb [teilte fiel; co r, baff bie anbern a u f
gezählten ©ebilbe, welche zwar nicht ihrer ©eftalt, wohl aber ihrem Urfprunge nach mit
ben grünen S lättern übereinftimmen, aus biefen burch Serwanbtung ßeroorgegangen feien,
baj; fie gleichfalls als S lätter zn gelten hoben, freilich als umgeftaltete ober metamor=
p h o fie rte S lä t te r . ©ie 3wiebelfd;alen, bie ©taubfäben, bie ©eile beS grudhtgehäufeS ftnb
entfprechenb biefer luffaffung metamorpI;ofierte S lätter, wenn fie auch in ihrer fertigen ©e=
ftalt ber Sorftetlung, welche fich ber lichtbotanifer non einem Statte macht, nicht entfpred;en.
IIS Urfache ber Umgeftattung würbe anfänglich ^os ©treben nach Seroodfommnung
bie allmähliche Serfeinerung ber in bie erften Inlagen ber S lätter gelangenben ©äfte unb
nod; oerfchiebeneS anbre angenommen; in neuerer bringt man bie dftetamorphofe mit
ber ©eitung ber Irb eit unb mit ber Inberung ber Munition in ben ©liebem beS betreffend
ben WanzenförperS in 3ufammenl;ang. ©ie grünen Saubblätter beforgen im Sonnenlichte
bie Sitbung organifcher Stoffe aus unorganifd;er la h ru n g , fie eignen fid; aber nicht gleich^
Zeitig zur luSbilbung oon ©amen, nod; weniger zur ©rzeugung oon Slütenftaub, würben
auch als unterirbifd;e Sorratsfammeru für dteferoeftoffe fd;techt paffen. ©S nehmen ba|er
gewiffe S lätter beS ipflangenftodeS anbre für bie eben genannten lufgaben beffer geeignete
©eftalten an, ober mit anbern SBorten fie metamorpl;ofieren fich entfprechenb ber ihnen
Zufommenben Munition. SBir fet;en bat;er zur ©rgeuguug beS Rodens ober SlütenftaubeS
feine grünen S lätter, fonbern Staubgefäße ober ^3oUenblätter, als ©peidher für Sefeme=
ftoffe im bunfeln Schoße ber ©rbe fein grünes, ftädjenförmigeS, auSgebreiteteS Saitb, fon=
bern biefe, weiße, fteifdjige Schuppen entwidelt. ©ent Urfprunge nach unb in ben erften
©ntwidelungSftabien gleichen fich aber bie ben Rollen ergeugenben Staubgefäße, bie grünen,
im Sonnenlichte organifeße ©toffe zubereitenben ßaubflächen unb noch uerfi^iebene anbre
beftimmten lufgaben nachfommenbe Drgane eines unb beSfetben i)3flanzenfto(feS fo roll?
jtanbig^baß man fie unter einem allgemeinen Segriffe gufammenfaßt unb für biefen baS
äßoi't S ta tt in Inwenbung gebracht hat. 2Bie in einem Sienenftode bie artSgewachfenen
Irbeitsbienen, bie ©rolmen unb bie Eönigin, entfprechenb ben burch ©eilung ber Irb eit
bebingten oerfd;iebenen lufgaben, oon rerfdhiebener ©eftalt ftnb, fo geigen auch bie in ben
erften ©ntwidelungSftabien übereinftimmenben S lätter eines unb beSfelben ipflangenftodeS
im auSgewaeßfenen f^aftanbe, je nach ber ihnen gufommenben ffonftion, einen anbern luf=
bau, unb wir fommen baher gu bem ©d;luffe: bie S erfcß ieb en h e it ber gum ©e=
beißen unb gur © rß a ltu n g beS gangen S to d e S gu leiften b en lu f g a b e n unb bie
babureß o e r a n ta ß te © e ilu n g ber I r b e i t beb in g en an febem ip ftan g en fto d e bie
iDtetamorpßofe ber S lä tte r .
lu S bem ©efagten get;t aueß ßeroor, baß eine © e fin itio n beS b o ta n ifd ;e n S ta t=
te s an bie erften ©ntwidetungSftufen anfnüpfen muß. 3m früßften ©tabium erfeßeint
jebeS S la tt als ein feitlicßer SLÖulft ober ^öder unter bem fortwaeßfenben ©d;eitet beS ©taim
meS, beffen ©ewebe nod; in lebhafter 3äd;erung begriffen ift, unb eS wäcßft baSfelbe in
einer für jebe I r t nach unb D rt genau beftimmten Söeife aus jenen ©eßießten beS
©tammeS ßeroor, weld;e ben zentralen ©eil mantelförmig umgeben, ©ein äöaeßstum ift ein
begrenztes, unb eS läßt fieß baS g jfta n g e n b la tt mit Südfid;t auf biefe «üerfmale befinieren
als ein in geom etrifd; beftim m ter R eih en fo lg e a u s ben ä u ß e rn ©ewebefchxcßteu
u n te r ber fo rtw aeß fen b en © p i|e beS © tam m eS e n tfp rin g e n b e S , fe itlid ; auS=
tabenbeS © lieb m it b eg ren ztem SBacßStume.
l n oielen Saubblättern unterfdßeibet man beuttieß einen fläd;enförmig ausgebreiteten
grünen, oon ßeHern Ib ern bureßgogenen ©eil, bie S p r e ite (lamina), bann einen ftrang=
förmigen feften ©räger biefer Spreite, ben S ti e l (pedicellus), unb enblicß nod; jenes ©tiid,
welches bie Serbinbung gwifeßen bem Slattftiele unb bem betreffenben ©eile beS ©tammeS
ßerftellt. Sei oielen f3flangen ift biefeS leßtere ©tiid oerbreüert, rinnenförmig oertieft,
mitunter and; oon einem häutigen ©atttne beranbet, unb ber ©tengel wirb bann, wie bie