mir uns gewöhnlich oon einer ipflange machen, geigt einen grauen ober braunen, ftarren
©tenget, ber faftige, grüne S lätter trägt. Sei ben dtopaten, als bereu wichtigfte dtepräfem
tauten mir fdjon bei früherer Gelegenheit bie Hafteen ber Plenen SBelt unb bie fäulem
tragenben 6 upt;orbien beS füblidjen Slften unb Slfrifa fennen gelernt ^aben, ift aber
alles oerfehrt. Oa ift ber ©tengel faftig unb grün, unb bie S lätter, bie er trägt,
finb itt ftarre, graue ober braune Oornen itmgemanbelt. Oie dialjrung wirb gu beut
grünen, traufpirierenben Geroebe in ber 9ünbe beS ©tengelS geleitet unb hier, unb nicht in
ben S lättern, wirb neue organifdje ©ubftang ergeugt. O ie in O o rn e n o e rw a n b e lte n
S lä t te r haben bagegen SBadje gu h a lte n , bajj baS g rü n e , fa ftig e ©ewebe in ber
d ü n b e ber fä u le n fö ru tig e it ober lu d je n a rtig e n © täm m e nicht m ehr, a ls guträg=
lieh ift, a n g e ta ftet werbe. 2lm frembartigften berührt uns biefe oerlehrte SBelt an ben
Opuntien unb gtoar barunt, weil an biefen ©ewädjfen bie ©tengelftüde bie Geftaft oott
bidett, elliptifdfen, grünen S lättern Ijaben, bemgufolge fie oon ben düdjtbotanifern audj
gewöhnlich für S lätter gehalten toerben. Oie Oornen ober, um wiffenfchaftlich gu fpredien,
bie in Oornen metamorphofierten S lä tte r erreidjen bei biefen Opuntien, oon welchen bie
beigeheftete Oafel „Opuntien auf bem ifdateau oon 2lnaljuac (dJcepifo)" ein trefflidjeS Silb
gibt, mitunter eine aufjerorbentlidje Sänge. Slit Opuntia Tnna, decumana unb meg-
acantha finb fie 3 — 5, an O puntia longispina fogar 8 cm laug. Oajj bie Hnofpen
ber Opuntien überbieS noch mit feljr t'leinen Stngelborften liefert finb, tourbe fcfiott früher
erwähnt, unb eS finb bemnach biefe ©ewäd)fe mit einer hoppelten SBefjr gegen etmaige
Ingriffe auSgerüftet: mit ben weithin fidjtbaren großen Oornen unb biefen abfeheulidjen
itnfdjeinbaren, fleinen Slngelborften. Oie Serfd;iebenl)e;t ber SBaffen ift bei ben dcopaü
getoädjfen überhaupt eine ungemein grofje; wollte man alle bie oerfdjiebenen ©eftalten oon
langen unb furgen, biden unb bünrten, fnotigen unb glatten, geraben unb gefrümmten,
einfachen unb oeräftelteu, geweihartigen unb fteruförmigen, gerabfpi^igen unb wiberljafigen,
an ber ©pipe umgebogenen unb welligen Oornen unb Sorften nebeneinanber legen, fo
würbe fiel) eine gang artige SBaffenfammlung IjerauSftellen. ©ine unb biefelbe Slrt trägt
oft brei= ober oiererlei SBaffen; and; finb biefe feljr abwechfelungSreid) georbnet unb oerteilt,
unb es ift in biefer Segiefjung eine Sllannigfaltigfeit entwidelt, welche auf jeben, ber für
foldieu gormenmedifel einen angebornen ©inn Ijat, faScinierenb wirft unb eS begreiflich
utadjt, bafj manche Slumenliebljaber ihr ganges Seben bem ©tubium unb ber Kultur biefer
munberlidjen Gebilbe ber ißflangenmelt gewibmet haben. SBenu eS aud) nicht möglich ift,
in febern eingelnen $alle Segieljitng gwifdjen ber 2Xrt ber Semaffnitng unb bem abgu=
welirenben Eingriffe angugeben, fo geigt hoch fetbft ber flüchtigfte S lid , baf fid) bie ©pitgen
ber Oornen, mögen biefe wie immer geformt unb gruppiert fein, immer oor benjenigen
Oeil beS ©tammeS ftellen, ber mit grünem ©ewebe am beften auSgeftattet ift. Sei ben
fäulenförmigen ©upfwrlüen, wie g. S . bei E uphorbia coerulescens, finb bie ©tämme mit
feilten SängSrinnen oerfeben, bie mit grünem ©ewebe auSgefleibet finb; auf ben Hauten,
weldje fiel) gmifdjen ben dünnen erbeben, finb paarweife Oornen angeorbnet, meldje fprei=
genb auSeinanber fahren, fid) mit ihren ©pi^en oor bie dünnen ftellen unb fo jeben Slm
griff auf baS grüne ©ewebe abweljren. Sin ben fäulenförmigen Cereus oerljält eS fid) gang
ähnlich, beSgleidjen an ben fugeiförmigen Ecliinocactns unb Melocactns.
SBenn man biefe fäulenförmigen, fudjenförmigen unb fugeligen diopale anfieht, taucht
bie grage auf, ob eS benn notwenbig ift, bah fie fid; mit gar fo fompligierten OornenhüHen
umgeben, diad) ben gewöhnlichen Sorftellungen oon ber diahrungSaufnaljme ber auf ißftam
genfoft angemiefeneit Oiere mödjte man hoch glauben, bah biefe grünen Hluntpen, ©äuleu
unb Hügeln aud) ohne biefeS abfdjredenbe düiftgeug eine nichts weniger als gefugte
SMjrung bilben. SBenu man biefelben aber an ihren urfprüngüdjen ©tanborten fielet,