620 SUittelMattfiamm.
eines StodeS in baS rid^tige Sidjt gefteEt werben fönnen, ift eS geboten, baft ade jene
triebe, weldje als Sftittelblattftdmme gu gelten haben, fid) in entfpredjenber Sßeife grup»
pieren unb fidj in ben Slaum in paffenbfter Söeife teilen. 5Bon ben ©ewäcftfen, beten
Blätter non 5htrgtrieben auSgeljen, fann felbft unter ben günftigften S3ebingungen baS Sidjt
nur innerhalb eines oerhältniSmäftig eng umfdjriebenen StaumeS auSgenufct werben. 2öeit
günftiger finb in biefer 58egiehung jene f a n g e n gefteHt, beren Sttittetblattftämme als Sang»
triebe entroidelt finb. ©iefe fönnen iljre 5Blätter ftufenweife über» unb nebeneinanber aus»
breiten unb in entfpredjenö weiten SIbfäften unb Slbftänben gum Sonnenlichte in bie ,!göl)e
heben. ®a» (Srljeben über ben 58oben wirb entweber burd) befonbere ©Errichtungen im
In n e rn ber (Stämme möglid) gem alt, ober aber es erfolgt baburch, baft bie Stämme ir»
genb eine fefte Unterlage ober Stüfte benuften unb an biefer gum Sichte emporflimmen
Sind; fönnen Sangtriebe, weiten bie p in g fe it abgeftt, fidf; auf bie eine ober anbte Slrt
über ben 58oben gu ergeben, in baS ©rbreid) gebettet ober auf baSfelbe ftingeftredt fid)
verlängern unb, nad) allen Siidjtungen l;inlaufenb, iljre grünen Blätter mofaifartig au»
einanber reifen, ©nblid) fönnen bie SEittelblaitftämme and; burd; baS fie itmfpülenbe Söaffer
in jener Sage gehalten werben, weldje für bie non ihnen getragenen Saubblätter bie gu»
träglidjfte ift. 3Jtit SftüdEfid^t auf biefe 58erhättniffe laffen fid) bie SJüttelblattftämme über»
ft jtltcy in oier ©ruppen, nämlich in bie auf ber ©rbe liegenben (stirpes procumbentes),
bie im Söaffer flutenben (stirpes fluctuantes), bie flimtnenben (stirpes scandentes) unb
bie aufrcdjteu ober pfaftlförmigen (stirpes palares), einteilen.
Siegcttbe unb flutcnbc Stämme.
Überblicftman bie ©ewädjfe, beren eigentümlidjeS SluSfeljen oorwaltenb burd) ben
lieg en b e n SW ittelb lattftam m beftimmt wirb, fo fällt auf, baft fie ber Sftehrgaljl nad)
tn Torfmooren, auf fteinigen ©erraffen beS pgetlanbeS, in ben JelSriften winbgepeüfd)»
ter 58erghöfjen ober enblich auf ben fanbigen glätten ber Slieberungen wurgeln, im all»
gemeinen alfo einen hobelt bewohnen, welker nidjt als frudjtbar gilt, auf weldjem bie
f türme freies Spiel haben, unb wo hoch ftrebenbe Sßflangen einen feu eren S tanb l)a»
ben raurben- Blätter, non weldjen bie liegenben Stämme gefdjmücft werben, finb
meiftenS ungeteilt, flein unb an jebem Jal)reStriebe in großer gal)l oorljaitben. 2ßo
bie gabt berfeiben eine geringe ift, unb wo bie ©lieber beS fälligen ©riebeS mehr oer»
längert finb, finbet man bie Blätter and) geteilt; bann aber finb bie eingelnen Slbfdjnitte
oon jener Jorm, welche bie Blätter ber furggeglieberten ©riebe geigen. SJiögen bie Blätter
befuffiert ober mögen fie ^rau ten fö rm ig gefiellt fein, ftets e rle rn en fie an bem auSge»
wadftenen liegenben Stamme in gwei ober in brei geilen gereift (ogl. S . 387). 2Bo nicht
lofale unüberwinblidje £inberniffe oorhanben finb, breiten fid) bie liegenben Stämme uon
ber ©teile, wo ber S to d guerft Söurgel gefaxt fiat, nach allen Seiten aus, unb wenn bie
betreffenben Slrten gu ben gefeHigen gehören, übergieften fie ben5Boben, ber ihnen gur Unter»
läge bient, m oerhältniSmäftig furger geit mit einem gefdjloffenen ©eppicbe. J n ben
jungften ©ntwidelungSftabien finb bie Sproffe nod) nicht auf ben 5Boben liingeftredt, na»
weidlich 1 1 bie Sldjfe beS unmittelbar über bem Äeimblattfiamme entfpringenben Stammes
immer aufrecht; alsbalb aber, nachbem eine Stredung in bie Sänge ftattgefunben l)at, neigt
fid) ber Stamm gur Seite, fchmiegt fich bem ©rbreiche an ober bilbet woljl auch einen nach
oben gu fonoepen Sogen, um mit feinem freien ©nbe ben Soben gu erreidjen. ©ie Spifte
erfdpemt aüerbings immer wieber etwas aufgerichtet, unb bie weiften liegenben jungen
sproffe Ijaben baljer bte ©eftalt eines m. J n bem SJiafte, als ein foldjer Stamm fidj
Siegenbe ©iämme. 621
oerlängert, fdjmiegt ftc^ immer baS hinter ber fortwadjfenben Spifte liegetibe S tü d ber
Unterlage an. J n oielen JäEen finb biefe Stämme nidjt geeignet, fid) aufredjt gu erhalten,
©er 5Boben, auf ben fie fidj betten, ift für fie tljatfädjlid) Siegerftatt unb Stü^e, unb fobalb
iljtien biefe entgegen wirb, werben fie nidenb unb überhängenb, wie baS an bem Sinngrüne
(Vinca), an ben ©rbbeerenpflangen (F ra g aria) unb an bem in Simpeln fo häufig gegoge»
nen japanifeften Steinbrecfte (S axifraga sarmentosa) beobachtet wirb, ©aft eS aber nicht
immer baS eigne ©ewidjt unb baS ©ewidjt ber SSIätter ift, welches biefe SBac^StumSweife
unmittelbar oeranlaftt, ober, mit atibern SBorten, baft bie Sproffe nidjt unter ber Saft ihrer
58lätter auf ben 58oben hinftnfen, fieljt man beutlich genug an ben liegenben Stämmen
ber auSläufertreibenben igabidjtsfräuter (g. 58. Hieracium Pilosella), welche, abgepftüdt
unb aufrecht geftellt, gang fteif unb gerabe bleiben unb nicht bie geringfte Biegung er»
faljren. SBenn bie Stämme ber Ijergblätterigen Stugelblume (G-lobularia cordifolia) ober
jene beS SanbginfterS (G enista pilosa) auf einer JelSterraffe toac^fen unb, ftch oerlängernb,
über ben dianb ber ©erraffe IjinauSfommen, fo (längen fie nic^t fenlredjt t)erab, was bod)
ber gwü fein müjjte, wenn auSf^lie^lid) ihr eignes ©ewidjt für bie eingehaltene Stiftung
ma^gebenb wäre, fonbern frümmen fid) bogenförmig um ben überfjängenben Reifen unb
bleiben felbft ben einfdniffigett Stellen ber gelSwanb bid)t angefdjmiegt.
®ie erfte ©ruppe non ©ewädjfen mit liegenbem iDiittelblattftamme ift auSbauernb;
bie wai^fenbe Spi^e iljrer Stämme rü d t alljährlidh um ein S tü d über bie Unterlage oor»
wärtS, unb ber neugebilbete Sprojj ift bie f^ortfe^ung beS fdjon oorljanbenen ällern Stamm»
gliebeS. Stnfänglidj ift baS neue Stammftüd aufgerichtet, nad) einem galjre aber erfdjeüit
eS bem 58oben aufgelagert ober bemfelben förmlich angepre^t; eS treibt nun Seitenäfte,
weldje bie eben gefdiilberte SSac^StumSweife wieberljolen, erhält fid) aber nod) immer frifd)
unb lebenSfräftig, bient, nadjbem eS bie SBlätter abgeworfen, nod) ^aljre hinburd) ber gu»
leitung flüffiger Sialjruug aus bem 58oben unb ftirbt feljr admä^lic§ unb langfatn oon
hinten her ab.
Sin nieten biefer erften ©ruppe angel^örenben formen oer^olgen bie ä lte r n S tam m »
te ile , erhalten fich bann gewö^nlicp feljr lange geit, fönnen auc^ an Umfang gunelpnen
unb geigen mitunter gal)lreid)e Jahresringe, wie g. 58. bie ben JelSplatten ber ^odjalpen an»
gepreßten Stämme ber liegenben Söeiben, oon welchen auf S . 489 eine Slbbilbung ein»
gefdjaltet ift. ®ie fidh oerlängernben Stämme wurgeln häufig auf weiter ©rftredung an
iljre Unterlage nicht an. Jajjt man fie an ben belaubten Spieen unb gieljt fie oon ihrer
Siegerftatt ab, fo übergeugt man fid), bafs bie ©riebe mehrerer, oft oieler Jah re nod)
immer feine Söurgeln gefd)lagen h^en- 2Benn folche Stämme fich uergweigt unb mit ihren
Sifteit über ben 58oben in weiterm Umfreife ausgebreitet haben, fo entftehen förmliche ©ep»
piche, weldje fid) oon ber ©rbe ober oon ben JelSterraffen als ein gufammenhängenbeS ©ange
abljeben laffen, wie baS beifpielSweife mit ber 58ärentraube (Arctostapliyllos Uva ursi)
unb ber Silberwurg (D ryas octopetala) ber JaE ift. @S fällt auf, ba^ eine fo.grofje galjl
ber hierher gehörenben Slrten wintergrünes Saub befi|t, unb eS fei in biefer 58egie!)ung
nur auf bie liegenbe Slgalea (Azalea procumbens, f. ©afet bei S . 278), bann auf bie
SDtooSbeere (Oxycoccos palustris) unb bie Ijergblätterige JUtgelblume (Globularia cordifolia)
hiugewiefen. ®ie Jingerfräuter mit oerholgenben Stämmen (g. 58. P o ten tilla nitida
unb Clusiana), bie Sibbalbia (S ibbaldia procumbens) unb mehrere 58albriane (g. 58.
Y aleriana trip te ris unb montana), weldje gleichfalls liegenbe oerljolgenbe Stämme ent»
wicfeln, befi^en aEerbingS fein wintergrünes Saub unb finb and) baburcf) oon ben früher
genannten unterfdneben, bafj ber jährliche guwadiS ihrer Stämme nur ein feljr geringer
ift, bemgufolge ältere Stöde gewöhnlich ein rafenförmigeS Slnfeljen erhalten. SMjrere
Slrten ber ©attung ©hpmian (Thymus) finb bagegen wieber baburd) auSgegeidhnet, baf fie