Tafel - » SoldaneUeni im Schnee <-
©rnft £ e p n tjat unter meiner güljrung auf her £ölje beS Slafer in ben tirolifdjen gentraH
alpen baS eigentümliche Silb in nollenbeter Staturwahrheit auf bem Rapiere feftgtdj alten
nerftanben^ unb bie Schilberung mit SBorten mag baljer auch an bie farbige ©arftedunq
auf ber beigehefteten 5Tafel „Solbanellen im Schnee" antnüpfen. g n einer SJhtlbe, nabe
ber 2240 m hohen ^ u p p e beS Berggipfels, tjat fich ber atmofphärifche Stieberfchlag tram
Sbinter her bis in bie erften ©age beS SluguftS erhalten. @S ift aber nicht mehr ber flodige,
raeiche Schnee, roie er nor Monaten bie gange SJtulbe in einer Sltächtigfeit non 2 bis 3 m
erfüllte, fonbern eine in ben untern Schichten fefte unb bttrchfdheinenbe unb nur obenauf
meiche, förnige SStaffe, bie aus bem SBtnterfd^nee hmworgegangert. @s ift girn, genau fo
rate an ber Oberfläche ber ©letfdjer am geuerfteine unb ber Sdjneefpifce, weldje int £inter=
grttnbe bey BilbeS aufragen; ja , in ben unterften, bem SSoben unmittelbar attfliegeitbeit
Schichten hat fidj @iS gebilbet, unb in Wahrheit liegt ein Heiner ©letfdter in ber SJtulbe,
ber ftdj non ben ©letfdjerfelbern beS £intergrunbeS nur baburdj unterfcheibet, bah raegen ge=
rtngerer SHächtigfeit bie burch ©rud bebingten Phänomene in feiner Strafe nicht gur @ntraide=
lung fommett, unb baff er bis SJcitte beS StuguftmonateS gänglidj abgefchutolgen ift, fo ba{j bann
auf bem 23oben ber SJtulbe noch ein grüner, mit bunten Blumen burdjwirfter ©eppidj aus
niebettt Stanuitfeln, ©entianen, Steifen, Steinbrechen, Seggen, ©räfertt unb liegenbeit
Sbeiben entftehen bann, ©ie Sihnlichfeit, welche folche Heine girnfelber mit einem ©let-
fdjer geigen, geht fo raeit, bah auch noch mehrere anbre ©letfdjerpljänomene an benfelben
fidjtbar werben. 2öie auf ben großen ©letfcherfelbern, erfdjeint audj hier bie oberfte Schicht,
welche bem Siegen unb bei hellem ^tmmel tagüber ben Sonnenftrahlen am meiften attS=
gefegt ift, gelodert, meid) unb tterfdjiebbar; bie tiefem Schichten finb feft, fdjeinbar tompaft
unb nicht tterfdjiebbar, fie müffen aber bodj non feinen iporen unb Kanälen burchfe|t fein,
burch welche baS Schmelgwaffer in bie ©iefe fidert, unb wie aus mehreren ©Meinungen'
non welchen eine gleidj gur Sprache fommett wirb, Ijemorgeht, finbet in falten Mächten
gerabe fo wie int ©letfdjerfirne eine Stegelation ftatt. $ aS burch bie feinen Kanäle ber
eifigen untern Schidjt burdhftdernbe Schmelgwaffer gelangt auf ben 33oben ber SJtulbe, in
welcher ba» girnfelb eingebettet ift; bort burchfeuchtet eS bie ©rbe unb ttefjt auch bie
in biefer ©rbe wurgelnben ^ftangen. 2ßaS non ber ©rbe nidjt mehr feftgehalten werben
fatttt, fließt unter ber eifigen Sdjidjt, etttfprechenb ber Steigung ber SJtulbe, ab unb fontntt
an ben Stäubern beS girnfelbeS in gornt Heiner Söafferäberchen guut Borfcheitte. ©ie untere,
gu ©iS geworbene Sdjidjt beS girnfelbeS liegt gwar bem Robert bicht auf, erfdjeint aber
nirgenbS au benfelben angefroren; baS über ben eisbebedten 23oben abftiehenbe Schmelg=
raaffer geigt bie ©emperatur non 0 °. Obenauf in ber burchweidjten, nerfdjiebbaren Schicht
beS fleittett girnfelbeS finbet man häufig dienen, fummeln unb kalter, welche hier ihren ©ob
gefttnben haben, ebenfo burch bie S türm e tjerbeigeraeljte abgeftorbene Blättdjen non Sllpem
pflangett unb ben auf S . 36 u. 74 befprochenen atmofpljärifchen S taub (^rtjofonü), welcher
fich in gönn bunfler öänber unb glede norgüglidj am Staube beS girnfelbeS hiugieljt.
Sind; an lebenbigen SBefen fehlt eS nicht. Slb unb gu fteden fidj bie gelten ber Sphae-
rella nivalis ein, welche eingelne Steden fdjmujjig rot färben, unb bie Heilten, fdjwargen,
unter bem Siamen ©letfcherflöhe befannten l]3oburen treiben fich an ben nont atmofphä=
rifdjen Staube befchmutgten Stellen herum.
Slber auch unter bem gtntfelbe wirb es lebenbig. SlttS bem traut Schmelgwaffer
überriefelten ©rbreidje erheben fidj bie Slütenfnofpen ber gierltdjen Solbaneden, gumal
ber in folchett Sdjtteemulben gu ©aufettben raachfettben Soldanella pusilla, weldje fchott
im uerffoffenett galjre trarbereüet würben, bereu Stengeldjen aber bamals ttur einige SJtillü
rneter ßättge erreichten. . ©iefe Stengelcfjen raachfett nun tljatfächlich bei einer ©emperatur
ber Umgebung trau 0° bogenförmig in bie iQölje, bie non ihnen getragenen S3lütettfnofpen
Sßftcmäenteöen. I. g g