Seile, gu roelcpen ber freie Sauerftoff ber Suft feinen Antritt pat, bilbert feine Sporen
auS; bagegen oermepren fiel) biefe in fabelpaft rafdjer SBeife, gang äpnlicp toie ^efe unb
Safterien. ©iefe Sermeprttttg erfolgt auf Jfoften ber organifdjen Serbinbungen, roeldje
in ben oorn Sdjimmel befallenen Säften ober faftreiepen Körpern enthalten finb. Unb groar
befepränft ftcf; bie Seränberttng ber befallenen ©egenftänbe niept nur barauf, bap ipren
organifdjen Serbinbungen fo niel entriffen toirb, als ber Sdjimmel gu feiner Ernährung
bebarf, fonbern eS roirb bie gange befallene Siaffe nadj unb uadj §erfetjt unb gerftört, fo
baff fie fcplieplicp gang in Mjlenbioppb, SBaffer, S cf; ro ef elw aff er fto ff, Slmmoniaf unb anbre
flüchtige Stoffe übergept, ein Sorgang, toeldjer bereits bei früherer Gelegenheit (f. S . 242)
gefdjilbert mürbe. SDiefe unter Slbfcplup beS SauerftoffeS ber atmofpljärifdjen Suft bitrdj
bie Scpimmelgellen neranlafjte gerfepttng ift jebenfallS als ©ärung gu begeiepnen. Sßenn
bie non ben Sdjimmeln befallenen S äfte unb faftreiepen Körper eitoeipartige Serbinbungen
enthalten, fo mad)t fiep bie in biefen eingeleitete ©ärung burdj ben ttuangettepmen ©erttdj
bemerfbar; eS uollgieht fidj eben toieber jene ©ärung, roeldje man gäulnis nennt. 2Benn
bagegen ftidftofflofe Serbinbungen burdj Sdjimmel in ©ärung oerfept raerben, fo fann
audj Sllfopol entfteheu. g n fitpem frifcheu Dbfte, toelcpeS non Sdjimmel befallen roirb, ner=
anlaffen bie baS faftreidje ©eroebe burdfrottepernben gellen ©cpimmelS eine ©ärung
ber S äfte, bei toeldjer als SpattungSprobufte gttnäcpft Sllfopol unb ätperifepe Öle ent=
fteljen, tooburep audj ber eigentümliche ©erttep faulenben DbfteS oeranlapt roirb. S ou einer
Scpimmelart, bem Aspergillus niger, ift eS ttaepgetoiefen, bap er auf ber Oberfläche einer
Sanuinlöfung bei Zutritt non atntofphärifeher Suft baS Santtin neratmet, roobei lloptem
bioptjb gebilbet roirb. äöetttt biefetbe Sdjimmelart in ber gleichen glüffigfeit untergetaudjt
roirb unb feinen freien Sauerftoff gur Serfügitng hat, fo gerfept fie baS ©anttin oollftänbig
in ©hjfofe unb ©aduSfäure. ES roirb audj angegeben, bap Schimmelgellen, welche in
baS S lu t non lebenben Stenfcpen itttb Sieren gelangen, bort ähnlich ben Safterien eine
gerfepung, begiepentlidj fdjtnere, meift mit bem Sobe enbigenbe Erfranfttngen heroorrufen.
Mehrere Scpimtitelarten nertragen bie hohe ©emperatur beS SluteS nicht nur oljne Sacp=
teil, fonbern entroideln fidj bei berfelben fogar ungemein üppig. Sorgüglicp finb eS bie
©attuugen Mucor, Aspergillus, Penicillium, B o try tis unb E urotium, bereit Slrten
Gärungen betnirfen.
Sluper Safterien, £efe unb Sdjimmel föntten enblidj attdp nodj bie Sipcelien fetter
Schtnäntme, welche mit Südficht auf bie eigentümliche im nädjften Sanbe gtt befpredjenbe
gortpflangung S a fib iom p c e te n genannt werben, ©ärttngen neranlaffen. ®ie fabem
förmigen gellfetten biefer Sipceliett fepen ben Sdjimmelbilbungen ähnlich unb burepfpittnen
tmb bttreprouepertt bie Seicpett non ipflangen unb ©terett, ©ünger unb Unrat, bie fdjtoarge
Erbe ber SBtefengrünbe, ben £>nmuS baS SßalbbobenS unb ütSbefonbere bie S trünfe ab=
geftorbener Säume. Slber attd^ lebenbe ißflangen, gutttal baS igolg lebettber Säume, fann
non biefen Stpceliett burepfponnett unb infolgebeffen ber Sanm fdjlieplicp getötet werben.
SBetttt bie gäben beS StpceliumS in baS £olg eines lebenben ober abgeftorbenen Saumes
eiubringett (f. Slbbilbnng, S . 152, gig. 3), fo begnügen fie fiel) nicht bamit, bie gell=
roänbe gu bttrdjlödjertt, nur jene Stellen gu gerftörett, mit benen fie unmittelbar in Se=
rührung fommen, unb bann bie iprobitfte ber gerftörung als Saprttng attfgitneljmen,
fonbern eS fittbet audj noch eine gerfepung weitern Umfreife ftatt, eine gerfepung,
mit toeldjer eine Entbinbung non Jloplenbioppb, SBaffer unb nerfdjiebetten attbertt fliich=
tigeit, nicht näher befanntett Stoffen, bie ben eigetttümlidjett Slobergerttdj bebingen, ner=
bunben ift. ®aS £olg nerliert babttrdj an ©eroicht, eS roirb tttorfcp, nertnanbelt fich gang
unb gar in eine beim SluStrodnen gerbrödelttbe ober in eine faferige, aSbeftartige Staffe unb
gerfällt fcfjliehlich in Stöber unb Staub. ©er SolfSmttnb nennt biefe burdj baS Sipceliitnt
angeregte ©ärung S e rm o b e rttn g . ©urdj mandje Shjcelien ber Safibiompceten roirb itbri=
genS bas £olg nicht nur in eine pulnerige, fonbern in eine jauchige Staffe untgeroanbelt, wie
namentlich bttreh baS Stpcelium beS nerrufenen MIertitcpeS ober ©prättenfcproammeS.
Stße biefe ©ärungett, mögen fie burdj Slpcelien non Safibiompceten, burdj bie Sprop=
formen non Sdjimmeln, burd) ^efe ober burdj Safterien oeranlapt feilt, haben baS eine ge=
meinfattt, bap fie non ben gärttngerregenben gellen, begiepetttlicp oon ben in ihnen thätigen
lebenbigen ^3rotoplaften ohne SluSfcpeibung befouberer epemifdp mirfenber Stoffe, welche mit
ber Umgebung in birefte Serüljruttg fommen würben, peroorgerufen tnerben. ®aS lebenbe
Protoplasma ber genannten Stpcelien, ber)Safterieit, ber ^efe unb ber Sdjimmel bleibt felbft
djentifdj unoeränbert; eS wirft am fräftigften in ber unmittelbaren, weniger fräftig in ber
weitem Umgebung, nimmt alfo mit roachfenber Entfernung in feiner Söirfung ab. ES ift bie
SBirfuitg, roeldje non ber gärungerregenbett 3efle auSgept, ben Söellenfreifen gu nergleicpen,
roelcpe auf bem SBafferfpiegel ein ins SBaffer geworfener S tein herttorbringt. Stau pat
auch uite ^ppotpefe aufgeftellt, ber gttfolge fidj Stomgruppett ber gärttngerregenben proto=
plafteit fo lange, als biefe lebenbig finb, in feproingenber S eroegttng b efin b ett, unb
ftedt fiep nor, bap biefe Sdjroittgttngen nadj Slrt ber SMeitberoegitng auf bie Umgebung
fortgepflangt unb übertragen werben. ® u rd j bie pierburep bebingte E rfc p ü tte ru n g
m ürben b a n n bie S e rä n b e ru ttg e n im S u fb a tte ber e rfe p ü tte rte n S to le fü le , bie
U m la g e ru n g e n ber 2ltome, bie S p a ltu n g e n ber b e tre ffe n b e n S e rb in b ttn g e n
erfo lg en . ES mürbe fogar berechnet, bap fidj bie Stöpe, roelcpe g. S . non bem lebenben
Protoplasma ber ^efegeüen attSgepett, bis gtt einem Slbftanbe non x/öo mm non ber Dber=
fläche biefer ^efegellen fortpftangen, tmb bap fie bis gu biefer Entfernung bie Scolefüle beS
Ruders in ber Umgebung erfepitttern unb anberS gruppieren, ge nach ^ fpegtfifdjett Eon=
ftitution beS Protoplasmas mürbe natürlich auep bie Erfcpütterung eine nerfepiebene fein.
Stau fönnte annepmen, bap oon nerfdjiebetten ©ärttngSerregerit nerfdjiebette Sdjtningungen
attSgepett, unb bap barttm attep bttrep oerfdjiebene Safterien nerfdjiebette gerlegungen ner=
aulapt roerbett.
S o niel ift geroip, bap bei ber ©ärung gerabe fo wie bei ber Sltmung eine getniffe
Stenge lebenbiger Ifraft non ben beteiligten lebenbigen Protoplaften entbunbeit tmb auf
bie Umgebung übertragen roirb, unb bap ftdj in biefer Segiepung ©ärung unb Sttmung
gang äpttlicp nerpaltett. ©amt roirb eS aber auch begreiflich, bap fiep ©ärung unb Slü
mutig erfepett unb oertreten föntten. 3ln mehreren Scpintmeln, roie g. S . au Mucor
racemosus, tritt biefe Subftitution fogar recht augenfällig pernor. Erpeben fi<h bie Stpceü
fäbett beS genannten ScpimmelS non bem S afte, ber ihnen gttr Unterlage bient, an bie
Suft, unb föntten fie ben Sauerftoff aus ber umfpülenben SCtmofppäre begiepen, fo finbet
Sltmung ftatt; roirb aber biefer Sdjimmel in bem S afte untergetauept, unb oerntag er
feinen freien atinofppärifdjen Sauerftoff inepr gu gewinnen, fo ättbern fidj bie gellen,
gehen in bie Spropform über, unb ftatt ber Sltntung beobachtet man an ipnen auSge=
fprodjene ©ärroirfttttg. g ü r folcpe Sdjimmel, ja nielleiöpt attep für bie £efe mag baS
Untergetaucptfeiu als abnorm gelten, für bie Safterien ift eS baS fcproerlidj, unb für biefe
fdjeint niel eper bie Sltntung als abnormer guftattb aufgefapt werben gtt mitffen.
gep fann biefe Spefttlationen niept fdjliepen, opne nochmals gu tnieberpolett, bap
© ä n tttg unb S ltntung n u r non leb en b ig en iß ro to p la fte n nollgogett w erben,
bap bie Seroegiutgen, roelcpe hierbei non ben iprotoplaften auSgepett, fofort aufpören, fobalb
baS Seben berfelben erlifcpt, unb bap biefe Setoegungen fetter im Protoplasma fiep be=
tpätigenben S aturfraft gugefdjriebett tnerben müffen, für roelcpe icp bie alte Segetdjttung
„SebenSfraft" in Slnfprucp nepme.