AuSnttfpng ber Nahrungsmittel oorauSgufefjen, baff bie ©eraädjfe, alter grünen Organe beraubt,
§u ©rttnbe gehen müffen, bah bann in ben folgenben gafjrett an ber Nahrung für
fie felbft xtnb für ihre Nachtommen fehlen mirb, unb bah mit ber Vernichtung ihrer Näl)r=
pflangen bie eigne ©pifteng aufs «Spiel gefegt ift. 2Benn ber Ntenfdj ben p feinem SebenS;
unterhatte bienenben ©eroädjfett einen S eit entnimmt, fo ift biefer Ausbeutung bod) immer
eine ©rettge gegogen, bie in fluger Überlegung unb VoraitSftcfjt nicht überfchritten mirb.
©r betäfgt ber ipflange gerabe noch fo riet, ats notraenbig ift, bantit fie fidf) erhalten unb
uermehren f'ann; ja, er fudjt felbft bie ©rnäfjrung, baS SöadjStunt unb bie Vermehrung
ber ihm nühlidjen ©eroädjfe gu unterftüjjen unb gu förbern unb gibt fid) atte erbenfliche
ONütje, feine Ntthpflangen gegen bie 51t weit getjenbcn Angriffe non Sieren p fiebern unb
gu frühen. Siefer non bem dNenfdjen auSgehenbe S d p ft befdjränft fich aber nur auf einen
nerhättniSmähig kleinen Seit ber ipftanjenarten; alte biejenigen, non betten er feinen Vorteil
gieht, bleiben unberüdfidjtigt, unb eS mürben biefe bem überroältigenben Anfturme ber
Siere unb ber fd)liehlid;en Vernichtung preisgegeben fein, raenn ihnen nicht felbft Vtittet
p ©ebote ftünben, mit melden fie fid) p fdpben unb p erhalten oermöchten. Alter=
bingS finb biefe Veittet uid)t p m Angriffe auf bie Sierroelt geeignet, unb eS ift baS Ver=
hättniS, in meinem fid; bie ißflangenroelt ben Sieren gegenüber befinbet, nicht als ein
$rieg, fonbern als ein beroaffneter Triebe aufpfaffen.
SBenn aber ben pflangen and) nur V e rte ib ig u n g S m itte t gur Abmehr p ©ebote
ftetjen, fo finb biefe baruut für bie Angreifer itidjt meniger gefährlich, unb es fomnten nid)t
nur ben Stid)toaffen oergleid)bare AuSrüftungen, fonbern auch ©iftß unb äfjenbe glüffig=
feiten reichlich p r Anmenbttng.
2BaS pnächft bie © ifte antangt, fo ift hernorpheben, bah biefetben nur bort unb
nur infomeit in ben Sßflangen p r ©ntraidelung fommen, als notraenbig ift, um baburch
menigftenS ben gröhern Seil beS SattbeS unb in graeiter Sinie auch ber Vlüten unb grüdjtc
p erhalten; ebenfo ift baratt p erinnern, bah eine ttttb biefelbe chemifdje Verbittbung nicht
immer auf alle Siere gteichmähig als ©ift einrairft. SaS Sattb ber Sollfirfche (A tropa
Belladonna) mirft auf bie gröhern meibenben Siere als ©ift unb mirb non biefen aud)
unberührt fteljen gelaffen; für baS fleiite JMferhen H a ltic a A tro p ae ift baS Soltfirfd;en=
taub aber nicht nur nicht giftig, fonbern ift bie midjtigfte Nahrung biefeS SiereS. ©S mer=
ben brtreh bie Sarnen biefeS <Räfer<hettS oft pljtreidje Söcher in bie Vlätter gefreffen, raeldje
aber bttrdpuS nicht bie ©ntraidelung ber Sollfirfdje hemmen. Semnad) finb bie Vlätter
biefer ipflaitge bttrd) baS in ihnen enthaltene Alfaloib nur gegen bie Vertilgung im groben
ONahftabe gef d p P ; befdjränfte Seile berfelbett fönnen ohne Nachteil preisgegeben unb ge=
opfert raerben. Alplid) oerlplt eS fid) mit gahlreidjen attbern ©emäd)fett, raelche giftige
Alfaloibe ober anbre ben groben, auf ipflangenfoft angeroiefenen Sieren fdpbliclje (Stoffe
enthalten. Nätfelhaft ift, raie bie meibenben Siere bie ihnen nad)teitigen Stoffe in ben
Vlättern mahrnehmen, g n manchen gällen befi^en bie betreffenben ißflangen eigentümliche
Niedjftoffe, melche menigftenS auf bie ©erudjSneroeit beS Vtenfchen einen raiberlidpn ©in=
brttd machen, mie baS g. V. bei bem Stechapfel (D atu ra Stramonium), bem Vilfenfrattte
(Hyoscyamus niger), bem gefleckten Schierling (Conium maculatum), ber Dfterlitgei
(Aristolochia Glematitis), bem Attidh (Sambucus Ebulus) unb bem Seoenftrattdje (Ju n iperus
Sabina) ber gall ift; niele anbre giftige Arten aber, meld)e gleichfalls non meibenben
Sieren gentieben merben, tragen Vlätter, bie für ben Vtenfdjett, folange fie ttnoerlep finb,
gentd)loS bleiben, fo g. V. bie galjlreidpt Arten non ©ifeitlpt (Aconitum), bie fdjmarge
NieSrattrg (Helleborus niger), ber ©ermer (Y eratrum album), bie geitlofe (Oolcliicum
autum nale), ber Seibelbaft (Daphne Mezereum), bie äöolfSmildjarten (Eupliorbia)
unb bie ©entianen (G entiana), melche niemals non ^irfchen, Nel)ett, ©emfeit, <gafett,
ebenfomenig non meibenben Ninbertt, ipferbett unb Sdpfett, ja nid)t einmal non ben ge;
näfdjigeit Riegen berührt raerben. Solange biefe iflflangen unoerlep im Söalbe unb auf ber
Söiefe ftetjen, madjert bie ihnen eigentümlichen Stoffe auf bie ©eru<h3neroen beS 9Nenfd)ett
leinen ©inbrud; rcot)t aber müffen biefe Stoffe non ben genannten Sieren bttrd) ben ©erttd)S=
finn raahrgettommen merben unb grcar fdjon, benor bie ipflange angebiffen unb oerlep mürbe.
S a h auch ©eroädjfe, melche feine Alfaloibe enthalten unb überhaupt nicht als giftig für ben
Nfenfdjen gelten, non ben meibenben Sieren forgfältig gentieben merben, macht eS roahr;
fcheinlid), bah ber ©entth berfetben ben genannten Sieren gleidjfallS irgenbraie non Nachteil
ift. SaS gilt inSbefonbere non ben ONoofett, ben ganten, ben Sicfblättern (Sempervivum
unb Sedum), mehreren Treffen (Lepidium D rab a, perfoliatum, crassifolium), bem £ein=
fraute (L in aria v ulgaris), bem breiten äöegerid) (P lantago major) unb nielett Vielheit.
S ah bie Sd)aci)tetl)atme (E quisetum ), bie grünen Vlätter ber Naufdjbeere unb Vä=
rentraube (Empetrum unb A rctostaphylos), ber Alpenrofe unb iflreihetbeere (Bhodo-
dendron unb Yaccinium Y itis idaea) unb ttod) gahlreid)e anbre immergrüne, niebere
S träud)er, tneld)e auf Reiben unb Viooren foraie an ben ©el)ättgen ber Hochgebirge einen
Hauptbeftanbteil ber VegetationSbede bilbeit, bah ferner bie ißroteaceen unb ©pafribeett,
roeld)e bie ©ebüfd)bidid)te Nettl)oIIanDS unb beS ^aplanbeS gufammenfehett, oon ben bort
Nahrung fuchenbett Sieren gentieben merben, erflärt fid) mol)l barauS, bah baS ©eraebe
biefer ipflangen infolge ber ftarf entraidetten, teitmeife auch oerliefelten ^utifularfdjichteu
fel)r fchmer oerbattlidj ift. ©eroifj liegt alfo in ber A ttS b ilb ttn g e in er fel)r b id en
unb feften J fu tifu la unb ber © in la g e rttn g non S riefelfättre in bie g e llh a u t ein
S d ju h m itte l gegen bie A n g riffe roeibenber S ie re , rootnit natürlich nid)t gefügt
fein foll, bah biefe gunftiott bie eingige ift, meld)e biefen ©ebilbett gufommt.
g ü r mand)e ipflangen ift baS SBaffer ein treffliches Scfjubmittel gegen bie meibenben
Siere unb groar baS SBaffer, melcheS als Negett unb S au auf bie Saubblätter gelangt
unb fich bann, in befonbent Vertiefungen angefamtnelt, tagelang, ja raocfjenlang erhält.
Am ONotgen, raenn bie i|3flangen reichlich betaut finb, meibeit bie Aßieberfäuer überhaupt
nicht; fie märten, bis bie ben Vlättern anhaftenben falten Satt= unb Negentropfett ner;
bainpft ftub, unb attd) fpäter laffeit fte jene ißflangen, betten Söaffertropfett anhängett,
beifeite. Se()r attffallenb ift in biefer Vegiel)ttng baS grauenmäntelchen (Alcliimilla v ulgaris),
melcheS im VolfSmunbe aud) bett Namen Saubedjer führt unb auf S . 210, gig. 2,
abgebitbet ift. Negett ttttb S au bleibett hier im ©rttttbe ber f.d)alenförmigett Vlätter att=
gefantmelt, metttt ringsum auf ber Sßiefe bie aubertt ipftangenarten oberflächlich fd)ott gattg
trodeit geroorben finb. äSätjrenb nun biefe letjtern, foroeit fie nicht auf anbre SBeife
gefdpbt finb, oon bett meibenben Sieren abgefreffett raerben, bleibett bie Saubecher tut;
berührt unb merben augenfd)eittUd) gentieben. S ah l)ter ttidjt, mie bei ben garttett, ber
©el)alt att geraiffett ben Sierett unangenehmen Stoffen ins Spiet fommt, geht barauS
heroor, bah bie Vlätter ber Alchimilla, oott betten baS Söaffer abgefd)iittett mürbe, gattg
gern als Nahrung oon bett meibenben Sierett angenommen merben. ©S muff alfo ben
Sierett irgettbroie unangenehm fein, Vlätter abgttroeiben, in roeld)ett SBaffer angefamtnelt ift.
S ie roichtigfte Nolle bei ber Abmet)r ber nahrungfuchenbeit Siere fpielett übrigens bie
in fefte, ftecfjenbe S p i|e n auSlaufettbett unb bett Angreifer oermuttbeitbeu Drgatte, meld)e
man bie SBaffen ber ißflattge nennt. ©S mürben biefe SBaffett in ber botanifd)ett 3?unft=
fprad)e als Sortten ttttb Stacheln ttnterfchiebeit. AIS S o r tt (spina) begeidpet matt eilt
©ebilbe, meld)eS ber ^aitptmaffe nach aus einem ^olgförper gebilbet mirb ober raeld)eS
bod) oon ©efähbiiitbelit im gttnern burcfjgogen ift, bie attS bem ^olgförper ihren Urfprung
nehmen, ttttb baS bann itt eine harte, ftedjenbe Spi^e auSläuft. S ta d )e l (aculeus) nennt
man bagegen ein ©ebilbe, melcheS oon ber £attt ober Ninbe eines ipflattgeitteileS attSgefjt,
Spftanjcnle6en. I. 2 0