fommen, erhalten fiel) bort einige ©age Ijinburdj fdjroimmenb. 91un öffnet ftd) bie grudjtljüde,
unb ber länglidje ©ante finft bttrcl) bag Söaffer langfant in bie ©iefe. ©ie ©djale beg
©ameng ift an bem einen ©ttbe gugefpifct, an bem anbern mit einem äußerft gierigen
©edel oerfdjloffen (f. Slbbilbung auf ©. 566, gtg. 11). Sei bem iginabfinfen bitrd) bag Söaffer
ift bag fpifee ©nbe nadj unten, bag gugebedelte nadj oben gelehrt. 2tm ©runbe ber 3öaffer=
anfammlung angefommen, erhält fid) ber ©ame groifdjeit beit abgeftorbenen aufragenben
©tummeln ber ©tengel unb S lätter in ber angegebenen ©tedung, unb eg beginnt nun
algbalb bie Keimung. ©ag Keimblatt reädjft in bie Sänge, flößt ben ©edel auf unb fommt
an ber SSünbung ber ©amenfdjale gum Sorfchetne (f. Hbbilbung auf ©. 566, gig. 12). ©ag=
felbe befdjreibt nun, roeiterroadjfenb, einen Sogen unb erreicht mit jenem ©nbe, in meinem
ber Keimblattfiamm unb bie Knofpe eingeljüdt fiitb, ben fchlammigeit Soben. Kaum fjat
eg biefeit berührt, fo oerläitgent fid) bie betreffenben Dberljautgedeit unb merbeit gu langen,
fchlaudjförmigeit ©ebilben, toeldje in ben ©dflamut einbringen unb fo bag ©nbe beg Keim=
blattet fefthalten (f. Slbbilbung auf ©. 566, gig. 13). ©päter tommen and; Söürgeldjeit gum
Sorfdjeine, toeldje, oont Keimblattftode auggeljenb, bag befdjeibenbe Keimblatt burchbredjen.
gngraifchen ift bie Seferoeitaljrung oon ber im ©amen gttritdgebliebenen ©piße beg Keitm
blatteg aufgefaugt morben, eg wirb biefe ©piße aug ber ©ameitfchale Ijerauggegogen, bag
Keimblatt ftredt fich gerabe, ergrünt unb funftioniert jeßt alg Saubblatt.
gtt beit bisher befprodjeneit nier fällen geigt ber Keimling nur ein Keimblatt, unb
eg enthält jeber ©ame neben bem Keimlinge nodj ein befonbereg ©peidjergetoebe. g n bem
nun gtt befpredjeitben fü n fte n f^alle bagegen ift ber Keimling mit gmei Keimblättern a u ^
gerüftet, unb eg finb bie Sauftoffe, toeldje bem Keimlinge für bie erfte $eit feineg 2öadjg=
tumeg gur Verfügung fteljett, in iljm felbft unb gioar gang oorgüglidj in ben Keimblättern
aufgefpeidjert. ©g gehören itt biefe ©nippe bie fßftangen mit pflaumenartigen griidjten
foroie bie meiften Slrtett mit ©amen unb grü ß ten oon nußartigem Hnf elfen, aber and)
foldje, bereit ©amen nur eine leberige, raeniger fefte Umhüllung geigen. Seifptelgtoeife
feien bie SBatnuß unb &afelnuß, bie ©idje, Kaftanie unb Soßfaftanie, SSanbel, Kirfcfie,
Stprifofe unb ^firftd), ber Sorbeer unb bie fßimpernuß, bie ©eerofen (Nympliaea, Nupliar),
bie Kapuginertreffe (Tropaeolum), bie ?ßäottieit unb Söinbrögcheit (P aeonia unb Anemone),
ber £mnbgroürger (Cynanchum) unb bag gminenbtatt (M elittis) genannt. ®ie beibeit non
bem Keimblattftamme auggeljenbett S lätter erfüllen in ben ©amen aller biefer ^flangen
faft ben gangen non ber ©amenfdjale umfdjloffeiteu Saum, unb bie Heine Keintlingginofpe
foroie bag Söürgeldjeit finb gioifchen ben großen Keimblättern äljnlidj tnie ein getrodneteg
ipßängdjen groifdjeit ben ißapierbogen eineg ^erbaritttitg eingelagert. Such finb bie Keim=
blätter bid, gebttnfeit, prall, im ©urchfdjnitte non fleifdjigem ober fpedigem Snfehen unb
immer oerljältnigmäßig fdjioer. SSanche berfelben finb reellenförntig nerbogen, unb feiten
madjeu fie ben ©inbrud eineg Slatteg. SSitunter finb beibe Keimblätter norn gu einer
SSaffe oerraadjfen, tnie g. S . an ber Kaftanie unb Soßfaftanie,. ben ©eerofen unb ber Ka=
pttgiiterlreffe, unb bann ift adeg bag, mag man gemeinhin alg Slttribut eineg Statteg
angufehen pflegt, nodftänbig befeitigt. Söenn folche ©amen Söaffer aug ber Umgebung attf=
genommen Ijaben, gu leimen unb gu roadjfen beginnen, tnirb guitädjft bie ©amenljaut ober
©ameitfchale an bem einen ©djeitel beg ©ameng gefprengt, unb bag Söürgeldjeit fotnie bag
©tämmdien unb and) bie btden ©tiele ber beiben Keimblätter merbeit burdj ben 91ijä herattg=
gefdiobeit. ©ie Keimblätter felbft bleiben bagegen non ber ©amenfdjale umfjüdt in ber £öf)=
lung ftedeit, nerliereit in bem ©rabe, alg fie ©toffe an bie eben genannten raadjfenbeit ©eile
abgegeben Ijaben, au ©eraidjt, magern ab unb erfdjeineit enblid; gang erfdjöpft, gefd^rumpft
unb auggefaugt. ©ag norgefdjobene SBürgelc^eit l;at fiel) bagegen fic^tlidj nergröprt, frümmt
fid) nadj abraärtg, bringt fentrecht in ben Sobeit ein unb treibt ©eitenreürgeldjeit mit
©auggeden, reelle nun aug bem ©rbreicp 9iapung auffattgen; bag Knöfpdjen, reeldjeg
graifdjen ben turgen, biden ©tielen ber beiben Keimblätter raie eingetlemmt raar, Ijat fic^ ba=
gegen emporgefrümmt, ftredt fid; giemtid) rafdj in bie Sänge unb reirb gu einem ©proffe, ber
bei ber Kapuginertreffe fofort grüne, getappte Saubblätter, bei anbern f a n g e n , raie g. S .
bei ber @id)e, guerft fdjuppenförmige dUeberblätter unb erft über biefeit grüne, taubartige
ddittelblätter entroidelt. 3 n ber Slbbilbung auf ©. 566, $ig. 1, 2 u. 5, 6, finb biefe Ser=
Ijättniffe forooljl an ber Kapuginertreffe alg and; an ber @ic^e gur Slnfdjauung gebracht, ©ie
Keimblätter Ijatteit Ijier eine breifac^e Sode gu fpielen; gunäc^ft fungierten fie alg Seliälter
ber Seferoeftoffe unb gttgleidj alg fdjiipnbe ^üde für ben Heilten, eingeflemmten Keimling,
unb bann rearb ipten bie Slufgabe gu teil, ben Keimling aug ber ^ötjlung ber ©amen=
fetale fo raeit prauggufRieben, ba^ beffen ©lieber nadj Sebürfnig fic^ ftreden unb teilg
bem Sichte, teilg bem bttnfeln ©rttnbe ber ©rbe gttraadjfen tonnten, ^aben fie biefe ifjre
Aufgabe gelöft, fo fterben fie ab, bie auggefaugten Keimblätter bleiben in ber £öl)tung
ber Sameitfdjale fteden, gefeit reie biefe in fttrger ^eit in Serroefung über unb gerfadeit
fo nodftänbig, bafj bann an ber ©tede, reo fie mit bem Keimblattftamme in Serbinbung
[tauben, faum nodj eine ©pur iljreg Slnfapg gu erfennen ift.
©ine feltfame gönn ber Keimblätter, bie fedjfte in ber Ijier oorgefüpten Seilje, reirb
bei ber 2Bafferuitj3 (Trapa) beobachtet, ©ag eine ber Keimblätter ift Hein, fdjuppenartig
unb enthält teine Seferneftoffe, bag anbre ift feljr gro£ unb erfüdt fo nodftänbig bie Suff,
baji eg augfieljt, alg habe jemanb ©tearin in bag in n ere ber grucht gegoffen, raelcheg bann
erftarrte uitb gu einer feften Siaffe rettrbe. ©ie SBaffernu^ teimt auf fchfammigem ©rmtbe
unter Söaffer; fobalb bie Keimung beginnt, reirb aug bem Sodje ber Suff ein raeijger, mit
einem Segenreurme gu nergleichenber Körper oorgefdjoben, reelchen mandie alg 5^eimblatt=
ftamm beuten, ber aber richtiger alg Söurgel aufgufaffen ift (f. Sfbbilbung, ©. 566, gig. 3).
©tefeg ©ebilbe nerlängert fich unter bem Söaffer unb toädjft gerabltnig in bie ^öhe. Son ben
beiben Keimblättern nerläfst nur bag eine, raelcheg alg Heine ©cfmppe bem turgen Keimblatt-
ftamute attffipt, bie Höhlung ber S u p bag anbre grofje bleibt in ber Sufi fteden unb fteht
mit bem Keimblattftamme burd) einen langen ©tiel in Serbinbung. ©iefer lange ©tiel, ber
feljr turge Keimblattftamm unb bie Söurgel gehen fo unoermittelt irteinaitber über, ba^ fie
gufammen alg ein eingiger ungeglieberter reeiffer ©trang erfdjeineit (f. Slbbilbuitg auf
©. 566, gig. 4). ©urch bie ftielartige Serbinbung reerbeit bie in bem großen, biden Keint=
blatte beponierten Sauftoffe ben im Söaffer raadjfeuben ©eilen beg Keimlingeg gugeführt,
trag gientlidj lange 3eit in Slnfprudj nimmt. Sig biefeg Keimblatt ade feine Seferoeftoffe
abgegeben hat, ift bie Söurgel fchon fo raeit erftartt, baß fie aug ber Umgebung ©toffe
aufgunehmen oermag; fie frümmt fidj gegen ben fdjtammigen Soben herab unb feßt fidj
in bemfelbeit mit gahlreidjen ©eitenfafern feft. Such bie Knofpe, raeldje au ber Safig beg
fleinen, fdjuppenförmigen Slatteg aut Keimblattftamme angelegt rourbe, ift ingroifdjen aug-'
gereadjfen unb gu einem ©proffe gereorben, reeldjer unten Sieberblätter, reeiter aufroärtg
grüne SSittelblätter entroidelt unb gur Dberfläüje beg SÖafferg Ijinaufroädjft. ©ag aug=
gefaugte Keimblatt oerläßt niemalg ben Snnenraum ber Suß, fonbern geht reie biefe ad=
mählich in Serraefung über, ©g liegt bemnadj hier ber feltene $ad oor, baß bag eine
Keimblatt aug ber £öl)luug beg ©ameng, begieljentlid) ber grucht oorgefdjoben reirb, roälj=
renb bag anbre bort guriidbleibt.
3m fie b e n te n gälte geigt ber Keimling graei, fettener mehr Keimblätter, roelche im
Serlattfe ber Keimung aug ber £>öl)lung ber ©amenfdjale Ijerauggegogett reerben, fidj im
©onnenlichte augbreiten, ergrünen unb gu Saubbtättern reerben. ©g fommt oor, baß foldje
Keimblätter guerft alg ©augorgane tßätig finb, baß fie nämlich tnt ©amen einem befonbern
©peichergereebe anliegen, biefem bie gum erften äöadjgtume nötigen Sauftoffe entgiehen unb