Temperatur fein, weldje fie noch annehmen formen, ohne gtt oerfengen. Tie Tidblätter
oermögen in ber (Sonne Temperaturen non 50 bis 53° längere Seit oßne Nachteil gu über*
bauern. T ie Sporen oon Schimmelpilgen (Bhizopus nigricans unb Pénicillium glaucum)
hat man bei 54—55° noch feinten unb fuß weiterentwideln feiert, $m trodnen 3 uf^anbe
gehen jene Sellen unb ©ewebe, welche oßne Sdjabeit austrodnen fönnen, auch unter bent
Einfluffe meit höherer Temperaturen nicht gu ©ritnbe. Tie Kruftenflecßten, weldje an ben
Kalffelfen auf ben fdjattenlofen Einöbett beg Karfteg in Sftrien unb Talmatien tjaften
(Aspicilia calcarea, Y erru caria purpurascens unb Y. calciseda), finb an wolfenlofen
Tagen im Sommer mehrere Stunben lang regelmäßig einer Temperatur non 58 bis 60°
auggefeßt, oljite baburdj Sdjaben gu leiben, unb bie SNannaftedjte (Lecanora esculenta),
non welcher untenfteßenb eine Slbbilbung eingefcßaltet ift, wirb fo wie bag ©eftein, bem fie
in ber SBüfte aufgelagert ift, oft genug auf 70° erßißt, oljne gu nerberben. Studf) bie Samen,
weldje oberflädjHch bem SBüftenfanbe eingclagert finb unb hier bie lange Seit ber T ürre
5DÎajm aflecE jte (Lecanora escu len ta) in ber ffiüfte.
überbauern, neunten ohne Zweifel bie Temperatur ihrer Umgebung an. Tiefe beträgt am
Nachmittage regelmäßig 60—70°, wag aber für bie Samen ohne Nachteil ift; beim wenn
bann wieber bie Negengeit fomrnt, werben fie aug ihrem Sommerfchlafe gewecft unb feimett
aug bem befeuchteten unb abgefühlten Noben ßeroor. Tie ßöchfte Temperatur in ber ober*
fläd)Ii<hen S3obenfdhic^t würbe nahe bem Äquator auf ber S tation Ehincßoßo an ber ßoango*
füfte beobachtet. Tiefelbe überftieg in fehr gasreichen gälten 75°, erreichte oft 80° unb
einmal fogar 84,6°. Slud) biefem Noben fehlt eg in ber Negengeit nidjt an einjährigen ©e*
wädjfen, unb oßne S^eifel haben bie trodnen Samen biefer ©ewäcßfe’in bem geitweilig big
über 80° erbji^ten Sanbe monatelang gelegen, ohne baburih ißre Keimfraft eingubüßen. Eg
ift burdj Nerfucße aud; feftgeftellt, baß Samen, welchen man burch Eßlorcalcium möglichft
oiel Söaffer entgießt, auf ben Siebepunft beg Sßafferg gebracht werben fönnen, offne baburch
getötet gu werben. Non oerfchiebenen S am en, benen man 50 Stunben lang SBaffer ent*
gogen hatte, unb weld;e bann 3 Stunben ßinburcß auf 100° erwärmt würben, feimten noch
jene ber Sinfen (unb gwar 49 Progent ber gu bem Nerfucße oerwenbeten S tüde), ber SBiden
(50 Progent), beg Knoblauchs (60 progent), beg Söeigeng (75 progent), beg Sftajorang (78
Progent) unb ber Ntelonen (96 progent). Selbft oon jenen früher auggetrodneten Samen,
welche beiläufig 15 ÜNinitten lang einer Temperatur oon 110 big 125° auggefeßt würben,
feimte immer noch ein fleiner fßrogentanteil, unb eg ift bie Ntöglicßfeit nidjt auggefcßloffen,
baß eg Slrten gibt, bereu Samen noch höhere Temperaturen ohne Nachteil oertragen.
Slug biefen Erfahrungen erhellt gur ©einige, baß bie eiweißartigen Sitbftangen beg
ProtoplagmaS oiel SBaffer abgeben fönnen, oßne baburdj Schaben gu leiben, unb baß burdj
bie Söafferabgabe big gu einem gewiffen ©rabe ein Schuß gegen bag ©erinnen unb Ner*
fengtwerben gegeben ift.
S n ber freien Natur laufen auch bie meiften E in ric h tu n g e n , burch welche fidj
bie P fla n g e n gegen bag N e rfe n g tw e rb e n fd jü ß en , auf eine geitgemäße SBafferabgabe
hinaus. Tie Steiupflangen, namentlich bie Kruftenflecßten, weldje am meiften ©efaßr laufen,
oerfengt gu werben, finb fo organifiert, baß fie in fürgefter Seit oiel Sßaffer fahren laffen
fönnen; fie werben bann ftarr unb fpröbe, man fann fie gu S taub gerreiben, unb eS fcßeint
faum glaublich, baß biefe auggeborrten ©ebilbe wieber lebenbig werben fönnen. SJtit ben
Steinmoofen oerßält eg fidj nicht anberS. Sluch mehrere Noloocineen, Spliaerella pluvialis
unb noch oerfdjiebene aitbre in feichten Tümpeln unb Ninnfalen tebenbe Sporenpflangen
oertrodnen nach bem Nerbuuften beg an ihrem Stanborte angefammelten SöafferS mit bem
Schlamme gu S taub unb finb in biefem Suftanbe gegen bag Nerf engen gefdßüßt. SBirb
ber S ta u b , welcher gur Seit ber T ürre täglich mehrere Stunben ßinburcß auf 60° erwärmt
war, fpäter befeuchtet, fo erwachen alle bie fleinen Sporenpflangen wieber aug ißrem Schein*
tobe, unb, wag nicht überfeinen werben barf, and; bie wingigen Näbertiercßen unb oerfdjie*
bene gnfuforien, welche in bemfelben erfaßten Staube eingelagert waren, rühren fidj wieber,
fpielen mit ißren Söimpern unb liefern ben S3eweig, baß auch für bag tierifcße Protoplasma
bie redjtgeitige Sßafferabgabe baS befte Schußmittel gegen bag Nerfengtwerben ift. g n ben
Söüften unb Steppen unb in allen ©egenben, wo in heißer, regenlofer Seit ber Stoben
oberflächlich bis gu 70° erwärmt wirb, gibt eg befanntlicß auffallenb niete e in jä h rig e
©ewäcßfe. Sobalb bie heiße Periobe beginnt, finb Nlätter, Stengel unb SSurgeln bereitg
abgeftorben, unb bie Pflangen haben ißre Samen auSgeftreut. T ie fe S am e n finb ab er
feßr w a ffe ra rm , fönnen audj oon bem wenigen SBaffer, baS fie enthalten, noch einen Teil
ohne Nadjtcil abgeben unb fin b fo gegen bag N e rfe n g tw e rb e n am beften gefcßüßt.
Non ben a u g b a u e rn b e n P fla n g e n folcßer © ebiete w irf t ein T e il am S ch lu ffe
ber N egengeit bag S aitb ab unb überbauert bie heiße, trodne Periobe mit entblätterten,
fcheinbar bitrren S teig en , anbre geben alle ißre oberirbifcßen Teile bem Nerfengett preig,
e rh a lte n fidj n u r u n terirb if< h in einer Negion, wo bie Erbe niemalg fo hohe Tempe*
raturen annimmt, unb oerfhlafen bort bie heiße Seit als rußenbe Knollen, S 1Dtebeln unb
Söurgetftöde. Eg barf hier auch baran erinnert werben, baß in ©egenben, wo hohe Tempe*
raturen nicht mit großer Trodenßeit gepaart finb, ber übermäßigen Erwärmung burch bie
N e rb u n ftu n g ber fa ftreich e n ©ewebe gefteuert werben fann, inbem befanntlich bie
oerbunftenben Körper immer auch eine Slbfüßlung erfahren. Enblich ift hier auch nod) beg
UmftanbeS gu gebenfen, baß manche Pflangen Drte gur Slnftebelung wählen, wo fie bem Ner=
fengtwerben felbft an ben ßeißeften Tagen beg Sohre^ nt<ht auggefeßt finb. S m ©d)uße
fc h atte n fp en b e n b er ^ elSm ä n b e unb überall ba, wo bie Sonnenftrahlen nicht un=
gefchmächt unb unmittelbar einwirfen fönnen, erreicht felbft am Slquator ber Noben nie*
mals jene Temperaturen, weldje ein Nerfengen faftiger pftangenteile neranlaffen fönnten,
unb noch weniger nermöchte bie an fd^attigen Stellen maßgebenbe SBärrne ber ßuft einen
foldjen Effeft gu ergielen; benn bie höchften bigßer beobachteten Schattentemperaturen gehen
über 40° wenig hinaus (42° in 21bu Strich in Strabien; 43,i° am Niacquaire in
Stuftralien), unb bei biefer Temperatur werben in feiner eingigen pflange bte Eiweißftoffe
gum ©erinnen gebracht.
ES fragt ft<h nun, wie bie Ergebniffe, welche bie Unterfudjungen über baS Erfrieren
unb Nerfengen geliefert hoben, mit ben früher ermittelten Negießungen ber SBärme gur
lebenben Pflange, inSbefonbere mit ber Theorie beS SBachStumS, in Einflang gebracht