Tammerbe; bagegen bleibt ber Voben humnSloS, trenn ber ganze 3uroa<hS an organifcher
«Kaffe, nadjbem berfelbe abgeftorben ift, fofort rafch jerfefet wirb. Sw großen unb gangen
ftellt fid) heraus, baß burd) T ro d e n h e it bie 3 e rfe ß u n g ber organifcfjen K ö rp e r
o e rß in b e rt ober bod) b e fd jrä n ft, burd) $ eu < h tig feit bagegen b e fö rb e rt w irb , unb
öaß nur bann in fernster Umgebung bie 3erfeßung hintangehalten roerbett bann, wenn £u=
mttSfänren in größerer «Kenge oorljanben finb, ober roenn bie Temperatur eine fo niebrige
ift, baß baS SBaffer zu ©iS erftarrt.
®iefe§ Kefultat tenft aber bie Stufmerffamfeit auf jene fabelhaft Keinen Seberoefen
fjin, welche erfahrungsgemäß in bem fa n g e t ftüffigen SöafferS einen ^emmfcfjuh ihrer
Tfjätigleit ftnben, unb welche burd) bie ermähnten antifeptifdjen ©ubftanzen getötet roerben.
T aß biefe bie Urfache beS Verfalles ber abgeftorbenen Pflanzen ftnb, roirb baburch befräf=
tigt, baß fie niemals fehlen, roo eine «pflanze in Verroefung übergeht, unb baß man anber=
feitS bie 3 erfeßung hiubern fann, roenn biefen roinnigen ©ebitben ber 3 utritt unmöglich
gemacht roirb. S n erfter Sinie ftnb hier natürlich bie Vafterien heroorzuheben, welche man
mit 3erfeßungSoorgängen in urfäd)Ud)en 3ufamment)ang bringt unb zwar fpegied mit
jenen 3erfeßungen, bie unter bem Kamen S ä u tn iS ßefannt finb. Sebent biefe Vafterien,
als beren hänfigfte Bacterium Termo unb mehrere «Kifrofoffett, VaciHen, Vibrionen unb
©pirülen gelten, fidj oermehren unb zu biefem Velmfe Stoffe ben «Pftanzenleichen entgehen,
roerben bie organifdjen Verbinbungen in ben S eiten gefpatten; bie eiroeißartigen Verbim
buttgen roerben junächft peptonifxert, weiterhin bitben fid) unter gleichzeitigem Stuftreten
eines roibertidjen fauligen ©erudjeS Tprofin, Seucin, flüchtige gettfäuren, Slmmoniaf, Koh=
lenbioppb, ©djwefelroafferftoff unb SBaffer, fpäter auch burd) weitere Dppbation fatpetrige
(Säure unb ©alpeterfäure. Studj bie Kohlenhßbrate, zumal ber 3eHftoff unb bie ©tärfe,
roerben gefpatten, unb bie ©paltungSprobufte, inforoeit fie nicht oon Vafterien zu ihrem
SBad)Stume unb ihrer Vermehrung oerbraucht roerben, gehen in gasförmigem 3uftanbe in
bie Sttmofphäre ober in baS bie «Pflanzenleichen umgebenbe SBaffer über. Stber and) bie
Vafterien felbft bleiben nicht an ber ©teile, roo fie fich an ber «Pflanzenleiche gemäftet,
fonbern fdjroärmen weiterhin bttrch bie SBaffermaffe aitS ober fommen auf furze 3eit zur
Kühe, roerben aber bann, roenn bie ©tätte ihrer Thätigfeit auStrodnet, burch Suftftrö*
mungen entführt unb zu anbern «Pflanzenleichen hingebrad)t. Sieben ben Vafterien fönnen
amh ©chimmel (E urotium , M ucor, B o try tis cinerea, Penicillium glaucum) ähnliche
3erfeßungen einleiten, unb auch bie burd) baS SJlpcelium beS ThränenfdjroammeS (Merulius
lacrymans) oerantaßte 3erftörung beS £otzeS, bie burch P eziza aeruginosa beroirfte @rün=
fäule ber ©ichen= unb Vuchenftriinfe, bie burch baS SJlpcetium beS P olyporus sulfureus
unb oerfdnebener attbrer «pitje eingeleitete Vermoberung beS £>olzeS, bie Slotfäule 2c. be=
ruhen auf ähnlichen ©pattnngen ber organifd)en Verbinbungen in ben «Pflanzenleichen unb
haben ben erfolg, baß biefe fd)ließli<h wieber als Stoljlenbioppb, Slmmoniaf, ©alpeterfäure
unb SBaffer in bie Suft übergehen.
S n leßter Sinie wirb alfo burch biefe jerfeßenbe Tßätigfeit nur eine Küdfeßr ber
eben genannten, für baS ipflanzenleben roidjtigften Verbinbungen in jene Siegionen be^
wirft, welchen fie oon ber lebenben ^Pflanze früher entzogen würben; es roerben inS=
befonbere Kohlettftoff unb ©tidftoff aus ihren geffetn befreit unb ber Sttmofphäre in jener
Sorm unb Verbinbitng roiebergegeben, in weither fie oon lebenbigen ^Pflanzen neuerlich als
StahrungSmittel aufgenommen roerben fönnen.
Von biefem ©efichtSpunfte betrachtet, erfcheint bie F ä u ln is unb V erroefung als ein
wichtiges, ja notroenbig eintretenbeS ©reigniS in bem Kreisläufe ber für bie ipflanjen roid)=
tigften ©toffe. Sebetn Sftenfdjen ift ber Stbfdjeu gegen bie $äulniS angeboren, unb alles,
roaS bamit zufammenhängt, namentlich bie ganze ©ippfc^aft ber Vafterien, roirb mit fdjeelen
Singen angefehett. ©S gehört eine Slrt ©elbftoerleugnung bazu, biefen Vorgängen jene
SBürbigung entgegenzubringen, bie fie oerbienen. SBenn wir aber unfern SBiberroillett über=
roinben unb alles unbefangen erwägen, fo fommen wir zu bem ©d)luffe, baß oon ber
V erroefung eigentlich bie S o r tb a u e r beS «P flan zen leb en s unb ü b e rh a u p t a lle s
B ebens ab h ä n g t. SBürben bie ungezählten «Stengen oon «Pflanzen, roeldje im Saufe eines
SahreS abfterben, nicht früher ober fpäter oerroefen, fonbern als Seichen unoeränbert oerharren,
fo wäre baburch eine beftimmte «Stenge oon Koljlenftoff unb ©tidftoff brach ge=
legt, bem Kreisläufe entzogen, fozufagett außer Kurs gefeßt. Stngenommen nun, es würbe
fid) baS Sahr für Saßr roieberljolen, fo müßte enblich ein 3eitpunft fommen, roo aller
Koljlenftoff unb ©tidftoff in ben abgeftorbenen «pflanzen gebttnben ift. Tamit aber roürbe
aud) alles Seben aufhören, unb bie ganze ©rbe wäre ein einziges riefigeS Seicßenfelb.
Stber nicht nur bie Verroefung, fonbern auch bie winzigen Organismen, welche bie
Verroefung anregen, erfdjeinen, oon biefer ©eite betrachtet, in einem günftigern Sichte.
Sene Vafterien, welche als abßheuliche Seinbe beS 3Jtenfdjengefchled)teS, als ttrfadje oer=
heerenber SnfeftionSfranfheiten ihren Umzug burd) T orf unb ©tabt halten, mag man mit
©ift unb Seuer oerfolgen unb auszutilgen fudjen; aber bie g ä u ln iS b a f te r ie n oernich=
teit, hieße ftörenb in ben K re is la u f beS SebenS a u f ber ©rbe ein g reifett. T ie fe
le ß te rn zäh len nicht zu ben g e in b e n , fo n b e rn zu ben S m t n b e n ^ er «Kenfchen.
Tie SBirfung ihres erften SlngriffeS auf Pflanzen* unb Tierleidhen gibt fid) allerbingS nicht
gerabe in ber angenel)mften SBeife fttnb. «namentlich roerben wir burch bie bei biefem erften
Singriffe entroidelten, fchon erwähnten oerfchiebenen ammoniafatifchen Verbinbungen, ben
© cljro ef elro aff er ftoff unb bie flüchtigen Settfäuren, angeroibert; aber im weitem Verlaufe ber
3 erfeßung minbertt fich biefe für unfre ©inne fo unangenehmen ©rfdjeinungen, unb fchließ=
lid) roirb bie SBirffamfeit ber f^äulnisbafterien zu einer rool)lthuenben «Reinigung oon ben
leßten «Heften abgeftorbener Organismen. «Kan hat baS ©nbrefultat ber burch bie Vafterien
beroirften 3erfeßttng organifcher Körper «Kineralifierung genannt. S a ber Tßat bleibt oon
ben Körpern, an beren 3erfeßung unb S paltung bie Vafterien ttnermüblid) arbeiten, fd)ließ=
ließ nichts weiter im Voben ober im SBaffer zurüd als etwas ©alpeterfäure unb bie geringen
«Kengeit oon mineralifd)en Käl)rfatzen, roeld)e feiner 3eit oon bem lebenben Organismus
aufgenommen worben waren: ©taub unb Slfdje.
SBenn man ein ©las mit SBaffer füllt, in welchem ipftanzen= unb Tierrefte in Fäulnis
begriffen finb, unb roo eS oon Vafterien roimmelt, fo fann man biefe «Dcineralifierung
oon Tag zu Tag oerfolgen. 3 unä$ft Slbnahme ber bie ^lüffigfeit trübenben organifd)en
©ubftanz unb gleichzeitige 3unaljme oon Slmmoniaf, falpetriger ©äure unb ©alpeterfäure;
nad) etroa zwei «Konaten oollftänbige Klärung ber glüffigfeit. TaS SBaffer ift jeßt farb=
unb geruchlos, am Voben aber hat fid) ein Slbfaß gebilbet, ber neben unlöslichen Käl)r=
falzen Vafterien enthält, bie, mit ihrer Strbeit zu ©nbe, in zeitweiligen Kuljeftanb oerfeßt
finb unb barauf warten, bis neue Veute ihnen zugänglich wirb. Ohne 3 weifet fpielen
fich Vorgänge in ber freien Statur in ganz ähnlicher SBeife wie im SBaffergtafe ab,
unb mit Ked)t hat man z- V. bie fogenannte © elbftreinigung ber S ^ f f e auf bie
«K ineralifierung zu rü d g efü h rt. ©S war längft aufgefalten, baß in bem SBaffer ber
Stüffe, welches beim «paffieren bttrch große ©täbte bebeutenbe «Kengen oon pflanzlichen
unb tierifd)en Slbfällen aufnimmt, fd)on einige SReilen unterhalb ber ©inmünbung ber
©chroemmfanäle unb Ktoafen oon allen biefen Verunreinigungen nichts mehr attfgefunben
unb nachgeroiefett roerben fann. TaS ©Ibroaffer, in roe!d)eS bie Slbfälle ber ©täbte «ftrag,
TreSben, SJtagbeburg gefchwemmt roerben, ift bei Hamburg fo rein, baß es bort unbean=
ftanbet als Trinfroaffer benußt roirb. Tie ©eine, welche in ipariS foloffate SJtengen oon
Slbfällen aufnimmt, ift fchon nach einem 70 km langen Saufe bei «Keulatt wieber flar
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