S a bei früherer Gelegenheit baS SIntbjofpan unter ben ©djuhmitteln beS Gl)loropl)t)dS
aufgeführt würbe, fo tnufg gunächft bie grage gefteüt werben, ob nicht auch iu ben foebeu
aufgejählten fällen eine fold)e 33e§iehung obwaltet. @3 wäre ja möglich, bah bie oiotette
©eite ber Saubbtätter, bie jej$t beut Soben zugefel)rt ift, ehemals, als bie Blätter noch fel)o
jung waren, ben einfaüenbeu Si<htftraf)len jugewenbet war, unb bah baS 2tntl)ofpan nach
erfolgter Umbrehung ber Blätter fich an ber einmal eingenommenen ©teile erhielt, ohne
bah *hm beSwegen jetzt noch itgenb eine befonbere gunftion jitfommt. ©egen biefe SCm
nähme fprid)t aber bie Sf)atfad)e, bah fich kei ber 9M)rzal)l ber oben genannten ijlftanzenarten
baS 2lntl)oft)an erft bann einftedt, wenn fid) bie betreffenbe Slattfeite fdjoit bem Soben
Zugewenbet hat, bah bei mehreren Wirten bie oiolette Slattfeite in feiner iperiobe ber Gnt=
widelung nach oben gefeljrt ift, unb oorzügltd) ber Untftanb, bah an allen biefeit im ©djatten
wadjfeuben ipfiangeit ein ©d)tth beS Gl)loropl)t)dS gegen ein Übermah non Sid)t nicht not=
wenbig erfdjeint, bah eS im Gegenteile für biefe ©djattengewächfe oon SBid)tigfeit ift, baS
fpärlidje Sid)t unb bie fpärlidje SBärme fooiel wie nur möglich aufjufangen unb auSzunuhen.
Sem Slnthofpan au ber untern ©eite ber Saubblätter faun baljer als ©dpthmittel
beS ©hlorophpllS eine Söebeutung nicht jufommen. dagegen fpridjt alles bafür, bah t)on
bem an ber untern Slattfeite auSgebilbeteu Slnthofpan Sid)t abjorbiert unb in SBärme um=
gefegt wirb. SaS Sid)t, weldjeS, burd) baS S la tt hinburcfjgehenb, auf abgefallenes, totes,
bürreSSattb ober auf bie Gebe tmGruube beSSBalbeS gelangen würbe, wäre bort nutzlos unb
uergeubet; oon bem Slnthofpan abforbiert unb in SBärme umgewanbelt, wirb eS ber ißflange
bienftbar gemad)t unb faun auf baS SBadjStitnt benachbarter gelten, in ^weiter Sinie wal)r=
fdjeinlidj auch auf bie SBanblttng unb SBattberttng ber ©toffe einen förbernben Ginfluh
üben, gtir bie immergrünen Blätter jener ^Pflanzen beS SBalbgruttbeS, weldje in rauljern
Gegenben h^imifch finb, erwädjft burd) biefe an ber untern Stattfeite entwidelte golie
aus Slnthofpan ttod) ber Sorteil, bah attd) in ben fühlern gal)reSperioben jeber ©ounem
ftraljl fo ooUftänbig wie nur mögtid) auSgenutzt werben fann. SJtit biefer Grflärung ftetjt
and; bie Shatfadje int Ginflange, bah Saubblätter oon Säumen, ©träudjern unb hohen
©tauben, weldje oont Soben weit entfernt finb unb unter fiel) nod) anbre grüne Sattb=
blätter haben, an ber bem Soben zugemenbeten ©eite niemals oiolett gefärbt erfreuten,
unb bah an reichbeblätterten ©taubenpflanzeit, bereu unterfte S lätter bem Soben auf=
liegen, nur biefe uuterfteu mit Slnthofpan auSgerüftet finb. gener S eit beS SidjteS, welcher
in ben oberften grünen Stättern feine Serwenbung finbet unb oon biefen burdjgetaffen
wirb, fann ja noch oon ben tiefer fteljenben auSgenutzt werben; nur jenes Sicht, welches bie
uuterfteu S lätter paffteren würbe, wäre für bie ipflanje oerloren, unb nur fyiex ift baljer
eine oiolette abforbiereube golie an ber bem Soben aufliegenben ©eite am ^tafse.
ähnlich toie mit ben Gewädjfen beS SBalbfdjattenS oerhält es fich aitdj mit jenen
©umpfpflaujen, bereu laubäfmliäje ©tenget ober flache, fcheibenförmige S lätter auf ber
Oberfläche beS SBafferS fchwimmen. S ie grünen ©djeibeit ber SBafferlinfett (g. S . Lemna
p olyrrhiza), beS grofhbtffeS (H ydrocharis morsus ran ae), ber Sidarfte (Y illarsia
nymphoides), ber ©eerofen (j. S . Nympltaea L otus unb therm alis) unb ber fwrrlidjen
V ictoria reg ia finb in auffadenber SBeife §weifarbig, oben hellgrün, unten tiefoiolett. Sind)
hier fann oon einem ©dpttze beS Gl)lorophpdS burd) baS Slnthofpan feine Svebe fein, woljl
aber fann ber oiolette garbftoff in ben gellen an ber untern Slattfeite baS Sid)t jurüd=
behalten, es in SBärme umwaubetn unb fo für bie ißflattje nutzbar machen. S ie burd)
bie grünen Slattfd)eiben lnnburd)gehenben unb baS SBaffer burd)teuchtenben ©trabten
wären fonft für bie betreffenbe Pflanze oerloren, benn alle aufgegäl)lten Slrten haben feine
untergetaud)ten Saubbtätter unb befitzeit nur bie erwähnten, auf bem SBaffer fdpoimmenben,
oberfeitS grünen unb unterfeitS oioletten Slattfdjeiben.
ginbet fich S ln th o fp an nicht n u r an ber u n te rn , fo n b e rn and) an ber obern
© eite ber S a u b b tä tte r aitSgebilbet, fo wirb bemfelben ^war in erfter Sinie bie Sebeutuug
eines ©djuhmittelS für baS Ghlor °pt)Ptl nnb eines görberungSmittelS ber ©toffwanblung unb
©toffwanberung sufommeu; aber felbftoerftänblid) wirb fich ber blaue garbftoff in betreff
ber gäl)igfeit, Sid)t in SBärme untäufehen, an ber obern Slattfeite nicht wefenttid) aitberS
oerhalten als an ber untern. GS ift fogar wal)rfd)eintich, bah bie Sebeutuug beS 2tntl)ofi)anS
nicht nur in bem gnrüdl)alten ^er ^ür bie ©toffwanblung nad)teiligen ©trabten, fonbern
auch in ber ttmfehung ber Si<htfd)wingungen in geleitete SBärme liegt, hierfür fpricht
wenigftenS bie Shatfache, bah ftd) gugeiten unb an Orten, wo anbre SBärmeguellen nur
fpärlid) fliehen, Slnthofpan auch an ber obern ©eite ber Saubbtätter reid)lid) einftellt, unb
bah überhaupt S lätter unb ©tenget oieler an fold)en Orten oorfommenber ipflanjen gang
rot ober oiolett überlaufen finb. Gine Sdenge K e in e r e in jä h rig e r ©ewäd)fe, weld)e
fd)on fel)r §eitig im g rü l)lin g e bet n ie b rig e r S em p e ra tu r wachfeit (y S. Saxifraga
trid acty lites, H utchinsia petraea, Veronica praecox unb Androsace maxima),
finb gewöhnlich au allen ©eiten ihrer wad)fenbeit Seile burd) Slnthofpan gefärbt; aud) bie
S feintlinge, weld)e bei n ie b e re r S em p e ra tu r a u s b e rG rb e h eim o rfp rie h en , unb
oor allem bie i]3flan§en ber ^ o d )g eb irg e in ber Stäl)e ber ©d)tteegren§e finb reid)lid)
mit Slnthofpau auSgerüftet unb jwar fowol)l an ber obern als an ber untern Slattfeite.
S ie Stättd)en unb ©tengel beS alpinen bunfeln gettfrauteS (Sedum atratum ), jene ber
büftern Sartfie (B artsia alpina) unb oor allen zahlreicher bem Hochgebirge angel)örenber
Säufefrautarten (j. S . P edicularis incarnata, ro strata, recutita) finb gang purpurn
ober bunfeloiolett gefärbt unb zwar auch an ^en ©tanborten, wo biefe gärbttng unmöglid)
als ©d)tih beS Gl)loropl)t)US aufgefafit werben fönnte. ©et)r auffadenb ift auch bie Grfd)ei=
nung, bah weitoerbreitete ©räfer (z. S . A ira caespitosa, B riza media, F estu ca nigres-
cens, Milium effusum, P o a annua unb nemoralis), welche im Sljale blahgrüne ©pelzen
befiheit, im Hochgebirge 2lntl)ofpan in biefen ©pelzen eutwideln, fo bah bann bie $tt)reu
unb Stifpen eine tiefoiolette gärbttng zeigen unb tjierbnrd) auch bie Gelättbe, auf welchen
berlei Gräfer in grober Sdettge gefedig wad)feit, ein eigentümliches bttnfleS Kolorit erhalten.
Unb zmar tritt biefe gärbttng befto intenfioer heroor, je näher ber ©chneegrenge ber ©tanbort
ber betreffenbeit ^Pflanzen gelegen ift, unb je intenfioer baS ©onnenlid)t fid) bort geltettb
mad)t. Slls ein ©d)u|mittet beS G|lorophpdS ift in biefettt gade baS 2lntl)o!t)an gewifj
nid)t zu beuten, benn bie ©pelzen enthalten überhaupt nur fehr wenig Ghloropl)t)d unb finb
bei ber Silbung orgattifher ©toffe fo wenig beteiligt, bah bie fpärlidjett Ghloropl)i)dförner
aud) ganz fehlen föhnten, ohne bah barauS ber Pflanze ein Scachteil erwachfen würbe.
Sagegen fann man fid) oorfteden, bah bttrd) baS reichliche Slnthofpan biefer ©pelgen baS inten=
ftoe Sicht ber Ijod) gelegenen Stegion in SBärme umgewanbelt wirb, bah biefe SBärme zu beit
unter ben ©pelzen geborgenen grud)tfnoten gelangt unb bortfowol)l auf bie ©toffwanblung
als attd) auf baS 3Bad)Stum ber ©amen förbernb einwirft. 9)tit ben zahlreichen atpenbewof)=
ttenben ©eggen unb ©intfen, weld)e bnnfeloiolette, faft fhwarze Sedfd)ttppett ber Slüten
habett (z- S . Carex nigra, a tra ta , aterrim a, Juncus Jacquinii, trifldus, castaneus), oew
l)ält eS fich nicht anberS, unb wal)rfd)einlid) finb einige garbenänberttngeit, welche man an
ben Slttmenfronen ber Sllpenpflanzeit beobachtet, attd) auf bie angebeutete SBeife zu erflärett.
Sefanntlich finb an manchen 5ßflanzeit im Hod)gebirge unb im hohen ÜRorbeit bie S lätter
ber Slütenregion burd) Slnthofpau gebläut ober gerötet, wöt)renb fie an benfelbett Slrten in
ben warmen Stieberungen fowie in füblid)ett Gegenben weih erfd)einett. SefonberS auffadenb
finb in biefer Segiel)uttg baS GipSfraut (G-ypsophylla repens), bie SBetterbiftel (C arlina
acanlis), baS bittere ©djaumfraut (Oardamine amara), bie ©djafgarbe (Acliillea Mille-
folium) unb oorzüglid) jene Solbenpflanzen, weld)e eine fel)r weite Serbreüung zeigen unb