begie^urtgStüeife bitrdj bie örtlichen Verßältniffe bet dßärme, beg S ietes unb bet ^euc^ttg=
feit bebingte Varietät gu gelten fjabe, unb gefiel fidj barin, ßter eine ©ruppe oon formen
als Varietäten einer „©pegieg" gufammengufaffen, bort bie non einem Slutor betriebene
Slrt in m eiere ©pegieg gu trennen, oßne fic^ babei auf bie allein maßgebenbe, bttreß ben
Shtlturoerfucß gu ermittetnbe Veftänbigfeü ober Unbeftänbigfeit ber ©eftalt gu ftüßen, unb
ol;ne überhaupt bei biefem (Spiele irgenb ein fonfequent burc^gefü^rteS $ßrin§ip feft§u^alten.
derartige Verirrungen bilbeten aber für bie (Entwidetun biefer Stiftung feine nenneng=
werte ©cßranfe. ©er ©ammeitrieb, wie er einft (Elufiug beßerrfeßt patte, bradj f t oielmeßr
in immer weitern Greifen Vaßn; bie Pflanzenwelt ber abgelegenften ©eile ber (Erbe würbe
non botanifeßen Veifenben oßne materiellen Vorteil, niept feiten unter ben größten ©efaßren
für bie ©efunbßeit, ja felbft mit Slufopferitng beg Sebeng bitrcßforfcßt, unb immer wieber
erftanben in ben fotgenben ©eneraüonen in allen Säubern unb in allen ©djidjten ber Ve-
oötferung ©aufenbe non Jüngern ber „scientia am abilis“, welche, ade non einem unwiber=
fteßlicßen ©ränge ßingeriffen, ber (Erforfcßung ber heimatlichen unb fremblänbifcßen Flora
ober ber minutiöfeften Unterfudjung ber unfdjeinbarften Slbteitungen beg ^ßftangenreiipeg
fiep wibmeten. 2öer nicht im Vanne foldjer Seibenfdjaft fteßt, nermag eg niept gu begreifen,
weldje ©eligfeit benjenigen erfaßt, ber ein noep nicht befannteg SJtoog gu entbeden bag ©lüd
pat, unb eg ift ißm and; unoerftänblicp, wie ber eine ber UnterfReibung ber Sllgen ober
flechten, ber anbre ber moitograpßifdjen Vearbeitung ber Vrombeeren ober Drcßibeen bie
Slrbeügfraft feineg falben Sebeng wtbmen fantt. SBetcße Slugbeßnung biefe Stiftung im
Saufe ber feiten gewonnen pat, wirb am beften erficßtlidj, wenn man bie Faßt ber Sitten
berücffichtigt, weldje in ben botanifeßen SBerfen in oerfcßiebeiten Veriobert b etrieb en würben.
SBäprenb © ß eo p ß raft in feiner „Vaturgefcßidjte ber Pflanzen" etwa 500 Sitten erwähnt unb
p iin iu g bereit wenig mepr alg 1000 aufgäplt, waren im Zeitalter S in n e g naßegu 10,000
befannt geworben, unb gegenwärtig bürfte bie ßaßt 200,000 faft ood fein, wogu ader=
bingg bemerft werben muß, baß bie Hälfte ber feit S in n e betriebenen ©ewädjfe auf
Vedjmtng ber ©porenpftangen fommt, beten Unterfudpung erft buräh bie weite Verbreitung
beg Sdifroffopeg in neuerer 3 eü ermöglicht würbe.
©ag SJtifroffop hatte audj gu Sluffcplüffen über bie in n e re S lrd jite ftu r ber P fla n z e n
hingeführt. Siaeß einem feßwaeßen Slnlaufe oor 200 Fapren, welker freilich at^balb wieber
fpurlog im ©anbe o erlaufen war, würbe im Slnfange unferg ^afjrijunbertg „ber inwenbige
Vau ber ©ewäcßfe" mit um fo größerm (Eifer an ber <ganb beg SJcifroffopeg ftubiert. SBie
in ©ebäuben, weldje oerfdjiebenen ©tilen angeboren, bie Formen ber einzelnen glügel,
©todwerfe, ©elaffe, (Erfer unb ©iebel, nicht weniger jene ber ©äulen, pilafter unb Drna=
mente oerfeßieben ftnb, fo and) bei ben Pflanzen. ®a gibt eg ßoße unb niebere ©emäiper,
©ewölbe, ©änge unb Kanäle, bide unb bünne ©runbfdjweden unb ©trebepfeilet, Vaufteine
ber oerfeßiebenften ©röße, Sßanbungeit mit ben mannigfaepften ©fulpturen, unb eg war
Stufgabe ber pflanjenanatomie, bie ©ewäcßfe gu gergliebern, ade biefe Vilbungen unter beut
Vlifroffope gu ergrünben, bie fo oerfeßieben geformten elementaren Vaufteine fowie ben
©runb= unb Slufriß biefer Pflanjengebäube gu befeßreiben unb bie oerfdjiebenen formen
gu benennen, äßnlicß wie eg S in n e mit ben fo mannigfaltig geftalteten ©tengein, Saub=
blättern, Vlüten? unb $rudjtteilen getßan patte.
tautorpljofenlefjre unb uatueßßilöfoßfjifdjc ©pefulatiouciu
Sieben biefem in faunt gu überfeßenber Vreite baßinftießenben ©trome ber Forfcßung,
beffen Fiel einzig unb adein bie Unterfdjeibung, Vefdjteibung unb überficptlicpe (Einteilung
ber mannigfaltigen fertigen formen ift, pat fiep fdjon oor genau brei Faßrßunberten eine
an b re S tidjtung angebapnt, welcpe bie © efta lte n in ip rem SBerben b e rü d fie p tig t,
fte auf ipren Urfprung gurüdgufüßren fuept, bie unenblicpe Sdenge oon Pflangenarten,
ben dteießtum oon Saub= unb Vlütenformen unb bie Fülle oon 3ed= unb ©ewebebilbungen
in iprer (Entwidetung oon ©tufe gu ©tufe oerfolgt, aug ber Vielpeit bie (Einßeit peraug=
gutefen, ben Fufamntenßang ber augeinanber peroorgegangenen ©eftalten alg einen gefeß=
mäßigen bargufteden unb biefe ©efepe in beftimmter Formulierung gum Slugbrude gu
bringen fidj bemüpt.
3 unäcpft wenbete fiep bie Slufmerffamfeit ber Votanifer bem SBecpf el ber V la ttg e fta lt,
jenem feffelnben Vorgänge gu, welcper fidj an aden Vtütenpffangen abfpielt, wenn aug bem
fepwadjen Ëeime admäplicp ein blütentragenber ©proß wirb. ftufenweifer 3lufeinanber=
folge entftepen am Umfange beg ©tengelg, welcper fiep alg ©pinbel ober Slcpfe beg Pf(angen=
ftodeg barftedt, Vlattbilbungen, wefentlidj immer biefelben, aber boep fort unb fort in iprer
©eftalt weepfetnb, in iprem ^wfepnitte, iprem Slugmaße unb iprer Färbung fidj änbernb,
je naepbem fte pöper ober tiefer oon ber Slcpfe auggepen. ®ie Urfacpen biefer ©eftaltänberung
flargulegen, war ein angiepenbeg Problem, beffen Söfung buri^ fepr oerfepiebene ©peorien
angeftrebt würbe. Stadj ber älteften ©rflärung, weldje (Sefa lp in o gegen @nbe beg 16. Fopr=
punbertg gegeben, unb welcpe fiep weit weniger auf forgfältige Veobacptung alg auf flücp=
tigen Vergleicp unb entfernte Slpnlicpfeit ber ©ewebe ftüpt, wäre ber ©tengel gufammetu
gefeßt aug einem lebengooden gentralen Vtarfe, bag oon ben fongentrifcp gefepi^teten ©e=
webegonen beg ^olgeg, beg Vafteg unb ber Vittbe mantelförmig umgeben wirb. ber aug
ber Slcpfe oorgefdjobenen Vlattformen pat nun naep biefer ©peorie ipren Urfprung in einem
ber genannten ©ewebe unb gwar fo, baß aug ber Vinbenftpicpt bag grüne Saub unb ber
grüne 3Mcp, aug ber Vaftfcpicpt bie ^orode, aug ber .fjolgfcpicpt bie Staubgefäße unb aug
bem SJtarfe bie Frucptfnoten ßeraugwaepfen foden. Sluip bie äußere ^iide einer Ftudpt bachte
man fteß aug ber Vinbenfipiipt beg Frucptfüeleg, bie ©amenfcpale aug bem fèolge unb bag
Fnnere beg ©ameng aug bem Sdarfe peroorgegangen.
Sdit biefer ©peorie würbe fpäter auf ©runb forgfältigerer oergleicpenber Veobadjtungen
bie fogenannte p r o le p f ig le p re oerbunben. 3dan badjte fiep, baß bag Viarl beg ©tengelg
an beftimmten ©teilen bie Vinbe burcpbriipt, um bort eine ünofpe gu bilbeit, welcpe fpäter
gu einem ©eitengweige augwäipft. ©ttrep bief eg feülidje Vorbrängen beg Sdarfeg werbe ber
auffteigenbe Vaprunggfaft unter ber angelegten Stnofpe geflaut, unb infolge biefer ©tauung
waepfe bie Vinbe unterpalb ber Unofpe gu einem Saubblatte aug. ber Slnofpe finb
bie ©eile ber tünftigen Fapregtriebe fdpon oorgebilbet unb bilben bort übereinanber ftepenbe
©tufen, oon welcpen jebe pöpere immer oon ber tiefem ergeugt wirb. SJtit beginnender
Vegetationgtpätigfeit naep Slblattf ber SBinterrupe wäipft bie Shtofpe aug. Eommt nur jener
©eit ber Unofpe gttr (Entwidetung, welcper in ipr bie Slnlage für bag erfte Faß? bilbet, fo
entftept ein mit Saubbtättern befeßter ©proß. @g fönnen aber aueß bie in ber Unofpe ge=
borgenen Slnlagen für bie folgenben Fapre angeregt werben, fiep gu eittwideln, unb ift bag
ber Fad, fo erfipeinen biefe antigipierten Vilbungen niept alg Saubblätter, fonbern in iprer
Form mepr ober weniger oeränbert alg ©edblätter, ^etdpblätter, Ëronenblötter, Staubgefäße
unb Frucptfnoten. Sßäre biefe Slntigipation niept angeregt worben, fo fäme bag, wag nun gum
©edblatte augwäipft, erft im barauf fotgenben, b. p. im gweiten, F aPre Saubbtatt gur
(Entwidetung, eg würbe bag, wag gum Welcpe wirb, erft im brüten Faßte unb gwar gteidp
fallg nur alg Saubbtatt in ©rfcßeimtng treten u. f. f. ©iefe Umgeftaltung ber Vlätter ober,
wie eg S in n e nennt, biefe S d etam o rp p o fe ift bentnaep bie Folge ber Slntigipation, unb
alg Urfadje biefer SJtetamorppofe, begiepunggweife biefer oerfrüpten (Entwidetung wirb oon
ber Sinnéfcpen ©dpttle eine totale Slaprunggabnapme angenommen. SJtan ftedte ßdj oor,
baß infolge geringen fjuffuffeg 5 eï ©äfte bie Vtattantagen niept bie ©röße ber Saubblätter