226 @rnäf)rung§genoffenfc§aften.
formen. 2ßenn man fieht, mie an ben frifdjen Grünflächen ber ©teinbtöde, bie nad; einem
Gergfturze ins Sl;al Ijerabgefodert finb, nad; roenig gal;ren SInfäpe ber oerfd;iebenften gted;=
ten entfielen, fo fann man fid; baS nur bnrd; bie Snnafmte erflären, baff burd; ßuft=
ftrömungen bie betreffenben 2llgen= unb ^ifjgellen zufamntengeroef;t mürben unb ihnen an
bem ©teinblode bie Gelegenheit gegeben mürbe, eine Verbinbitng eingugehcn. SöaS nun
ben einen ber beiben ©enoffen, nämlich jenen, ber beS ©^lorop^E^ entbehrt unb als
p l j bejei^net mürbe, anbelangt, fo ift uns bie Vorftetlung, bah allermärtS in ber ßuft
plzfporen herumfdjmärmen, fo geläufig, baff and) bie 3lnnal;me eines gelegentlichen ©tran=
benS einzelner biefer burch Söinbe fortgetriebener ©poren an befeuchteten Grünflächen ber
©teinblöde feinem 2Biberftanbe begegnen fann. SBaS inSbefonbere bie aus ben oberftädh=
lidjen grud;tförpern ber flechten auSgeftofjenen ©poren anlangt, fo mufj bie Gef;anbluitg
© a lle r t f t e d ) t e n : 1. E p h e le K erneri; 450ma( »ergrö&ert. — 2. Collema pulposum ; in naturlidjer ©röjje. — 3. ®urd)=
fdpnttt burd) Collema pulposum ; 450mal tiergrß&ert. S g l. S e j t , @. 225.
ihrer (Sntraidelung^gefdhic£)te unb ihrer Verbreitung felbftoerftänölid) einem fpätern 2lb*
fd)tritte norbehalten bleiben; aber baS eine ift hoch fdftorx hier §u ermähnen, bah für bie
auSgiebigfte rtnb meitefte Verbreitung biefer ©poren geforgt ift.
gitr ben einen Genoffen hat eS bemnad) feine ©djroierigfeit, fid) fogufagen feine 3111=
gegenmart oorzuftetlen. SBaS nun aber bie Sttgen anlangt, fo benft man bei Sennung
biefeS Samens jitnächft an bie grünen gäben, melche unfre Tümpel unb Seiche erfüllen, ober
an bie braunen Sange unb roten gloribeen beS fähigen SteerroafferS, unb man fragt fid},
mie eS möglich fei, bah biefe p lauzen an bie Grud;flächen non ©teinblöden, gnmal jener auf
ben ©chutthalben beS Hochgebirges, fommen. ©old;e Slgen finb es nun freilich nicht, melche
an ber Gilbung ber g le ite n teilnehmen. S er Same tilgen ift eigenttid; nur ein ©ammeH
name für a lle chlorophpllfithrenben ß agerpflanzeit; aujjer auf bie eben ermähnten mirb
berfelbe noch auf eine Stenge anbrer Heiner Organismen in Slnmenbung gebrad;t, namentlich
auf zal;treid;e Softochineen, ©eptonemeen, plmellaceen, © p o ^ P i^ U / unb gerabe biefe finb
eS, melche mit ben ptzzellen jufammentreffen unb mit ihnen bie gledjten bilben. Zhrer
Kleinheit roegeit entgehen fie leicht ber Geobadjtung unb fallen überhaupt nur bann in bie
Singen, menn fie in ungezählten Stengen bie Vorfe ber Väume, gelSroänbe, ©teine unb ©rbe
überziehen, ©ie bebitrfen an biefen ©teilen nur einer geringen Stenge non geud;tigfeit, unb
eS ift für fie buräjauS nicht nötig, bah fie mie anbre SHgeti unter SBaffer leben; eS fommt oor,
STedjten. 227
baf fie oljne ben geringften Sachteil auStrodnen, fo bah fie auf ber Unterlage, bie ihnen zur
erften ©ntraidelung biente, als puloerige Überzüge erfcheinen, unb in biefem ^uftanbe
fönnen fie bei ihrem aitherorbentlid) geringen ©emid)te fhon bitrch ntäpig bemegte ßuft
abgehoben, fortgetragen unb über Verg unb Sljal oerbreitet merben.
S ah aber biefe Verbreitung nicht nur eine hgpothetifdje, fonbern eine thatfäd)licbe ift,
lonnte leicht burd) folgenben in einem Siroler ©ebirgStljale auSgefüljrten Verfud; nad;gemie=
fen merben. (Sine mit feucht gehaltenem weihen giltrierpapiere überzogene Safel mürbe mit
ihrer gläcfje bem ©übminbe auSgefeijt; fdjon nad; raenigen ©tunben hafteten an bem ipapiere
Zahlreiche ftaubartige i}3artiEelchen, unb unter biefen befanben fid) neben organifefjen ©plit=
tern ber oerfdnebenften 3lrt, neben pllenzeüen unb ©poren non allen möglichen Stoofen
unb p lz e n regelmähig auch Zellgruppen non Softochineen unb anbern oben ermähnten Sllgen.
©o mie aber alle biefe Gebilbe in ben Keinen Vertiefungen ber ppierfiädje abgefept mürben,
ebenfo bleiben fie in ben Keinen Sinnen, Grübchen unb ©palten ber ©teinoberfläd;e, ber
S tr a u d )= unb S auB fled& ten : 1. S tereocau lon ramulosum mit Scytonem a; 650mal bergrögert. — 2. Cladonia furcata
mit P rotococcu s; 950mat ticrgröjjert. —■ 3 .Coccocarpia molybdaea; OuerfcpJtitt, 650ma! Dergröfjert. (Stad) SB ornet)
Sßgl. Sejt, 6. 225 unb 227.
VorEe unb beS alten HolzmerleS haften unb fönnen hier, fobalb ihnen bie nötige Söaffermenge
Zugeführt mirb, aud; zur roeitern ©ntroidelung gelangen. Sreffen nun an folgen ©teilen
bie Keinen Zellgruppen ber Sllgen mit ben Hppfjenfäöen beS anbern P artners zufammen,
fo merben fie non biefen umftridt, umflantmert unb nerflodjten, mie es bie obenftehenben
Stbbilbungen barftellen, unb eS entfteljt auf biefe Söeife jene Gcnoffenfchaft, melche man
als flechte bezeichnet. S er eine ber ©enoffen, bem baS ©Edoropfjpll abgeht, nimmt bie
Sahrung non auhen auf, ift, mie fdjon früher gezeigt mürbe, inSbefonbere auch befähigt,
bunftförmigeS SBaffer zu fonbenfteren, Ijat auch bie gätjigfeit, burd; auSgefchiebene ©toffe
bie fefte Unterlage teilmeife in ßöfung zu bringen, nennittelt baS Inhaften an ber Unterlage
unb beftimmt in ber SMjrzafjt ber gälte and) bie gorm unb baS Kolorit beS ganzen gled;ten=
förperS; ber zweite ©enoffe, beffen gellen ©htorophpH enthalten, übernimmt bie Slrbeit, aus
ben ihm zugeführten ©toffen unter ©influp beS ©onnenlichteS organifche ©ubftanz zu erzeugen,
nermehrt mittels biefer feine Zeilenzahl, raädhft unb nergröjjert fidj, gibt aber auch bem
©enoffen fo niel ab, mie nötig ift, bamit biefer im SöachStume gleichen ©d;ritt halten fann.
S ie Zaljl ber in bie ©enoffenfehaft eingehenben Sllgen ift jebenfallS bei roeitem ge=
ringer als jene ber p tz e , unb eS mufj angenommen merben, bah elue unb biefelbe 3llgen=
art fid; mit ben Hpphen oerfchiebener glechtenpilze oerbinbet. 2öie auherorbentlid; mannig=
faltig übrigens baS Zufammenfinben ber zweierlei ©enoffen auf fehr befchränKent Saume
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