§odjMätter. 601
Slrt ben Blüten unterfcßeibet man Blumenblätter, iJMenblätter unb Fruchtblätter.
S ie B lu m e n b lä tte r finb entmeber fcßraubig ober mirtelig augeorbnet. S aS erftere
beobachtet man in ber auffaHenbften SBeife an ben Kalteen, non welchen eine Slrt, nämlich
bie wegen ihres SiufblühenS in ber Stacht unb noch wegen oerfcfjiebener anbrer mer!wür=
biger SebenSerfdieinungen fpäter nochmals gu befpredjenbe „Königin ber Stadjt" (Cereus
nycticalus) auf ber beigehefteten Safel abgebilbet ift. Sin ben Blüten biefer ^3ffange
finb über fpnbert Blumenblätter in fleineu nertifalen Slbftänben entlang einer <Scf)rauben=
linie fo gruppiert, baß bie lleinften gu uuterft, bie größten gu oberft ftehen, nicht unähnlich
ben Blättern beS <güIIfeld)eS an bent Köpfchen eines Korbblütlers. Siefe fchraubenförntige
Slnorbnung ift aber, wenigftenS in fo auffallenber gorm, feiten, weit häufiger bilben bie
Blumenblätter gwei aitfeinanber folgenbe SBirtel. Befteljt ber untere SBirtel aus grünen
Blättern, welche im Baue unb im ganzen Slnfefjen mit Saubblättern itbereinftimmen, währenb
ber obere aus gartern, in allen möglichen, nur nicht grünen färben prangenben Blattgebilben
gufammengefeßt wirb, fo Ijei^t ber untere Kelch (calix), ber obere K rone (corolla). Sitib
fämtliche Blumenblätter gleich ober boä) feljr ähnlich geftaltetunb gefärbt, wobei es gleich^
gültig ift, ob fie nur einen ober gwei SBirtel bilben, fo fpridjt man non einem ^Serigon
(perigonium). SaSfelbe ift entweber grün (felchartig) ober nid)t grün (froneuartig).
S ie ^ o lle n b lä tte r (stam ina), welche oon ben Botanifern in früherer 3eit auch
Staubblätter ober Staubgefäße genannt würben, finb fo wie bie Blumenblätter gewöhnlich
wirtelig, feltener fdjraubig augeorbnet. FebeS^ollenblatt befteht auS berSInthere (anthera),
baS ift jenem Seile, in beffen gellen ber Rollen auSgebilbet wirb, unb aus bem Sräger biefer
Slnthere, weldjer häufig fabeitförmig geftaltet ift unb ben Stauten S ta u b fa b e n (filamen-
tum) führt. Staubfaben unb Slnthere entfprechen in nieten fällen bem Scheibenteile unb
Stiele beS Blattes, unb eS ift an folgen ijJodenblättern bie Spreite gang unterbrüdt; in
anbern fällen ift bie Slnthere als unterer Seil ber Spreite aufgufaffen, unb bann erfdjeint
bie Spiße ber Spreite als ein fdpppenförmigeS Slnhängfel ober and) in oerfdjiebenen anbern
©eftatten, weld)e mit ben BefruchtungSnorgängen im Fufammenhange fteljen. SJtandpnal
ift bie Spreite beS ^odenblatteS gang nom Slrtfehen eines Blumenblattes, ein g alt, auf
weldjett nod) wieberl)olt bie Siebe fommen wirb.
S ie F ru c h tb lä tte r (carpophylla) finb wie bie Blumem unb ^3ollenblätter halb wirtelig,
halb fdjraubig augeorbnet. Bei einem Seile ber Blütenpflangen erfeßeinen fie fdmppem
förmig unb geigen freie, nid)t miteinanber nerwadjfene Stänber, bei einem anbern Seite
finb fie pfammengerollt unb an ben Stäubern oerwaeßfen, fo baß baburd) ein ©el)äufe
gebilbet wirb, baS man S tem p e l (pistillum, ovarinm) genannt hat. Sinb in einer Blüte
mehrere Fruchtblätter twrl)anben, fo fann jebeS eingelne einen befonbern Stempel bilben,
unb eS erfdjeinen bann bie mehr ober weniger gasreichen einblätterigen Stempel in feßram
benförmiger ober fternförmiger Slnorbnung als Slbfcßluß beS SproffeS in ber Sftitte ber
Blüte, wie g. B. bei ben Staiuinlutaceen unb Srpabeen. Bei ben SStanbeln, Pflaumen unb
Kirfdjen, bann bei ben Schmetterlingsblütlern unb einigen anbern mit biefen oerwanbten
^Pflangengruppen ift am @nbe beS BlütenfproffeS nur ein einziger einblätteriger Stempel.
Slm öfteften finbet man aber im gentrum ber Blüte mehrere wirtelig geftellte Fnußtblätter
gu einem eingigen Stempel oerwadjfen. Stad) ber Slrt unb bem ©rabe ber Berwacßfung
unterfdjeibet man eine große .Qaßl oerfeßiebener Baupläne ber mehrblätterigen Stempel,
bie inSbefonbere gur ©ßaralterifierung ber Fuuütien unb ©attungen treffliche SinßaltS=
puulte geben. S ie auffallenbften Berfdjiebenßeiten finb baburd) bebingt, baß baS eine Sltal
bie wirteligen F^udjtblätter ber gangen Sänge nach miteinanber oerfcßmolgen finb, währenb
fid) ein anbermal bie Berwad)fung nur auf bie untern Seile befcßränlt, baß manchmal
bie eingerollten, oerwaeßfenen Siänber ber benad)barten Fnicßtblätter gu Sd)eibewänben