bett fugeligen ©amen ift ber ©djioerpunft immer fo gelegt, bafj ber Keimling bie mög?
lidjft günftige Sage erhält.
Gebern, ber bern Verlaufe beg merfwürbigen tgeraugzieheitg ber Keimblätter aufmerf?
fam jufiebt, mufj auch fofort bie Sebeutung gab)Ireid)er Slugbilbungen an ber Slufsenfeüe
ber ©amen* ober f^rud;tfd;ate Har werben. @g ift augenfdjeinlid;, bajj bag ßeraugjiehen
nur bann ohne Slnftanb non ftatten geht, wenn bie ©amen? ober grudjtfcbate nidjt ber
(Spielball ber nädjftbeften Suft? ober SBafferftrömung ift, wenn ber ©ame, aug welkem
bie Keimblätter herauggegogen werben follen, in irgenb einer Steife fixiert ift, unb wenn
(Einrichtungen getroffen finb, weldje eine Seränberung ber non bem ©amen einmal ein?
genommenen günftigen Sage nerbinbern. ©olcbe S lu g rü ftu n g en gitrn g e ftb a lte n ber
F rü d jte unb © am en an b er © te ile beg Keimeng gibt eg benn auch in großer Faljl
unb in reicher Stbwecbfelung. ©d;on bie flügelförmigen unb baarförmigen Slnljängfel, bie
gefrümmten, fpifcen unb wiberbafigen $ortfä£e unb bie oerfdjiebenen Klebapparate ber
Früdjte unb ©amen, weldje in erfter Sinie bie Sebeutung non Serbreitunggmittetn ber
Früdjte haben, unb bereu ©djilberung bem ^weiten Sanbe beg „ipftangenlebeng" oorbehul?
ten ift, bieten feljr häufig auch noch ben Vorteil, bajj burch fie ber ©ame bort fixiert wirb,
wo bie Keimung mit (Erfolg ftattfinben fann. SBenn man (Enbe 3M , §ur 3 eit, wann bie
haarigen ©amen ber Söeiben unb Rappeln alg leichte glodett aug ben aufgefprungenen
Kapfeln bernorfommen unb burdj bie Suftftrömungen entführt werben, ben feuchten Sehnt?
hoben am Ufer eineg Fluffeg betrautet, fo fiebt man bort unzählige biefer ©amen geftran?
bet, mittelg ber £aare an ben Sehnt geliebt unb bie Keinen ©amenfdjalen am feuchten
©ntttbe unoerrüdbar feftgebalten. Stile biefe ©amen leimen binnen wenigen Sagen, wäh?
renb bie nebenbei in lofen gloden auf bem Stoben liegenben ©amen nicht jum Keimen
lommen. S ie haarige £üde, welche guttächft alg Serbreüunggmittel beg ©ameng biente,
hat fpäter bie Sebeutung eineg Sefeftigungginittelg an bag Keimbett. Sagfelbe gilt non
ben ^aarfchöpfen, welche bie lleinen ©amen ber tropifdjen, alg Überpflanzen an ber Sorte
ber Säume wadjfenben Sidanbfiert (T illandsia nsneoides unb T. recurva) fdjiitüden. 3u=
nädjft bienen fie alg Flugapparate, unb bie leidjtbefchwingten Keinen ©amen werben burdj
bie SBinbe aug ben aufgefprungenen Kapfeln auf weithin entführt, ©tranben biefe ©amen
an ber Sorte eineg ber oom SBinbe beftrichenen Saumftammeg, fo haften bie £aare feft
an unb bringen auch ben ©amen mit ber Unterlage in Kontalt. Stftan fief)t bann bie
Sßinbfeüe ber Saumftämme mit unzähligen biefer ©amen befe^t unb in einen förmlichen
3)tantel gehüllt, unb biejenigen ber ©amen, welche ber Unterlage angeprejjt werben, ge?
langen and) zur Keimuug. 3lu<h bei ber Slnfiebelung ber ©amen ber Anemone silvestris
unb mehrerer Korbblütler beobachtet man einen ähnlichen Sorgang. Um noch ein aubreg
Seifpiel zu bringen, fei auch ber anhätelnben F rüdüe non X anthium spinosum unb
Lappago racemosa gebacht. Sin irgenb einer ©teile non wanbernben Steren abgeftreift,
bleiben fie mit ihren wiberhatigen Fortfähen an ben paaren ber genannten Siere hängen
unb werben oft oiele Steilen weit oerfdjteppt. ©elbftoerftänblich frühen bie Siere fich ber
unbequemen Slnhängfel zu enttebigen unb reiben fo lange an bem (Erbboben, big fich
Früchte oon ben paaren ablöfen. Sei biefer (Gelegenheit wirb ein Seit ber Flüchte in bie
(Erbe gebrüdt unb bort mittelg ber wiberhatigen ©tadjeln feft oeranfert. S u r bie Keimlinge
aug ben feftgeanferten Flüchten entwideln fidj zu träftigen pflanzen, bie toder auf bem So?
ben auftiegenben ©amen bagegen feinten entweber gar nicht, ober eg gehen bie Keimlinge,
bereit Keimblätter nicht orbenttid) aug ber Fruchthülle gezogen würben, algbalb zu ©runbe.
Stuwer ben Slugwüchfen ber ©amen? ober F rac h trate, welche erft bann, nadjbem fie
guerft alg Slugrüftungen zur Serbreitung gebient hatten, zu Sefeftiguuggmittetn ber ©a?
men werben, gibt eg aber auch folche, welche m it ber S e r b r e itu n g in g a r feinem
3 u fam m e n h a n g e flehen, unb bie o ffe n b a r feinen a n b e rn 3w e d haß en , alg
bie © am en a n bag K e im b ett zu binben. $ n biefer Seziehung finb guoörberft fie?
benbe © to ffe heroorzuheben, welche non ber Oberflädje ber ©amenfdjale attggehen, unb
b u n h weld;e bie © am en m it ber (Erbe beg K eim betteg o e r f itte t w erben, ©ie
treten immer heroor, wenn bie Oberfläche beg ©ameng befeuchtet wirb, wenn non ber (Erbe,
bie zum Keimbette bient, bag Segenwaffer angefaugt unb ein Seit biefeg Sßafferg auch auf
bie auffagernbeu ober eingebetteten ©amen übertragen wirb. Fit ben meiften Fällen geht
bie fdjleimige SSaffe, welche zum Kitte wirb, non ben oberflächlichen Fellen aug, wie nament?
lieh bei ben oielen Strten ber ©attungen Sein unb 2öegeridj (Linum unb P lantago), bei
ber ©artenfreffe unb bem Seinbotter (Lepidium sativum unb Camelina sa tiv a ),' bei
Teesdalia, Gilea unb Collomia unb nodj oielen anbern Slrten ber oerfchiebenften ©at?
tungen, welche aber in bem einen miteinanber übereinfommen, bajj bie ©amenfdjale eine
ganz glatte Oberfläche befifct. Sei bem Safilienfraute (Ocymnm Basilicum) fowie bei
ben zahlreichen Slrten ber ©attungen ©atbei unb Srachenfopf (Salvia unb Dracoceplialuüi)
geht bie fdjleimige ©ubftanz oon ber glatten Oberfläche ber Fru<htfä;ale aug. häufig finb
eg nur beftimmte reihenweife angeorbnete Felten an ber Oberfläche ber Frucht? ober ©amen?
fchale, in welchen fich ß^r fiebrige ©djleint augbilbet, wie bei ber neufeelänbifdjen Selliera
unb bei zahlreichen Korbblütlern, oon welchen bie Kamille (M atricaria Ohamomilla) alg
bie befanntefte Slrt Ijeroorgeljoben werben mag. Sluch bei ben Slrten ber ©attung Oxy-
baphus finb fünf Sänggfanten an ber ©djale beg ©ameng mit Keinen ©djleimorganen
befept. SSenn bie ©djale befeuchtet wirb, fo treten an ihr fünf wei£e fdjleimige Sinien
heroor, weldje bag Stillleben an bag Keimbett oermittein. Sei oielen Korbblütlern, fo
namentlich ßai bem gemeinen Kreuzfraute (Senecio vulgaris) fowie bei ben Slrten'ber
©attungen E uriops, D oria, Tricliocline unb noch mehreren anbern, finb befonbere <gaare
an ber Frudjtfdjale auggebilbet, welche ben anKebenben ©djteim augfeheiben. Söieber in
anbern Fällen, fo namentlich an oielen Slroibeen, wirb bag Klebemittel nicht oon Fellen
ber Oberhaut auggebilbet, fonbern eg bleibt auf ben ©amen, welche in einer fteifdjigen Frucht5
hülle fie den, ein Seil beg Fmtdjtfafteg ober Fruchtfleifdjeg zurüd, ber, wenn er oertrodnet,
eine Krufte bilbet. Sßenn folche ©amen nachträglich befeuchtet werben, fo wanbeit fid; bie'
Trufte wieber in eine fdjleimig?fiebrige 30caffe um, unb eg werben burd) biefe bie ©amen
an bie Unterlage feftgeflebt. Oft bilbet auch bie ganze faftreidje oerwefenbe Fntchtljüde bag
Feftigunggmittel ber ©amen, wag namentlich bei ben fürbigartigen ©ewächfen fowie bei
Zahlreichen Sflangen mit Seeren unb pflaumenartigen Früchten ber Fad ift.
Sei oielen Pflanzen, wie z. S . bei ber Kornrabe (f. SXbbilbung auf ©. 559, Fig. 7 -1 0 )
unb ber auf lehmigen Felbern häufigen N eslia pauiculata, wirb bie Sefeftigung ber ©amen
ober pj-rüdjte an ba» Keimbett nidjt burdj fchleimige, fiebrige ©toffe, fonbern burch Un=
eb en ljeiten an ber Oberfläche ber ©amen? ober F ruchtfchale oermittelt. (Eg fin?
ben fie) ßu bie mannigfaltigften SBarjen, F apfen, Siefen, Slepe unb bazwifchen grubige
Vertiefungen, in welche fich ßle (Erbpartifeldjen einbrängen unb, wenn fie befeuchtet wer?
ben, mit ben Fellen ber Oberhaut oerbinben. S ie Slbhäfion ift bann fefjr grojj, unb wodte
man foldje ©amen ober Früdjte reinigen unb bie anljaftenbe (Erbe aug aden ben Keinen
©rübdjett herauSpufcen, fo würbe bag oiet Stühe machen unb bodj nidjt oodftänbig gelingen.
@g ift hier auch auf ben intereffanten ©egenfafe ber in biefe ©ruppe gehörigen ©amen
Zu benfenigen, welche ber frühem ©ruppe zugezäljlt werben miiffen, Ijinguweifen. ©amen
mit rauher, runzeliger unb grubig punftierter Oberfläche entwideln niemalg Klebemittel
aug ihren ßäutjeHen, weil bie Sefeftigung an bag Keimbett burch bie Unebenheiten ber
©amenfdjale oermittelt wirb; ©amen mit glatter Oberflädje, weldje fonft leicht oerfdjieb?
bar wären, oerfteben mittelg ber ©djleimmaffen, weldje iljre ^autgellen augbilben.