aucf; nod; alle bie anbern früher befprodjenen ©inridjtungen in Sctracht. SDie SluSbilbung
einer ober mehrerer Sagen non mit mäfferigem gellfafte gefüllten gehen über bem ben
©onnenftrafilen auSgefefcten ©eraebe, bie Serbidung ber $utifularfd)ichteu, bie mad)Sartigen
unb firnisartigen Übergitge, bie Ealffruften unb ©algauSfdjeibungen, bie Verfeinerung beS
beftrafilten Seiles ber Sölattoberfläc^e, bie Silbitng non dtungeln, galten, ©rübchen unb
gurcfjen auf ben befonuten Saitbflädjen: baS alles oermag bie (Strahlen 51t bredjen unb
abgitbämpfen unb iljre gntenfüät auf baS richtige 9)fah gurüdgufüfiren.
®ie gafil ber befonbern Vorrichtungen, meldje nur baS ©hloropljph gegen gerftörung
burd) allgu grelles Sicht fiebern, oljne gugleic^ and^ baS grüne ©eroebe oor gu weit gefjenber
Verbunftung 511 fdjüpen, ift gemijj nur eine fetjr geringe. 2lm eljeften fönnte Iper an bie
tro d n e n , b ü n u ljä u tig e n © d ju p p en gebaut merben, roelche bei m andjen P fla n g e n
graifdjeit bie g rü n e n B l ä t te r e iu g e fd ja lte t fin b . ©0 fiefjt mang. 23. an ben Slrten
ber ©attung Paronychia, meldje fämtlid) an fonnigen piätjen iljren ©tanbort haben, bah
fnapp neben jener ©teile beS ©tengelS, oon meldjer bie fleinen, grünen ^Blätter entfpringen,
and; filberglängenbe, chloropljpMofe, burdjfdjeinenbe ©djuppen auSgefjen. SDiefe ©djuppen,
welche man als Vebenblättdjen begegnet, unb bie geroöfjnlid) fo grojj, mitunter fogar
groper als bie grünen Slättchen finb, nehmen in ber freien diatur an ben auf fdjattenlofen
bügeln madjfenben ©töden eiue foldje Sage ein, bah bie ©onnenftrafjlen gunädjft auf fie
mie auf einen ©djirm einfallen unb nur abgebämpft auf bie grünen Slättchen fommen.
©ine anbre ©inridjtuug, meldje groar bie gerftöntug beS ©IjlorophpllS burch bie
©ounenftrahlen, nicht aber and; bie Süranfpiration gu befdjränfen im ftanbe ift, befielt
in ber S luS bilbung ein es b la u e n ober o io le tte n g a rb fto ffe S in jenen gehen, welche
bie oon ben ©onnenftraljlen unmittelbar getroffene Oberhaut ber S lätter unb ©tengel
gufammenfepen. 9)ian finbet eine foldje ©inridjtung g. S . an ben S lattern ber aroma=
tifdjen, unter bem Vamen Sobnenfraut in ben ©arten fultioierten, in bem mittelläm
bifdien glorengebiete urfprünglidj railb roachfenbett S atureja liortensis, oon meiner ein
f'leineS ©tüd im SDurdjfdpiitte auf ber £afel bei ©. 22, gig. q, in garbenbrud gur 2ln=
fdjauung gebracht ift. Seoor ber ©onnenftraljl gu ben ©hlorophpllförpern ber grünen
gellen in ber SDcitte beS SlatteS gelangt, muff berfelbe biefe mit oiolettem ©afte erfüllten
Hautgehen paffieren unb roirb hier fo abgebämpft unb audj fonft fo oeränbert, bah oon einem
uadjteiligen ©inftuffe auf bie ©fjloropfnjllförner feine Vebe meljr fein fann. ©S barf liier
nicht unermäljnt bleiben, bah ber oiolette, lichtbäntpfenbe garbftoff in ben Hautgellen befto
reidjlidjer entmidelt rcirb, je intenfioer baS Sic^t ift, bem mau bie betreffenbe pflange auS=
fept. SBadifen bie ©töde beS SohnenfrauteS an fchattigen ©teilen, fo erfdjeinen bereu
S lätter oberfeitS grün, unb eS finb in ben <gautgellen faum ©puren beS blauen garb=
ftoffeS gu entbeden; finb fie bagegeu auf fdjattenlofem ©elänbe aufgefeimt, fo färben fid)
©tengel unb S lätter trüboiolett, unb ber gehfaft w ben Hautgehen ift bann oon jenem
tiefen Eolorit, mie eS bie gig. q ber Srnfel bei ©. 22 geigt, gdj habe ©amen beS Sofmem
frauteS oor g a lte n auch in meinem nahe ber £uppe beS SlaferS bei SrinS in £ iro l in
ber ©eeljölje oon 2195 m angelegten alpinen VerfudjSgarten fultioiert. Sefanntlidj mirfett
bie ©onnenftrafilen in ber Sllpeuregion noch oiel fräftiger als im 5©£)ale, unb eS mar balier
mold gu erraarteu, bah fidj bie S lätter ber auffeimenben Pffangen bort uod; bunfler als
au ber fdjattenlofen $ulturftätte im Sljale färben mürben, g n ber S ^ at entmidelte fi($
and) ber garbftoff in aufjerorbentlidj großer Stenge, ja bie ©tengel unb S lätter mürben
gerabegu bunfel braunoiolett. ©S fte^t baljer au |e r grage, ba^ mit gunalpne ber Sii$t=
intenfität auc^ bie dftenge beS garbftoffeS in ben bireft oon ber ©onne getroffenen
<gautgellen gunimmt. ©elbftoerfiänblid) fann biefer ©c^u^ beS ©£jloropf)t)ES nur bann
oorfommen, menu bie ^flange aud; baS geug bagu Ijat, ben blauen garbftoff in iliren
grünen Drganen gu bilben. SBenn baS n i^ t mögli^ ift, meun bie eigenartige Sfonftitution
beS Protoplasmas bie SluSbilbung beS genannten garbftoffeS in ben Saubblättern md)t
gulä^t, mu§ baS ©litoropljpE auf anbre Sßeife gegen baS grelle Sidjt gefdjü^t merben.
Unb ift bie Pflangenart überhaupt nic£)t befäljigt, an beut netten ©tanborte fidj baS Über=
rna^ ber ©onnenftraljlen 00m Seibe gu Ijalten, fo geljt fie gang gu ©runbe. diebett bem
Solmenfraute mürbe in bem alpinen SerfudjSgarten and) ber Sein (Linum usitatissimum)
auSgefäet, eine Pftange, meldje baS birefte ©onnenlidjt gang gut oerträgt unb im £f)ale
foroie in ber ©bene an fonnigen ©teilen am beften gebeifjt. 2lber baS Sic^t ber alpinen
9fegioit mar ben aufgefeimten Seinpflangett bodj gu grell, bie S lätter mürben gelblich, baS
©llloroplipll in benfeiben mürbe gerftört, unb bie Pflängc^en gingen an Sleidjfudjt gu ©runbe.
®er Sein fiat eben nid)t bie gäliigfeit, in feinen Dberljautgcllen ben blauen garbftoff gu
ergeugen, unb ebenfomenig ift er barauf eingeiidjtet, ®edljaare an ben S lättern unb ©tengein
auSgubilbett ober bie £utifularfdjic^ten entfprec^eub gu oerbiden, mit einem SBorte, fidj
bem ©tanborte attgupaffen itttb fid) bei guneljntenber Sic^tintenfität mit ben entfpredjertben
©ottnenffirmen unb Siditbämpfern gu oerfe^en. SBä^renb nebenan baS Soljnenfraut,
baS boc^ einer ebenfo großen Söärnte unb einer ebenfo laugen SegetationSgeit bebarf mie
ber Sein, gur S tüte gelangte unb audj feintfäljige grüdjte reifte, mar ber Sein nocfj oor
ber ©ntroideltmg oon Slüten abgeftorbert.
2luS biefen Ifulturoerfuc^en ge^t gioeierlei fjeroor: erftettS, ba§ fe£>r grelles Sidjt bie
Verbreitung ber pflattgen gu beeinfluffen unb mannen berfelben eine itnüberminblidje
©djrartfe gu fepeit im ftanbe ift, unb groeitenS, bajj manche Pflangett bie gäljigfeit Ijabert,
fic§ ben oerfdiiebenen Slbftufungen ber Sic^tftärfe attgupaffen, infolgebeffett aber mitunter
ein fo abmeidjenbeS ©epräge erhalten, ba§ man fie für gang oerfdjiebene Slrten Ijalten
möchte, gdj fomme fpäter bei Sefprethung ber ©ntfteljung neuer 2lrten auf biefe @rgeb=
niffe ber Kultur oljnebieS uodjmalS gurüd, an biefer ©teile mürbe ihrer nur aus bem
©runbe gebaut, um ben gufammenhang geraiffer fDierltnale ber ©eraächfe mit ben Ver=
hältniffeu ber 23eleud)tung gu begrünben unb flarguftelleit, mie eS fomrnt, bah bie ben
©onnenftraljlen bireft auSgefeptett glächeu beS SaubeS fo häufig oiolett ober rötlich gefärbt
ober auch mit S)edljaarett gang übergogeit finb, mäljrettb bie S lätter ber gleichen 2irt, raettu
fie ftch» an befchatteten ©teilen in gerftreutem Sichte entmidelt tjoben, grün gefärbt unb
faft fahl bleiben; mie es fomrnt, bajj bie ©töde einer unb berfelben 2lrt im tiefen Stjale
nur fpärlich beljaart ober nur mit büntten ^utifularfdjichten auSftaffiert, auf bem fonnigen
©rate beS Hochgebirges in b itte n grauen ober meinen pelg gehüllt ober infolge mächtig
entmidelter Sfutifularfehrten bid unb faft leberig erfcheinen. Um Viihoerftänbniffen oor=
gubeugen, muh freilich fchon Iper barauf hingeraiefen merben, bah baS alles nur für bie
bem bireften ober gerftreuten ©onnenlt^te auSgefe|te H^ut über bem grünen ©eraebe,
oorgüglidj alfo für bie obere ©eite ber Saubblätter gilt, unb bah bem blauen garbftoffe
unb aud) ben ®edljaareu, roemt fie an ber untern ©eite beS SaubeS ober au ben d)lo=
ropljpllfreieu Slumenblättern entmidelt finb, eiue mefentlidj anbre Sebeutung gufommt,
bie erft in ben nächften Slbfchnitten eiitgehenber erörtert merben fann.
Sei Sefprechung ber ©(^uhmittel beS grünen ©emebeS gegen bie ©efahren einer gu
raeit geljenbett S^ranfpiration (f. ©. 283) mürbe audj auf bie Sertifalftellung ber grünen
3meige, gladifproffe, ptjP^obien unb oorgüglidh ber grünen Saubblattflädjen tjfngewiefen.
©S mürben bort inSbefonbere bie S lätter ber ©djmertlilien unb ber fogenannten ^ontpajp
pflangen, bie flä($enartig auSgebreiteten unb babei mit ber Eaute gegen ben 3 m th geridj=
teten Slattftiele fo oieler ueuljollänbifdjer Säume unb ©träucher befprocheu unb f^liehlidj
erörtert, bah bie Slättdien oieler Schmetterlingsblütler unb bie S lätter gasreicher ©räfer
burdj Slufrichten unb 3 ufü£umeufalten geitmeilig eine Sage erhalten, in