roeiterljin ber R am b u s, ber fid; in gal;lreid;e Säfte teilt, furge Slattfd;eiben befifet unb
einen gang eigentümlichen anatomifd;en S au geigt, auf roeiden im nächften Kapitel gurücf=
gufommen fein mirb. ©ie großartigfte ©ntraidelung erfährt ber <§alm im SambuS unb
groar in jener Slrt, roeide burd; bie Slbbilbung auf ©. 674 bargefteHt mirb, unb bie eine
fèöhe non 25 m unb eine ©ide non über V2 m erreicht. Son biefem einen ©ptreme bis
gu bem fabenbünnen, 2 —3 cm langen Ißälmchen mehrerer einjähriger ©räfer ber mittels
länbifdjen $lora läßt fic^ eine ununterbrochene Übergangsreihe h^rfteHen, in beren SJtitte
ungefähr baS füblidje Stoßr (Arändo Donax) mit einer <göl;e non 4 m unb einem ©urdp
meffer non 5 cm gu flehen fommt. ©er ©d;aftl;alm ber (Squifetaceen hat feine grünen Saub*
blätter unb geljört ebeuforaenig hierher mie ber ©d;aft ber Sinfen unb ©itnfen, für meid;
ledern man in ber botanifdjen 5tunftfprad;e ben bauten £alm (calamus) eingeführt hat.
©er © ten g el (caulis) oerßolgt nicht, erhält fid; nur eine SegetationSperiobe hinburdj
grün unb ftirbt bann ab. ©er ©tengel ber ein-- unb graeijährigen, unter ben tarnen Kräuter
(herbae) begriffenen SJSflangen mirb £rautftengel (caulis herbaceus), jener ber auSbauerm
ben ©eraächfe ©taubenftengel (caulis suffruticosus) genannt. Unter bem bauten ©taube
(suffrutex) oerfteht man nämlich bie auSbauernben ©eroäd;fe, roeld;e aus ihrem unters
irbifdjen ©tamme alljährlich ©proffe heroortr eiben, bie nicht oert;olgen, fonbern mit Seginn
beS SBinterS abborren, mie g. S . ber Sittich (Sambucus E bulus), bie Stelfenrourg (Geum
urbanum) unb ber SBiefenfalbei (S alvia pratensis). SBährenb ber ©trunf unb £alm
meiftenS einen runben Ouerfchnitt haben, ift ber beS ©tengels häufig brei=, oier= unb
oieledig. @s laufen an feinem Umfange SängSteiften herab, beren Sebeutung auf ben
nächften Slättern noch ausführlicher befprochen raerben foH. Stuf bie ©ptreme in betreff
ber ©rößenoerljältniffe ber ©tengel mürbe bereits auf ©. 615 l;ingcraiefen.
Sin ber eben citierten ©teüe mürbe auch ermähnt, baff bie ©riebe ber fèolgpfïangen
im erften $ahre grün unb frautig erfd; einen, gang baS 3infel;en non ©tengein haben unb
oon ben Sotanilern in ben Sefdjreibungen ber ißflangen auch ©tengel genannt raerben.
@S empfiehlt fid; aber, jene oberirbifdjen auSbauernben ©riebe, roeld;e nachträglich oer=
holgen, nicht ©tengel, fonbern S teifer gu nennen, $ ü r jene Steifer, raeld;e häufig aus
alten ^olgftämmen unb aud; aus ben unterirbifdjen hotgigen Söurgeln etnpormachfen, finbet
man auch ben Stamen S oben gebraucht.
©er fëolgftamm (truncus) bleibt entraeber bis gu einer bebeutenben iQölje ohne Säfte
unb mirb bann b a um a rtig (truncus arborescens) geheimen, ober er ift fel;r furg, unb
feine Sïfte entftehen nahe bem Soben, in meinem galle er ftra u d ;a rtig (truncus fru-
tescens) genannt mirb. Sltan unterfd;eibet in ber befd;reibenben Sotanif aud; nach ber
©röße ben S a u m (arbor) im engern ©inne unb baS S ä u n td ;e n (arbuscula), ben
© tra u d ; (frutex) unb baS © trä u d ;le in (fruticulus). g ü r ©träud;er, beren jäl;rlid;e
©riebe bis gur näd;ften SegetationSperiobe nur an ber Safts oerl;olgen, an ben ©pißen
bagegen oerborren unb abfterben, alfo einen Übergang gu ben oben ermähnten ©tauben
bilben, faun man ben StuSbrucf fè alb ftrau d ; (semifrutex) in Slnroenbung bringen.
Son biefen formen beS fèolgftammeS nimmt ber burch feine 9Jtaffent;aftigfeit befonberS
ßeroortretenbe Saum naturgemäß baS ^ntereffe am meiften in Stnfpruch unb gmar nicht
nur baS miffeufd;aftlid;e beS SotaniferS, fonbern aud; baS fünftlerifd;e beS £anbf<haftS=
malerS, baS praftifd;e beS gorftrairteS unb ©ärtnerS unb baS äftl;etifd;e jebeS Statur*
freunbeS. Unter allen ©eftalten ber Sßflangenraelt finb bie Säume biejenigen, meld;e am
beften gelaunt finb; fie haben in allen Sprachen ihre befonbern Starnen erhalten, bie oer=
fchiebenen Sölterfchaften haben fid; eingelne Slrten ihres tgeimatSlanbeS gu ßieblingen er=
foren unb fie als Stationalbäume in ihren Siebern oerherrlicht, unb felbft in ben religiöfen
Slnfchanungen unb ©ebräud;en alter unb neuer geit fpielten unb fpielen Säume eine
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