gnnern beS gewunbenen SianenftammeS einwirft, bei nodj ftärferm SidenwadjStume
beS brudfeften PfaljIftammeS wirb aber bie gerrung, itield^e bie ©<h Engen erfahren, fo
ftarf, bah ein Slbfterben ber Siane erfolgt, g n Sermoberung übergegangen, leiften iljre
©dringen bem fidj noch fort itnb fort verbidenben Pfahlftamme feinen SBiberftanb weljr
unb werben gerriffen mtb gerfafert. SluS allebent geht tjeroor, bah eS für auSbauernbe
nnb verfjolgenbe winbenbe ©tämme nichts weniger als vorteilhaft ift, wachfenbe PfafjE
ftämrne als ©tü^e gu benutzen, unb eS wirb and) begreiflich, warum man alte bide Säume
felbft im tropifdjen Söalbe niemals von ben ©tämmen winbenber f a n g e n umfdjlungen
fleht. Slber and) für jene ©ewächfe, bereu winbenbe ©tämme nur einen ©ommer burdj=
leben unb nach SluSbilbung ber ©amen entweber gang gu ©runbe gehen, wie jene beS
winbenben HnötericheS (Polygonnm Conyolvnlus), ober bis gu bem unterirbifdjen ©tamm=
teile abfterben, wie jene beS Hopfens (Humulns Lupulus), wäre eS fein Sorteil, wenn
fie bide aufrechte Saumfiämme umwinben würben. ©oldje ©ewädjfe, weldje barauf an=
gewiefen finb, im Saufe eines furgen ©ommerS ©tamrn unb S lätter gu entwideln unb
mit ifSdfe beS grünen SaubeS bie gur SluSbilbung ber Slitten unb g rü ß te unb inSbefon=
bere ber gur güEung ber ©peidjer in ben galjlreidjen ©amen nötigen ©toffe gu ergeugen,
utüffen fo rafdh wie möglich unb auf bem fürgeften SBege von bem ©rbboben gur fonnigen
£>öfje emporfommen. S aS gelingt ihnen am beften, wenn ihre ©tämme einen bünnen
gaben als ©tü£e benu|en, aber burdjauS nicht, wenn fie einen biden Saumftamm um=
wiuben. S e r SBeg um einen biden ©trunf wäre viel git lang, unb bas gum Slufbaue
fo weitfchweifiger SBinbungen notwenbige Siaterial wäre überjfüffig verfchwenbet, was
ber Sfonomie ber Pflangen gang unb gar wiberfprechen würbe. S aS ift nun freilich
nicht fo gemeint, baff winbenbe Pflangen bie gähigfeit befihen, bie gufagenbfte © tü |e auf=
gufliehen ober aus mehreren ©tühen bie paffenbften auSguwählen; bie Söaljlfähigfeit ift
immer nur eine fdjeinbare, unb wenn bie ©tämme beS <gopfenS fich niemals um pfähle
winben, bie bider als 10 cm finb, fo fommt baS nicht baljer, bah ber £opfeufproh im
vorhinein baS Pngwedmähige weiter SBinbungen gu erfennen vermöchte, fonbern ift babttrd)
begrünbet, bah ihm We gäljigfeit abgeht, in fo weitfdjweifigen Schraubenlinien fich feft an
ben ©tamm angulegen. Somit fommen wir aber auch gur ©chilberung beS SlnlegenS
unb SBinbenS b er © täm m e , foweit biefer Sorgang ber Seobadjtung gugänglich ift.
©leich ben flechtenben unb gitterbilbenben ©tämmen wadjfen bie winbenben ©tämme
anfänglidj lotrecht in bie £>ölje. S ie unterften ©tengelglieber bleiben and) fpäter noch auf=
redjt, mögen bie über ihnen fich auSbilbenben Ijöhern ©tengelglieber was immer für ©chid=
fale erfahren. Siadjbem fich bie genügenbe, je nadj ber 2lrt wedjfelnbe gabt aufeinanber
folgenber ©prohglieber auSgebilbet hat, beugen fich bie oberften berfelben feitlich über, unb
ber gange ©projj befiehl nun aus einem untern aufredjten, im Soben gefeftigten unb einem
obern im Sogen übergeneigten, frei enbigenben Seile. S e r untere S eil bilbet einen ruhigen
unb feftftehenben Sräger, ber obere feitlich gebogene, in ber Suft fchwebenbe Seil führt aber
Sewegungen aus, bie gum gwede haben, baS freie ©nbe in einem Greife ober in einer
(SIlipfe herumguführen. SEan hat biefe Sewegung beS fdiwebenben ©profjteüeS mit jener
beS geigerS einer Uljr verglichen; noch beffer liehe fich biefelbe mit ber Sewegung einer bieg=
famen ©erte ober einer peitfehe, welche jemanb mit ber £anb über ben Hopf hält, unb bereit
@nbe er in freifenbe Sewegung verfemt, vergleichen, ©te ift natürlich nicht fo rafch wie jene
ber Ireifenbeit obern Hälfte ber ©erte, voilgieht fich aber immerhin mit einer ©djneEigfeit,
welche ben Seobadjter in ©rftaunen fept. S ei warmem SBetter macht baS fdjwebenbe, freifenbe
©nbe beS <gopfenS (Humulus Lupulus) einen Umlauf burchfchnittlidj innerhalb 2 ©tunben
unb 8 SEinuten, bie winbenbe Sohne (Phaseolus communis) innerhalb 1 ©tunbe unb 57
dltinuten, ber SBinbling (Conyolvulus) innerhalb 1 ©tunbe unb 42 SEinuten, bie japanifdje
A kebia quinata innerhalb 1 ©tunbe unb 38 SCEinuten unb ber Grammatocarpus volubilis
innerhalb 1 ©tunbe unb 17 SEinuten. S a biefe Umläufe fidj an giemlidj langen ©profteilen
voEgieljen, fo famt man fie ähnlidj wie bie Umläufe beS geigerS einer Uljr mit freiem 2luge
fehen, gumal bann, wenn man bei ©onnenfdiein unterhalb beS übergebogenen Seiles an bem
©proffe einen Hragen aus weifem Rapier anbringt; man fieht bann ben ©chatten beS fchwe=
beitben Seiles ähnlich bem geiger auf bem gifferbtatte langfam, aber beutlich auf ber ißapier=
fläche vorwärts rüden. Sei anbern winbenben Pflangen erfolgt baS gortri'tden allerbingS
viel langfamer, unb mandje berfelben brauchen 24, ja felbft 48 ©tunben gu jebem Umlaufe.
S a an ben weiften winbenben ©tämmen gleichseitig mit bem Hreifeu beS freien ©nbeS .
and) eine Sreljung ber langgeftredten gaferbi'tnbel an ber Peripherie beS ©tammeS ftatt=
finbet, fo glaubte man früher, bah burch biefe Srelmng auch bie freifenbe Sewegung ver=
aniaht werbe. S ie forgfältigften neuern Unterfitdjuugen haben aber ergeben, bah beut
nicht fo ift. S aS Hreifen erfolgt unabhängig von ber S rehung, unb eS gibt winbenbe
©tämme, bei melden eine Sreljung ber gaferbi’tnbel überhaupt gar nicht vorfommt.
igält man an bem Setgleiche mit ber Sewegung einer im Hreife gefchmungenen ©erte
feft, fo ergibt fich audj bie richtigfte Sorftellung von ber in Sebe ftehenben freifenben Se=
wegitng ber ©prohenben. Söeun bie ©erte, welche man fich am beften als cplinbrifdjen
Hörper benft, beffen Peripherie von gasreichen geraben, mit ber 2l<hfe beS ©ijlinberS pa=
rallel laufenben ßinien ber Sänge nach geftreift ift, iljre Sewegung beginnt, fo eutfteht
gunädjft eine feitlidje SluSbiegung; an ber fonfav werbenben ©eite erfolgt eine Serfürgung,
an ber fonvep werbenben ©eite eine Serlängerung, unb eS wirb fidj an ber fonfaven ©eite
eine Srudfpannung, an ber fonvepen ©eite eine ^agfpannung geltenb madjen. S ie ©egen=
fä |e biefer ©paunung werben im gegebenen Slugenblide entlang gweier an ber Peripherie
ber ©erte Ijinauflaufenber, gegenüberliegenber Sinien am gröhten fein, im nächften Slugem
blide aber ift biefe gröhte ©pannung auf bie benachbarten gegenitberfteheuben Sinien
übergegangen, unb inbem fo bie gröhte ©pannung an ber Peripherie ber ©erte fortfehreitet
unb uadjeinanber alle Sinien betrifft, erfolgt eben jene merfwürbige Hreifelbewegung beS
freien ©ertenteileS, bie gang beit ©inbritd beS SretjenS madjt, mit weldjer jebodj tljatfädj=
lieh nur eine Siegung nadj allen ©eiten ber Söinbrofe, aber burdjaitS feine wirtliche fdjrau=
bige Sreljung verbuuben ift. Sian fann biefe Sewegung übrigens audj an jeber am Sobeit
befeftigten ©erte unb überhaupt an jebem biegfamen ©proffe in ber Söeife gur Slnfchauung
bringen, bah uian bie ©pijje berfelben uadjeinanber nach allen SBeltgegenben hinbiegt unb
fo bie ©pi|$e einen HreiS befdjreiben läfjt, wobei man fidj leicht übergeugt, bah infolge
biefer aufeinanber folgenben aEfeitigen Siegungen, bie man .güditmnutation genannt h«t,
feine fdjraubige Sreljung in bem ©ewebe beS ©proffeS erfolgt.
SBir müffen uns nun bie grage ftellen, was woljl ben ©tamm veranlaffen mag, fidj
in ber obgebadjten Söeife nadj allen ©eiten Ijirtgubiegen, raaS bie gellen entlang ber einen
Sinie an biefem ©tamnte veranlaffen mag, fidj gu verlängern, an ber anbern, fidj gu ver=
fürgen unb in biefe Serlängerung unb Serfürgung uadjeinanber alle peripfjeren SängS=
reihen eingubegieljeit. ©infeitiger S ru d von auhen, ber fonft fo häufig Hriimmung bebingt,
ift Ijier als Urfadje ebeufowenig nadjguweifett wie einfeitige Seleudjtung, welch leptere be=
fanntlich gleichfalls eine Hrümmung ber mit Saubblättern befehlen ©tämme gegen baS ein=
faEenbe ©onuenlidjt veranlaht. SBenn man fieljt, bah ^ie jungen gweige von Sudjen
unter ber Saft ber S lätter i'tberhäugenb werben, fo fönnte auch an eine ©rflärung burdj
bie ©chwerfraft gebadjt werben. Slber wie foE man burch ©djwerfraft baS rätfelljafte
gortfdjreiten ber Siegung nach aEeu Sidjtungen ber Söinbrofe erflären, unb baS ift eS ja
vor allem, was uns ljier intereffiert unb was begrünbet werben foE. 2Ean Ijat baS pijä=
nomen audj mit bem Söa<h§tume in Slerbinbung gebracht unb gejagt, eS werbe baSfelbe
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