erften ©ntwidelungSftabium unb gugleid; int auSgewad;fenen guftanbe nebeneinanber geigt, fo
tüirb bie ©ad)e fofort oerftänblid;. 3Jïan fiet;t an ben jungen, eben erft aus bent Sloben her=
oorgefommenen ©proffen (f. Slbbilbung, ©. 307, gig. 1 unb 3) bie wirflid;en Blätter in ©e=
ftalt non bïeid;en, tteinen ©guppen auf ben runblidjen, fein geftreiften Sangtrieben auf=
fifeen, unb and ben Söinfeln, welclje biefe ©druppen mit ben Sangtrieben bibbert, entfpringen
80ß<?Ü)>to(jgeft)(icf)fe: 1. Colletia cruciata. — 2. Carmichelia australis. — 3. Pliyüanthusspeciosns. 93gl. ©.309.
bttnfiere, oiel herbere Drgane, bie fid; raf<$ oergröhern, währenb bie fie ftühenben häutigen
©djuppeit nertrodnen, gufammenfd;rumpfen unb fd; lieblich fpurloS oerfdfjwinben. S a man
nun bie ans ber Stufet non SSlättern (gleid;gültig, ob biefe Keine, häutige ©puppen ober
gro^e, grüne g la se n finb) entfpringenben ©lieber nicht als SSIätter, fonbern als ©proffe
betrachtet unb begeidhnet, fo raerben attdh biefe flauen, blattähnlichen ©ebilbe beS 3Jläufe=
borne§ als ©proffe attfgefafd unb gtachfproffe ober auch mit dtüdficht auf ihre
mit b lättern SSlattäfte (^^EoKabien) genannt. »efräftigt mirb biefe STuffaffung wefent=
lid) baburd;, bah ftd) bie blattähnlichen ©ebilbe in ber meitern ©ntwidelung unb ©probfolge
gang fo wie gewöhnliche ftietrunbe ©riebe ober 2'lfte oerhatten. ©S entfpringen nämlich
oon ihnen fdmppenförmige iölättdjen, unb aus ben Stchfeln biefer ©dfjuppen gehen geftiette
«Stüten heroor (f. Stbbitbung, ©. 307), bie fchUe^Ud; gu grüßten werben. Die ©ewächfe,
welche foldhe SSlattäfte entwideln, finb im gangen nicht fetjr häufig, Die oben als SSeifpiele
gewählten SJtäufebornarten gehören bem fi'tblichen ©uropa an unb erfcheittett bort maffem
tiaft im ©runbe Ud)ter, trodner Söälber, wo im £ochfommer alles in tiefem ©chtafe
ruht. Stuf ben Stntitlen unb in ben ©raSfluren DftinbienS finben fich einige gwangig ftrau<$=
förmige Strten, bie gur gamitie ber wolfSmitd;artigen ©ewächfe, in bie ©attttng P liyl-
lantlius, gehören, unb auch dteufeelanb beherbergt eins biefer fonberbaren gtadjfprofc
gewädife in ber gu ben Schmetterlingsblütlern gehörigen ©attung C am ich elia. 23ei ben
Slrten biefer beiben ©attungen (f. Stbbitbung, ©. 308) finb bie glad;fproffe tangetttid;en
Saubblättern ungemein ähnlich, unb bie eigentlichen Blätter finb in Heine, bletche ©chupp=
chen umgebilbet. Diefe ©d;üppchen ftehen an ber Haute ber gtachfproffe, unb ebenba
entfpringen auch aus ben Stchfeln berfeiben bie blfiten* unb fruchttragenben «Stiele. Stuf
ben Stuben ©übamerifaS finben ftd) auch bie mertwürbigen Holletien, oon welchen eine Strt,
nämlich Colletia cruciata, in ber Stbbitbung, ©.308, gig. 1, bargeftellt ift. Die 23lättd;en finb
an biefen bigarren ©träuchern wingig, aber boc^ nicht bleich unb fdmppenförmig, unb bie
grünen glacfjfproffe, welche bie Stolle ber Saubblätter fpieten, bitben fehr fefte, paarweife
gegenüberftehenbe, gufammengebrüdte, in ©pi|en auSlaufenbe Drgane, oon welchen immer
ein ißaar gegen baS anbre um einen redeten Sßinfet oerbreht ift. SBieber etwas anberS
oerljätt eS fich Bei bem auf ben ©alomoninfeln fwimifchen Hnöterid; Ooccoloba platyclada
unb bei bem auf ber gnfet ©ofotora oorfommenben Cocculus Balfourii. ©S ift aber
unmöglich, hier auf alle biefe 33erfd;iebenf)eiten betailiiert eingugehen, unb eS genügt, bie
auffatlenbften gönnen ber gtachfprobgewädjfe, burd) bie Stbbitbungen auf ©. 307 unb 308
erläutert, oorgeführt gu haben. _ , a , .. .
SBenn bei allen biefen fonberbaren ^flangen bie gweige ftädjenformig ausgebreitet
finb, fo fann man wohl nid;t behaupten, bab bie Dberfläd;e ihrer tranfpirierenben ©e=
webe eine 23efd;ränfung beS Umfanges erfährt, unb infofern hat alterbingS biefe SluS=
bübung mit ber ^erabfe^ung ber ©ranfpiration nichts gu thun. $h*e bieSfäHige Sebeutung
ift auch in ber ©hat wo anberS gu finden, ©ie liegt barin, bah bie b la ttä h n lic h e n
© p ro ffe m it ih re r g tä d je nicht w a g e re d jt, fo n b e rn lotrech t gerichtet fin b .
gm ©egenfafce gur 3Jtel;rgaht ber gtad;blätter, bie ihre Söreitfeite ooH unb gang bem em=
fallenbeu Sichte guwenben, erfdjeinen bemnad; bie gtachfproffe oertifal geftedt, fo baff
fie gur SJtittagSgeit nur einen fel;r fd;malen ©chatten werfen unb ber ©onne ben SBeg gum
SSoben nicht oerwehren. Segreiflidjerweife wirb aber ein folcheS oertifal auf genutetes,
gleichfam auf bie Hante geftellteS btattartigeS ©ebitbe oiet weniger oerbunften als ein
Saubbtatt beffen gläche ben gur SltittagSgeit einfaHenben ©ounenftrahten auSgefe^t ift.
©ie Strbeit in ben grünen gellen, welche fiel) unter bem ©influffe beS Siebtes oodgieht, wirb
burd; biefe 9iid)tung beS blattartigen ©ebilbeS nicht beeinträchtigt. Hönnen bie oertifal ge=
[teilten grünen glächen gur wärmften geit beS ©ageS oon ben ©ounenftrahten and; weniger
gut burchteudjtet werben, fo wirb baS reichlich baburd) aufgewogen, bah t>eeen 33reitfeiten bem
Sichte ber Sdorgem unb Stbenbfonne auSgefe|t finb. Dagegen ift gur geit beS ©ontienauf= unb
Stieb er gange» feine fo ftarfe ©rwärmung unb bal;er aud; feine fo ftarfe Slerbunftung gu be=
fürchten wie bann, wenn bie ©onne im genithe fteht. Um eS furg gu fagen: eS w irb burd;
bie S S e rtifalfteltu n g ber g rü n e n g lä d ;e n n u r bie SSerbunftung, nidht ab e r aud;
bie © urchleudhtung b e fd ;rä n ft, unb man hat baher biefe SJtetamorphofe wohl mit Stecht
als ©dhuhmittet gegen eine gu weit gefjenbe SSerbunftung aufgufaffen. SJtan fmbet biefe Jor=
ricfjtung auch nur an ^ßflangen trodner ©ebiete, wo bie SSerbunftung nicht geförbert gu werben