14 ®te ©rforfdjung bet ^ fta n je nm e lt in a lte r unb neuer 3 e^-
Pflanzenfpfteme" entraidelt D fett zunäcßft ben ©ebatdeu, bafj baS Pflanzenrefl eine auS=
einanber gelegte pflanze fei. Oa bie ibeate r;öc£;fte ^fTanSe aus fünf Organen zufammengefeßt
fei müffe eS ancf; fünf Eiaffen: bie SBurjelpflanjen, ©tengetpffanjen, Saubpftanzen, Blütnern
pflanzen nnb Ftudjtpflanzen, geben. Oie SEBett wirb and ben Elementen: Frb, SBaffer, Suft
unb Reiter gebitbet. Oarauf wirb nun bie Einteilung ber Sßurzelpflanzen in Frbpftanzen
ober Flechten, Söafferpflanzen ober pitze, Suftpflanjen ober SBoofe, Sid)tpflanzen ober F«™e
geftü|t. Bon bent ©aße auSgeßenb, baß alle ©rttppen parallel gelten unb immer eine frühere
©rttppe baS Einteilungsprinzip für eine fotgenbe ift, rairb bann 5. 33. bie zmeite Eiaffe, bie ber
©tengetpftanzen, entfprecßenb ber Einteilung ber » b e in Erben, «Satze, Bronze unb Erze,
in Erbpflanzen ober ©räfer, Salzpflanzen ober Stilen, Bronzepftanzen ober ©eraürze unb Erz=
pflanzen ober Valuten eingeteilt.
(gutUndcIungSgefdjidjtlidje SBctßobc,
SBenn fo bie Sehre non ber 3Mamorpßofe unb bie Fbee ber Urpflanze einerfeitS in
ba§ unfruißtbarfte ©ebanfenfpiet auSartete, fo mürbe fie anberfeitS aud; zur Ouelle jener
en traid etu n g S g efd ;ich tlid ;en B icß tu n g , raetcße auf alle ^raeigbiSziplinen ber Botand
befrucßtenb einmirlte. 2Ban gelangte ju r Überzeugung, baß jebe lebenbe ?ßflan§e eine
ftetige ümgeftaltung erfährt, bie in einer beftimmteu Beißenfolge nor fid; geht, baß fid;
alfo jebe SDCrt nach einem in ben allgemeinen Umriffen feftgeftedten glatte aufbaut unb nur
in $ußerlid)feiten Slbraeid;ungen zeigt, bie freilid; bei flüchtiger Betrachtung oft weit mehr
in bie Singen fallen als bie Dichtung unb Sage jener Steile, raeld;e, ©runbmauem gleich,
bie unnerrüdbare ©tüße beS ganzen BattraerfeS bilben. Um aber ben Bauplan zu er=
mittein, mar eS notmenbig, zurüdzugeßen bis auf baS erfte ©icßtb arm erben eines jeben ©lie=
beS beS PflanzenftodeS unb feftguftellen, mie fid; bie erften Anlagen beS EmbrpoS, mie fich
bie Stuf äuge ber B ü tte ln , beS ©tengels, beS SaubeS unb ber Blütenteile bilben unb auS=
geftalteu, ob fie fid; mächtig ausbreiten, fpalten unb teilen, ober ob fie jurüdbleiben, ner=
fümmern unb non benachbarten überraucßernben ©liebem nerbrängt unb unterbrüdt merben.
©iefe entmidelitngSgefd;id;tlichen Unterfuchungen ber einzelnen Oeite ber Blütenpflanzen
unb noch mehr bie burch bie Bemodfommnung beS BtdroffopeS ermöglichten Beobachtungen
ber Entroidelung ber Erpptogamen ober ©porenpftanzen führten aber naturgemäß auch zur
EntroidelungSgefRichte ber elementaren ©ebilbe, aus melden fid) alle ©eraäd;fe aufbauen.
«Dian hatte früher breierlei Elementarorgane, nämlich Bläschen, ©efäße unb gafern, ange=
nommen. Oie Beobachtungen non 9t. B rom n unb SBoßl führten aber bal;in, baß ber ge=
meinfame SluSgangSpunft biefer Elementarorgane bie B elle fei; fie führten auch zu ber Ent»
bedung beS P r o to p la sm a s , als beS bilbenben, lebenbigen OeileS b e r e d e , unb zu bem
Befultate, baß fich jebe Bede in ben protoplaSmatifcßen Bellenleib unb in bie Bellhaut fon=
bert, fomie baß bie güde beS Bedeutetes ober bie Bellhaut, melche man früher als bie
urfprünglid;e Bilbung auffaßte, baS probuft beS non biefer ^ülle umgebenen Protoplasmas
fei, eine Entbedung, meld;e eine nollftänbige Beforrn in ber SCuffaffung ber Beden überhaupt
im ©efolge hatte. Oie meitern Unterfuchungen führten auch zu bem Ergebniffe, baß bie
gtrt unb Sßeife, mie bie Beden auSmacßfen, unb mie fie fich nernielfältigen, nad; beftimmteu
Regeln ftattfinbet, unb baß auch bei ben Borgängen beS aineinanberreißenS ber burch Ber=
nielfältigung entftanbenen Oocßterzeden bei jeber Pflanzenart ein beftimmter Bauplan zu
erfennen ift, ber in teßter Sinie mit bem Bauplaue ber ganzen pflanze in urfäd;lid;em Bu=
fammenhange ftet;en muß. Oie in biefer Bicßtung im Berlaufe meuiger Oezennien geraon-
neuen Befultate finb aitßerorbentlid; reicßtid;. Fßre f^üHe Ift aus bem feffelnben Beize
Zu erllären, raetcßen baS Berfolgen beS SöerbenS unb UmgeftaltenS lebenbiger ©ebilbe, bie
©ntroiäelunQggeftf;idjtlicf;e 3Jlet£)obe. 15
Beobad;tung gel;eimuiSooder Borgänge, meld;e bem unbemaffneten Singe gänzlich nerfcßloffen
finb, auf jeben Beobadjter auSübt.
Um Bereiche jener ©eraächfe, melche bie altern Bot ander unter bem Barnen Erpptogamen
Zufammenfaßten, erfd;loß ftd) eine neue Söelt. Oie Borgäuge ber Fortpflanzung unb Ber=
jüngung biefer Pflanzenformen burch einzelne Beden ober ©poren mürben in einer ungeafjm
ten SBannigfaltigfed aufgebedt; Oinge, meld;e man früher mit Büdficßt auf ihre äußere
Form ganz uerfcßiebenen ©ruppen zuzählte, ftedten fid; als zufammengehörig, als Entraide=
litngSftufen einer unb berfeiben Slrt bar, unb eS ergab fid; als Eottfequenz biefer Entbeditngen
eine auf bie EntmidelitngSgefdjichte begrünbete ganz neue fpftematifcße ©ntppierung in biefer
Slbteitung beS ©eroächSreid;eS. Slber and; bie fpfiematifdje ©ruppierung ber Blutenpflanzen
ober Phanerogamen erfuhr eine roefentlid;e ümgeftaltung. OaS auf bie Bahlennerhältniffe
ber Blütenteile geftüßte S in tt efche ©pftetn mar aderbingS fcßon früher burch eine anbre Ein=
teilung erfeßt morben unb zmar non ben F^nnzofen ^5u ffie u unb Oe E a n b o lle , roetcße
©pfterne entmidelten, bie man bem fünftlicßen Sinnefcßen ©pfteme als natürliche
gegenüberftedte. Fm ©runbe itnterfepieben fid; aber biefe leßtern non ber Einteilung S innöS
nid;t anberS als babitrd;, baß bie EinteilungSgrünbe nermehrt unb ermeitert morben raaren.
Bur bie tgaupteinteilung ber Blütenpflanzen in fold;e, melche mit nur einem ©antenlappen
leimen (SBonofotptebonen), unb jene, bereit Eeimling zmei ©amenlappen trägt (Odotpte-
bonen), fonnte als SInlauf zu einem auf bie EntroidetungSgefcßichte bafierten ©pfteme gelten;
aber fcßon bie ©ruppierung ber Oilotplebonen in folcße, bereit Blüten ber Eorode ent=
bepreit (Sipetalen), foldje, bie eine aus tterroadßfenen Blättern oberpetalen gebilbete Eorode
haben (SBonopetalett), unb fold;e, raeld;e eine Eorode auS nid;t nerroad;fenen Blättern be=
fißen (Oialppetalen), mar jebenfads eine gezmungene unb nur auf äußerliche Sfterfmate
gegrünbete.
OaS ©pftetn, raetcßeS ber SluSfluß ber EtttroidetungSgefcßid;te ift, gel;t nun non bem
©eficßtSpuidte auS, baß bie Sißnlicßfeit ber fertigen ©eftalten für bie Bufatitmengehörig=
feit berfelben nicht immer entfepeibenb ift, unb baß bie Berraanbtfdjaft ber Pflanzenformeit
oiel ftd;erer bitrd; bie gleichen ©efeße beS SBerbettS, bttrd; bie gleid;en Borgänge bei ber
Berjitngung erfannt roirb. ©eraächfe, raeld;e im fertigen Buftanbe eine feßr abraetihenbe
äußere ©eftalt zeigen, finb bocf) als nahe nerraanbt anzufehen, raenn fie nach bem gleidjeit
plane fich uufbauen, unb umgefehrt. Oaß eitt auf biefe ©runbfäße geftüßteS ©pftetn einen
roefentlid;en Fortfehritt bebeutet, läßt fid; nid;t in Slbrebe fteden; attberfeitS läßt fich aber
and; nicht nerfennen, baß eS großen ©chraierigfeiten unterliegt, aus ben nieten Erfdjeinungen,
melche im Berlaufe ber Entraidelung einer Pflanze beobachtet merben, bie richtige 3luSraal;l
ZU treffen unb feftzufteden, raaS non biefen Erfcheitutngen auf Bed;nung beS einer großem
Slnzal;l non Pflanzen gemeinfamen Bauplanes zu bringen unb baßer als ©tammeSeigen=
tümlicpfeit aufzufaffen ift, unb raaS nur als SluSbritd ber auf baS Söerben ber unterfmhten
Pflanze Einfluß neßmenben SebenSbebingitngen zu gelten ßat.
Biele ber forfdjttug in ber ©egeittoarü
Oie befißreibenben Botander fümmern fiep nur um bie fertige F°mt ber Pflanze, bie
nergleicßenbe fpefulatine ©eftaltleßre fuept bie fo mannigfaltig auSgebilbeteu Pflanzen^
formen auf ein einfaches ilrbilb zurüdzufüßren, bie EntraidelungSgefd;ichte berüdfieptigt baS
Sßerben ber ©eftalten; aber ade biefe Btd;tungen finb berF'oage nad; b e rB e b e u tttn g
ber © eftalten fü r baS S eben ber P fla n z e fern geblieben. Oie Forfd;ungSrid;tung,
melcße baS Seben ber Pflanze als eine Beiße pßpfdalifcßer unb <ßemifd;er Borgänge