498 SDßacfjgtum u n b SBärme.
burch ©tral)lung gegen beit 9iad)tt)itninel abgeben. Um baS gu oermeiben, fr a g e n fi<h
bie ©eilblättcfien und) aufwärts ober abwärts unb ftetten fich fogufagen auf bie ©hrteibe.
©aburh werben ißre Breitfeiten oertifal unb finb in biefer Sage fo gut wie möglid) oor
ber 2luSftral)lnng ber SBärnte gegen beit Slad)tl)immel gefhiißt.
Funt Bottguge biefer ^Bewegungen finbeit fid) an ber BafiS ber betreffenben ©eitt
blätteren unb manchmal auch an ber BafiS ber gemeinfameit Blattftiele eigentümliche faft=
reiche Fettgewebe oon gebunfenem, gemulftetem, fnotenförmigem ober watgenförmigem 2ln=
feßen, bie man mit bent -Kamen ©elenffnoten ober © elen fw ü lfte belegt hat, unb bie
fid) häufig wie fitrge, bitte Blattftielhen auSnehmen. geber ©elenfwulft befteßt aus
parend)i)iitatifd)en, bünnwanbigen Fellen, unb biefe umwallen einen ©trang aus gufaim
nteitgebrängten ©efäßbüitbeln, welker in feinem weitern Verlaufe gur SJüttelrippe beS
bein ©elenfwülfte auffißeitben ©eilblättd)enS wirb, ©oweit biefer ©trang oon bent ©e=
lenftoulfte umgeben ift, finb feine Steile gefd)meibig, feljr biegfam unb nießt oerßolgt,
barüber hinaus oerliert er biefe ©igenfhaften, wirb fteif unb feft unb bitbet gieicßfain
beit ©runbpfeiler beS gangen BlättGßenS, fo gwar, baß Sageänberitngen ber SKittelrippe
oon bent gangen Blättchen mitgemacht werben.
Unt ft<h nun flar oorguftetten, wie bttreh Bermittelung ber ©elenfwülfte eine Be=
wegnng ber oon ihnen getragenen Blättchen ftattfinbet, benfe man fiel) einen gerablinigen
©tab, ber nur an ber BafiS biegfam unb bort gwifeßen gwei ©ruttfebertx eingefleinmt ift.
©er oon beit beiben Gebern auSgeßenbe ©rutt fei gleich ftarf, unb ber ©tab werbe ba=
burtt) in aufrechter ©tettung erhalten. Säfit ber ©rutt ber geber an ber einen ©eite
nach, fo wirb ber ©tab fiel) neigen müffen unb gwar in ber 9iict)tung beS rerminberten
©rutteS. ©teilt ftd; fpäter ber gleichmäßige ©rutt beiber Gebern wieber her, fo wirb ber
©tab feine urfprünglidie aufrechte Sage iteuerbingS einnehmen, ©enft man fid) nun
ftatt beS ©tabeS ein Blättchen, weld;es oon ber ftabartigen SKittelrippe, begiehenttid; oon
bent oben erwähnten ©efäßbünbelftrange bureßgogen ift, unb ftatt ber beiben ©ruttfebern
gwei gegenüberliegenbe Hälften eines turgeSgierenben Fettgewebes, fo wirb bei gleicher
©pattnung beS ber BafiS beS ©trangeS angelagerten parend)t)inatifd)en ©elenfwulfteS baS
Blättchen aufrecht ftehen; fobalb aber infolge oermel)rteit SBaffergttflitffeS ber ©urgor ber
Fetten an ber einen Hälfte beS ©elenfwulfteS gunimmt, biefe Hälfte fich oerläitgert, auS=
baucht, fonoep wirb unb einen ftärfern ©rutt auSübt als bie gegenüberliegenbe Hälfte, fo
geftaltet fich biefe leßtere fonfao unb wirb ftarf gufammeitgebrüttt, ber gwifhen beibe SBuljL
hälften eingelagerte gefd)ineibige ©eil beS ©efäßbünbelftrangeS aber wirb gefrümmt, unb
baS Blättchen, beffen fteife SKittelrippe bie gortfgßung beS gefrüntmten ©efäßbünbelftrangeS
bilbet, wirb fich uad) ber ©eite ber fonfao geworbenen Hälfte beS ©elenfwulfteS über=
neigen, ginbet bie Funaljme beS ©urgorS abwechfelnb halb in ber einen, halb in ber
anbertt <gälfte beS ©elenfwulfteS ftatt, fo wirb fich aud) baS Blättchen halb ber einen,
halb ber anbern ©eite guneigen, unb hat ber ©räger ber Blättdjen eine wagereihte Sage,
fo wirb ein abwehfelnbeS iQeben unb ©enfen ber Blättchen git ftanbe fomnten. ©abei ift
gu bewerten, baß baS Blättchen felbft fich eigentlich gang paffio oerhält, unb bah bie ®rutt=
fräfte, welche hier wirffam finb, nur in bem ©elenfwülfte il;r ©piel treiben.
©ie gewöl)nlichfte Slnregung gur periobifdjen Stnberung beS ©urgorS in ben ©elenf=
wiilfteit ift bie Slbnaßme beS Siebtes unb ber SBärnte nach ©onnenuntergang, unb ba baS
baburch bewirfte igeben unb ©enfen ber Blättchen mit bem Sluffucßen ber nächtlichen ©d)laf=
ftätten oon feiten ber Bögel unb anbrer ©iere gufammenfättt, fo hat man bie befproeßene
©rfeßeinung autt) als © d jlaf b er ^ßflangen gebeutet unb begegnet.
©ie ©djnelligfeit, mit welcher fid) bie Bewegung ber Blättchen üottgiel)t, ift an oer=
fchiebenen ißflangen fehr oerfd)ieben, aud) an berfelben Slrt erfolgt fie halb rafdjer, balb
©djufcmittet road^fenber Sßflanjen gegen SBärmenevIuft. 499
langfamer nad) SKaßgabe äußerer ©inflitffe. Sitte Umftänbe, welche ben ©urgor in ben
ißflattgengetten fteigern, haben auch eine Befchleunigung ber Bewegungen gur golge. gn=
wiefern Sicht unb ©unfelßeit auf bie ©urgeSgeng ber ©elenfwülfte ©influß nehmen, ift
ein noch ungelöfteS Bätfel. SKan nimmt an, bah Berbunfelung einen oerftärften Fn=
fluß oon SBaffer unb eine Steigerung beS ©urgorS in bem gangen ©elenfwülfte, jeboeß
in ber einen Hälfte rafd)er als in ber anbern, bewirft, währenb burch Sic^treig bie ißroto=
plaften in ber einen Hälfte ber Fetten beS ©elenfwulfteS oeranlaßt werben, einen ©eit beS
in ihrem 3Kacßtbereid)e liegenben wäfferigen ©afteS geitweilig an bie SKadjbctrfhaft abgttgeben,
womit nun freilich nicht gar oiet erflärt ift.
Bei einem ©eile ber ißflangen, beren Blättchen bei eintretenber ©unfelheit nach ©onnen=
Untergang eine ©d)lafftettung annehmen, bewegen fich bie an ber BafiS mit ©elenfwütt
ften auSgeftatteten Blättchen nach aufwärts, bei anbern in entgegengefeßter Sficßtung nad)
abwärts. Bei ben breigäl)ligen Blättern, als beren Borbitb baS Kleeblatt bienen fann,
ift bie Bewegung nad) aufwärts bie Siegel. Stach erfolgter Stufrichtung finb bie ©eilblätt=
dien entweber alle brei naßegu unter rechtem SBinfet gegen ben <gorigont gerichtet, ober
baS ©nbblättcßen hat fich noch etwas mehr als bie beiben feittichen aufgebogen, ©in fehr
hübfheS Beifpiel hierfür gibt ber ©djottenflee (Tetragonolobus siliquosus), welcher in ber
Slbbilbung auf ©. 497 burch gig. 7 unb 8 bargeftettt ift, bann Desmodium penduliflorum
fotoie oerfd)iebene Slrten ber ©attungen tgornflee, Eopfflee, tgonigflee unb ©chnettenflee
(L otus, T rifolium, M elilotus, Medicago). ©efieberte Blätter, beren ©eile fid) aufridp
ten unb ähnlich wie bie Blätter eines gugeflappten Buches aneinanber legen, finbet man an
ben gasreichen fleinen, ftruppigen SKimofenfträucßern ißeruS, oon weihen eine Strt, näm=
lieh Mimosa Lindlieimeri, in ber Slbbilbung auf ©. 497 burch gig- 1 unb 2 in ber ©ag^ unb
Kajjtftettung bargeftettt ift, an ber neuI)ottänbif<hen Acacia lopliantlia unb mehreren anbern
echten Slfagien, an Sclirankia aculeata, an ben Slrten ber ©attung Aeschynomene, ben
amerifanifhen ©lebitfd)ien, weiterhin an bem neul)ottänbifd)en Cliantlius Dampieri unb
an ber weitoerbreiteten europäifhen itronwitte (Coronilla v aria), oon weld) lepterer bie
gig. 6 geigt, wie fich aufgerichteten Blättchen fehr regelmäßig paarweife aneinanber
legen, ©benfo häufig beobad)tet man gätte, wo fich bie ©eile gefieberter ober gefingerter
Blätter nad) ©onnenuntergang nad) abwärts fd)lagen. SllS Beifpiel für biefe Slbteitung
würbe in ber Slbbilbung auf ©. 497 baS B latt einer ber gasreichen amerifanifhen Slmorphen
(Amorpha fruticosa), gig. 3 unb 4, eingefd)altet. SKan finbet fold)e in ber Slaht I)erab=
gefhlagene Blättchen aber aud) fehr auffallenb an ber inbifdjen A verrhoa Oarambola, an
ben oerfd)iebenen gnbigo= unb ©üjpolgarten (Indigofera unb GlycyrrMza), an ben ©o=
phoren (g. B. Sopliora alopecuroides), bem amerifanifhen Baume Gymnocladus Canadensis
unb an beit Scobinien, oon wjlhen ß o b in ia P seudacacia im BolfSmunbe ben Stamen
Slfagie führt unb als FL^f’ctum atterwärts gepflangt ift, beSgleihen an bem weitoerbreiteten
gewöhnlichen ©auerflee (Oxalis Acetoselia), ogl. Slbbilbung, ©. 323, gig. 8, an ber inbi=
fheit, fieberblätterigen Oxalis sensitiva unb an gasreichen amerifanifhen ©auerfleearten.
SJiit 9tüttfid)t auf Oie 2luSftral)lung ift eS gleichgültig, ob fich bie ©eilblätthen auß
richten ober herabfhlogett; bie ^auptfad)e ift, baß fie ihr ißrofil bem Stahthiwunel guwenben,
unb baS gefhiel)t in allen oben erwähnten gälten. ©S ift aber am ißlaße, hier barauf
aufnterffam gu mähen, baß burch bie periobifhe fiageänberung ber Saubblattflähen neben
bem ©d)iiße gegen gu weit geßenben SBärmeoerluft aud) noh attbre Borteile erreiht werben
füllen, unb in biefer Begießung ift es nid)tS weniger als gleichgültig, ob bie Blättchen nah
aufwärts ober abwärts gufammenflappen. ©a bie Bertifalftettung ber £aubflää)en aud) ein
wid)tigeS ©hußmittel gegen gu weit geßenbe ©ranfpiration ift (ogl. ©. 312), fo werben
auch oerfdjiebene mit biefem ©huße gufammenl)ängenbe Berl)ältniffe beS Blattbaues nicht
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