das den höchsten unserer Afrikanischen Genüsse bildete, war
leider auch nicht aufzutreiben. Desshalb erquickten wir uns
denn in Ermangelung höherer Genüsse mit einer Extra-Portion
von Kaffee und Milch.
Die Fulbe waren heute noch nicht .zur Audienz gekommen
und desshalb ward beschlossen, noch den folgenden Tag hier
zu bleiben; diese verweichlichten Höflinge sind keine Freunde
übergrosser Anstrengung. Dem gemeinen Kriegsvolk, das
keine Löhnung hatte und sich auch seinen Mundvorrath
selbst verschaffen sollte li und zwar ohne plündern zu dürfen,
da wir auf befreundetem Gebiete waren —, konnte aber
ein solcher Aufenthalt nur unerträglich sein, und während
daher am folgenden Tage die Leute von Fétte und
Bögo gerade zur Audienz waren, rückten zahlreiche Kanembü-
Trupps sowohl vor das Zelt des Veziers, als auch vor diejenigen
anderer Grossen und gaben ihre Ungeduld durch Schütteln
mit den Schilden und durch ihr eigenthümliches, nicht
sehr sanft tönendes Geschrei zu erkennen. Während nämlich
bei früheren Heereszügen die Schüa und Kanembü oft weit
vorauszogen, um sich ihren Bedarf leichter verschaffen zu
können, war jetzt strenger Befehl gegeben worden, dass Niemand
dem Hauptzuge vorausgehn dürfe.
Herr Dr. Overweg machte diesen Nachmittag dem Fürsten
A'dischen in Kade, dem Hauptorte seines Landes, welcher
etwa 2 Engl. Meilen südöstlich lag, einen Besuch und brachte
eine Ziege als Geschenk zurück; er schien aber sonst keinen
grossen Genuss von seinem Ausflug gehabt zu haben. Es
wäre gewiss interessant gewesen, hier, in dem Orte dieses
den Kanöri befreundeten Häuptlings, die Sitten dieser Leute
zu studiren; aber es schien mir nicht räthlich, mich näher
mit ihnen einzulassen, da die Kanöri schon ohnedies zu geneigt
waren, uns mit diesen Kerdi zusammenzuwerfen, was
sich mein Begleiter ruhig gefallen liess, wozu ich aber, da
es uns in ihrer Meinung sehr herabsetzen musste, höchst
wenig Neigung verspürte. Auch konnten sich diese unglücklichen,
nur dem Zwange der Verhältnisse nachgebenden Herren
von Kade, da sie alles nationale Gefühl verleugnen mussten,
bei der Anwesenheit einer solchen Heeresmasse unmöglich
in ihrer wahren Natur geben; ja, sie waren--eher geneigt,
ihren „kefe” selbst zu verleugnen.