r
zung bewachsenem Ufer eine zahlreiche Heerde gut gehaltenen
Rindviehes weidete.
Gegen Abend fanden wir mit einiger Mühe einen Pfad,
welcher uns durch das Ackerland nach Alairük führte, einem
in der hohen Hirsensaat fast ganz verborgenen Dörflein. Wir
wurden auf eine ziemlich kühle Weise empfangen, wie es der
Fremde überhaupt in allen Dörfern in der Nähe von Hauptstädten
erwarten muss, deren Einwohner mit fortwährenden
Ansprüchen auf ihre Gastfreundschaft heimgesucht werden.
Da ich aber meine Wohnung und Alles, was ich sonst bedurfte
, bei mir führte, so fragte ich nicht viel nach ihrer
Begegnung' und mein Zelt war bald in einem Hofe aufgeschlagen.
Ich wurde jedoch unangenehm berührt durch
einen Wortwechsel, welcher zwischen meinem Geleitsreiter
und dem Hausherrn ausbrach, da Letzterer jenen sein Pferd
nicht an der Stelle, wo er es wünschte, anbinden lassen wollte;
ja, mein Begleiter unterstand sich sogar-, unseren Wirtli zu
schlagen. Solcher Behandlung sind die Unterthanen in diesen
Ländern, wo zum grossen Theil Sklaven das Regiment
führen, fortwährend ausgesetzt.
[Sonntag, 14tn 1 September.] Nach einer erquickenden
nächtlichen Ruhe brach ich etwas später als am gestrigen
Tage auf und wand mich auf einem schmalen Pfade durch
das Gefilde, wo ausser Sorghum auch Karäss (Hibiscus escu-
lentus) gebaut ward. Dieses Gemüse bildet in Gegenden,
wo die Blätter des Affenbrodbaumes — „küka” — und des
„kadjilidj” (Baiamtes Aegyptiacus) mangeln, für die Eingeborenen
eine wesentliche Würze der Suppen. Obgleich die
Stadt Kükaua ihren Namen von dem Umstand erhalten hat,
dass an der Stelle, wo der Scheich Mohammed el Känemi,
der Vater des gegenwärtigen Herrschers, die Stadt gründete,
sich ein Baum dieser Art vorfand, so gibt es doch
bei Kükaua in einem Umkreise von mehreren Meilen kaum
eine einzige Küka.
Der Himmel war bewölkt und die Landschaft wurde noch
oinförmiger, als am vorigen Tage. Wir trafen einen kleinen
Trupp einheimischer, mit gedörrten Fischen handelnder Leute.
Diese Fische bilden durch ganz Börnu einen ‘beträchtlichen
Handelsartikel; denn obgleich den Kanöri gegenwärtig der
Besitz und selbst der Niessbrauch der herrlichen in ihrem
Gebiete sich ausbreitenden Wasserfläche — des „tsäde” -
vorenthalten ist, so ist doch der Fisch, welchem ihre Vorfahren
den Namen „bü-ni” — „Speise” — (von „bü”, essen)
gegeben haben, immer ein wesentlicher Bestandtheil ihrer
Speisen und Brühen geblieben.
Das Gefilde war hier weniger sorgfältig bestellt, aber doch,
w.eun auch nur in weiteren Zwischenräumen, mit Bäumen
mannichfachcr Art besetzt. Ausser dornigem Talha-Gestrüpp
kamen besonders vor Hadjilldj oder Bito (Balanites AegyptiacusJ,
Sselim, Kürna, Sserräch und Gherret (Mimosa
nilotica). Etwas weiterhin, kurz ehe wir das Dorf Kall-
kügori erreichten, sah ich ein Weib, welches die Samen
einer essbaren, „kreb” oder „kaschä” genannten Poa (wovon
. es mehrere Arten gibt) einsammelte, indem sie eine Art leichten
Korbes über die üppige Wiese hinschleifte. Die Samen
dieser Gräser werden von den Bewohnern Bornu's, Baghir-
mi’s und Wadül’s in grösser Menge als Nahrungsmittel benutzt,
besonders von den Arabischen Ansiedlern in diesen
Ländern, den Schüa; jedoch habe ich wenigstens in Börnu
die schwarzen Eingeborenen sich nie dieser Speise bedie-;
nen sehn, wogegen dieser Same in Baghirmi selbst von
den Reichen sehr geschätzt wird. Der Leser wird im Verfolge
meines Berichtes sehn, dass in Mäsena vorzugsweise
diese Poa meine Nahrung bildete; sie gibt ein leichtes,
schmackhaftes Gericht, erfordert aber reichliche Zuthat von
Butter.
Nachdem wir den Wald betreten hatten und bei verschiedenen
kleinen Lachen vorübergekommen waren, lagerten wir,