trieben in grossen Schwärmen ihr Spiel in dem üppigen
Walddickicht.
Der Platz für unser Lager ward auf dem Hochboden gewählt,
welcher den reichen Thalkessel auf der Ostseite beherrscht
und mit einem tiefen Gehänge von 300 — 400 Fuss
zu ihm hinabsteigt. Hier legte ich mich in dem kühlen
Schatten eines üppigen „sserräch” nieder, nicht weit vom Abhange,
und übersah von hier die Züge der Fugäbü, welche
im Laufe de.s Tages mit ihrem kleinen beweglichen Hausrath
ankamen, indem sie ihren früheren Aufenthalt am Bir el
Ftäim verlassen hatten.
Am Abend statteten wir Scheich Rhet einen Besuch ab
und waren, wie gewöhnlich, genöthigt, ihm und seinen Geführten
von Europäischen Verhältnissen zu erzählen, während
es für uns so unendlich viel interessanter gewesen sein
würde, den Erzählungen aus ihrem eigenen Leben zuzuhorchen,
einem Leben voller Begebenheiten, ebenso wild als
ruhelos, jedoch nicht selten auch reich an poetischen Zügen.
\Montag, 13ten Oktober.] Das Wetter war kühl und ein
starker Nordwind machte es empfindlich. Obgleich wir zu
einem leichten und schnellen Marsch gerüstet waren und
den grössten Theil unseres Gepäckes zurückgelassen hatten,
blieben wir doch heute und den folgenden Tag hier, und ich
erhandelte ein Schaaf für eine weisse Tobe, die ich in Kü-
kaua für 40 Rottel gekauft hatte, indem ich, ausser dem
Schaafe eine Ssäa oder Sekka Negerhirse erhielt, um den
Kauf voll zu machen. Später erhielt ich noch eine schöne
fette Ziege, die wir noch heute schlachteten und ihr Fleisch
recht gut fanden. Des längeren Aufenthaltes mir bewusst,
hatte ich meine Ruhestätte im Schatten des Sserräch gereinigt,
und während ich hier der Ruhe pflegte, der ich in meinem
angegriffenen Zustande so sehr bedurfte, kam der Tebu-Häupt-
ling Hallüf, und setzte sich zu einem Gespräche zu mir. Er
versicherte mich, dass er im Stande sei, uns nach Karkä oder
Kargha zu bringen, dem sumpfigen Insellande im südöstlichen
Winkel des Tsäd, das einen vollständigen, in seinen
schwankenden Umrissen ewig wandelbaren Archipel kleiner
Inseln bildet. Er bot uns seine Dienste zu einem solchen
Zwecke an, aber er fürchtete, wie er sagte, Scheich Rhet’s
Eifersucht. Indem ich es vermied, auf sein Anerbieten einzugehen,
ehe ich mich erst seiner Machtvollkommenheit
vergewissert hätte, nahm ich mit ihm mein kleines Tebu-
Wörterbuch durch und verbesserte einige leichte Versehen.
Hallüf war ein umgänglicher Mann, aber weder ich noch
Herr Dr. Overweg trauten ihm, und nachdem wir uns be-
rathen, hielten wir es für das Beste, uns an den Araber-
Häuptling zu wenden, um seine Meinung darüber einzuholen,
ob er glaube, dass Hallüf im Stande sei, uns mit einiger
Sicherheit nach Karkä zu geleiten.
Scheich Rhet nahm keinen Anstand, zu erklären, dass
Hallüf durchaus unfähig sei, zu erfüllen, wessen er sich
rühme, und bat uns, mit Geduld abzuwarten, bis Nachrichten
von Bornu ankämen, wohin er Botschaft gesandt
habe , um sich in Bezug auf unseren Plan, die östliche
Seite des See’s zu besuchen, und auf seine eigenen Schritte
Raths zu erholen. Wir dagegen glaubten uns befugt, zu erwarten,
dass ihm der Vezier gleich im Anfänge, als er uns
nach Känem aussandte, Befehl gegeben habe, uns in der Ausführung
unserer Pläne, mit denen er schon damals vollständig
bekannt war, nach Kräften zu unterstützen. Wir konnten
uns kaum irgend ein günstiges Resultat von dem Umstande
versprechen, dass der Häuptling sich jetzt aus solcher Entfernung
Raths erhole. Wir beklagten uns daher bei 'Abd Allah
über des Scheichs Lauigkeit, und indem wir voraussetzten,
dass er es nicht zufrieden sein würde, uns unter dem Schutze
Hallüfs zu lassen, weil er erwarten musste, dass der Letztere
einige hübsche Geschenke von uns erhalten und er selbst
dabei leer ausgehen würde, erklärten wir ihm, dass wir uns