liess sich sehn. Gleich darauf .erreichten wir die Dorfgruppen
von Demmo und machten jetzt jeden Augenblick Halt,
um uns nach dem zum Lagern geeignetsten Platze umzu-
sehn; aber die Angabe, dass nahe vor uns ein grösseres
Wasser sei, lockte den Vezier weiter, während zahlreiche
Delebpalmen hinter den schattigen Akazien hervortraten.
Da erblickten wir plötzlich ein breites Wassersal vor uns,
breiter, als wir noch eines in diesem Lande gesehn, wohl
über 2 Engl. Meilen weit und mit einem ansehnlichen offenen
Wasser, auf dem sich zwei Kähne der Eingeborenen
zeigten *).
Wir zogen bis hart an den Rand des Wassers, das hier
tief zu sein schien, obgleich eine Anzahl hungriger Kanembü
das erste offene Wasser passirt hatten und in dem zwischen
ihm und dem hinteren Arm liegenden Sumpfgrase einige
Fische zu erhaschen suchten. Drüben vom gegenüberliegenden
Ufer ragte ein ganzer Wald von Delebpalmen über
die niedrigere Vegetation hervor und lockte zu sich hinüber.
Die Richtung dieses Wassers war hier von SW. nach
NO. und es soll sich nach übereinstimmenden Angaben, obgleich
es nur beim höchsten Wasserstande einigermassen
fliessend ist, mit dem Serbewel vereinen, wie der obere
Theil des Flusses „ere” oder „lagham” von Lögone genannt
wird.
Hier standen wir eine Zeit lang und schauten sehnsüchtig
nach dem anderen Ufer hinüber; es war eine höchst interessante
, eigenthümliche Landschaft, überaus charakteristisch
für diese flachen Äquatorialländer Afrika’s, von denen man
*) Ganz von derselben Natur, wenn auch nicht in unmittelbarem Zusammenhänge
mit diesem flachen Wiesenwasser von Demmo, ist entschieden das
Ngäldjam bei Daüa im Lande der Tuburi, das durch Herrn Dr. Vogel, welcher
es gleich nach dem Beginn der Regenzeit sah, wo es schon ziemlich voll
Wasser war, unter dem Namen „Tiiburi-See” eine so unverdiente Berühmtheit
erlangt hat.
früher eine so gänzlich falsche Vorstellung hatte. Anstatt
des massenhaften Mondgebirges waren die wenigen Berghöhen,
die wir gefunden, ganz vereinzelt; anstatt eines wüsten
Hochlandes weite, unendlich fruchtbare Flachlande, kaum
1000 Fuss über dem Niveau des Meeres, von unzähligen breiten
Wasserrinnen fast ohne alles Gefälle durchzogen. Nur
nach SW. erblickte man in - der Entfernung von etwa 16
Meilen die vereinzelte Felshöhe der Tüburi.
Aber nicht weniger anziehend, als die Scenerie der Landschaft,
war der Anblick der Heerschaar unserer Gefährten,
die hier am Rande des Wassers dicht zusammengedrängt
standen. Nur höchst Wenige von ihnen waren je zuvor so
weit vorgedrüngen und sie blickten mit Neugierde und Erstaunen
auf diese Landschaft. Gern wären sie über das
Wasser gegangen, um die armen Heiden zu verfolgen, von
denen sich die Erwachsenen mit wenigen Ausnahmen noch
eben glücklich gerettet hatten; aber doch ward eine grosse
Menge Sklavinnen und junger Kinder eingefangen. Denn die
Männer waren erst geflohen, als sie an der Masse der vom
Heereszug aufgetriebenen Staubwolke erkannt hatten, dass
nicht einer der gewöhnlichen kleinen Rauhzüge heranrücke,
die sie gewohnt waren und denen sie Stand hielten, Auch
eine ziemliche Anzahl von Füllen nebst Rindern ward einge-
bracht.
Nachdem wir lange Zeit den Anblick dieser Landschaft
genossen, die an Mannichfaltigkeit und Reichthum die öde
Umgebung von Kükaua so weit übertraf, zogen wir uns wieder
etwas zurück, um uns vor den Mücken zu schützen, die nah
an diesen Wassern natürlich in grösser Fülle hausen, und
lagerten uns mitten zwischen den rauchenden Trümmern der
soeben in Brand gesteckten Hütten. Das ganze Dorf, noch vor
Kurzem eine Stätte der Wohlhabenheit und des Glückes, war
zerstört und verödet, und abgeschlachtete Männer lagen überall
zerstreut zwischen den Ruinen umher. Kleine Abtheilungen