in jener Gegend eine so scharfe Züchtigung, dass sie seitdem
ihre Feldzüge dahin eingestellt hahen. Bei jener Gelegenheit
verloren sie ihren Oberbefehlshaber, den Keghamma oder
Ibalaghuän Yähia*), den Erbauer des wirklich grossartigen
Palastes, in dem ich wohnte. Dieser Befehlshaber unternahm
einen Streifzug in’s Müssgu-Land, nicht, wie gewöhnlich,
zu Lande, sondern zu Wasser, und wurde, als er bei
einem Dorfe Namens Gümmel an’s Land ging, überfallen
und nebst den tapfersten seiner Genossen von den Eingeborenen
des Landes niedergemacht.
Die Regierung scheint eine beschränkte Monarchie zu sein,
indem der Fürst von einer Anzahl Grosswürdenträger umgeben
ist, welche den Diwan — die „tälubä”, identisch mit
der „nögonä” des Börnu-Volkes — bilden. Der erste von
diesen Grosswürdenträgem ist der Ibalaghuän; auf ihn folgt
der Maläghuän oder Ghäladlma, dann derMairäi, dann der
Madäm, der Marä-Leghä (König des Wassers oder Hafenmeister),
der Ulanghäi oder Tschiröma (der Thronfolger),
der Maraimarhä, der Madamätiä, der Madäm uchssäm, der
Inthäua, der Mäghauen achthäm, der Mäsaghe achthäm und
der Mäghale-mute.
Das Gebiet von Logone hat eine höchst vortheilhafte Lage
an zwei beträchtlichen, in geringer Entfernung weiter stromabwärts
sich vereinigenden Ströme, dem Flusse von Logone,
Lägham oder £re im Westen und dem Schäri oder Bä im
Osten, und das kleine Königreich könnte sich der gedeihlichsten
Verhältnisse erfreuen, würde es nicht von mächtigen,
von allen Seiten eindringenden Nachbarn überwältigt
und unterdrückt. Aber während die Bornauer einen mehr
regelmässigen Tribut erheben, scheinen die Baghirmier die
*) Folgendes ist ein Verzeichniss der Ibalaghuän, so weit sie mir bekannt
geworden sind: I'ba-Gäre, I'b a-Ky ä ri, I'ba-Othmän, I'ba-Kader, I'ba-A'bü
I'ba-A'dem, I'ba-Ssäide, I'ba-Yähia, I'ba-Herdege.
armen Grenzanwohner von Logone mit der grössten Ungerechtigkeit
zu behandeln und sie nach Willkür allerlei
Leistungen zu unterwerfen. Es ergibt sich dessenungeachtet
aus dem Verzeichniss der Ortschaften in Logone, welches
im Anhänge gegeben werden soll, dass das Land noch immer
ziemlich bevölkert ist, wenn sich auch freilich nicht
sagen lässt, dass es sich in einem blühenden Zustande
befinde.
Als animalische Nahrung dienen den Eingeborenen vorzugsweise
Fische — „klyi” —, welche der Fluss in grösser
Menge liefert; an Rindvieh'— „nthä” — wie auch an
Schaafen $s* „üfu” — ist dagegen grösser Mangel, und allem
Anschein nach haben ihre Nachbarn sie dieser Wohlstandsquelle
beraubt; die einheimischen Araber besitzen jedoch
ziemlich beträchtliche Heerden von Rindern und Schaafen.
Auch Geflügel ist nicht sehr zahlreich, dagegen ist das
Schwein — „sse-sse” — überaus häufig und scheint von den
Eingeborenen vielfach als Speise benutzt zu werden. Ausser
Sorghum oder, wie es hier heisst, „makalä und Hirse
'„wiyo” —; („fiyo ” der Kotokö und Yedinä) — Reis ist
mir nicht vorgekommen — wird beträchtlich viel Baum-
wolle — „mpätaki” — gewonnen, und Weberei bildet die
hauptsächlichste Industrie der Bevölkerung. Ihre Hemden
— „labü” — sind wirklich von vortrefflicher Arbeit, ihr
Indigo — „mogone” — ist jedoch nicht sehr gut, auch sind
sie nicht sehr geschickte Färber*).
Ausser der Baumwolle, welche in ihrem niedrigen, reich bewässerten
Lande in fast unbeschränkter Menge gewonnen werden
könnte, bildet das schon erwähnte schöne Mattenwerk,
*) Man siebt, dass mein Urtheil in dieser Beziehung sehr von dem Denham’s
(Travels and Discoveries, vol. L, p. 237) abweicht; aber Denham besuchte
nie Kanö und hatte daher keinen Maassstab zur Vergleichung der beziehungsweisen
Güte.