bequem gemacht, um hier die heissen Tagesstunden zuzubrin-
gen, als plötzlich der Befehl zum Aufbruch kam. So stiegen
wir denn unwillig wieder zu Pferde.
Das Land wurde jetzt hügeliger und wir erreichten bald
den schönen, hrunnenreichen Thalkessel Aghö, an dessen
Bande eine der ältesten und berühmtesten städtischen Ansiedelungen
des früheren'Reiches Känem lag. Jetzt ist auch
diese Stätte eine Einöde. Wir machten dann einen kurzen
Halt in dem flachen Thale Nündul, um unsere Pferde zu tränken
und uns selbst mit Wasser zu versorgen; denn hier ist
auch heutigen Tages noch einiger Landbau zu sehn und um
zwei oder drei Ziehbrunnen — „chättaür” .— lagert sich jetzt
in Stoppeln stehendes Ackerland umher. Da sich Jeder mit
seinem Bosse zuerst nach dem Brunnen zu drängen suchte,
um bei der Annäherung an das Gebiet des Feindes nicht hinter
der Haupttruppe zurückzubleiben, so herrschte hier grosse
Unruhe und Verwirrung. Mein Kameelweibchen, ein sehr feines,
kleines Thier, aber für solche Parforcemärsche etwas zu schwer
beladen, war im letzten Trosse, und da es wiederum ganz zuletzt
von hier auf brach, hlieb es bald hinter der ganzen Heerschaar
zurück, und ich bemühte mich umsonst, es vorwärts
zu bringen.
Hier war das Land wiederum ebener als im letzten Theile
unseres Marsches. Wir hatten nur Ein, aber freilich langgestrecktes
Thal Namens .Maina-ssa auf unserer Rechten. Zu
meinem Glücke machte die ganze Heerschaar um 2 Uhr Nachmittags
einen längeren Halt, so dass mein Kameel sich wieder
anschliessen konnte — ich hatte es schon aufgegeben.
Die kleine rüstige Schaar stellte sich in einer langen Reihe
auf, um sich zur Tapferkeit zu ermahnen und Befehle zu er-
theilen für den Fall eines Zusammentreffens mit dem Feinde.
Kein Pardon sollte gestattet werden; ein Jeder, der sein
Pferd oder Kameel einbüssen würde, sollte für den Verlust
entschädigt werden.
Dies waren die Hauptpunkte, aber ausserdem wurde noch
gar Vieles ausgerufen, was mir, der ich am Ende der Schlachtlinie
stand, unverständlich blieb. Zwei Reiter sprengten der
Reihe entlang und schwenkten weisse Banner über ihren Köpfen.
Diese Banner waren wahrscheinlich erst für diese Gelegenheit
gemacht, da ich früher nichts davon bei der Bande
gesehn hatte, und die ganze Scene hatte viel Schaugepränge
und eitel Spiel an sich. Als die Anrede vorüber war, sprengten
mehrere kleine Reitertrupps vor die Linie hinaus, als
„imän”, das heisst, als durch einen Eid verpflichtet, entweder
zu siegen oder zu sterben.
Endlich setzten wir unseren Marsch fort, indem sich die
Linie in mehrere kleine unregelmässige Abtheilungen auflöste,
wie der Zufall oder Zuneigung die Leute zusammenbrachte;
aber wir kamen bald wieder zu einem anderen Halt. Man war
unter sich nicht einig und es folgte eine lange Verhandlung,
in deren Folge drei der Fugäbü-Reiter in südlicher Richtung
ahgeschickt wurden, um einen erfahrenen Führer zu holen.
Nach längerer Unterbrechung ging es wieder vorwärts durch
eine schön gewellte und gutbewaldete Gegend und wir wählten
um Sonnenuntergang einen Platz zu unserem Lager, wo
wir, wie. es hiess, ruhen sollten, bis der Mond aufgegangen
wäre, indem zugleich dringende Verbote ergingen, ein Feuer
anzuzünden, damit der Feind unsere Nähe nicht gewahr würde.
Die Dunkelheit war jedoch kaum eingetreten, als sich in südöstlicher
Richtung grosse Feuer sehn liessen, die eine ununterbrochene
Flammenreihe bildeten. Ein Jeder überzeugte
sich, dass dies nicht gewöhnliche Feuer zum Hausbedarf
seien, sondern Feuerzeichen der Landesbewohner unter einander,
und es wurde daraus geschlossen, dass der Feind Nachricht
von unserem Anrückeu habe und seine Freunde zusammenrufe.
Dem’gemäss kam der Befehl, unverzüglich aufzubrechen
und den Marsch fortzusetzen; aber kaum waren die
Kameele beladen und Alles zum Marsch bereit, als der Ge