Beinkleider und erschien mit unbedecktem, glattgeschorenem
Haupte.
Auf dem Boden niederknieend und mit Händeklatschen die
Worte „Allah ngubberu degä!” ■— „Gott gebe dir ein langes
Leben!” — wiederholend, streute er Staub auf sein Haupt,
nach dem knechtischen Gebrauche des „kati götsin”. Sobald
aber der auf den Trümmern seiner Nationalität sich sträubende,
auf allen Seiten seines Landes yon Feinden bedrohte
Häuptling diese erniedrigende Ceremonie ausgeführt hatte,
nahm er seine Würde wieder an und beschwerte sich nun über
seine westlichen Nachbarn, die Fulbe oder Felläta (oder, wie
die Mussgu sie nennen, „Tschögtschogo”), welche dem Bornu-
Heere zuvorgekommen wären und Kühe und anderen Raub
aus seinem Gebiete fortgeschleppt hätten. DerHadj versicherte
ihn, dass solche Unbilden in Zukunft nicht mehr geduldet
werden sollten, — er sei ganz und gar im Schutze Bornu’s.
Auf seinen Wink wurden dann einige Packete entfaltet und
Adischen ward vom Kaschelia Beläl, seinem ehemaligen Gaste,
zuerst mit einer neuen, schönen, dunkelblauen Nüpe -Tobe
(dem „Elephantenhemde”), hierüber dann mit einer reichen
seidenen Tobe (zu wohl 40,000 Muscheln) und zuletzt mit
einem darüber gewundenen Egyptischen Shawl bekleidet..
Während dann die eiteln, sich im Gefühle ihrer höheren Ci-
vilisation überhebenden Kokanaua ihn in ihrer unpolitischen
Kurzsichtigkeit auslachten, wünschte ihm der gemüthliche alte
Beläl auf recht herzliche Weise langes Leben und rief einmal
über das andere: „ngubberu degä meina, ngubberu degä
meina”. Seine Brüder wurden dann mit weiten Hemden aus
gestreiftem Manchester — „äferit” — bekleidet.
So war aus diesem kleinen heidnischen Mussgu-Häuptling
eine Art Bomauischen Amtmannes geworden und er fristete
auf diese Weise seine armselige, unbeneidenswprthe Existenz,
— mit welchen Opfern, das werden wir später sehn.
Die Mussgu-Nation ist in der That auf allen Seiten so
eng von Feinden umgeben, dass sie sich nur durch die grösste
Einigkeit vor dem Verderben retten könnte; statt dessen
aber ist sie in viele kleine Herrschaften zerstückelt, die, anstatt
sich einander beizustehen, sich über ihr gegenseitiges
Ungemach freuen; In Wahrheit, nur die Menge der sumpfigen
Gewässer, welche ihr Land nach allen Seiten hin durchziehen
und dasselbe während des grössten Theiles des Jahres
für feindliche Heere ganz unzugänglich machen (auch während
der übrigen Zeit gewähren ihnen die Hauptgewässer natürliche
Vertheidigungslinien, hinter die sie sich zurückziehen
können), erklärt es, wie das Land oder wenigstens einzelne
Bezirke desselben noch so dicht bevölkert sind, wie wir es
finden werden. ,
Im Norden die unenergischen, aber durch ihre zahlreiche
Reiterei und den Vortheil von Pulver und Blei furchtbaren
Kanöri; im Westen und Südwesten die unruhigen, rastlos
vordringenden Fulbe; im Nordosten die eng verwandten, aber
durch die Verschiedenheit der Religion ihnen jetzt gegenüberstehenden
Logoneser; im Osten die wilden Bagrimma,
sie im Fanatismus eines vermeintlichen Isslam und im Genüsse
Und in der Beutegier des Sklavenraubes verfolgend;
alljährlich von allen Seiten niedergehetzt und um viele Hunderte,
ja Tausende, seiner fortpflanzungsfähigsten Bewohner
beraubt: — so ist es natürlich nicht anders möglich, als
dass dieser unglückliche Volksstamm im Laufe der Zeit unterliegen
muss. —
Es war heute Weihnachtstag, und da Herr Dr. Overweg und
ich, als Hamburger, dieses Fest durch eine ausserordentliche
Abendmahlzeit feiern wollten, sahen wir uns, aber leider vergeblich,
nach Fischen um, welchen Genuss die Sumpfwasser
doch in Aussicht stellten. Mit Elephantenfleisch hatten, wir
bittere Erfahrung gemacht — es war, obgleich nicht unschmackhaft,
entschieden für den schwachen Zustand unserer
Magen zu kräftig oder unverdaulich — und Giraffenfleisch,