dämme durchzogen war; wir mussten hier mehrmals von
unserer Richtung abgehn, um noch nicht ausgetrocknetem
Sumpfwasser auszuweichen. Hierauf folgte ganz nackter Boden
mit vereinzelten Büscheln von Sumpfgras, überragt von
kümmerlichen Karäge-Bäumen von kaum 15 Fuss Höhe,
während wir sie sonst in diesem Lande bis zu einer Höhe
von 70-8|80 Fuss und mit einer Krone von ebenso grossem
Durchmesser zu sehn gewohnt gewesen waren. So weit das
Auge reichte, war die Beschaffenheit des Bodens von derselben
traurigen Natur. Ganz vereinzelt zeigte sich etwas
Fächerpalmen-Buschwerk, das gewöhnlich die gegabelte Fächerpalme
(HypJiaena cucifera) ankündigt; hier aber war,
wenigstens auf unserem Wege, nichts von dieser zu sehn. .
Endlich schien das Sumpfland ein Ende zu nehmen; aber
nichts als missrathene Stoppelfelder mit wenigen zerstreuten,
kläglich aussehenden Hütten trat an seine Stelle, und die
wenigen Bäume, die zu sehn waren, zeigten denselben kläglichen,
verschrumpften Wuchs, wie in dem vorher von uns
passirten Distrikt. Das durch so melancholischen Anblick ermattete
Auge, erfreute sich endlich an einem frischen Felde
mit „massäkuä” (Holcus cernuus), so klein, verschrumpft und
licht die Saat auch stand. Schon hier traten neben den gewöhnlichen
Hütten andere von höchst eigenthümlicher und vortrefflicher
Bauart auf, die ich weiter unten besprechen werde,
und die nur ein zum Bauen ausgezeichneter Thonhoden aufzuführen
gestattet. Indem wir dann wieder in eine Sumpfgras-
ebenB eintraten, erreichten wir ein 40—-50 Schritt breites,
aber ziemlich tiefes offenes Gewässer — „komädugu” —, das
sich, von etwa 10 Fuss hohen Ufern eingeschlossen, in schöner
Krümmung durch die Ebene wand. Auch hier fanden
wir eine Furthstelle, wo das jetzt stillstehende Wasser völlig
unterbrochen war, und ritten fast trockenen Fusses hindurch.
Der Vezier hatte auf Adischen’s Rath seinen Lagerplatz
in geringer Entfernung von hier zwischen den halbzerstörten
Hüttengruppen von Bägä gewählt, der schon im vorigen Jahre
vom Kaschelia Ali Fugomämi geplünderten Residenz des Fürsten
oder Häuptlings Käbischme, den die Kanöri gewöhnlich
Käbschime nennen. Dahin ritt ich also, während der Haupt-
theil des Reitertrosses sich in den hier etwas besser stehenden
Kornfeldern zerstreute, um die halb reifen Ähren für
sich selbst und ihre hungrigen Gäule einzusammeln. Glücklich,
wer zuerst kam, denn die Späteren fanden entweder gar
nichts, oder nur ganz grünes, ungesundes Korn.
Das ganze für das Lager gewählte Terrain war überaus
kahl und öde, besonders nach der östlichen Seite, wo es nur
in weitem Umkreise von kleinen Mimosen begrenzt ward; aber
die Dorfschaft selbst und besonders das fürstliche Gehöft
Käbischme’s erregte mein Interesse ausserordentlich, sowohl
wegen der vortrefflichen Ausführung des Materiellen in der
Bauweise, als" auch wegen der behaglichen Häuslichkeit,
die sich im Ganzen aussprach, und ich that wohl daran,
diesen Baulichkeiten gleich nach meiner Ankunft, ehe der
Packtross ankam, die ernsteste Aufmerksamkeit zuzuwenden,
da das verlassene Gehöft Käbischme’s in der Folge ein „ha-
rlm” wurde,. indem es der Vezier für seine häuslichen Zwecke
ganz wie gemacht fand. Leider liess die gesammte Einrichtung
des Palastes sich nicht mehr erkennen, da alles Holzwerk
weggebrannt war, besonders die die inneren Gehöfte ausfüllenden
Schattenhallen. Das Ganze war jetzt ein leerer, offener,
ziemlich abgerundeter Hofraum von grossem Umfange, rings
umher von mehr oder weniger zerstörten Hütten umgeben
und an den vier Ecken, wenn man bei einem fast runden
Gebäude von Ecken sprechen darf, mit höchst eigenthümli-
chen und reich verzierten Räumen versehen, die meine Aufmerksamkeit
zuerst auf sich zogen, da sie von einem Kunst-
und Ordnungssinn zeugten, den ich hier zu finden nicht erwartet
hatte. Es waren kleine runde Gemächer von etwa 8 Fuss
Durchmesser und wenigstens 12 Fuss Höhe , eingeschlossen