cla es unmöglich war, diese Angelegenheit auf der Stelle zu
ordnen, so sah ich mich genöthigt, ihre vorläufige Abschliessung
Herrn Dr. Overweg zu überlassen; denn ihre endliche
vollkommene Entledigung fand diese widerliche Geschichte
erst nach Ablauf des folgenden Jahres.
Wie denn dergleichen Dinge den Reisenden seiner besten ,
Stunden und halben Thatkraft zu berauben pflegen, so hatten
alle diese unangenehmen Geschäfte auch:meine Abreise
so lange verzögert, dass gerade die Sonne unterging, als ich
zum Stadtthore hinausritt. Meine kleine Reisegesellschaft war
noch sehr unvollständig; denn als ich in die hohen, wogenden
Hirsengefilde, welche die kleine nördliche Vorstadt gänzlich
den Blicken entzogen, hinaustrat, fand sich nur ein armer
junger Mann, den ich eigentlich gar nicht einmal gemiethet
hatte, als mein Gefährte vor; die drei anderen von mir gemie-
theten Diener waren unter diesem oder jenem Vorwande zurückgeblieben.
Der Bursche, welcher sich zur rechten Zeit
eingefunden hatte, war Mohammed ben Ahmed aus Fesän. Ich
hatte denselben, schon im verflossenen März (es war in Güm-
mel) für 2 Spanische Dollar monatlich zu miethen gewünscht
oder vielmehr wirklich gemiethet; aber die Ssuäkena, seine
Gefährten in. der Kafla, mit welcher er soeben von Norden
gekommen war, hatten ihm davon abgerathen, in. die Dienste
eines Christen zu treten, — so dass er sein Wort brach und,_
mit jener Kafla seine Reise fortsetzend, mich mit nur einem
einzigen brauchbaren Diener im Stiche liess. Er hatte aber
inzwischen Zeit gehabt, sein unwürdiges Verfahren vollkommen
zu bereuen; denn er war in Kanö an den Rand des
Grabes gerathen und dann, von seinen früheren Freunden
verlassen, im grössten Elende nach Kükaua gekommen. Da
hatte er mich denn um Verzeihung und Mitleid gebeten, so
dass ich ihm nach einiger Einrede zu bleiben erlaubte, ohne
ihn jedoch zu miethen. Erst nachdem ich in der Folge
seine Anhänglichkeit zu mir erkannte, erhielt er von mir
monatlich 1 Dollar; 2 Dollar bekam er erst nach meiner
Abreise von Sinder (im Januar 1853),' auf meinem Timbuktu-
Zuge, wo ich genöthigt war, allen meinen Leuten höheren
Lohn zu zahlen. — Es war also dieser Bursche, der mir,
als ich auf dem Känem-Zuge die Stadt verliess, mit meinen
beiden Kameelen folgte.
Alles umher zeigte Fruchtbarkeit und Wachsthum, obgleich
die Umgegend der Hauptstadt keineswegs das schönste
Ackerland Bdmu’s begreift, und durch die frische in der
freien Natur wehende Abendluft gestärkt, zog ich fröhlich
dahin. Ich hatte den östlichen Pfad eingeschlagen und
sah mich vergebens nach einer zum Lagerplatz geeigneten'
Stelle um. Endlich erblickte ich zwei von meinen zurückgebliebenen
Leuten und fand auch zugleich links vom Wege
auf etwas ansteigendem sandigen Boden einen Platz, wo wir
unser Zelt bequem aufschlagen konnten. Ich war froh, der
Einförmigkeit und Enge der Stadt enteilt zu sein; denn
nichts in der Welt macht mich so glücklich, als eine weite
offene Landschaft, ein bequemes Zelt und ein schönes Pferd.
Ich hatte jedoch keineswegs ein ganz behagliches Lager;
denn weil ich es vergessen hatte, mein Zelt zu schliessen,
wurde ich so sehr von den Mücken belästigt, dass ich fast
nicht schlafen konnte. In Folge der Nähe des See’s fiel
in der Nacht ein so starker Thau, dass das Zelt am Morgen
ganz nass war, als ob es in’s Wasser getaucht worden
wäre.
[Freitag, 12ten September.\ Ungeachtet dieser Unbequemlichkeiten
erwachte’ ich am Morgen mit frohem Herzen
und kümmerte mich wenig um die Fliegen, welche, den
nächtlichen Quälern, den Mücken, folgend, mich nun anzugreifen
kamen. Ich liess mich vor dem Zelte nieder, um
mich meiner Freiheit zu erfreuen. Es war ein schöner Morgen,
und ich blieb stundenlang sitzen, im ruhigen Genüsse
der einfachsten Landschaft — denn der See im Osten war